Die Rimparer Wölfe heißen nun Wölfe Würzburg und wollen die gesamte Region mitnehmen. Doch ausgerechnet die zehnte Zweitliga-Saison könnte für die Grün-Weißen sportlich die kritischste werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem ersten Heimspiel gegen den TuSEM Essen (Sonntag, 11. September, 17 Uhr, tectake Arena).
Augenscheinlich gut. Dazu hat auch ein Trainingslager in einer Waldhütte auf der Schwäbischen Alb gleich zu Beginn der Vorbereitung gesorgt. Schlussmann Jonas Maier, die Rückraumspieler Linus Geis, der beim HSC Bad Neustadt ausgebildet worden ist, und Julius Rose, Kreisläufer Oliver Seidler und Rechtsaußen Benedikt Hack sollten alle auf Anhieb in der Liga Fuß fassen, auch wenn Wölfe-Trainer Julian Thomann betont: "Die Arrivierten, die schon lange zusammenspielen, müssen von Anfang an ihre Leistungen bringen." Denn angesichts von sieben Abgängen, darunter "fünf absolute Leistungsträger", und des kleineren Kaders darf nicht viel schiefgehen. Hinzu kommt: Der neue Abwehrchef Seidler ist nach seinem Sehnenriss erst spät ins Mannschaftstraining eingestiegen.
Zumindest ergebnistechnisch sehr dürftig. Auf drei Niederlagen gegen Drittligisten folgten Pleiten gegen den Ligarivalen HSC 2000 Coburg und den Erstligisten Frisch Auf Göppingen. Hinzu kam noch das Pokal-Erstrundenaus gegen Fürstenfeldbruck. Zum Saisonauftakt boten die Wölfe beim hochgehandelten HC Elbflorenz allerdings eine starke Aufholjagd und hätten am Ende beinahe noch einen Punkt mitgenommen. Torhüter und Abwehr müssen sich nach dem Abgang von Marino Mallwitz und Philipp Meyer in jedem Fall wieder neu finden. Im Innenblock hat Thomann die Neuzugänge Seidler und Geis, aber auch Valentin Neagu, Benedikt Brielmeier und Alex Merk eingeplant. Vorne dürfte zunächst kaum ein Weg an der bewährten Rückraumachse Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann und Brielmeier vorbeiführen, wobei Neuling Rose in Dresden in einer guten Halbzeit gleich achtmal traf.
Anfang August sind aus den DJK Rimpar Wölfen die Wölfe Würzburg geworden. Mit der Namensänderung haben sich die Mainfranken ein neues Logo verpasst und ein neues mittelfristiges Ziel formuliert, nämlich bis 2025 wieder zu den Top-25-Teams in Deutschland zu gehören. Schon in dieser Saison strebt der Verein einen deutlich höheren Zuschauerschnitt an und will zusätzliche Sponsoren für sich gewinnen. Auch bei ihren Auswärtsfahrten quer durch die Republik sind die Wölfe nun wieder als Handball-Zweitligist erkennbar sein. Denn es gibt einen Bus im neuen Design, der die Wölfe einfach bis zu 700 Kilometer weit (Rostock) über die Autobahnen fahren wird.
Nach dem 14. Platz in der abgelaufenen Saison und dem großen personellen Umbruch haben die Wölfe Würzburg wie zuletzt den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben. Genau wie in der Vorsaison wird es bei nur zwei Aufsteigern aus der dritten Liga drei direkte Absteiger geben – und die Konkurrenz hat teils ordentlich aufgerüstet. So wäre es keine Überraschung, wenn die Hälfte der Liga um den Klassenerhalt kämpfen muss.
Aus der ersten Liga abgestiegen sind der HBW Balingen-Weilstetten, Thomanns Heimatverein und der aktuelle Klub von Ex-Wölfe-Trainer Jens Bürkle, und TuS N-Lübbecke. Von unten sind die HSG Konstanz und der 1. VfL Potsdam gekommen, um zu bleiben. Somit sind es 19 Vereine plus dem ukrainischen Klub HC Motor Zaporizhzhia, der die komplette Saison außer Konkurrenz mitspielt. Für einen Personalcoup sorgte der TV Großwallstadt, der mit Igor Vori einen 246-fachen kroatischen Nationalspieler für den Trainerposten verpflichtet hat. Bis zuletzt spielte der 41-Jährige noch für die Füchse Berlin. Der unterfränkische Wölfe-Rivale hat zudem sieben Akteure geholt, darunter die Rückraumwerfer Adrian Kammlodt (EHV Aue), Finn Wullenweber (HSV Hamburg) sowie den griechischen Torwart Petros Boukovinas (AEK Athen). Der frühere Wölfe-Kreisläufer Patrick Gempp ist vom Erstligisten HSG Wetzlar zum Ligarivalen Dessau-Roßlauer HV gewechselt. Damit kommt es zu einem Wiedersehen – genau wie zum Saisonauftakt mit Mallwitz. Ex-Wolf Felix Jaeger ist genau wie sein Bruder Max (vom HC Erlangen) nach Coburg gewechselt. Den größten Umbruch musste im Sommer der VfL Lübeck-Schwartau stemmen. Neben Trainer David Röhrig kamen gleich zehn neue Spieler. Nur sechs, dafür aber sehr namhafte Neuzugänge hat die SG BBM Bietigheim geholt. Darunter ist mit Toni Lopez ein großes Talent, das in der Jugend beim FC Barcelona ausgebildet worden ist. Die Schwaben werden vom früheren Weltklasse-Spanier Iker Romero trainiert. Titelkandidat HSG Nordhorn-Lingen war in der Vorbereitung vom Verletzungspech verfolgt. Lübbecke hat nicht nur den vormaligen Erlanger Trainer und früheren Weltmeister Michael Haaß verpflichtet, sondern mit Nikolas Katsigiannis (Rhein-Neckar Löwen), Sven Weßeling (Bietigheim) und Rutger Ten Velde (Ferndorf) auch absolute Topleute.
Sechs Jahre nach den letzten großen Änderungen hat der Internationale Handball-Verband (IHF) wieder drei bedeutende neue Regeln verabschiedet, die ab dieser Saison auch in der zweiten Bundesliga gelten und das Spiel vermutlich noch etwas rasanter werden lassen. So darf der Anwurf nach einem Tor nun irgendwo im Mittelkreis mit seinen vier Metern Durchmesser erfolgen. Bisher musste ein Fuß genau auf der Mittellinie stehen. Eine weitere Regeländerung: Sobald die Schiedsrichter Zeitspiel anzeigen, hat die angreifende Mannschaft nur noch vier statt bisher sechs Pässe bis zum Abschluss. Auch ein Freiwurf unterbricht das Herunterzählen beim passiven Spiel nicht. Die dritte Veränderung am Regelwerk betrifft den Schutz des Torwarts. Wenn ein Spieler bei freien Würfen unbedrängt und direkt den Kopf des Schlussmanns trifft, gibt es eine Zwei-Minuten-Strafe.