Diese Ohrfeige hat noch mehr weh getan, als die vielen anderen in dieser verkorksten Saison. Leichtsinnsfehler, leichte Gegentore, zu wenig Biss und Mut – all das war bei den bisherigen Tiefschlägen noch irgendwie erklärbar mit der nicht vorhandenen Sommerpause und dem Relegationsfrust. Jetzt, nach fast drei Monaten Winterpause, einer ordentlichen und vor allem kompletten Vorbereitung, hieß es, die Mannschaft sei frisch und darauf fokussiert, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Und dann das: Gleich im ersten Punktspiel 2022 präsentierte sich der FC 05 Schweinfurt beim 0:2 (0:0) bei der U 21 des 1. FC Nürnberg über weite Strecken emotions- und mutlos, kassierte wieder ein billiges Gegentor und hat jetzt 16 Punkte Rückstand auf Tabellenführer SpVgg Bayreuth.
Nicht, dass die Schweinfurter wenig gelaufen wären. Aber sie wollten wieder einmal im Kollektiv spielerisch lösen, was bei heftigen Sturmböen besser mit Leidenschaft und Dribblings zu lösen gewesen wäre. "Wir haben wenige bis keine Eins-gegen-Eins-Spieler", bekannte Trainer Tobias Strobl. Die wenigen, die es mitunter versuchen, wie Thomas Haas, Martin Thomann oder Amar Cekic, gewannen kein direktes 1:1-Duell mit ihrem Widerpart.
"Das hätte uns aber öfter gelingen müssen", räumte der diesmal nach seiner Einwechslung ebenfalls wirkungslose Torjäger Adam Jabiri ein. Und erläuterte auch, warum: "Bei dem Wind konnten wir nicht die Seiten verlagern, die gegnerische Kette aufreißen" – ergo wären Einzelleistungen gefordert gewesen. Stattdessen: Doch immer wieder die aussichtslosen langen, hohen Bälle, die in der Luft stehen blieben, bisweilen gar wieder zum Absender retournierten. Und so blieben die Nullfünfer fast ohne Offensivaktion, obwohl der Gegner keineswegs mauerte.
Nürnbergs Besong nutzt Zwick-Patzer eiskalt aus
Kristian Böhnleins Flugkopfball, den der Ex-05-Keeper und angehende FCN-Profi Jan Reichert klasse parierte, war letztendlich die einzige zwingende Aktion (67.). Die kleinen Cluberer hatten auch nur eine, diese aber clever genutzt: Als 05-Torhüter Luis Zwick "zu mutig" (Strobl) aus dem Kasten gestürmt war, setzte sich der von den Profis zur U 21 zurück beorderte Paul-Philipp Besong klasse gegen Zwick und drei weitere Grün-Weiße durch und traf aus 30 Metern zum 1:0 (56.). Den Schlusspunkt zum 2:0 setzte Jens Castrop nach einem Konter in der Nachspielzeit ins leere Tor; Zwick war als zusätzlicher Stürmer mit vorn, Linksverteidiger David Grözinger zu langsam.
Strobl tat sich anschließend schwer, der knallharten Wahrheit ins Auge zu sehen. Denn die nur vom Trainerteam und den Spielern zaghaft angesprochene, im näheren Umfeld jedoch realistisch bewertete Aufholjagd auf die Bayreuther ist nun bereits im Februar endgültig beendet, ehe sie hätte beginnen können. "Wir sind stabil gegen den Ball gestanden und waren mit Ball mutig", sagte der 34-Jährige. Und keine drei Minuten später: "Wir waren nicht mutig genug, haben uns zu oft versteckt."
Strobl hat keine Angst, dass die Mannschaft einbricht
Er habe trotz der nun ausweglosen Lage im Kampf um das ursprünglich formulierte Saisonziel Aufstieg zwar "0,0 Bedenken, dass wir einbrechen und spielen, als ginge es um nichts mehr". Seine Vorstellung, wie sich die Mannschaft nun aber in noch 15 zu spielenden Partien motivieren soll, wirkte jedoch ziemlich konstruiert: "Wir müssen neue Motivationsansätze finden. Wir wollen uns verbessern, uns weiterentwickeln."
Ob denn nun der BFV-Pokal-Wettbewerb, in dem am 8. März (19 Uhr) im Sachs-Stadion das Viertelfinalspiel gegen Drittligist FC Würzburger Kickers ansteht, absolute Priorität genieße: "Nein, ich handhabe das anders als andere Trainer vor mir. Es wird keine Rochaden oder Schonungen geben. Wir werden jedes Mal bestmöglich aufstellen. Wir wollen ja nicht Fünfter werden."
Freche FCN-Talente zeigen den Profis, wie Kampf geht
Ein hehres Ansinnen. Bleibt nur die Frage, inwieweit sich die Spieler, die in Nürnberg einen exzellent bespielbaren Platz bespielen durften, wie sie ihn die nächsten Wochen nicht so schnell noch einmal vorfinden werden, auf Platz drei fokussieren können. Der bedingungslose Einsatz um die verbliebene klitzekleine Chance Richtung Tabellenspitze war ihnen am Sonntagnachmittag nicht anzumerken. Da ließen sie sich von einem ziemlich frechen FCN-Talentschuppen, in dem Neuzugang und Routinier Fabian Menig überragend von hinten heraus lenkte, ganz schön an der Nase herumführen. Außenverteidiger Jannik Hofmann und Mittelfeldspieler Jens Castrop machten den 05-Profis vor, wie man um jeden, wirklich jeden Ball kämpft.
Weil den Schweinfurtern das ansatzweise erst in der Schluss-Viertelstunde gelang, jedoch ohne Auswirkung aufs Tor blieb, merkte Jabiri (bei seiner einzigen Chance, köpfte er einen Tick zu hoch; 60.) am Ende frustriert an: "Wir brauchen nicht nach vorne schauen.Wir müssen eher nach Illertissen oder Aubstadt schauen." Stimmt: Der Abstand zum Vierten und Fünften beträgt nämlich nur einen beziehungsweise drei Punkte.
Projekte wie Aufstieg in 3. Liga oder DFB-Pokal-Einzug gelingen einem Regionalligisten nur in höchster Prioritätsstufe.
Deshalb sollte man daraus für das Pokalspiel geg. die WÜer Kickers lernen. Wo der FC05 in der RL-Abschlusstabelle steht ist wurscht und schnell vergessen. Während beim Weiterkommen im Pokal attraktive Gegner, viele Zuschauer und überregionale Wahrnehmung winken.
Und wenn mal (junge) Spieler aus der zweiten Reihe in der RL Erfahrungen machen, ist das auch kein Fehler - wer weiß, wann man den einen oder anderen mal dringend braucht?
und auchbim nächsten Jahr wird man gegen Bayern II oder Bayreuth keine wirkliche Chance haben....
Im Gegensatz zu Herrn Fischer ist der FC 05 für Herrn Wolf glücklicherweise eine Herzensangelegenheit.
Und Geld wurde/wird wohl eher in Würzburg "verbrennt". Und das en masse.