Gespielt hat Stefan Maierhofer am Freitagabend beim 2:1-Sieg der Würzburger Kickers gegen Düsseldorf gute sechs Minuten. So lange dauerte die Nachspielzeit. In der 90. Minute war der Angreifer von Trainer Bernhard Trares eingewechselt worden.
Sechs Zweikämpfe, von denen er zwei gewann, und drei Kopfballduelle (eins gewonnen) haben Statistiker gezählt. Sein Beitrag zum Sieg? Den kann man möglicherweise gar nicht so einfach beziffern. "Vielleicht ist Ridge Munsy auch gerade durch den neu entfachten Konkurrenzkampf zuletzt aufgeblüht", sagt Maierhofer. Der Doppeltorschütze sei womöglich durch seine Verpflichtung zusätzlich angestachelt worden.
Würzburger Steffen Hoffmann hat ihm Tipps gegeben
Typisch Maierhofer. Der Niederösterreicher muss gar nicht auf dem Feld stehen, irgendwie spielt der 2,02 Meter große Stürmer, nach eigenem Empfinden, doch immer mit. Auch weil er sich selbst "als Teamplayer" sieht. Das ist nicht erst bei den Kickers so, das war bei den vorangegangenen 18 Profistationen kaum anders. Maierhofer muss keine Tore schießen, um aufzufallen. Man kann ihm auch ein besonderes Talent zur Selbstvermarktung attestieren. Schließlich verkauft er auf seiner Internetseite Fan-Kappen zum Preis von 48 Euro.
"Major" steht darauf geschrieben. Ein Spitzname, den er einst in Fürth verpasst bekommen hatte, dort also, wo er an diesem Sonntag (13.30 Uhr) mit den Rothosen wieder zu Gast sein wird. Bei der Spielvereinigung hatte er es unter Trainer Bruno Labbadia nicht in die Stammelf geschafft. "An Fürth habe ich gute Erinnerungen. Aber sportlich hat es nicht so funktioniert wie bei anderen Vereinen. Ich bin von dort dann zu Rapid Wien und der Rest ist Geschichte", sagt er.
Seine Geschichte. In Wien wurde Maierhofer 2008 österreichischer Meister, zusammen mit dem gebürtigen Würzburger Steffen Hoffmann. Der habe sich erst an Weihnachten wieder bei ihm gemeldet, berichtet Maierhofer. Das Gerücht von Maierhofers Wechsel zu den Kickers war zu Hoffmann durchgedrungen. Er habe gleich ein paar Tipps für ihn gehabt und gesagt: "Du brauchst keinen Fitness-Test. Du kannst auch so helfen." Größe, zitiert Maierhofer Otto Rehhagel, könne man eben nicht trainieren.
Aber es nicht nur seine stattliche Erscheinung, die den Kickers helfen soll. "Meine Rolle ist es, mich hier als Mensch und Typ, so wie ich bin, einzubringen. Vielleicht auch mal einen guten Spruch rauszuhauen und für gute Stimmung zu sorgen." So wie nach seiner Kickers-Premiere beim 1:1 gegen St. Pauli, als der gelernte Koch das Spiel mit der Zubereitung eines Schnitzels verglich: "Wir haben den Gegner wie ein Schnitzel geklopft, paniert, und dann einfach nicht in das heiße Frittenöl reingelegt. Da kommst du nicht zum Genuss, vom Schnitzel abzubeißen."
Der gelernte Koch hat Schnitzel für alle versprochen
Als die Kickers einige Tage darauf mit 3:2 in Osnabrück siegten, versprach Maierhofer: Schnitzel für alle. "Schön dünn, gut paniert und richtig knusprig" sollen die Schnitzel werden, die er selbst zubereiten will. Erst einmal müssen die Corona-Vorschriften aber ein Zusammensein im Mannschaftskreis ermöglichen.
Derzeit sitzen die Kickers ja noch nicht einmal in voller Mannschaftsstärke in der Kabine, sondern sind aufgeteilt in Fünfer- oder Sechser-Gruppen. Trotzdem sei der Teamgeist besser, als mancher bei dieser bunt zusammengewürfelten Mannschaft vermute, berichtet Maierhofer. "Abstiegskampf ist immer eine Mammutaufgabe. Wir könnten hier ein Stück Geschichte für den Verein und die Zweite Liga schreiben. Davon ein Teil zu sein, ist eine große Motivation", sagt er.
Felix Magath habe, berichtet Maierhofer, im Winter ein gutes Wort für ihn bei den Kickers eingelegt. Nicht mehr. Wer glaube, der Boss von Flyeralarm Global Soccer habe den Wechsel aus der österreichischen Filiale bei Admira Wacker zur deutschen Niederlassung am Dallenberg verfügt, der irre sich. Die Kickers konnten einen wie ihn gebrauchen und ihn reizte die Herausforderung, das sei in den Gesprächen mit Trainer Trares und Sportvorstand Sebastian Schuppan schnell herausgekommen. "Wenn ich gebraucht werde, bin ich da, egal ob für zehn Minuten, eine Halbzeit oder von Anpfiff an", so Maierhofer.
Ältester eingesetzter Feldspieler in beiden Bundesligen
So ist der 38-Jährige in dieser Saison der älteste eingesetzte Feldspieler in der ersten und zweiten Bundesliga. Eine Rekordmarke im Herbst einer bewegten Karriere mit 19 Länderspielen, Engagements in Deutschland, England, der Schweiz und der Slowakei, an deren Anfang der Trainer Felix Magath eine entscheidende Rolle spielte.
Maierhofer war 22 Jahre alt und spielte in Österreich in der viertklassigen Landesliga, weit weg vom Profifußball. Doch er hatte ein Ziel, spielte bei einem Probetraining bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern in München vor – und wurde genommen. "Ich bin als Landesligaspieler nach München gefahren und habe mir in 16 Monaten das erarbeitet, von dem viele träumen." Zwei Bundesliga-Einsätze für den Rekordmeister im Jahr 2006 stehen in seiner Biografie. Trainer damals: Magath. Bei der zweiten Mannschaft war Maierhofer Kapitän, spielte zusammen mit Mats Hummels und Sandro Wagner.
Und wie sieht Maierhofer nun Magaths Rolle in Würzburg und im österreichischen Mödling? "Felix Magath ist mit der Admira nicht abgestiegen. Mehr war da nicht drin. Und er hat es geschafft, Würzburg in die zweite Liga zu bringen. Man muss einem Projekt auch Zeit geben, sich zu entwickeln. Nach drei, vier Jahren kann man einen Strich ziehen", sagt er. Dass beide Klubs derzeit in ihren Ligen auf dem letzten Platz stehen, sei nur eine Momentaufnahme.
Magath verdanke er die Einstellung, die ihn noch immer fit halte für den Profifußball. Und wer sagt denn, dass nach dieser Saison schon Schluss sein soll. Bis 2022 will Maierhofer gerne noch spielen und danach eine Trainerkarriere starten. Das Gasthaus der Eltern wurde im vergangenen Jahr verkauft. Wie in der Jugend in der Gastronomie zu arbeiten, könne er sich nicht mehr vorstellen. "Viele sprechen mir mein Talent als Fußballer ab", sagt er, aber dafür habe er doch eine tolle Karriere hingelegt und noch sei die ja nicht vorbei: "Ich habe bei meine Kurzeinsätzen schon gezeigt, dass ich in der zweiten Bundesliga noch mithalten kann."
Geschichtsklitterung, oder neudeutsch „Fakenews“.