Ist die Saison für die Würzburger Kickers seit dem 0:2 im bayerischen Toto-Pokal-Halbfinale gegen den FV Illertissen gelaufen oder geht nach dem 2:2 von Tabellenführer SpVgg Unterhaching im Nachholspiel beim TSV Aubstadt noch etwas in Richtung Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern? Vor dem Auswärtsspiel beim TSV Buchbach an diesem Samstag (16.30 Uhr) herrscht beim Würzburger Drittliga-Absteiger viel Unruhe. Die schwache Punktausbeute seit der Winterpause sorgt für Frust und befeuert das Gerede rund um den Platz.
Wir haben einige der Gerüchte auf der Tribüne und in den Sozialen Netzwerken aufgegriffen und sie mit dem bislang Bekannten abgeglichen. Sechs Behauptungen im Faktencheck:
Stimmt so nicht. Richtig ist: Vieles steht derzeit auf dem Prüfstand. In der Regionalliga kann – ohne jegliche Einnahmen aus TV-Geldern – nicht einfach auf Drittliga-Level weitergearbeitet werden. Trotz aller Anstrengungen und Stellenabbaus in der Geschäftsstelle wird am Ende dieser Saison wieder ein deutliches Minus in der Bilanz stehen. In der Vergangenheit hatten Thorsten Fischer und seine Firma Flyeralarm diese Löcher stets mit Krediten gestopft.
Wie es nun sein wird, ist ungewiss. Zumal die Bilanz noch immer Altlasten aufweist, die über die inzwischen erledigten Schulden beim Ex-Investor hinausgehen. Auf den sportlichen Bereich hatten diese in der laufenden Saison bislang jedoch kaum Einfluss.
Im Gegenteil. Seit dem Einstieg von Dominik Möhler als neuem Anteilseigner wurde in drei Winter-Neuzugänge investiert: Torhüter Eric Verstappen, Mittelfeldspieler Domenico Alberico und Leih-Stürmer André Leipold. Und auch an anderen Punkten wurde nicht gespart: Vor dem Spitzenspiel in Unterhaching reiste die Mannschaft erstmals in dieser Saison einen Tag vor der Partie an den Spielort und übernachtete im Hotel. Das Ergebnis war freilich enttäuschend.
Stimmt nicht. Das Drei-Jahres-Ziel hatte der Kickers-Vorstandsvorsitzende Benjamin Hirsch zu Saisonbeginn so formuliert, weil 2025 wieder der bayerische Regionalliga-Meister direkt in die Dritte Liga aufsteigt. Allerdings wird es mit jedem Jahr in der Viertklassigkeit schwieriger, den Profi-Betrieb zu finanzieren. Im Winter stand der Klub vor dem Gesellschafterwechsel bereits knapp vor der Insolvenz. Schon nach dieser Saison wird es, wenn es nicht doch noch irgendwie mit dem Aufstieg klappt, auch im Bereich des Regionalliga-Teams Einschnitte geben.
So werden die Kickers im Sommer ihre Zelte in Randersacker abbrechen und das Trainingsgelände in der Marktgemeinde nach neun Jahren verlassen, um sich die Miete zu sparen. Trainiert wird dann auf den klubeigenen Plätzen an der Sieboldshöhe. Bei dauerhaft niedrigeren Sponsoreneinnahmen dürfte das nicht die einzige Sparmaßnahme bleiben. Nur wenn in diesem Bereich mehr Einnahmen generiert werden, könnten die Kickers das gegenwärtige Niveau halten.
Stimmt womöglich schon. Obwohl der größte Teil des Kaders über die Saison hinaus an die Kickers gebunden ist. Allerdings haben viele Spieler mit ihren Leistungen in der Vorrunde auch außerhalb von Würzburg auf sich aufmerksam gemacht. Und in einigen Fällen ist ein möglicher Vereinswechsel durch Klauseln im Vertrag geregelt. Zum Beispiel bei Mittelfeldmann Ivan Franjic, dessen Kontrakt bei den Kickers sich zwar aufgrund der Anzahl seiner Einsätze verlängert hat, in dessen Vertrag, nach Informationen dieser Redaktion, aber auch eine Ausstiegsklausel eingebaut ist. Offen über einen möglichen Wechsel spricht derzeit aber niemand. Und gerade im Fall von Franjic betonen die Verantwortlichen immer wieder dessen Mentalität. Am Einsatzwillen mangelt es ihm nicht.
Stimmt nicht. Dass sich Kost im Januar wortgewaltig bei "Facebook" verabschiedete, sorgte im Umfeld für mehr Aufregung als beim Team, bei dem der einstige Sportvorstand nur selten präsent war. Klar stellt sich die Frage, warum ein bis dahin funktionierendes Konstrukt in der laufenden Saison gesprengt wurde. Die Chemie zwischen Kost und Sportdirektor Sebastian Neumann soll nicht gestimmt haben. Letztlich ist es aber in erster Linie Neumann, der das Alltagsgeschäft verrichtet und der zusammen mit Scout Marc Kriegl das aktuelle Team zusammengestellt hat.
Auffällig ist vielmehr der zeitliche Zusammenhang eines weiteren Abgangs mit den neu aufgetretenen Problemen: Seit Athletiktrainer Dominic Palmer nicht mehr beim Regionalliga-Team der Kickers tätig ist, ist die Zahl der Muskelverletzungen bei den Spielern deutlich gestiegen. Trainer Marco Wildersinn mag diese Verbindung freilich nicht herstellen. Offiziell wurde Palmer ins Leistungszentrum versetzt. Dort tätig ist er aber nicht.
Wird sich zeigen. Zu viel Ballgeschiebe, alles nur noch Rasenschach, keine Ideen im Spiel nach vorne – so die Kritik. Der stimmt Trainer Wildersinn mit Blick auf das Pokal-Aus gegen Illertissen sogar zu: "Wir waren im Spielaufbau zu sehr auf Sicherheit bedacht. Wir haben den Blick nach vorne vergessen – das Risiko, den Mut, die Zielstrebigkeit." Grundsätzlich mag er an seinen taktischen Prinzipien aber nicht rütteln. Sein Team sei, so findet er, flexibel, stelle sich auf jeden Gegner neu ein. Nur fehle derzeit "das Selbstvertrauen", um das Erdachte richtig umzusetzen. Was dagegen hilft? Wildersinn sagt: "Weiterarbeiten!" Der Trainer wird in den nächsten Wochen den Beweis antreten müssen, dass er Recht hat.
Ob das stimmt, bleibt ein großes Rätsel. Bei der Hauptversammlung der an der Börse notierten SpVgg Unterhaching am Donnerstagvormittag betonte deren Präsident Manfred Schwabl, dessen Firma gleichzeitig einer der Hauptaktionäre ist, dass er nicht bereit sei, mögliche Auflagen für eine Drittliga-Lizenz zu erfüllen, wenn darunter das Nachwuchsleistungszentrum leiden sollte. Zuletzt hatte der Ex-Bundesliga-Profi erklärt, in der kommenden Saison solle der aktuelle U-19-Coach Marc Unterberger als Nachfolger des scheidenden Sandro Wagner den Cheftrainer-Posten übernehmen.
Allerdings besitzt Unterberger nicht die für die Dritte Liga erforderliche Uefa-Pro-Lizenz. Und Paragraph 11, Absatz 5 der Ausbildungsordnung des Deutschen Fußball-Bundes legt fest, dass eine Ausnahmegenehmigung in einem solchen Fall nur möglich ist, wenn ein Trainer die Mannschaft selbst in die höhere Liga geführt hat und "in den letzten zehn Pflichtspielen vor dem Aufstieg hautverantwortlich war". Ob die Hachinger diese Regelung einfach nicht bedacht haben oder die vermeintlich endgültige Trainerwahl bereits ein Hinweis auf einen möglichen Aufstiegsverzicht ist, bleibt abzuwarten.
Antwort: OK, das stimmt, wir müssen wieder klein starten und von ganz unten anfangen.
2. Die Mannschaft wird nach Saisonende auseinanderfallen, weil zu viele Leistungsträger auf sich aufmerksam gemacht haben und woanders interessantere und vor allem besser bezahlte Jobs geboten kriegen. Da locken die zweite und dritte Liga! Dass viele Spieler verlängerte Verträge haben, kann dem Verein nur recht sein, um so höher sind die Ablösen (bzw. es gibt überhaupt welche), und die kann man gut gebrauchen.
Wenn man also nicht direkt zum Aufstieg durchmarschiert, müssen die Kickers in der derzeitigen Situation jedes Jahr neu aufbauen, am besten mit einem längerfristig gebundenen Trainer, der auch bei zeitweiligem Misserfolg eine Idee hat, und einem kontinuierlich erfolgreichen Trüffelschwein Neumann. Viel Spaß in diesem Umfeld!