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Fußball: Regionalliga Bayern
Rechtsextremisten in der Fanszene des FC 05 Schweinfurt? Die "Green Boyz" sagen Nein, der Verein zeigt sich wachsam
Ein Medienbericht über zwei mutmaßliche Mitglieder der Fanszene, die in eine rechtsextremistisch motivierte Straftat verwickelt gewesen sind, beschäftigt den Regionalligisten.
Der FC-05-Fanblock beim Derby in Würzburg im März 2023: Im Vordergrund hängt die Fahne der 'Green Boyz' – die Personen dahinter sind auf diesem Symbolbild nicht zwingend dieser Gruppierung zuzuordnen.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Der FC-05-Fanblock beim Derby in Würzburg im März 2023: Im Vordergrund hängt die Fahne der "Green Boyz" – die Personen dahinter sind auf diesem Symbolbild nicht zwingend dieser Gruppierung zuzuordnen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Gibt es in der organisierten Fanszene des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt Mitglieder, die dem rechtsextremen Lager nahestehen oder in rechtsextremistisch motivierte Straftaten verwickelt sind? Einer Reportage des Bayerischen Rundfunks (BR) zufolge ja. Ein inzwischen wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses zu 90 Tagessätzen rechtskräftig verurteilter Zollbeamter hat einen einschlägig bekannten Rechtsextremisten mit geschützten Adressen versorgt – beide seien Mitglieder des FC-05-Fanclubs "Green Boyz". Letzteres sei nicht richtig, sagen die beiden Fanbeauftragten des Vereins.

Öffentlich treten die beiden Fanbeauftragten, seit Ende August im Amt, zurückhaltend auf. Auf der Homepage des Vereins haben sie sich als Kai und Markus vorgestellt, erreichbar nur über eine Mailadresse. Über diese hat diese Redaktion zu den in der BR-Reportage formulierten Behauptungen nachgefragt. Und Antwort bekommen.

"Wir als Fanbeauftragte des FC 05 stehen für den weltoffenen Umgang zwischen allen Fans und Fangruppierungen in Schweinfurt. Wir stehen klar gegen Extreme, egal aus welcher Richtung", steht in der Mail. Und: "Wir befinden uns in der internen Aufarbeitung des BR-Artikels, im engen Schulterschluss mit dem Verein und den Gruppen der Gegengerade." Der Rechtsextremist sei "seit drei Jahren kein Mitglied mehr bei den ,Green Boyz'. Diese distanzieren sich entschieden von etwaigen Personen".

Echte Fans positionieren sich vor Bayern-Spiel mit einer Spenden-Aktion

Den "Schulterschluss mit dem Verein" bestätigt FC-05-Vorstandsmitglied Dominik Groß. Auch die Existenz einzelner Problem-Personen. "Es gibt Gestalten, die aus unserer Sicht nichts im Stadion verloren haben." Groß zufolge handle es sich nicht um Mitglieder der Fanclubs, sondern um externe Personen aus dem rechtsextremen Lager, die in der Szene auf Empfänglichkeit hoffen. Unter den organisierten Fans hat es zuletzt beim 2:1-Sieg über Burghausen eine Spaltung gegeben; etliche Fans waren erkennbar weit weg vom harten Kern positioniert.

Eine Sensibilisierung sei in weiten Teilen der Fanszene wie im Verein vorhanden. "Die Fanbeauftragten versuchen, die echten Fans wieder näher an den Verein heranzubringen" – beispielsweise mit Aktionen wie dem Spenden-Sammeln für eine Familie und deren gehandicapte Tochter vor dem Spiel am Samstag (14 Uhr, Sachs-Stadion) gegen den FC Bayern München II. Der Gewinn eines von Fans betriebenen zusätzlichen Bierstandes soll dem Mädchen zugutekommen.

Ex-Fanclub-Mitglied mit Kontakt zu militanten Neonazi-Kreisen

"Einbinden statt ausgrenzen" sei eine Strategie, so Groß, wohlwissend, dass dem Verein für Sanktionen wie Stadionverbote die Hände gebunden sind, solange im Stadion Straftaten ausbleiben. Aber: "Wir müssen als Verein noch mehr tun, dürfen nicht wegschauen. Wir suchen den Dialog mit den Fans, damit diese nicht in die Fänge von Rechtsextremisten geraten." Der Rechtsextremist, der sich die Adressen besorgt hatte, ist auf der Internet-Plattform Youtube bei Käfig-Kämpfen zu sehen, war zuletzt wieder im Sachs-Stadion und ist in Neonazi-Kreisen verankert.    

Ein vieldeutiges Transparent der Kickers-Ultras – gesehen beim Derby im September 2022 im Schweinfurter Sachs-Stadion.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Ein vieldeutiges Transparent der Kickers-Ultras – gesehen beim Derby im September 2022 im Schweinfurter Sachs-Stadion.

In der BR-Reportage geht es primär um die Weitergabe der Adresse eines Journalisten, der im nördlichen Baden-Württemberg zu den militanten Neonazi-Gruppen Nord Württemberg Sturm (NWS) und Junge Revolution (JR) recherchiert hatte. Das geht aus Akten der Kriminalpolizei hervor, die der BR einsehen konnte. Aufgrund seiner Artikel kam es zu Hausdurchsuchungen bei Neonazis, unter anderem bei dem Mitte Zwanzigjährigen.

Ein vieldeutiges Kickers-Transparent beim Derby im September 2022

Er sei zumindest früher der Gruppe "Green Boyz" zuzuordnen gewesen, die von Sicherheitsbehörden als "gewaltorientierte Ultrafangruppierung" eingestuft wird. Immer noch Mitglied ist laut Polizeiangaben der Zollbeamte. Der Ende 20-Jährige habe dem Jüngeren, wie Chatverläufe zeigen, auf dessen Wunsch hin die Adresse des Journalisten sowie die eines Ultras der Würzburger Kickers herausgegeben. 

Dass zumindest ein Teil der Kickers-Fanszene von diesen Vorgängen bereits im September 2022 gewusst haben könnte, lässt sich in ein Spruchband im Gästeblock beim damaligen Derby in Schweinfurt interpretieren: "SW & Bullen - Hand in Hand für's Vaterland". 

 
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Kommentare
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  • Richard Müller
    Erschreckend, wer sich da alles tummelt bei Schweinfurt. Wieso "sensibilisiert" der Verein nur, aber der Nazi kommt aktuell immer noch ins Stadion? Wieso hat so jemand kein Stadion-Verbot? Warum hat die MainPost noch nie solche Umtriebe entdeckt, obwohl sie seit Jahrzehnten ausgiebig über den Fc SW 05 berichtet?
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