War's das schon für die Würzburger Kickers? Nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Heidenheim sind es für die Rothosen in der Zweiten Fußball-Bundesliga neun Punkte zum rettenden Ufer. Das Ergebnis und vielmehr noch die Leistung machten am Freitagabend wenig Hoffnung. Die Aufbruchstimmung nach dem 3:2-Sieg gegen den Hamburger SV ist schon wieder verschwunden. Auf der anderen Seite: Es sind sieben Punkte auf den Relegationsplatz 16, und gegen die Kontrahenten im Tabellenkeller spielen die Kickers erst auf der Zielgeraden dieser Saison. Planen die Kickers schon für Liga drei und wie sicher sitzt eigentlich Trainer Bernhard Trares noch im Sattel? Eine Analyse.
Der Trainer
Seit genau einer halben Saison ist Bernhard Trares nun der Chef auf der Kickers-Kommandobrücke. Der 55-Jährige kann, um das vorweg zu nehmen, auch in den nächsten Wochen in Ruhe weiterarbeiten - und zwar bei den Kickers. Dass Felix Magath als Fußball-Boss des Investors und starker Mann im Hintergrund den Daumen senkt, ist nicht zu erwarten. Wobei sich der Trainer-Altmeister mit öffentlichen Kommentaren zu den Kickers dieser Tage ohnehin zurückhält. Auch zur aktuellen Situation wollte er sich auf Anfrage nicht äußern. Vorstand Sport Sebastian Schuppan trägt in der Öffentlichkeit und auch intern die Verantwortung. Aufstellung und Taktik sind aber, auch wenn Schuppans Stammplatz neben Trares auf der Bank ist, die Sache des Coach. Die beiden Trainerwechsel - Michael Schiele und Marco Antwerpen mussten gehen - in der Hinrunde haben den Verein aufgewühlt, haben für Unruhe gesorgt und die Mannschaft zusätzlich verunsichert. Die Kickers setzen nach dem Chaos der Vorrunde jetzt auf Geschlossenheit. Zu Trares gibt es keine Alternative.
Alle vier Saisonsiege haben die Kickers unter seiner Leitung geholt. Allerdings hatten seine Vorgänger auch nicht annähernd so viel Zeit, mit dem Team zu arbeiten. Zudem wurde die Mannschaft im Januar um fünf neue Spieler ergänzt. Eine echte Handschrift hat Trares dem Kickers-Spiel noch nicht verpassen können. Die individuelle Klasse der Mannschaft ist höher, doch ob sich das Team fußballerisch weiterentwickelt hat, ist nicht klar zu beantworten. Trares setzt auf Umschaltspiel und in jüngster Zeit auf die Mittelfeldraute. Ein Umstand, auf den die Gegner zuletzt taktisch reagierten. Heidenheim agierte mit einer Dreier-Abwehrkette. Zum einen, damit die Verteidiger bei Würzburger Gegenstößen nicht in Eins-gegen-Eins-Duelle mit den Kickers-Angreifern mussten. Zum anderen, damit die Außenbahnspieler mehr Freiraum für das Offensivspiel hatten. So nutzte Heidenheim den von den Kickers unbesetzten Platz auf den Flügeln zum Spielaufbau. Die Außenbahnakteure Tobias Mohr und Marnon Busch spielten mit Abstand die meisten Pässe in das Spielfelddrittel vor dem Kickers-Kasten - zu einer Änderung der Formation sahen die Kickers aber keinen Anlass. Der Plan, mit dem Trares den Gegner übertrumpfen wollte, war da schon schwerer zu erkennen. Nach der Niederlage am Freitag wirkte der Rothosen-Coach ziemlich ratlos: "Wir haben alles probiert, alles versucht – es ist uns aber einfach nicht gelungen."
Die Mannschaft
35 Spieler haben die Kickers in dieser Saison eingesetzt. Eine Zahl, die vieles beschreibt. Umso bemerkenswerter ist deshalb, dass sich zuletzt ein fester Stamm herauskristallisiert hatte. Nachdem Trares fünfmal auf die gleiche Startelf setzte, änderte er vor der Partie gegen Heidenheim seine Anfangsformation nur auf einer Position: David Kopacz ersetzte Mitja Lotric. Am Freitagabend empfahlen sich freilich einige Akteure für eine Pause beim Auswärtsspiel am kommenden Sonntag in Hannover. Doch trotz des Riesenkaders gibt es nicht allzu viele Alternativen. Dass Trares in den vergangenen Wochen an seiner Mittelfeldraute festgehalten hat, hatte auch damit zu tun, dass vieles andere in dieser Saison noch weniger funktioniert hatte. In der derzeitigen Formation kommt indes jener Akteur, den Trares kurz nach Amtsantritt als seinen Schlüsselspieler bezeichnete, kaum zurecht: Patrick Sontheimer fremdelt mit seiner Rolle als Achter. Er ist nicht mehr im Zentrum, kommt so nur schwer in die Zweikämpfe und kann seine Stärken kaum ausspielen.
Hinzu kommt: Die Winter-Neuzugänge, die anfangs das Niveau des Teams spürbar angehoben hatten, haben sich inzwischen mit ihren Leistungen nahtlos beim Rest des Tabellen-Letzten eingegliedert. Leih-Stürmer Marvin Pieringer kam zuletzt noch nicht einmal mehr in Abschlussposition. Der 21-Jährige bräuchte wohl einmal eine Pause. Christian Strohdiek ist derzeit kein Stabilisator der Abwehr, sondern sorgt mit eigenen Patzern für zusätzliche Unruhe. Außenverteidiger Rolf Feltscher geht der Offensivdrang der ersten Spiele ab. Martin Hasek lief zwar auch gegen Heidenheim wieder mehr als 13 Kilometer und damit mehr als jeder andere Spieler auf dem Feld, Impulse setzte aber auch er nicht. Stefan Maierhofer und Rajiv van La Parra sind ohnehin nur als Joker eingeplant. Eine ungewöhnliche Rolle für Akteure, die geholt wurden, um dem Team im Abstiegskampf schnell und nachhaltig zu helfen.
Die Aussichten
"Die Mannschaft hat sich aber gefunden, das spürt man", sagte Kickers-Torschütze David Kopacz nach dem 1:2 gegen Heidenheim. So ganz sicher scheinen sich die Kickers-Verantwortlichen da freilich selbst noch nicht zu sein. Am Teamgeist wird weiter gearbeitet. Und dafür gibt es inzwischen auch einen Extra-Mann. Denn die Kickers beschäftigen seit einiger Zeit einen eigenen Mental-Coach. Efthimios Kompodietas heißt er. Der einstige Bundesliga-Profi aus Bielefeld arbeitete auch schon mit der deutschen Nationalmannschaft und war in der Vergangenheit bei Darmstadt 98 und Arminia Bielefeld fest angestellt. Seine Verpflichtung ging still und heimlich über die Bühne. Kompodietas, den alle nur "Effi" rufen, begleitet das Team zwar kontinuierlich, soll aber im Hintergrund wirken.
Die Hoffnung, doch noch irgendwie an den Klassenerhalt heran zu schnuppern, nährt sich aus dem Restprogramm. Gegen alle Klubs, die derzeit ab dem zehnten Rang abwärts platziert sind, treten die Kickers noch an. Mit Hannover am kommenden Sonntag und dem Karlsruher SC sind nur noch zwei Teams aus der oberen Tabellenhälfte kommende Gegner der Kickers. Ob das wirklich ein Vorteil ist? Gegen tiefstehende Gegner, die den Rothosen das Feld überließen, tat sich das Trares-Team in der Vergangenheit stets schwer.
In der Winterpause verpflichtet und sitzt nur auf der Bank obwohl er mit Sicherheit mehr Potenzial hat wie manch anderer
Was mir Sorgen macht, ist der riesengroße Rückschritt in den beiden letzten Spielen. Gut, Bochum ist derzeit die stärkste Mannschaft in der Liga. Aber man kann halt mit nur einem Torschuss maximal ein Tor erzielen und das waren dann gegen Heidenheim 100% Torausbeute.
Die Abwehr und das Mittelfeld schafft es einfach nicht dieses zu überbrücken. Schon länger werden sehr häufig schlampige Bälle gespielt, die nicht ankommen. Auch sieht man kaum freigelaufene Kickers-Spieler, die angespielt werden könnten.
Trares hat in keinem Fall alles probiert, wenn es denn bei der Punkteausbeute wirklich seine Meinung ist, dann hat er, mit Verlaub, in der Position nichts verloren und stimmt dem Lied der lethargisch und unkonzentriert wirkenden Spieler mit ein.
Lieber Herr Trares, vielleicht ersetzten Sie im ersten Schritt einfach Hägele durch Toko…
Mir als Würzburger und Kickers-Fan seit Landesligazeiten tut das wirklich sehr weh...
Macht einen Schnitt und plant ordentlich für die 3. Liga. Die Kickers-Ergebniskrise ist derzeit nicht die einzige Krise in unserem Leben. Außerdem sagte schon beim letzten Abstieg Daniel Sauer (wohlgemerkt Handballer seines Zeichens) damals: "Es ist für uns keine Katastrophe in der 3. Liga zu spielen".
-Und Recht hatte er!-