Handball, 2. Bundesliga
DJK Rimpar Wölfe – HC Empor Rostock 25:27 (13:13)
Endlich! Endlich wieder ein Stück mehr Normalität! Endlich wieder Hallensport mit Zuschauern! Rund eineinhalb Jahre ist es her, dass die Corona-Pandemie die Fans weitgehend aus den Arenen der Republik vertrieb. An diesem Freitagabend durften erstmals wieder geimpfte, genesene und getestete Anhänger der DJK Rimpar Wölfe ohne zahlenmäßige Obergrenze zurück in die s.Oliver Arena, um mit Masken den Handball-Zweitligisten bei seinem Heimauftakt dieser Saison zu sehen.
Zu Gast vor immerhin 617 lautstarken Besuchern, darunter knapp 300 Dauerkarten-Inhabern, war mit Aufsteiger HC Empor Rostock der forsche Favoritenschreck, der an den ersten beiden Spieltagen die Absteiger Nordhorn-Lingen und Coburg überraschend bezwungen hatte.
Heimdebüt von Trainer Thomann verpatzt
Und der gerade so weitermachte - und Rimpars erst sichtlich nervösem und dann sichtlich niedergeschlagenem Trainer Julian Thomann vor den Augen seiner Eltern und seines beim Erstligisten Balingen-Weilstetten unter Vertrag stehenden Zwillingsbruders Gregor das Heimdebüt vermasselte. Mit 25:27 (13:13) verloren auch die Wölfe gegen Rostock.
"Wir sind an uns selbst gescheitert, vor allem an unserer Chancenauswertung", sagte Thomann und wollte ein paar strittige Pfiffe der Schiedsrichterinnen in der Schlussphase und eine Zweiminutenstrafe in letzter Minute mit Diskussionen am Kampfgericht nicht als Ausrede gelten lassen. Auf die Aussage seines HCE-Kollegen Till Wiechers, der trotz überwiegender Führung von "viel Glück" am Ende sprach, entgegnete der 29-Jährige fair: "Es war nicht nur Glück, sondern richtig gut und abgezockt gespielt."
Rostock-Credo: "Gewinnen mit Charakter"
"Gewinnen mit Charakter" hat Wiechers als Credo für diese Saison ausgegeben. "In Zeiten der Corona-Krise und des Klimawandels wolle seine Mannschaft Vorbild sein – "etwas Positives in der Gesellschaft bewirken, Menschen inspirieren, positiv denken und den Zusammenhalt nach außen tragen", hatte der nach Thomann zweitjüngste Trainer der Liga gegenüber der "Handballwoche" gesagt. Wie sich sein Team auch in Würzburg präsentierte, unbekümmert, couragiert und kämpferisch, das verdient Respekt.
Siebenmeterkiller Marino Mallwitz
Rostock griff vor der Pause wie erwartet mit sieben Feldspielern an und ließ sein Tor leer. DJK-Schlussmann Marino Mallwitz hatte die erste Gelegenheit, es zu treffen, doch sein übers ganze Spielfeld geworfener Ball verfehlte den Kasten knapp. Bei seinem eigentlichen Job, dem Tore verhindern, zeichnete er sich jedoch direkt danach aus, als Siebenmeterkiller: Er parierte zwei Strafwürfe in Serie, später noch einen dritten.
Kapitän Patrick Schmidt und Benedikt Brielmeier, die beiden dominierenden Offensivspieler der Wölfe, vollendeten anschließend einen 3:0-Lauf zur ersten – allerdings auch einzigen – Führung für ihre Farben in der ersten Halbzeit: 4:3 (10.)
Die ersten drei Zweitliga-Tore von Linus Dürr
Umgehend gerieten die Unterfranken gegen die vor allem über ihre beiden Kreisläufer kommenden Hansestädter jedoch erneut in Rückstand, ehe Brielmeier mit dem zweiten Empty-Net-Goal der Partie wieder ausglich: 10:10 (21.). Mit zwei weiteren Treffern in den verwaisten Gäste-Kasten und einem von Rechtsaußen egalisierte der 33-jährige Senior Julian Sauer zum 13:13-Pausenstand.
Linksaußen Dominik Schömig hatte dagegen keinen Lauf: Nach drei Fehlversuchen wechselte ihn Thomann gegen Linus Dürr aus (24.). Der Nachwuchsakteur dankte es nach Wiederanpfiff mit seinen ersten drei astreinen Zweitliga-Treffern.
Buh-Rufe nach letzter Zeitstrafe gegen Brielmeier
Begonnen hatte die zweite Halbzeit mit dem neunten Siebenmeter im Spiel – und dem fünften gehaltenen: HCE-Keeper Robert Wetzel parierte den zweiten von Schmidt. Die Gäste agierten vorne nun mit sechs Feldspielern, hinten verteidigten sie weiter aggressiv. Doch die Gastgeber hielten mit Geduld und Kampfgeist dagegen, lagen beim 19:18 (44.) zum zweiten Mal in Front, beim 21:19 (46.) erstmals mit zwei Toren. Nun packte Kaufmann im Rückraum die Hämmer aus.
Doch die mental starken Rostocker mit neuem Torwart Leon Mehler im Rücken erzwangen in der von beiderseits mehreren Zeitstrafen begleiteten Schlussphase die Wende (24:26, 58.), begünstigt von Fehlwürfen der Wölfe, auch in Überzahl, und zwei Zweiminutenstrafen mehr gegen Rimpar. Die letzte, von Buh-Rufen begleitete gegen Brielmeier, öffnete dem HCE das Tor zum 27:25-Siegtreffer.
Jetzt geht's wieder auswärts ran
"Die Zeitstrafen, ein paar dumme Fehler mehr und ein bisschen Pech haben uns gekillt", bilanzierte Schmidt frustriert. "Es war wie gegen Nordhorn und Coburg. Die lassen sich einfach nicht abschütteln und schwimmen jetzt auf einer Welle."
Zumindest bis Samstag spült es Rostock in der Tabelle auf Rang drei nach oben. Rimpar übernachtet als Fünfzehnter und hat nächsten Freitag in Dormagen die bereits dritte Auswärtsaufgabe vor sich.