Paukenschlag drei Tage vor dem Spiel am Montagabend beim FC Bayern München II: Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt, der als amtierender Meister seine zum Ziel gesetzte Titelverteidigung deutlich vorzeitig verspielt hat und im BFV-Pokal im Viertelfinale ausgeschieden ist, trennt sich mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Tobias Strobl. „Wir haben in zwei Spielzeiten hintereinander unsere Ziele verpasst“, sagte Geschäftsführer Markus Wolf. „Ein neuer Anfang ist unumgänglich, auch auf der Trainerbank.“ Bis auf weiteres wird der bisherige Co-Trainer Jan Gernlein, der selbst im Sommer gehen wird, den Posten übernehmen.
Noch relevanter als der Misserfolg des Tabellendritten, der neun Spiele vor Saisonende 19 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayreuth aufweist, waren für Wolf „die unterschiedliche Vorstellungen, wie die neue Saison vorzubereiten ist.“ Die Mannschaft hatte im ersten Spiel nach der Winterpause mit dem 0:2 in Nürnberg alle Restchancen verspielt. Danach habe es eine Vereinbarung gegeben, dass nach dem Pokalspiel gegen die Würzburger Kickers der Blick den Spielern gelten müsse, die bleiben sollen. "Um das Leistungspotenzial zu bewerten."
Zu wenig Spielzeit für Talente und den neuen Stammtorhüter
Strobl indes baute weiter auf die arrivierten Kräfte, darunter Akteure, die den Verein verlassen werden wie Nico Rinderknecht, Luis Zwick, David Grözinger oder auch Martin Thomann, der den vom Verein vorgelegten Vertrag nicht unterschrieben hat. Wolf hatte mehr Spielzeit gefordert für Malik McLemore, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, den der FC 05 aber womöglich halten will. Oder für Nachwuchsspieler wie Marco Zietsch oder Yannik Schuster.
Insbesondere die Torhüter-Position hatte vereinsintern für Diskussionen gesorgt: Wolf und Sportleiter Robert Hettich hatten in einem Sechs-Augen-Gespräch mit dem Trainer gefordert, dass Ersatz-Keeper Bennet Schmidt das Vertrauen genießen soll, um ihn als neuen Stammtorwart aufzubauen. Stattdessen blieb Zwick im Tor, machte in elf Tagen vier Spiele. Strobl sagte dazu noch in der Pressekonferenz aufs Montag-Spiel in München am Freitagmittag, dass diese Entscheidung das Trainerteam treffe. Da hatte er nicht gewusst, dass er wenig später entlassen wird.
Fehler in der Aufarbeitung der verlorenen Relegation
Strobl, für den es die erste Entlassung seiner jungen Laufbahn ist und der noch einen Vertrag bis Sommer 2023 hat, reagierte "extrem traurig, dass ich mit dieser Mannschaft, die unheimlich mag nicht mehr arbeiten darf". Der 34-jährige räumt "Fehler in der Aufarbeitung der verlorenen Relegation" ein und dass es ihm nicht gelungen sei, die "Diskrepanz zwischen Heimstärke und Auswärtsschwäche" in den Griff zu bekommen. Womöglich sei ihm seine herzliche Art im Weg gestanden: "So bin ich, ich kann keine Rolle spielen. Selbst wenn es irgendwann für den ganz großen Schritt nicht reichen sollte."
Strobl war im November 2019 vom FC Ingolstadt II zu den Schweinfurtern gekommen als Nachfolger von Timo Wenzel. In 51 Regionalliga-Partien holte er 1,82 Punkte im Schnitt, erreichte mit der Mannschaft die Teilnahme an der DFB-Pokal-Hauptrunde gegen Schalke 04 (1:4) und an den Aufstiegsspielen zur dritten Liga (zweimal 0:1 gegen Havelse). Seit Ende Februar nimmt er am Pro-Lizenz-Lehrgang des DFB teil.
Neuer Cheftrainer mit Profierfahrung in den nächsten Wochen
Hettich kündigte an, "den neuen Cheftrainer in den nächsten Wochen" zu präsentieren, aktiv eingreifen soll dieser in den verbleibenden Spielen aber nicht mehr. "Aber wir müssen mit dem neuen Trainer abstimmen, wie er spielen will, welche Spielertypen wir brauchen." Hettich, dessen Verbleib beim FC 05 wahrscheinlich ist, habe einen "sehr interessanten" Kandidaten mit Profierfahrung und Referenzen im Entwickeln von Talenten im Blick.
Leider waren da die Fans wegen Corona ausgesperrt - es war die beste Zeit des FC 05 seit dem Lizenzentzug in der damals 3.klassigen Regionalliga 2004 und ließ auf bessere Zeiten für den so traditionsreichen Verein hoffen.
Leider hat Strobl es danach nicht geschafft, auswärts eine aufstiegsteife Punkteausbeute zu erzielen. Trotz oft sehenswerten Heimspielen war die Auswärtsbilanz desaströs.
Die Trennung daher folgerichtig.
Allein der Zeitpunkt überrascht. Eine saubere Trennung zum Saisonende wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen.
Ich gehe davon aus, dass die Kickers leider nächste Saison auch in der Regionalliga spielen werden. Freue mich dann auf eine gesunde und vor allem sportlich faire Rivalität mit dem FC 05 Schweinfurt. Es ist davon auszugehen, dass beide unterfränkische Vereine dann auf die Förderung von regionalen Talenten setzen werden -mit dem Ziel in der Saison 2024/25 den Aufstieg zu schaffen (dann steigt der RL Bayern Meister ohne Relegation wieder direkt auf).
Wenigstens bleibt Würzburg mit großer Wahrscheinlichkeit Spitzensport im Basketball (BBL) und Handball (2. BL) erhalten. Diese beiden Vereine könnten die Profiteure im Kampf um lokale Sponsoren sein, nachdem SW und die Kickers so enttäuschten.
Um einen echten Neuanfang zu ermöglichen hätte(n) sich der (die?), die ihn entlassen haben, selbst entlassen müssen. Andernfalls droht das alte Spiel: Selbstüberschätzung - überheblich es Saisonziel (AufstiegsPFLICHT) - Bauchlandung - falsche Entscheidung der Entscheider. Traurig.....