Wenn FC-05-Trainer Marc Reitmaier davon spricht, dass seine Mannschaft über den sportlichen Verhältnissen gelebt habe, wenn Aubstadts Coach Julian Grell den Schweinfurtern trotz der 0:5-Abfuhr eine gute Entwicklung attestiert und ihnen zutraut, Jeden ärgern zu können, haben beide recht und drücken genau das Dilemma der Nullfünfer aus.
Diese haben, was vor der Runde keiner gedacht hätte, absolut das Zeug, ihr Ziel Klassenerhalt deutlich vor Ablauf der Runde zu schaffen; ihnen droht aber auch, wenn sie die erfolglose Derby-Woche mit null Toren und null Punkten nicht schnell verarbeiten, durchgereicht und ganz schnell, ganz tief in den Abstiegskampf verwickelt zu werden. Warum? Weil die Mannschaft dann, wenn sie sich stur an Reitmaiers Erfolgsrezept "Leidenschaft und treffen" hält, tatsächlich beinahe Jeden schlagen kann. Weil sie aber auch aussichtslos gegen viele Gegner sein wird, wenn sie sich nur ein paar Prozentpunkte von dieser Linie verabschiedet.
Nachlässigkeiten offenbaren qualitative Defizite gnadenloser als letztes Jahr
Der Kader der vergangenen Saison war keinesfalls so homogen, hatte aber die individuelle Qualität, Nachlässigkeiten zu kaschieren. Deswegen hat man 2022 oft so knapp wie dumm verloren, ist aber um solch chancenlose Partien wie gegen Kickers und Aubstadt herumgekommen. Selbst beim 2:5 im vergangenen Jahr gegen die Würzburger war man irgendwie näher dran. Jetzt offenbaren bereits kleine Nachlässigkeiten in der kämpferischen Einstellung qualitative Defizite erbarmungslos.
Und so kommt es im Herbst 2023 darauf an, wie lange eine mögliche Durststrecke sein wird. Eine kleine sollte diese an sich motivierte und verschworene Mannschaft nicht umwerfen. Bei einer längeren sind Fragezeichen erlaubt. Ist sie gefestigt genug für eine maximale Stress-Situation? Die nun folgenden Franken-Duelle gegen Nürnberg, Ansbach und Bayreuth werden zur Charakterprobe.