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Schweinfurt
"Keine Neonazis im Stadion": Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt erteilt drei Rechtsextremisten Hausverbot
Seit Wochen tritt eine Gruppe um einen mutmaßlichen militanten Neonazi im FC-05-Fanblock auf. Der Mann aus Osterburken scheint bundesweit in der Szene vernetzt.
JSM - jung, sportlich, motiviert. Um dieses Transparent formiert sich im Fanblock des FC 05 Schweinfurt seit mehreren Wochen eine mutmaßlich rechtsextrem motivierte Gruppe. Drei Personen haben nun Hausverbot erteilt bekommen.
Foto: Privat | JSM - jung, sportlich, motiviert. Um dieses Transparent formiert sich im Fanblock des FC 05 Schweinfurt seit mehreren Wochen eine mutmaßlich rechtsextrem motivierte Gruppe.
Benjamin Stahl
,  Manfred Schweidler
 und  Michi Bauer
 |  aktualisiert: 01.11.2023 02:47 Uhr

Es waren klare Worte von Markus Wolf: "Wir wollen bei uns im Stadion keine Neonazis, kein rassistisches Gedankengut und keine Personen, die mit solchen Ideen sympathisieren. Beim FC 05 gilt: Kein Spielraum für Rechtsradikalismus und Rassismus." Das verlas der Geschäftsführer und Hauptsponsor des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt öffentlich vor dem Derby gegen die Würzburger Kickers Anfang Oktober. Vier Wochen später lässt der Verein Taten folgen und sperrt drei dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnende "Fans" aus. Ab sofort und zunächst unbefristet. 

"Wir haben das Hausverbot ausgesprochen zur Wahrung der allgemeinen Ordnung und der Sicherheit anderer Zuschauer", zitiert Anthony Killen, der Sicherheitsbeauftragte des FC 05, den Wortlaut des Schreibens, das diesen Personen schriftlich zugestellt worden ist. Auf Nachfrage wird er konkreter: "Wir wollen keine Politik und keinen Extremismus im Verein haben." Künftig haben die Betroffenen keinen Zugang mehr zu sämtlichen Veranstaltungen und Räumlichkeiten des Vereins, wie das Stadiongelände, die Geschäftsstelle und das Vereinsheim im "Soccerdome" in Schweinfurt.

Nach Recherchen dieser Redaktion befindet sich unter diesen drei Personen auch der mutmaßliche militante Rechtsextremist Marc R. aus dem nordbadischen Osterburken. Er war erst jüngst in den Schlagzeilen, weil er einen inzwischen wegen Verstoßes gegen das Dienstgeheimnis rechtskräftig verurteilten Zollbeamten, der ebenfalls der Fanszene des FC 05 zuzurechnen ist, zur Herausgabe geschützter Adressen überredet hatte.

Im Internet finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass R. intensiv mit der rechtsextremen Kampfsportszene mit Zentrum in Dortmund sowie der thüringischen Neonazi-Szene rund um die gewalttätige Gruppe "Knockout 51" aus Eisenach und der rechtsextremen Hooligan-Truppe "Jungsturm Erfurt" vernetzt ist. Auf zahlreichen Fotos ist R. zusammen mit führenden Personen dieser Szene zu finden.

Verfassungsschutz: Vereinzelt sind Rechtsextreme in der Fußballfanszene als Hooligans bekannt

Er selbst, das zeigen Videos unter anderem bei Youtube, hat an von Rechtsextremisten veranstalteten Kampfsport-Events, sogenannten Käfigkämpfen, teilgenommen und galt als Führungspersönlichkeit der inzwischen offenbar inaktiven rechtsextremen Vereinigung "Nordwürttemberg Sturm" (NWS), einer Unterorganisation der mittlerweile aufgelösten identitären "Jungen Revolution" (JR).  Die "Zeit" hatte 2021 in einem Online-Blog von einer Aktion berichtet, als vermummte JR-Aktivisten an einem Osterburkener Parkhaus im Schein bengalischer Feuer ein Transparent ("Migration tötet") befestigt und ein Video davon ins Netz gestellt hatten. 

Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg teilt auf Nachfrage dieser Redaktion mit, dass er den NWS als neonationalsozialistisch geprägte, regionale Gruppierung eingeschätzt hat. An den Aktionen des NWS hätte regelmäßig eine sehr niedrige, zweistellige Personenzahl teilgenommen. Aktuell lägen dem Verfassungsschutz Baden-Württemberg zwar keine Erkenntnisse über rechtsextremistische Fanströmungen oder Hooligan-Gruppierungen in Baden-Württemberg vor, jedoch seien ihm vereinzelt Rechtsextremisten auch als in der Fußballfanszene aktive Hooligans bekannt.

Eine inzwischen knapp zwei Hand voll zählende Gruppe um Marc R. tritt seit mehreren Wochen regelmäßig bei Regionalliga-Spielen des FC 05 auf und gibt sich mit einer kleinen, schwarzen Fahne zu erkennen. Auf der steht "JSM - Jung, sportlich, motiviert", zudem ist neben dem Schweinfurter Stadtwappen das in der Szene bekannte Hooligan-H zu erkennen. 

Nazi-Symbole: FC 05 Schweinfurt verschärft Stadionkontrolle

Der Verein hat zwischenzeitlich auch eine, den Vereinsordnern um Killen sowie dem gewerblichen Ordnungsdienst vorliegende Liste erstellt, die einschlägige Szene-Modemarken und verbotene, extremistische Symbole ausweist. Personen, an denen entsprechende Artikel bei der Einlasskontrolle gesehen werden, wird ebenfalls der Zugang zum Stadion verwehrt. Beim Derby gegen die Kickers hatte beispielsweise ein "Fan" im 05-Block einen Pulli mit der Aufschrift "The white race" ("Die weiße Rasse") getragen.

Killen legt Wert darauf, dass es sich bei den Sanktionen nicht um bundesweite Stadionverbote handle, die für sämtliche Stadien von der Bundesliga bis zur Regionalliga wirksam wäre. Dafür hätte es eingeleiteter Ermittlungsverfahren gegen Betroffene bedurft. Straftaten im Stadion hätten dem Trio bislang nicht nachgewiesen werden können. Killen will jedoch zeitnah mit allen Vereinen der Regionalliga Bayern Kontakt aufnehmen, um sie zu animieren, diesen Personen bei Auswärtsspielen des FC 05 ebenfalls den Zutritt zum Stadion zu verwehren.

Killen betont zudem, dass "unseren Fanbeauftragten zufolge keine der anderen Fan-Gruppierungen diese Personen im Stadion haben will". Vor drei Jahren soll Marc R. noch Mitglied des Schweinfurter Fanclubs "Green Boyz" gewesen sein, dieser distanziert sich inzwischen jedoch ausdrücklich von ihm. Laut Killen soll es "außerhalb des Stadions zu verbalen Bedrohungen durch die Drei gegenüber anderen Fans" gekommen sein.

 
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  • Manfred Englert
    Guten Morgen Anthony, Respekt vor deinen Äußerungen und hoffentlich viel Erfolg bei der Umsetzung der angedachten Maßnahmen.
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  • Stefan Fuchs
    Da kann ich ja vielleicht nach so langer Zeit wieder mal zu den Schnüdel geh, ohne mich Fremdschämen zu müssen
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  • Renate Büttner
    Völlig in Ordnung! Man kann auch als Sportverein Kante zeigen, selbst wenn man dann ein paar Zuschauer weniger im Stadion hat.
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  • Detlef Erhard
    Wird jetzt jeder Zuschauer unter Generalverdacht gestellt ?
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  • Klaus Schröder
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  • Dominik Buchert
    Keine Sorge Detlef, nur die Nazis.
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  • Peter Koch
    Gut so und weiter so!
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