Mannschaftskreis, Gang zu den Fans, Dampf ablassen - in dieser Reihenfolge verarbeitete Kapitän Lukas Billick binnen einer Viertelstunde die 0:5-Niederlage des FC 05 Schweinfurt beim TSV Aubstadt. Fürs Erste. Noch fürs Wochenende kündigte sein Trainer Marc Reitmaier nämlich eine intensivere Aufarbeitung an, um dann den Kopf frei zu bekommen für eine High-Performance-Trainingswoche. In der es auch darum gehen wird, das zu korrigieren, was Billick gnadenlos ausgesprochen hat: "Wir wir heute über den Platz gelaufen sind, und da nehme ich mich nicht aus, war einfach nur peinlich."
Und der 35-jährige Innenverteidiger, selbst in einigen Situationen dem stoßweisen Turbofußball der Aubstadter nicht gewachsen, schimpfte, immer noch vom 90-Minuten-Desaster energiegeladen, weiter: "Jeder muss sich hinterfragen, ob so eine Leistung das ist, was er will. Ganz ehrlich: Ich kann mir vorstellen, meine Samstage anders zu verbringen. Man muss doch den Stolz haben, nicht unterzugehen." Untergegangen, genau das sind die Schweinfurter jedoch. Weil sie sämtliche Grundtugenden, die sie in den vergangenen drei Monaten so stark gemacht hatten, vermissen haben lassen.
"Wir wollten das Spielfeld maximal eng machen über Leidenschaft und Kampf", sagte 05-Trainer Marc Reitmaier. Sah aber genau das nicht. Stattdessen riesige Räume für den überragenden Aubstadter Doppel-Torschützen Martin Thomann sowie Michael Dellinger, Steffen Behr, Jens Trunk und selbst den etwas glücklos spielenden Timo Pitter. Das war nicht diese Dauer-Power-Wucht der Kickers von vor vier Tagen. Es waren schubweise Wirbelstürme, welche die Schweinfurter Defensive immer wieder einknicken ließ.
Nur eine FC-05-Torchance in den beiden Derbys gegen Kickers und Aubstadt
Gegenwehr? Zwei gelbe Karten, kaum gewonnene Zweikämpfe, keine Kommunikation - Emotionslosigkeit. "Zwei Spiele von solcher Bedeutung in vier Tagen, das kann sich ausgewirkt haben", setzte Reitmaier zu einer Erklärung an und pfiff sich gleich zurück: "Das soll keine Ausrede sein." 100 Prozent und mehr seien die einzige Chance für seine Mannschaft, mitzuhalten in der Liga. Co-Trainer Adam Jabiri, der nach seiner Einwechslung auch keinen Ball in der Spitze festmachen konnte, wollte fehlenden Willen nicht isoliert als Grund fürs Scheitern stehen lassen: "Manchmal sind die Gegner eben so gut, dass man gar nicht erst in die Leidenschaft reinfindet."
Was die Nullfünfer ebenso benötigen: das effiziente Ausnutzen positiver Momente. Gegen die Kickers lag die einzige Chance zur Wende in der ausgelassenen Großchance von Fabio Bozesan, in Aubstadt ein Drei-gegen-Zwei-Angriff, den Hans Anapak beim Stand von 0:0 arg schlampig abschloss, statt die mitgelaufenen Kollegen im Blick zu haben. Eine Szene, die in keinem der 13 Schweinfurter Spiele zuvor Erwähnung verdient gehabt hätte. "Wir haben viel zu tun", sagte Jabiri, der förmlich nach einer hübschen Formulierung rang in der Einordnung des Resultats: "Klar fühlt sich das scheiße an. Aber ob 1:2 oder 0:5 - beides bedeutet null Punkte für das Ziel Klassenerhalt."
Hat der FC 05 im bisherigen Saisonverlauf über seine Verhältnisse gespielt?
Und die Gefahrenzone ist wieder ein Stück näher gerückt: Elf Punkte Vorsprung waren es mal auf den ersten Relegationsrang, jetzt sind es sieben. Für Jabiri und Reitmaier ("vor der Saison hätten wir sieben Punkte Vorsprung zu diesem Zeitpunkt unterschrieben") nicht überraschend: "Wir wissen, welche Qualität wir haben" - ein Satz, der deckungsgleich beiden über die Lippen kommt. Den Reitmaier, der nicht im Billick-Style wüten wollte, statt nur das Debakel auch das große Ganze sehend, ergänzte: "Von der Punktzahl haben wir bisher über unseren Verhältnissen gespielt. Das müssen wir richtig einordnen."
Sätze, welche die Realität spiegeln: Dass einige Spieler zuvor unterhalb der Regionalliga gespielt haben, vereinslos oder lange verletzt waren, tritt vor allem dann zu Tage, wenn unter Druck spielerische Lösungen gefordert sind - dann kommt die Selbstverständlichkeit des Handelns ins Stocken, dann verhaspeln sich bisher am Limit spielende Akteure wie Dominik N'gatie, Marc Hänschke, Severo Sturm oder Fabio Bozesan, dann läuft ein Spiel an Adrian Istrefi komplett vorbei.
Während Mannschaften wie die Kickers oder Aubstadt von der Bank eher ein Qualitätsplus bringen können, bleiben die Wechsel des FC 05 - vielleicht mal vom 3:1 in Illertissen abgesehen - vergleichsweise wirkungslos. Dass sich ausgerechnet in dieser Phase der Saison die Fehler beim lange Zeit so zuverlässigen Torhüter Lukas Wenzel mehren, kommt erschwerend hinzu. In einigen der letzten Partien blieb es ohne Auswirkung, gegen die Spitzenteams leiteten seine Patzer (am Dienstag ein zögerliches Herauslaufen zum 0:1, am Samstag ein katastrophaler Fehlgriff zum 0:2) jeweils die Niederlagen ein. Schon Kleinigkeiten können das fragile Schweinfurter Modell ins Wackeln bringen.