
Der Opa hätte Marcel Kühlinger gerne im Sachs-Stadion spielen gesehen. Musste darauf aber vergebens warten. Ein Grüner ist der 26-Jährige dennoch durch und durch: beim FC Schweinfurt 05 Trainer der U19, mit der er kürzlich in die DFB-Nachwuchsliga aufgestiegen ist – und zusammen mit Andreas Brendler Sportleiter der Regionalliga-Mannschaft. In dieser Funktion ist er am Samstag (14 Uhr) "Spieltagsgesicht" für das Derby gegen Eintracht Bamberg.
Das bedeutet: Kühlinger durfte 200 Freikarten in seiner Heimatgemeinde verteilen – seit Montag sind die Tickets weg. Um die 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet er. Dass sein Blut grün und weiß fließt, zeigt allein die fußballerische Vita. In der stehen ansonsten nur die sieben Jahre als Landesliga-Fußballer bei der DJK Schwebenried/Schwemmelsbach. "Ich glaube, dass wir ein Verein sind, der an der Schwelle zwischen Profi und Amateur ist, aber trotzdem extrem familiär ist", sagt er über den FC 05.
Ein Beispiel? "Mein erstes Spiel im Stadion habe ich als Dreijähriger gesehen, 2001 in der zweiten Liga, bei der Einweihung des Flutlichts gegen Bielefeld. Da war ich angefixt. Thorsten Seufert hat damals das 1:0-Siegtor geköpft. Jetzt, 23 Jahre später, ist Thorsten bei uns Jugendtrainer und gibt mir das Trikot aus diesem Spiel, damit ich es mir ins Büro hängen kann."
Im Pokalspiel in Oberschwarzach auch einmal als Spieler auf der Bank
Dass ihm der Durchbruch als Spieler beim FC 05, für den er nach der Jugendzeit noch in der U23 gespielt hatte, verwehrt geblieben ist, stimmt ihn keineswegs wehmütig. Nach seinen 29 Toren in Schwebenried vor zwei Jahren hatte es Interesse gegeben. "Aber letztlich war ich immer dann, wenn ich über eine Fußball-Laufbahn nachgedacht habe, körperlich noch nicht so weit, hätte mich nicht durchsetzen können. Das Maximum wäre Nummer 15 bis 20 im Regionalliga-Kader gewesen. Dafür wollte ich es nicht aufgeben, mit meinen Freunden zu spielen." Sein Pass liegt inzwischen wieder beim FC 05, im Pokal-Erstrundenspiel in Oberschwarzach saß er auf der Bank.
Kühlinger konzentriert sich lieber auf seine Trainer-Qualifikation und hat ein Sportmanagement-Studium fast abgeschlossen, lediglich die Bachelor-Arbeit muss er noch einreichen. Hört sich vernünftig an. "Das bin ich auch. Ich kann auch mal unvernünftig sein, aber man muss wissen, wann." Und man müsse da sein, wenn man gebraucht werde. Als 2018 das DFB-Pokal-Erstrundenmatch bei Schalke 04 (0:2) anstand, hatte ihn der damalige Geschäftsstellenleiter Benjamin Liebald um Mithilfe bei der Vermarktung angefragt. So rutschte "Kühli" ins Geschäft.
Als Ex-Profi Björn Schlicke 2019 Sportleiter wurde, "durfte ich schon viel machen. Das war sehr lehrreich. Als dann Robert Hettich und die vielen Profis aus ganz Deutschland kamen, konnte ich mich nicht mehr so mit dem Ganzen identifizieren." Kühlinger legte seinen Fokus wieder auf die Jugendarbeit – bis Brendler ihn 2023 animierte, als Sportleiter mit einzusteigen. Diesmal aber richtig.
Ausbildungsentschädigungen für Damion Downs und Jan Reichert
Dass jetzt, nachdem gut die Hälfte der Saison gespielt ist, sogar der Drittliga-Aufstieg beim Tabellenführer im Raum steht, sorgt für eine spannende Winterpause. Man müsse zweigleisig planen. Sich mit Lizenzierungsauflagen beschäftigen. Und den Spielermarkt sondieren. "Wenn es Sinn macht, schließe ich es nicht aus, dass wir schon im Winter einen Spieler dazubekommen." Was nichts mit der fünfstelligen Ausbildungsentschädigung zu tun habe, die der FC 05 gerade erst für seine Ex-Spieler Damion Downs (Köln) und Jan Reichert (Nürnberg) erhalten hat.
Die Gefahr, bei einem Aufstieg die Philosophie des ambitionierten Amateurfußballs mit Akteuren aus der Region ein Stück weit wieder über Bord schmeißen zu müssen, schließt Kühlinger nicht aus. Sagt aber: "Mit drei, vier abendlichen Trainingseinheiten die Woche kann man nicht weitermachen, aber wir würden so viele Spieler wie möglich halten wollen."
Devin Angleberger und Nils Piwernetz fallen gesperrt aus
Alles Zukunftsmusik. Trainer Victor Kleinhenz hat ausnahmslos das Spiel gegen Bamberg auf dem Schirm. In dem der FC 05 nach dem 1:2 im Hinspiel und dem 1:3 im Pokal-Viertelfinale im dritten Anlauf endlich den ersten Sieg einfahren will gegen den Vorletzten, dem mit Simon Kollmer, Andreas Mahr, Ben Olschewski und Sebastian Valdez gleich vier Spieler abgehen. "Wir wollen nach vorne spielen und Torchancen kreieren", verspricht Kleinhenz Offensivfußball gegen eine Mannschaft, "die sich auf die Defensive konzentriert".
Verzichten muss der Trainer auf Sechser Devin Angleberger, der nach seiner Roten Karte beim 1:1 in Buchbach für eine Partie gesperrt worden ist, sowie auf Linksverteidiger Nils Piwernetz nach der fünften Gelben. Flügelstürmer Patrick Hofmann (erkältet) fehlte im Training, dafür wirkte der am vergangenen Wochenende erkrankte Martin Thomann wieder mit. "Er ist ein Kandidat für die Startelf."