Da standen sie, die Spieler des TSV Aubstadt, und schwankten in ihrer Gefühlswelt zwischen Freude und Erstaunen. Erst einmal hatte der Dorfklub aus dem Grabfeld in einem Ligaspiel gegen den FC 05 Schweinfurt gewonnen – 1:0 vor 14 Monaten. Und jetzt das. Mit einer 5:0-(2:0)-Packung schickten sie die Schweinfurter auf die kurze Heimfahrt von dieser Begegnung in der Fußball-Regionalliga Bayern. Das Fatale aus FC-05-Sicht: Mit diesem Resultat war die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier noch gut bedient.
Vor zwei Monaten hatte sich der TSV Aubstadt schon im Verbandspokal-Wettbewerb gegen die Schweinfurter durchgesetzt, damals vor 2700 Zuschauenden im Sachs-Stadion 3:0 gewonnen. Am Samstag sahen 1414 Zuschauerinnen und Zuschauer eine Elf von Julian Grell, die den Beweis antrat, dass sie es besser kann, als es die jüngsten Resultate ausgedrückt hatten. Vor der Partie gegen Schweinfurt hatte Aubstadt aus fünf Partien nur vier Zähler geholt.
"Wir haben heute im Gegensatz zu den Spielen gegen die Bayern und Illertissen endlich wieder unsere Chancen genutzt und uns belohnt. Zuletzt haben wir das verpasst, sonst wären die Ergebnisse in diesen Partien auch schon andere gewesen", sagte Aubstadts Trainer Julian Grell.
Julian Grell setzt beim TSV Aubstadt erneut auf eine Dreierkette
Die vergangenen Wochen, bekannte er, hatten ihn und sein Team ins Grübeln gebracht über die Frage, wie der TSV Aubstadt wieder auf die Erfolgsspur kommen könne. "Das war keine einfache Zeit für uns Trainer", sagte Grell. Den Ausweg scheint er mit der Umstellung auf eine Abwehr-Dreierkette gefunden zu haben, gebildet von Ingo Feser, Ben Müller und Adrian Kireski. Grell ist sich freilich wohl bewusst, dass diese Entscheidung auch das Risiko birgt, das interne Gefüge der Mannschaft ins Wackeln zu bringen. Für Leo Langhans und Tim Hüttl beispielsweise war kein Platz in der Startelf.
Ob es an der Aubstädter Stärke lag oder an der Schwäche des FC 05? Diese Frage ließ sich an diesem Nachmittag kaum beantworten. Ja, nach anfänglichen Schwierigkeiten spielte der TSV ab der 20. Minute herzerfrischenden Offensiv-Fußball, hebelte in Kleingruppen ein ums andere Mal die Schweinfurter Ketten aus. Dass ein Gegner derart körperlos und harmlos auftritt, das hatte es in der NGN-Arena in der Vergangenheit freilich kaum einmal gegeben. Selbst wenn man den Maßstab nicht allzu streng anlegt, hatte der FC 05 Schweinfurt in 90 Minuten keine einzige Torgelegenheit.
Marc Reitmaier macht keine Anstalten, den Auftritt des FC 05 Schweinfurt schönzureden
FC-05-Trainer Reitmaier sah sich letztlich sogar bestätigt für seine gebetsmühlenartigen Wiederholungen in den vergangenen Monaten. Kann seine Mannschaft – wie an diesem Samstag – weder in puncto Leidenschaft noch kämpferisch mit einem Gegner mithalten, dann wird es für sie schwer, zu punkten. Reitmaier machte gar keine Anstalten, Leistung oder Resultat schönreden zu wollen, gab seinem Team dennoch öffentlich Rückendeckung: "Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder auf die Mannschaft draufhauen oder die bisherigen Spiele herzunehmen, um zu verdeutlichen, was unsere Ziele sind. Bei uns geht es um den Klassenerhalt."
In der ersten Saisonphase habe seine Mannschaft über ihre Möglichkeiten gepunktet. "Das muss man wissen", sagte Reitmaier. Und ergänzte: "Wir müssen aber auch wissen, dass wir so wie heute nicht Fußball spielen können."
Der auffälligste Spieler beim TSV Aubstadt war Martin Thomann. Wenige Tage vor dem Spiel hatte er noch gesagt, dass er, der Rückkehrer aus Bayreuth, wisse, dass man ihn in Aubstadt an Toren messe. Zuletzt war er sechsmal ohne eigenen Erfolg geblieben, dafür klappte es diesmal umso besser.
Erst zimmerte er eine Trunk-Eingabe aus sieben Metern unhaltbar ins Netz zum 1:0 (32.), dann jagte er einen Freistoß aus über 30 Metern flach auf das Schweinfurter Tor. Kein Problem für Lukas Wenzel, den im Sommer von Aubstadt nach Schweinfurt gewechselten Torwart? Denkste. Er ließ den Ball zum 2:0 durch die Handschuhe flutschen (39.). Später bereitete Thomann noch das 4:0 von Michael Dellinger (72.) und das 5:0 von Tim Hüttl (79.) vor.
Das 3:0 war auf das Konto von Steffen Behr gegangen. Dreimal hatte er es zuvor schon mit dem schwächeren linken Fuß, einmal per Kopf versucht. In der 50. Minute aber servierte ihm Michael Dellinger den Ball mustergültig auf den rechten Fuß – und Behr knallte ihn unter die Latte. "Ich war vorher fast schon ein bisschen verzweifelt. Zum Glück konnte ich mich doch noch belohnen", freute sich Behr über seinen Treffer und versprach, in der kommenden Trainingswoche am Abschluss mit links zu arbeiten.
Dem FC 05 bleibt eine Woche, um die Schlappe aus den Klamotten zu schütteln: "Ich bin davon überzeugt, dass wir in der kommenden Trainingswoche maximal performen", sagte Marc Reitmaier. Das sei die Grundvoraussetzung dafür, am kommenden Samstag einen Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg II anpeilen zu können. Der TSV Aubstadt empfängt dann zeitgleich die SpVgg Ansbach. So weit in die Zukunft mochte Julian Grell noch nicht blicken. Er kündigte an, diesen Moment einfach einmal genießen zu wollen.