Es war angerichtet für ein Fest: Erstmals in dieser Spielzeit war die tectake Arena mal wieder rappelvoll, und nicht nur aufgrund der langjährigen Freundschaft der Anhänger der rheinischen Baskets und der unterfränkischen war die Atmosphäre auch schon lange vor dem Sprungball außergewöhnlich stimmungsvoll. Und was die 3140 Obolus zahlenden Augen- und Ohrenzeugen dann geboten bekamen war, ja, man darf es ungestraft so behaupten, vielleicht muss man es sogar: ein richtiges Basketball-Fest. Zumindest die Gastgeber durften das so empfinden, die Gäste reisten eher mit einem ordentlichen Stimmungskater wieder nach Hause.
Mit 97:78 (46:27) deklassierte Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets den deutschen Vizemeister und aktuellen Champions-League-Sieger Telekom Baskets Bonn. Dessen Anhang sang kurz vor dem Sprungball noch "Happy Birthday to you": Aber Roel Moors, Bonns belgischer Trainer, der am Samstag 45 wurde, hatte bestimmt schon wesentlich freudigere Geburtstage verbracht und meinte ziemlich treffend hernach: "Das Spiel war eigentlich schon nach sechs, sieben Minuten vorbei."
Natürlich war es das nicht – Moors meinte eher, dass die letztlich sehr unterhaltsame Partie bereits vorentschieden war, nachdem Otis Livingston, der am Ende mit 21 Zählern mal wieder Topscorer der Begegnung war, nach knapp sechseinhalb Minuten seinen zweiten Dreier versenkt hatte und die Hausherren mit 16 Punkten in Führung lagen. Die überwiegende Mehrheit des Publikums durfte sich die Augen reiben vor Erstaunen.
Denn die Hausherren legten los, als gäbe es kein Morgen. Fundament war einmal mehr die enorm giftige und zupackende Defensivarbeit, und weil die unterfränkischen Baskets diesmal auch sehr flott ihren Rhythmus in der Offensive fanden und sehr hochprozentig trafen, hatten sie nach gerade einmal gut vier Minuten schon erstmals zweistellig (13:3) geführt.
Die Würzburger bauten ihre Führung kontinuierlich aus
Die Bonner, die üblicherweise vor allem von ihrer Offensivstärke leben und in dieser Runde im Schnitt gut 89 Punkte pro Spiel machten, fanden auch fortan keinerlei Rhythmus und bissen sich an der Würzburger Verteidigung nahezu über die gesamte Spielzeit die Zähne aus. So gelang es den Gastgebern, die einen 13:0-Lauf zum 16:3 hingelegt hatten, relativ einfach und spielerisch hübsch anzusehen, die Führung kontinuierlich auszubauen, bis zum Ende des ersten Abschnitts gar auf 18 Punkte (34:16), weil Isaiah Washington mit dem Ertönen der Viertelsirene seinen dritten Dreier traf (insgesamt waren's dann vier bei sechs Versuchen).
"Wir wollen Euch kämpfen sehen", intonierten die Bonner Anhänger dann Mitte des zweiten Viertels, weil sie zuvor mitansehen hatten müssen, wie ihr Team immer weiter ins Hintertreffen geriet. Javon Bess, Maximilian Ugrai und Livingston hatten die Führung der Gastgeber auf 23 Zähler (41:18) ausgebaut. Nach dem Körbefestival in den ersten zehn Minuten, geizten beide Teams dann im zweiten Viertel zwar etwas mit Punkten (der Abschnitt endete 12:11), aber die Würzburger behaupteten ihren sehr komfortablen Vorsprung und gingen mit 19 Punkten (46:27) vorne in die Halbzeit.
"Bonner geben niemals auf", sangen die Anhänger, bevor es in die Kabine ging. Das mag ja womöglich sogar stimmen, aber das half den Rheinländern, bei denen der ehemalige Würzburger Florian Koch sich nach einer Rücken-Operation wieder an die Mannschaft heranarbeitet und auf ein Comeback im Januar hofft, an diesem Abend auch nicht weiter, so sehr sie sich auch mühten. Vor allem, weil die Unterfranken gar nicht daran dachten, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und hochkonzentriert ihrem Abendwerk nachgingen.
Zwar verkürzten die Bonner ihren Rückstand noch zweimal auf 14 Punkte (38:52, 41:55) – aber das war es dann auch schon mit deren Herrlichkeit. Näher ließen die Hausherren sie nicht mehr herankommen – ganz im Gegenteil: Im Stile einer Spitzenmannschaft demontierten die Würzburger den Vizemeister weiter, erhöhten wieder das Tempo und auch ihre Führung: Beim 70:50 ging's in den Schlussabschnitt, in dem die Gastgeber ihren Vorsprung dann sogar mehrfach auf 25 Punkte ausbauten (84:59, 90:65, 93:68) und die Partie letztlich völlig souverän zu Ende brachten.
Während Moors den Auftritt seiner Mannen hernach als "absolut inakzeptabel" bezeichnete und die 150 angereisten Fans um Entschuldigung bat, war Würzburgs Trainer Sasa Filipovski freilich vollends zufrieden, wenngleich er bei aller "Freude über diesen Sieg" nicht vergaß zu betonen: "Wir müssen jetzt natürlich auf dem Boden bleiben und hart weiterarbeiten."
Es war eine über die größten Teile der Partie beeindruckende Vorstellung, wohl die beste in dieser Runde, der Würzburg Baskets, bei denen gleich sechs Akteure zweistellig trafen und die diesmal nicht nur von ihrer hervorragenden Verteidigung profitierten, sondern auch von ihren außergewöhnlich guten Wurfquoten. Mit dem sechsten Sieg im zehnten Spiel können die Würzburger nächsten Samstag ziemlich gelassen zum Schlusslicht nach Crailsheim fahren (Sprungball ist um 20 Uhr). Das Fest begehen sie dann in jedem Fall mit einer positiven Bilanz, ehe am Mittwoch nach Weihnachten (27. Dezember, 20 Uhr) das Frankenderby in Bamberg ansteht und zwei Tage später der Jahresabschluss gegen Oldenburg (29. Dezember, 18.30 Uhr).
Vorbildliche Teamleistung und mannschaftliche Geschlossenheit, welche fast nicht zu
übertreffen sein wird . Wenn die Leistungen weiterhin so ansprechend sind , dürfte
die Play-Offs in diesem Jahr wirklich machbar sein , auch wenn es äußerst knapp
durch die Ausgeglichenheit der mannschaften zugehen wird.
Sehr schade das man so eine Mannschaft nicht einmal längerfristig halten kann und nur
noch punktuell nach Verstärkungen suchen kann oder muß !