Für ihn ist es am Freitag (19 Uhr, Sachs-Stadion) das erste Derby zwischen dem FC 05 Schweinfurt und dem FC Würzburger Kickers. Aber: Torhüter Nico Stephan kennt beide Vereine. 2018 bis 2020 trug er das Kickers-Trikot, kam zunächst über die Reservisten-Rolle nicht hinaus und erlitt dann einen schweren Verkehrsunfall, infolgedessen sein Vertrag nicht verlängert wurde. Vor einem Jahr wechselte der aus Poppenhausen (Lkr. Schweinfurt) stammende 21-Jährige nach einem Geesdorf-Intermezzo zum FC 05. Dort ist er nach groben Patzern des etatmäßigen Stammtorhüters Bennet Schmidt seit drei Spielen die Nummer eins im Tor des Fußball-Regionalligisten.
Nico Stephan: Ja, auf alle Fälle. Beide Städte trennen 35 Kilometer Luftlinie. Endlich spielen beide Klubs wieder in einer Liga. Das werden zwei richtige Kracher. Ich freue mich extrem darauf. Auch, um den Kickers zeigen zu können, was sie damals verpasst haben. Auch wenn der Verein ja nichts für meinen Unfall gekonnt hat.
Stephan: Es ist auf dem Weg zum Trainingsplatz in Randersacker passiert. Ich wollte einen Traktor überholen, doch der ist abgebogen ohne zu blinken. Ich war noch 17 und bin Moped gefahren. Neun Tage vor meinem 18. Geburtstag, da wäre ich stattdessen im Auto gesessen. Von da ab kamen zwar Aufmunterungen einzelner Spieler, vom Verein aber nicht mehr viel. Das hintere Kreuzband war gerissen, zudem habe ich mir das Schienbein und den Mittelfinger gebrochen. Ich hatte Glück im Unglück.
Stephan: In jedem Fall. Mein Vertrag lief insgesamt über zwei Jahre und zunächst weiter. In der Rückrunde 2019/20 war ich gerade wieder ins Training eingestiegen – dann kam Corona und ich durfte, warum auch immer, nicht mehr mittrainieren. Dann folgte ein Fünf-Minuten-Gespräch mit dem Präsidenten in der Art: Schön, dass du da warst, mach's gut. Ich hatte mir gewünscht, dass man den Vertrag verlängert, damit ich mich hätte beweisen können.
Stephan: In den coronabedingt wenigen Spielen für den FC Geesdorf habe ich gesehen, dass körperlich alles funktioniert. In Schweinfurt wollte ich angreifen und die Nummer eins werden.
Stephan: Ein bisschen Egoismus braucht man. Ich bleibe jetzt auch Nummer eins: Weil ich jeden Tag hundertundein Prozent Gas gebe. Ich kann der Mannschaft vertrauen und sie vertraut mir.
Stephan: Ja. Das würde sehr gut ausschauen. Klar wäre Platz eins am schönsten. Es wäre aber ohne Frage ein Erfolg, am Schluss vor den Kickers zu landen. Schon, weil es den Fans viel bedeutet. Als Saisonziel ist das nicht ausgegeben worden. Für mich selbst ist es eines: Ich hatte bei den Kickers nicht meine berauschendste Zeit.
Stephan: Wir müssen halt noch mehr als Team zusammenwachsen. Mit 14 Neuzugängen ist das natürlich schwerer als mit zwei oder drei. Aber: Acht Punkte sind auch nur acht Punkte, oder anders gesagt: drei Spiele. Es ist noch viel möglich. Wenn wir heuer den Aufstieg noch schaffen würden, warum nicht?
Stephan: Eher zum Tier. Fußball ohne Druck wäre nicht der Fußball, den ich liebe. Das ist ein Druck, aus dem man sehr viel Kraft ziehen kann als Mannschaft. Es gibt nur ein Ziel, egal ob man schön spielt, oder dreckig: das Gewinnen. Ich glaube allerdings, dass es ein dreckiges Spiel wird, mit Zweikämpfen und Fouls. All dem, was ein Derby ausmacht.
Stephan: Weil wir zu 1000 Prozent da sind. Weil wir das unseren Fans schuldig sind. Weil wir läuferisch extrem stark sind. Weil wir bis zur 90. plus x Minute kämpfen. Und ganz einfach: Weil wir die Besseren sind.