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Fußball: Regionalliga Bayern
Bittere Erkenntnis nach dem 0:1 gegen Türkgücü: Warum der FC 05 Schweinfurt genau da steht, wo er hingehört
Die Nullfünfer bleiben gegen vor ihnen platzierte Mannschaften weiter ohne Sieg - trotz ihrer besten Saisonleistung. Was mangelnde Selbstkritik damit zu tun hat.
Tiefe Enttäuschung: Nach dem 0:1 gegen Türkgücü München schleichen die Schweinfurter Spieler (von links) Lucas Zeller, Kristian Böhnlein und Jannis Rabold vom Feld - FC-05-Trainer Christian Gmünder mag gar nicht hinsehen.
Foto: Marion Wetterich | Tiefe Enttäuschung: Nach dem 0:1 gegen Türkgücü München schleichen die Schweinfurter Spieler (von links) Lucas Zeller, Kristian Böhnlein und Jannis Rabold vom Feld - FC-05-Trainer Christian Gmünder mag gar nicht ...
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 13.02.2024 13:17 Uhr

Ein vielzitierter Satz: "Das ist im Fußball dann halt so." Gemeint: Eine Mannschaft macht das Spiel, erarbeitet sich zahlreiche Torchancen, trifft aber nicht - und dann tut das die andere und gewinnt. Wie am Freitagabend: Ein über weite Strecken in allen Belangen überlegener FC 05 Schweinfurt verliert mit 0:1 gegen Türkgücü München. Und dann bemühten Trainer Christian Gmünder, Sportleiter Robert Hettich und einige Spieler just jenen vielzitierten Satz. Klar, das Wörtchen Pech machte ebenfalls die Runde. Zu Recht?

1. Die Momentaufnahme

Es ist Fakt, dass der FC 05 nach der besten Halbzeit der Saison zur Pause mit 4:0 oder 5:0 hätte führen können. Selbst Türkgücü-Trainer Alper Kayabunar jonglierte mit diesen Zahlen und stellte fest: "Mit dem 0:0 zur Pause waren wir mehr als gut bedient." Kollege Gmünder ("das einzige was gefehlt hat, waren die Tore") sah seinen Konzeptwechsel an sich bestens aufgegangen: Fünferkette gegen den Ball, Viererkette mit - "um eine Überzahl im Mittelfeld zu erzeugen."

Zwei stark besetzte Flügel, erstmals nominell eine Doppelspitze mit Adam Jabiri und Benjamin Hadzic: Zu viel Offensive für die 45 Minuten völlig überforderten Münchner bei Topchancen im Fünf-Minuten-Takt. Selbst nach dem 0:1 durch Yannick Woudstra (47.) hätten die Schweinfurter mit einer akzeptablen Chancenverwertung das Spiel drehen können, scheiterten aber an einem Mix aus Unvermögen und Pech.

2. Die Schwächen

"Wir haben hochgradig Chancenwucher betrieben", resümierte ein konsternierter Gmünder. "Das alles ist nur schwer in Worte zu fassen." Er fragte: "Was soll ich den Spielern vorwerfen?" Eigentlich ganz einfach: Dass sie nicht getroffen haben. Den Ball nach starkem Pass und starker Annahme noch über die Linie zu bringen, gehört eben auch zum dreiteiligen Qualitätspuzzle. Gmünder setzte an dieser unübersehbaren Schwäche (die bereits im Derby gegen die Kickers eine komfortable Führung in der Anfangsphase verhindert hatte) nicht an, übte sich stattdessen in Milde.

Dass selbst Mister Zuverlässig Jabiri vier "riesen Dinger" hat liegen lassen, müsse man "ihm zugestehen". Dass Hadzic bei seinen Möglichkeiten anfangs wenig einfallsreich war, später nicht vehement genug, erklärte er mit dessen Trainingsrückstand aus der Zeit vor dem Wechsel nach Schweinfurt: "Da fehlt noch die Power für 90 Minuten." Irgendwie wundert es da wenig, dass der Spieler selbst mit Kritik an sich und der Mannschaft geizt: "Wir machen immer kleine Fehler. Wenn wir die abstellen, mache ich mir keine Sorgen."

3. Die Gesamtsituation

Man darf die vergangenen vier Punktspiele getrost als Spiegel des Ist-Zustands ansehen. Zwei Siegen gegen den inzwischen sieben Mal in Folge sieglosen FC Pipinsried sowie Schlusslicht VfB Eichstätt folgte ein Unentschieden bei der unteren Durchschnitt repräsentierenden SpVgg Ansbach und jetzt eine, okay, unverdiente Niederlage gegen eine Mannschaft aus dem vorderen Tabellenviertel. Mathematisch gelesen ergibt das genau den Tabellenstand. Gegen fünf Mannschaften, die vor ihnen liegen, haben die Schweinfurter gespielt - und nur einen Punkt geholt.

Gmünder wehrt sich gegen diese Kalkulation, rechnet das Spielpech vom Freitagabend gegen sowie das Verletzungspech in den betreffenden Partien. Ein Eingeständnis einer bis dato verkorksten Runde hört sich anders an. Hettich argumentierte vorab ähnlich: "Warum können wir keine Ziele mehr erreichen? Es sind noch 23 Spiele." Jetzt sind es 22 - und keine greifbaren Ziele in Sicht, sie sich mit den zu Saisonbeginn getätigten Aussagen decken würde. "Wenn alles gut läuft, wollen wir oben mit dabei sein" - nun, selbst der Pokalwettbewerb dient nach dem blamablen Aus bei Bayernligist Erlangen nicht mehr als Variante.

4. Die Prognose

Wenn Hadzic sagt, man wolle "die bestmögliche Position herausholen", ist das angesichts der 16 (!) Punkte Rückstand wohl das einzig realistische tabellarische Ziel. Wenn er sagt, "wir müssen als Kollektiv beieinander sein", hört sich das wie eine Durchhalteparole an. "Von Spiel zu Spiel schauen" und "möglichst viele Spiele gewinnen" waren vergleichbare Aussagen aus der Rückrunde 2021/22, als das mit dem "oben mit dabei sein" spätestens mit dem 0:2 in Nürnberg beendet war - bei 16 Zählern minus auf Bayreuth.

Nur war da wenigstens bereits 20. Februar. Diesmal droht eine über halbjährige Irrfahrt durchs neblige Grau des Tabellenmittelfelds. Für Gmünder und seine Mannschaft eine Charakterprobe. Die fraglos erkennbare und vom Gegner attestierte Qualität vom Freitagabend darf dann aber keine Eintagsfliege gewesen sein. Die Rückkehr der Verletzten Felix Schwarzholz und Malik McLemore in den nächsten Tagen sowie von Severo Sturm und Fabian Cavadias in den ersten Wochen des neuen Jahres nehmen der Mannschaft Alibis - neue sollte sich sie keine zurechtlegen.

 
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