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Fußball: Regionalliga Bayern
Dem FC 05 gehen langsam die Stürmer aus: Wie stecken die Schweinfurter den Dämpfer im ersten Heimspiel weg?
Severo Sturm verletzt sich beim 1:1 gegen Buchbach schwer, Amar Suljic wechselt zu Dynamo Berlin: Schließen die Nullfünfer die Lücke intern oder holen sie einen Angreifer?
Was heißt diese Geste? Eins zu eins? Oder: Der Weg führt nach oben? Lucas Zeller nach seinem Last-Minute-Treffer für den FC 05 Schweinfurt zum 1:1-Endstand gegen Buchbach.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Was heißt diese Geste? Eins zu eins? Oder: Der Weg führt nach oben? Lucas Zeller nach seinem Last-Minute-Treffer für den FC 05 Schweinfurt zum 1:1-Endstand gegen Buchbach.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 11.02.2024 02:12 Uhr

Achselzucken und besorgte Blicke. Nachdem wenige Minuten zuvor kollektive Ekstase Spieler und Fans hat über- und durcheinander kugeln lassen. Der FC 05 Schweinfurt hatte soeben in letzter Minute ein 1:1 (0:1) gegen den TSV Buchbach gerettet. Da jubelt man halt, auch wenn es zwei verlorene Punkte waren im ersten Heimspiel. Letztere kümmerten in diesem Moment  Sportleiter Robert Hettich kaum, er sagte nur "das da ist viel schlimmer" - und deutete auf den Rettungswagen, der gerade Severo Sturm ins Krankenhaus abtransportierte. Der Freitagabend war kein rundum gelungener für die Nullfünfer. Und warf Fragen auf.

Hat der FC 05 ein Offensiv-Problem? 

Da war mehr drin für den FC 05. Ein Viertelstündchen ärgerten die Buchbacher die Schweinfurter, erzielten durch Samed Bahar das 0:1 (13.). Dass dem folgenden 75-minütigen Anlaufen der Gastgeber nur ein Treffer entsprang, hatte drei Gründe: das TSV-Massiv mit Gipfelhöhen zwischen 1,94 und 1,97 Metern; das Schwinden der Wucht 20 Meter vor dem Tor; und - am schwerwiegendsten - kaum offensive Alternativen auf der mit sechs Defensiven besetzten Bank. Die Offensiven Alexander Bazdrigiannis und Sturm kamen; ersterer blieb wirkungslos, zweiterer (Hettich: "er war auf einem so guten Weg") zog sich sechs Minuten vor Schluss einen Knöchelbruch zu und fällt mindestens drei Monate aus. 

Verpflichtet der FC 05 noch einen Stürmer?

Dazu passt wie die Faust aufs Auge, dass tags darauf mit Amar Suljic ein Stürmer (68 Einsätze, 19 Tore) den Verein verlassen und sich dem Nordost-Regionalligisten Dynamo Berlin angeschlossen hat. Hettich: "Wir sind überzeugt, dass wir die Lücke auf seiner Position schließen können – aus den eigenen Reihen, aber womöglich auch mit einem weiteren Zugang während der Transferperiode." Sicher ein Gedanke wert: Denn mit Adam Jabiri verfügt der Verein über nur einen ausgesprochenen Stürmer. Pascal Moll, Malik McLemore, Bazdrigiannis  oder Sturm kommen aus dem offensiven Mittelfeld. Und jede Woche trifft vermutlich kein Innenverteidiger.

Gibt es kurzfristig Ersatz für Sturm und Suljic?

Besagten Innenverteidiger: Lucas Zeller. Der 22-Jährige schnappte sich gedankenschnell den von einem Buchbacher Schienbein springenden Ball, zischte gen Tor und verwandelte eiskalt zum 1:1 (90.). Bei der TSG Hoffenheim II, seiner vorherigen Station, hatte er ja Stürmer gespielt ("auch wenn ich es nicht so mag, das Spiel im Rücken zu haben") - und wird sich immer dann drauf einstellen müssen, wenn der Plan von Trainer Christian Gmünder, "das Toreschießen auf viele Schultern zu verteilen", nicht so aufgeht wie noch in Rain. "Das ist seine Qualität" betonte Gmünder nach dem famosen finalen Antritt einmal mehr. "Wir müssen jetzt kreativ sein. Heute ist es gelungen." Variablen in diesem Risikospiel: Gesundheit und Durchhaltevermögen des 38-jährigen Jabiri.

Wie steckt die Mannschaft den ersten Dämpfer weg?

"Der Punkt ist zu wenig", moserte Rechtsverteidiger Lukas Aigner, der ums Haar in der Nachspielzeit das 2:1 erzielt hätte. Ein Flow, der viele Dinge zur Selbstverständlichkeit werden lässt, ist erstmal vom Tisch. Vier Punkte - kein schlechter Auftakt, aber auch kein überragender. Trotzdem wollte Gmünder positive Erkenntnisse aus dem Gezeigten ziehen: "Die Jungs sind pausenlos marschiert, haben sich in jeden Zweikampf geschmissen, haben daran geglaubt, das 1:1 erzwingen zu können." Auch überzeugte abermals die Defensive, der abgefälschte Buchbacher Treffer war ein im Normalfall korrigierbarer Betriebsunfall. Zeller: "Wir haben uns in jeder Minute gegenseitig gepusht, nie den Kopf hängen lassen." Die Fans honorierten den Kraftakt. Auch ein Grund, warum der kleine Rückschlag die Mannschaft mental nicht umwerfen dürfte.   

Woran müssen die Schweinfurter in der Spielpause arbeiten?

Da das nächste Auswärtsspiel des FC 05 wegen des DFB-Pokal-Einsatzes von Illertissen auf den 9. August vertagt worden ist und am Dienstag im eigenen BFV-Pokal-Erstrundenspiel bei Kreisligist SC Reichmannsdorf kräftig rochiert werden wird, bleiben eineinhalb Wochen Zeit bis zur nächsten Liga-Partie am 2. August gegen den FC Augsburg II. "Das ist extrem wichtig für uns, auch im Hinblick auf den schweren August mit den vielen Spielen", so Zeller. Gmüder sah's ähnlich und gewährte einen Blick in die Arbeitsaufträge: "Präzision beim letzten Pass, bei der letzten Flanke, Abläufe einstudieren."

Ist der FC 05 trotzdem schon reif für die Spitzengruppe ?

Wüste Spekulation wäre es, bereits die tabellarische Perspektive festlegen zu wollen. Einem starken Auftritt in Rain folgte ein engagierter mit Schwächen. "Wir haben eine junge Mannschaft mit vielen Neuzugängen, da braucht der Findungsprozess Zeit", bat Gmünder um Geduld für sein Team. Das trotz der Kader-Schmäle über ausreichend Alternativen in Defensive und Aufbau verfügt. So fiel es nicht ins Gewicht, dass Tim Kraus zur Pause in der Kabine blieb, nachdem Schiedsrichter Markus Pflaum auf Gelb und nochmaliges Foul des Sechsers ("viel darf er sich nicht mehr leisten") hingewiesen hatte. Georgios Spanoudakis ersetzte den Wühler als temporeicher Antreiber.

Die zentrale Achse rangiert in der Liga weit vorn, beide Außenbahnen sind mehrfach und ausgeglichen besetzt. Es kann reichen - nur müssen neben dem Spielinhalt die Resultate stimmen. Anders als vergangene Saison, als der FC 05 reihenweise spät entscheidende Gegentreffer kassierte, schlug er diesmal selbst zu. Eine neue Qualität? Das wird der August mit sieben Spielen in 25 Tagen zeigen müssen. 

 
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