Handball, Zweite Bundesliga, Männer
Wölfe Würzburg – HC Empor Rostock
(Freitag, 19.30 Uhr, tektake Arena)
Mit neuem Namen in die Jubiläumssaison: Als Roland Sauer Anfang August verkündete, dass die DJK Rimpar Wölfe als Wölfe Würzburg in ihre zehnte Zweitliga-Spielzeit und die weitere Zukunft gehen werde, da sollte seine Ansage nach Aufbruch klingen: "Wir wollen bis zum Jahr 2025 wieder zu den besten 25 Mannschaften gehören", proklamierte der Geschäftsführer. Der neue Name, so die Hoffnung, solle den Wölfen helfen, mehr Sponsoren und Publikum zu gewinnen.
Zwei Monate später ist der Ligaalltag eingekehrt. Mit 2:8 Punkten nach fünf Spieltagen und den meisten Gegentoren der Liga belegen die Wölfe Abstiegsrang 18. "Wir müssen zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Gäule scheu machen", wiederholt Trainer Julian Thomann mit schwäbischem Stoizismus vor dem wegweisenden Kellerduell gegen den HC Empor Rostock (19./0:10) am Freitag. "Die bisherigen Niederlagen waren bis auf die vermeidbare gegen Dormagen erwartbar."
Die Situation ist sportlich gefährlich
Doch offensichtlich ist, was sich auch an der Quantität und Qualität des Kaders zeigt: Trotz des neuen Namens kämpft der Klub mit alten Schwierigkeiten - wirtschaftlichen. Die Situation ist sportlich gefährlich.
Bei potenziellen neuen Geldgebern öffne der Name Würzburg Türen, meint Sauer und verweist darauf, dass schon lange nur noch "weniger als zehn Prozent" der Sponsoren aus Rimpar kämen. "Die Kontaktaufnahme ist nun einfacher. Ich bin aktiv dran, neue Sponsoren zu akquirieren, aber das geht nicht von heute auf morgen."
Die Kosten steigen – die Zuschauerzahlen nicht
Zumal er derzeit Woche für Woche vor allem mit der "Liquiditätsplanung" zu schaffen habe. Angesichts steigender Personalkosten für die Spieltagsorganisation bei nicht steigenden Zuschauerzahlen benötige es stetiges Rechnen, um über die Runden zu kommen. Sauer versichert: "Wir werden die Saison überleben." Aufbruch klingt anders.
Erst recht, da die Zuschauerzahlen stagnieren. Zu den ersten beiden Heimspielen kamen im Schnitt 750 Menschen – "unbefriedigend" auch für den Manager. "Corona hat uns massiv zurückgeworfen", sagt er. In den Spitzenzeiten der sportlich erfolgreichen Jahre 2016 bis 2018 habe man 860 Dauerkarten verkauft. Diese Saison seien es etwa 400.
Roland Sauer zu möglicher Nachverpflichtung: Wir müssen jetzt reagieren
Mithilfe von "Stimmung" und "Leistung" sollen wieder mehr Menschen in die Arena gelockt werden, so stellt es sich der Wölfe-Chef vor. Für Ersteres will ein neuer Fanklub sorgen. Zweiteres ist Aufgabe der Mannschaft – und damit ein Teufelskreis. Denn die hat sieben Abgänge mit Leistungsträgern zu kompensieren. "Die neuen Jungs machen einen guten Job", sagt Thomann zwar. "Aber in der Spitze sind wir trotzdem dünner und schwächer besetzt als letzte Saison."
An einer Nachverpflichtung im Rückraum scheint erneut kein Weg vorbeizuführen. "Wir müssen jetzt reagieren", meint Sauer und hofft auf einen Glücksfall wie letztes Jahr mit Jonas Link. Klassespieler wie der Halblinke, der ebenfalls nicht zu halten war, gibt der Markt aktuell allerdings kaum her. Thomann betont: "Wir wollen keinen Schnellschuss aus purem Aktionismus."
Julian Thomann: Ein Sieg gegen Rostock ist Pflicht
Mit Rostock kommt nun erst mal einer der beiden Klubs in die tectake Arena, die noch schlechter dastehen. "Auch wenn ich es nicht mag, schon am sechsten Spieltag von einem Endspiel zu sprechen, kann man sagen: Ein Sieg ist Pflicht", äußert Thomann, der weiter auf Rechtsaußen Felix Karle verzichten muss, aber auf eine Rückkehr von Benedikt Brielmeier hofft. Der 30-Jährige erinnert daran, dass sein Team auch im vergangenen Jahr mit 4:10 Punkten gestartet ist. Eine der frühen Niederlagen kassierte es übrigens zu Hause gegen den damaligen Aufsteiger Rostock.
Nach der letzten Pleite in Hüttenberg wurde unter dem Online-Artikel dazu über die aktuelle Situation der Wölfe diskutiert. "Wenn der Kader nicht mehr hergibt, ist es halt, wie es derzeit ist", lautete ein Kommentar. "Man muss Realitäten auch mal akzeptieren."
Über diese kann auch ein neuer Name nicht hinwegtäuschen. Aufbruch im Abstiegskampf? Doppelt so schwer.