
Aufgetaucht waren sie schon etwas früher, richtig erkennbar waren sie ab Spätsommer 2023: Rechtsextremisten im Fanblock des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt. Wenige Wochen, nachdem der Bayerische Rundfunk (BR) und diese Redaktion über die Gruppierung "Jung. Sportlich. Motiviert.", kurz JSM, und über ihren mutmaßlichen Anführer Marc R. berichtet hatten, verhängte der Verein Ende Oktober 2023 drei Hausverbote. Seitdem gab sich die Gruppe bei einigen Auswärtsspielen zu erkennen - bis am 20. August ihre Fahne beim Pokalspiel gegen Aubstadt in Schweinfurt im heimischen Sachs-Stadion am Zaun hing.
Auswärts erscheint die JSM inzwischen regelmäßig, auch mit den drei Personen, die in Schweinfurt Hausverbot haben. Ein Schreiben aus dem Vorjahr an die anderen Vereine der Regionalliga Bayern, in dem der FC 05 bat, das Hausverbot auch dort auszusprechen, hat offensichtlich wenig Wirkung gezeigt. Und es gibt gesicherte Informationen, dass offenbar ein 05-Fan eingeschüchtert wurde, der sich nicht mit diesem Personenkreis identifizieren will.
Stellungnahme des FC 05: "Neonazis ausdrücklich unerwünscht"
Auf Anfrage dieser Redaktion hat der FC 05 jetzt mit einer gemeinsamen Stellungnahme von Vorstandschaft und Verwaltungsrat sowie erster Mannschaft samt Spielern, Trainern und Sportlicher Leitung reagiert: "Neonazis sind bei uns im Stadion so ausdrücklich wie selbstverständlich unerwünscht. Hier gibt es nullkommanull Spielraum."
In der ersten Mannschaft, im Jugendbereich und seinen Abteilungen habe der Verein "Aktive aus unterschiedlichsten Nationen, mit verschiedenen Hautfarben und Religionen", schreibt der FC 05. Und weiter: "Wir akzeptieren bei uns im Stadion kein rassistisches Gedankengut und keine Personen, die mit solchen Ideen sympathisieren. Wir haben drei Hausverbote ausgesprochen und gehen verstärkt auf alle anderen Vereine der Regionalliga Bayern zu mit der dringlichen Bitte, diese auch auszusprechen, um zu verhindern, dass die betreffenden Personen noch Spiele unserer Mannschaft besuchen können."
Der Verein nehme "die Gefahr sehr ernst". Man sei entschlossen, weitere Hausverbote auszusprechen, "wenn immer es möglich ist – etwa, wenn es zu Drohungen oder Beleidigungen kommt". Den Kontakt zur Fanszene wolle der FC 05 noch einmal verstärken - "um wirklich alle von der Dringlichkeit einer Distanzierung, wie sie vom größten Teil schon betrieben wird, zu überzeugen".
Distanz und Nähe: Unterschiedliche Reaktionen bei den anderen 05-Fanclubs
Im vergangenen Jahr hatten die "Green Boyz", größte Ultra-Gruppierung im Schweinfurter Fanblock, über die Fanbeauftragten des Vereins erklärt, sich "entschieden von diesen Personen" zu distanzieren. Zunächst war das im Stadion nicht immer erkennbar, zuletzt aber rückten die "Green Boyz" räumlich im Block von der JSM ab.
Im Gegenzug wurden jüngst die JSM-Fahne und Mitglieder der Gruppe in der Nähe des Fanclubs "Mainbrigade" gesehen. Beispielsweise platzierten sich beide Gruppen beim Auswärtsspiel in Illertissen außerhalb des Gästesektors, auf dem Balkon vor dem Sportheim.
Marc R. war 2023 dadurch aufgefallen, dass er einen Zollbeamten dazu veranlasst haben soll, sensible persönliche Daten eines Journalisten und eines Fans der Würzburger-Kickers zu ermitteln. Der Beamte wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Der FC 05 sprach im Anschluss drei Hausverbote aus, begründet mit einer allgemeinen Gefahrenlage.
Regionalliga-Clubs angeschrieben – und sensibilisiert
Sicherheitschef Antony Killen sagt, dass der Verein alle Regionalliga-Clubs angeschrieben habe. Dabei sei auch sensibilisiert worden für szenetypische Kleidung und verfassungsfeindliche Symbolik. "Antworten haben wir keine bekommen", sagt Killen.
Diese Redaktion hat bei allen Klubs, die in dieser Saison in der Regionalliga Bayern spielen, nachgefragt, ob sie das Schreiben des FC 05 erhalten und ebenfalls Hausverbote gegen drei Personen wie in Schweinfurt ausgesprochen haben. Fünf Vereine antworteten - von allen anderen gab es keine Reaktion auf die Anfrage.
1. FC Nürnberg: "Veranstaltungsleiter bei den Spielen der U23 informiert"
Der 1. FC Nürnberg, dessen U23 in der Regionalliga spielt, bestätigt, das Schreiben erhalten zu haben. Tina Koller, stellvertretende Leiterin für Unternehmenskommunikation beim Club, schreibt: "Wir haben unseren Veranstaltungsleiter bei den Spielen der U23 auf unserem Vereinsgelände informiert. Sollten diese Personen bei Spielen auf unserem Gelände auffällig werden, werden wir direkt in Zusammenarbeit mit der Polizei ein Hausverbot erwirken."
Die Bundesliga-Reserve des FC Augsburg zeigt Kooperationsbereitschaft: "Wir hatten in der Vergangenheit bereits Schweinfurter Fans aufgrund des Tragens verfassungswidriger Symbole angezeigt und Stadionverbote erteilt", so Maximilian Gschwilm von der Abteilung Medien und Kommunikation. Näheres dürfe man aus Datenschutzgründen nicht mitteilen.
Roland Dachauer aus der Geschäftsstelle der DJK Vilzing erklärt, man sei bislang nicht informiert gewesen, würde grundsätzlich jedoch "ein Hausverbot unterstützen. Wir werden gerne mit dem Verein und den Behörden in dieser Beziehung zusammenarbeiten". Der TSV Schwaben Augsburg, Aufsteiger in die Regionalliga, hatte keine Post erhalten. Sportleiter Dominik Schmoll sagte aber vor dem Gastspiel der Nullfünfer Mitte September: "Wir werden dieses Thema bei unserer Sicherheitsbesprechung mit der Polizei und den Vertretern des FC 05 Schweinfurt besprechen."
Würzburger Kickers: Thema ist bekannt
Beim FC Würzburger Kickers ist man nicht erst seit den Ausschreitungen beim Derby am 19. April 2024, als exzessiv Pyros gezündet und Fan-Utensilien der Kickers im 05-Block verbrannt wurden, sensibilisiert für Teile der Schweinfurter Fanszene. Man sei mit dem Thema vertraut, teilt Ole Linseisen von der Spieltagsleitung der Würzburger Kickers mit. Ob Hausverbote gegen die drei Personen wie in Schweinfurt ausgesprochen worden seien, wollte er nicht kommentieren.
Vizepräsident Jürgen Pfau bietet Unterstützung des Bayerischen Fußball-Verbands an
Jürgen Pfau, Vizepräsident des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) und unterfränkischer Bezirksvorsitzender, war vor einer Woche im Stadion, als der FC 05 mit 3:2 das Spitzenspiel gegen Wacker Burghausen gewann – und die JSM-Fahne am Zaun hing. Er habe, sagt Pfau, den Schweinfurter Verantwortlichen angeboten, auf den BFV zuzukommen, wenn sie Unterstützung benötigten.
Bislang habe der Verband keine Kenntnis von dem Schreiben des FC 05 an die anderen Regionalligisten. Pfau sagt: "Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus haben auf unseren Plätzen und in unseren Stadien keinen Platz. Das ist die Position des Bayerischen Fußball-Verbands, zu der ich auch ganz persönlich vollumfänglich stehe."
Wobei ich persönlich Fußball schon immer für die AFD unter den Sportarten gehalten habe. Man vergleiche nur mal mit dem Publikum fast beliebiger anderer Ballsportdisziplinen. Q.e.d.