So ganz ist Tobias Strobl noch nicht Augsburger. Nach seiner Entlassung beim FC 05 Schweinfurt am 1. April hat der Ex-Trainer der Nullfünfer zwar mit der Regionalliga-Reserve des schwäbischen Fußball-Bundesligisten einen neuen Arbeitgeber, aber auch noch seine Wohnung im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf. Aktuell läuft der Umzug, in zwei Wochen wird die kleine Übergangswohnung in Augsburg getauscht gegen eine schickere. Vorbeigeschaut im alten Domizil hat Strobl am Sonntagabend, als Zwischenstopp zur Fußballlehrer-Ausbildung in Frankfurt – ehe am Dienstagabend (19 Uhr) die Rückkehr in Sachs-Stadion ansteht: FC 05 Schweinfurt gegen FC Augsburg II – ein besonderes Spiel für den Ingolstadter.
Vor "vier oder fünf Wochen" hatte sich Strobl gewünscht, das mit der Rückkehr ins Sachs-Stadion möge nicht gleich zu Beginn passieren: "Da wusste ich nicht recht, wie sich das anfühlen würde." Der Spielplan wollte es anders. "Nach einem Schmunzeln ist daraus Freude geworden. Es ist das erste Mal, dass ich die Leute wiedersehe. Es gibt keine Person, bei der ich mich fragen müsste, wie ich mich verhalten soll. Es ist mit Allen Alles ausgeräumt. Ich freue mich extrem."
Schriftliche Schelte für Florian Pieper nach seinem Traumtor
Schmunzeln musste Strobl auch, dass einige seiner Ex-Schützlinge nach dem Weggang aus Schweinfurt prompt positiv aufgefallen sind. Edin Hyseni machte für seinen neuen Klub Wacker Burghausen gegen Türkgücü München in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer und Florian Pieper traf für Viktoria Aschaffenburg just gegen Strobls Augsburger zur 1:0-Führung – per Fallrückzieher. "Da hab ich ihm scherzhaft geschrieben: Du Saftsack, warum so ein Traumtor, ausgerechnet gegen mich? Aber: Ich freue mich für die Jungs natürlich."
Was sich in Schweinfurt getan hat, hat der 34-Jährige genau verfolgt: "Ich habe geschaut, ob vielleicht weiterentwickelt wird, was man in den letzten zwei Jahren mit aufgebaut hat. Aber ich muss sagen: Der FC 05 geht einen komplett neuen Weg, der sehr spannend ist, mit einer Mannschaft, die perfekt zum neuen Trainer passt." Eine Prognose, für was diese Symbiose tabellarisch reichen kann, mag er nicht abgeben ("das könnte mir nur falsch ausgelegt werden") – sagt aber, dass "wir mit zuletzt Unterhaching und jetzt Schweinfurt gleich zu Beginn auf die zwei unangenehmsten Gegner treffen".
Augsburger Jungspunde sollen sich frech in die Zweikämpfe stürzen
Der FC Augsburg II geht mit null Punkten aus drei Partien in den Dienstagabend. "Wir bewerten auch die Spiele hinter den Ergebnissen" – das habe ergeben, dass neben dem "ernüchternden Auftakt" gegen Vilzing ein deutlicher Aufwärtstrend der blutjungen Mannschaft zu erkennen gewesen sei. Eine Mannschaft, deren "Neuzugänge" überwiegend aus der eigenen Bundesliga-U-19, immerhin Halbfinalist der deutschen Meisterschaft, stammen. "Wir dürfen nur nicht weiter so naiv sein. Dann wäre es schwer, in dieser Liga zu bestehen." In Schweinfurt hat Strobl vor, "mindestens einen Punkt zu holen" und frech aufzutreten. "Wenn sich unsere Jungs weiterentwickeln wollen, müssen sie sich auch mal in ein Eins gegen Eins mit einem Spieler wie Adam Jabiri trauen."
FC-05-Coach Christian Gmünder indes will eine mögliche Naivität des Gegners nicht überbewerten. "Augsburg hat eine Mannschaft mit vielen gut ausgebildeten Spielern, von denen einige auch in Richtung Bundesliga-Kader schielen und dort auch mittrainieren." Nach dem Auftakt-3:0 in Rain und dem ersten kleinen Dämpfer beim 1:1 gegen Buchbach erwartet der 42-Jährige nicht nur eine saubere Darbietung, sondern klipp und klar den ersten Heimsieg: "Für uns geht's auch um Punkte. Wir haben Ziele." Robustheit in den Zweikämpfen ("die sind elementar") heißt deswegen seine Devise.
Doppelspitze mit Pascal Moll und Malik McLemore beim FC 05 denkbar
Die durch die Illertissen-Verlegung bedingte Spielpause ermöglichte Gmünder einige Gedankenspiele; neue Systemvarianten probierte er zudem im mit 7:0 gewonnenen Pokalspiel in Reichmannsdorf – darunter eine Doppelspitze. Für die sich Pascal Moll und Malik McLemore ("der Junge bringt unglaubliche Anlagen im Tempo und Kopfballspiel mit") empfohlen haben. Angesichts von acht Spielen in den nächsten 25 Tagen wird nämlich auch Goalgetter Jabiri seine Pausen benötigen. Eine externe Lösung für das durch die Verletzung von Severo Sturm und den Abgang von Amar Suljic entstandene Stürmerdefizit ist nicht in Sicht, aber auch nicht vom Tisch. Der Personalliste gehen derzeit Sturm (Knöchelbruch), Fabian Cavadias (Sehne) und Marco Zietsch (rekonvaleszent) ab.
Strobl weilte zuletzt mit den anderen Uefa-Lizenz-Anwärtern auf einem Lehrgang in England, durfte dort die Liverpool Academy besuchen, sowie das Profi-Team um Jürgen Klopp aus nächster Nähe beobachten – und zwei Partien der Frauen-EM live im Stadion verfolgen. "Ich in absoluter Fan des Frauenfußballs. Bei der deutschen Nationalmannschaft vor allem von Lena Oberdorf. Sie spielt mit unglaublicher Härte. Die beste Fußballerin, die ich je gesehen habe." Mit seinem Endspiel-Tipp von 2:1 für Deutschland hat's allerdings nicht ganz hingehauen.