Die Stimmung in der s.Oliver Arena war am Sonntagabend nach Spielende bedrückt. Spätestens als Brancou Badio die Frankfurter mit seinem Dreier zum 77:70 wohl uneinholbar in Führung schoss, waren die 1818 Zuschauer ob der blutleeren Vorstellung der Würzburger Bundesliga-Basketballer mehr als bedient. Zwar setzten die Baskets noch mal alles daran, die Forderung der Fans ("Wir wollen euch kämpfen sehen") umzusetzen, drehen konnten sie die Partie aber nicht mehr.
Die 83:78 (40:39)-Niederlage war genauso verdient wie unnötig. Auch Trainer Denis Wucherer war einen Tag danach im Gespräch mit dieser Redaktion noch einigermaßen ratlos. Fragen und Antworten zur ersten Heimniederlage der Domstädter gegen das bisherige Tabellenschlusslicht.
Warum gewinnen die Baskets aktuell nicht?
Zugegeben: Die nahezu perfekte Heimwoche mit Siegen gegen Gießen und Bayern München ist noch keine drei Wochen her. Trotzdem stehen zuletzt drei Niederlagen in Folge. Die Gründe dafür sind zwar von Spiel zu Spiel verschieden, überschneiden sich aber auch.
Während bei der Pleite in Bonn die Ballverluste und das Verhalten beim Defensivrebound einen Sieg kosteten, waren es gegen Crailsheim und Frankfurt die Wurfquoten (speziell von der Freiwurflinie). Dazu kam am Sonntagabend ein merkwürdiger Intensitätsabfall nach einem eigentlich soliden Start (21:14). Und acht "wirklich haarsträubende und an Dummheit kaum zu überbietende Ballverluste im Schlussviertel", wie Wucherer es im Anschluss nannte.
Wucherers Plan, mit Youngster Julius Böhmer und Veteran Felix Hoffmann früh im Spiel den Vorsprung auszubauen und mit in die Viertelpause zu nehmen, klingt im Nachhinein sogar verständlich, ging jedoch grandios in die Hose. Stattdessen leistete sich Böhmer zwei Ballverluste, und Frankfurt kam mit einem 8:0-Lauf zurück ins Spiel. Dazu machte sich Nervosität breit im Würzburger Lager, die sich auch an der Freiwurfquote (drei von acht zur Halbzeit) ablesen ließ.
Acht Ballverluste im Schlussviertel: Fehlt den Baskets ein echter Floor General?
Darauf ein klares Jein. Denn zuletzt fehlte dieser, weil auch Kerron Johnson diese Rolle nach solidem Start in Würzburg nicht mehr erfüllen konnte. Das sieht auch Wucherer so. Doch schon gegen Ludwigsburg könnte Luciano "Nano" Parodi von seiner Verletzungspause zurückkehren. Bereits in der vergangenen Woche machte er einige Trainingsinhalte mit, in den zwei Wochen Länderspielpause soll er herangeführt werden. Und dann vor allem Cameron Hunt entlasten, denn dass der junge US-Amerikaner so viel als Point Guard agieren muss, gehört eigentlich nicht zum Plan. "Er soll sich wieder mehr aufs Scoring konzentrieren können", erklärt Wucherer.
Haben die Würzburger einen klaren Plan in der Offensive?
Aktuell fällt auf, dass immer weniger Systeme auf ein Pick and Roll, also ein Blocken und Abrollen eines großen mit einem kleinen Spieler, hinauslaufen. Untypisch für Wucherer, aber einfach der Qualität geschuldet. "Wir sind da nicht gut", sagt der 48-Jährige. "Sondern immer, wenn wir ein System laufen, bewegt sich der Ball und wir finden gute Optionen." Auffällig, dass der Ball dann immer wieder bei Rodriguez im Post-Up landet. "Auch da haben wir es dann nicht konsequent geschafft, den Ball hinzubringen", findet Wucherer.
Schwach sei die Entscheidungsfindung dagegen, wenn die Baskets im Übergang aus dem Schnellangriff improvisieren, ohne ein bestimmtes Spielsystem anzusagen, sondern einfach schnelles Blocken und Abrollen gespielt wird.
War der Gegner einfach besser als erwartet?
Sicherlich waren auch die Gäste weit weg von einer perfekten Leistung. Aber die Frankfurter haben ein unglaublich schwieriges Auftaktprogramm hinter sich (die Top vier der Liga plus Berlin und Ulm) und sind von Verletzungssorgen geplagt. Deshalb stehen sie vielleicht etwas schlechter da als sie sind. Mit Brancou Badio und Nachverpflichtung Will Cherry hatten die Skyliners jedoch zwei Leistungsträger, die lieferten. Immer wieder trafen sie schwierige Würfe im Eins gegen Eins.
Auf der anderen Seite versuchte Würzburg durch Passspiel, freie Würfe herauszuarbeiten und leistete sich dabei Ballverluste. Dazu kam, dass Spieler wie Aigars Skele oder William Buford aus verschiedenen Gründen einen schwarzen Tag erwischt hatten.
"Diejenigen, die in die Bresche springen könnten, haben das auch nicht getan", kritisiert Wucherer vor allem seinen Kapitän Felix Hoffmann. In den gut zehn Minuten, die Hoffmann auf dem Feld war, war sein Team 16 Punkte schlechter als Frankfurt. "Diese Plus-Minus-Statistik ist leider schonungslos ehrlich", erklärt Wucherer, der damit auch begründet, warum er Kerron Johnson (-12), der sonst eigentlich ein gutes Spiel machte, in den Schlussminuten nicht mehr zurück ins Spiel brachte.
Du hast ein Budget und damit muss der Trainer und sein Team auskommen . Und
dazu gehört auch viel Glück ohne große Personalkosten gute Spieler mit Qualität
zu bekommen . Da verhält sich die Geschäftsleitung auch wegen Corona vorbildlich
und überschreitet keine finanziell unsicheren Grenzen .
Böhmer braucht noch seine Zeit und Hofmann war definitiv auch nicht alleine an der Niederlage schuld. Ein nicht gerade glückliches Händchen beim Wechseln und
der Leistungsabfall einiger Stammspieler waren da eher entscheidend.
Siehe Freiwurfquote , Fehlpässe und Korbleger wo man viele einfache Punkte
liegen gelassen hat . Dann wäre es immer noch kein schönes Spiel gewesen , aber
man hätte knapp gewonnen .
Bei den anderen fehlt schlichtweg die Qualität sowie die Konstanz.
Andere Vereine wie z.b. crailsheim schaffen es immer wieder gute Spieler an Land zu ziehen.
Wucherer sollte die Fehler bei sich selbst suchen.