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Fußball: Regionalliga Bayern
Gemeinsames Leiden und hartes Arbeiten: Warum der FC 05 Schweinfurt von einem guten Saisonstart sprechen darf
Die Nullfünfer können sich auf die Stürmer-Qualität von Adam Jabiri verlassen, suchen aber Alternativen: Die aktuell vielversprechendste Option ist ein weiterer Routinier.
Energieleistung: Kristian Böhnlein (Mitte) überzeugte erst im Schweinfurter Mittelfeld, dann als hängende Spitze. Hier lässt er mit Mahmut Kücüksahin (links) und Raphael Akoto gleich zwei Augsburger stehen.
Foto: Marion Wetterich | Energieleistung: Kristian Böhnlein (Mitte) überzeugte erst im Schweinfurter Mittelfeld, dann als hängende Spitze. Hier lässt er mit Mahmut Kücüksahin (links) und Raphael Akoto gleich zwei Augsburger stehen.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 12.02.2024 10:51 Uhr

Ja, da stand er. Den Gang zu den Fans am Zaun gerade erfolgreich absolviert. Davor stark gespielt und zwei Tore geschossen. Adam Jabiri. Dass er am Dienstagabend maßgeblich am 2:0-(1:0)-Sieg des FC 05 Schweinfurt gegen den FC Augsburg II beteiligt war, winkte er durch – ganz im Stile eines Großen, der in der Fußball-Regionalliga Bayern (und nicht nur da) schon eine Menge erlebt hat: "Dass ich der Glückliche bin, der am Ende einer Stafette steht, ist meiner Position geschuldet." Dass der erste Treffer kein gewöhnlicher war, wolle er dann aber doch anmerken: "Mit dem Hinterkopf. Zum Gedenken des verstorbenen Uwe Seeler. Obwohl: Der hat das schon noch besser gekonnt."  

Die Nullfünfer wissen, was sie an Jabiri haben: "Das ist einfach Qualität", lobte Trainer Christian Gmünder den 38-Jährigen. Der nun schon wieder einen 1,0-Tore-Schnitt nach drei Partien hat. Dass es dem FC 05 nach den Abgängen von Florian Pieper (Aschaffenburg) und Amar Suljic (Dynamo Berlin), der Verletzung von Severo Sturm (Knöchelbruch) und der Neuverpflichtung von eher offensiven Mittelspielern denn ausgesprochenen Stürmern an selbigen mangelt, ist nichts Neues.

"Vielleicht kommt ja noch einer", sagte Jabiri mit hoffendem Unterton. Denn bei weiteren sieben Partien im Marathon-Monat August ist es längst nicht zu erwarten, dass der Routinier noch sieben Mal in der Startelf steht – eher, dass er auch mal ganz draußen bleiben könnte. "Wir schauen bei ihm von Spiel zu Spiel", so Gmünder. Und sprach Jabiri aus der Seele, der vielsagend andeutete: "Wir müssen notfalls improvisieren, irgendeiner kann immer Stürmer spielen."

Prominente Beobachter auf der Tribüne

Sportleiter Robert Hettich konkretisierte das: "Wir haben Alternativen. Pascal Moll und Malik McLemore können in der Spitze spielen. Alexander Bazdrigiannis ist außen eine gute Möglichkeit. Und Kristian Böhnlein als hängende Spitze immer eine Option." Tatsächlich: Neben Jabiri war Böhnlein, auch schon 32, der auffälligste Aktivposten im Schweinfurter Spiel, das von der Tribüne aus auch die Ex-Bundesliga-Profis Christian Wück und Olaf Marschall als Beobachter verfolgten. 

Dass es bisher durchaus zu funktionieren scheint, nötigte dem früheren FC-05- und jetzigem Augsburger Trainer Tobias Strobl Anerkennung ab: "Schweinfurt hat eine super Identität an den Tag gelegt, eine absolute Männermannschaft", sagte der 34-Jährige, der sich gar nicht lösen wollte von den alten Weggefährten, mit denen die Elf noch vor dem ViP-Zelt stand auf ein oder zwei Bierchen.

Bessere Physis als in der vergangenen Saison

Dass die Nullfünfer nach drei Partien erst einen Gegentreffer kassiert haben, ist kein Zufall, wie Jabiri von vorne beobachten durfte in seinen wenigen Ruhephasen: "Wir haben keinen Schuss zugelassen. Weil unsere Basis Disziplin ist – und zwar über die vollen 90 Minuten. Das war eine überragende Mannschaftsleistung. Man hat gesehen, dass uns die Puste nicht ausgegangen ist. Wir haben gelitten. Zusammen." Deutlich mehr als in der vergangenen Spielzeit wirkt die Mannschaft physisch auf den Punkt fitter, austrainierter, fokussierter – bereit, einen Gegner notfalls dreckig wegzubeißen.

Verteidigt wird mitunter so hoch und breit, dass ein Gegner wie der technisch begabte, aber alles andere als ausgebuffte Augsburger Talentschuppen nur zu langen Bällen durch die Kette kommt, ohne eine Anspielstation in Position zu bekommen. Und diese langen Bälle schnappt sich mit viel Weitblick und Spielverständnis in dieser frühen Phase der Saison verlässlich Torhüter Bennet Schmidt dank seiner fußballerischen Ausbildung aus Freiburg. Dass am Freitagabend (19 Uhr) in Heimstetten eine Elf wartet, die solche Szenen besser zu nutzen weiß, ist sich Jabiri bewusst: "Eine gute Mannschaft. Aber in dieser Liga darfst du gegen keinen Gegner Punkte einplanen. Du musste jeden Gegner wegarbeiten." 

Gmünder probiert System-Varianten aus

Sich dieser Arbeitsmoral seiner Spieler sicher, will Gmünder angesichts der anstehenden Aufgaben im Drei-, Vier-Tages-Rhythmus nun den nächsten Schritt gehen und die taktische Bandbreite ausweiten. Nach dem Zwei-Spitzen-Experiment im Pokalspiel in Reichmannsdorf gab es jetzt eine Doppel-Sechs und allerlei Positionsgeschiebe. Als Block vor der Viererkette funktionierten Tim Kraus und Lukas Aigner bestens. Als offensive Geheimwaffe hat der Coach Böhnlein auserkoren. "Wir wollten ihn auf weiteren Positionen sehen", begründete der Trainer Böhnleins Wirken auf der Zehn, auf Linksaußen und als zweite Spitze. "Er hat eine Wahnsinns-Energieleistung gezeigt."

"Wir wollen und brauchen die Variabilität", so Gmünder – mit Blickrichtung bereits auf die beiden Hammer-Heimspiele gegen Burghausen (13. August) und Bayern München II (19. August), ohne das Auswärts-Doppel in Heimstetten (5. August) und Illertissen (9. August) zu vergessen.  Nur: Da mit Würzburg, Aubstadt, Unterhaching, Nürnberg und Burghausen auch alle anderen Top-Teams am Dienstagabend gewonnen haben, ist der FC 05 förmlich gezwungen, nachzulegen. Denn wie sagte Jabiri so schön: "Nur Siege sorgen dafür, ob es nur ein ordentlicher oder ein guter Saisonauftakt ist."  

 
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