
Werktags arbeitet er in der sportlichen Leitung des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt. Am Samstag schnürt er die Fußballschuhe in der Landesliga für die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach. Und sonntags coacht er die U 19 der Schnüdel. So sieht oft eine normale Woche im Leben des Marcel Kühlinger aus. "Alles dreht sich um Fußball", sagt der 26-Jährige, gebürtiger Schweinfurter, der seit seiner Kindheit in Grafenrheinfeld wohnt.
Dort hat er auch mit dem Fußballspielen begonnen, mit zwölf Jahren wechselte er zum FC 05: ein Schritt, der sein Leben entscheidend beeinflusst hat. Dass er mittlerweile nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz und hinter den Vereinskulissen arbeitet, ist aber auch etwas dem Zufall geschuldet. Denn nachdem Kühlinger mit der Schweinfurter U 23 Meister geworden war, ging er zur DJK Schwebenried/Schwemmelsbach in die Landesliga, bevor sich ein paar Jahre später sein Weg erneut mit den Schnüdeln, seinem "Herzensverein", kreuzte.
Erst DFB-Pokal-Spiel, dann Toto-Pokal-Derby
Nach zwei Semestern Jura hatte er gemerkt, dass die Rechtswissenschaften nicht sein Ding sind. Der Fußball aber schon: "Und ich hatte noch guten Kontakt zum FC." Der 2018 kurz vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Schalke 04 stand und Hilfe in der Organisation gebrauchen konnte. Ein Praktikum wurde zum Einstieg für Kühlinger. Weil kurz danach das Toto-Pokal-Derby gegen die Würzburger Kickers anstand, gab es erneut viel zu tun; und Kühlinger blieb.
Mitarbeiter der Geschäftsstelle, Nachwuchs- und Co-Trainer sowie seit kurzem auch Teil der sportlichen Leitung: das waren seine folgenden Stationen. Kühlinger bekam und übernahm beim FC 05 immer mehr Verantwortung, lernte unter anderem von Ex-Profi Björn Schlicke und kickte zudem weiter in der Landesliga. In die lotste er übrigens, als es bei der DJK einen personellen Engpass gab, auch den damaligen FC-05-Trainer Tobias Strobl für drei Partien als Spieler, in denen jener prompt zwei Treffer erzielte.

Wenn neben dem Fußball Zeit bleibt, geht er mit Freunden weg. Oder zum Fußball. Oder zockt "Fifa" auf der Playstation gegen Kumpels ("Letztes Jahr viel mit Neapel, da hattest du gute Chancen zu gewinnen"). Und gewinnen will Kühlinger immer. Besonders mit seiner U 19. "Die ist für mich das Wichtigste. Ich will Spieler weiterentwickeln, ihnen helfen."
13 Paar von Mario Götzes WM-Schuh gekauft
Gefragt, ob er einen Tick haben, lacht er: "Außer, dass ich den ganzen Tag mit Fußball zu tun habe? Nike Magista." Das ist jenes Modell, mit dem 2014 Mario Götze das entscheidende Tor im WM-Finale geschossen hatte. "Davon habe ich 13 Paar gekauft. Gibt's nun nur noch, wenn überhaupt, teuer auf Ebay." Nur bei gutem Wetter könne er die Magista noch tragen, die Stollen sind längst ziemlich kurz. Rund 50 Paar Fußballschuhe habe er wohl insgesamt, schätzt er. "Aber sonst habe ich keinen Tick."
Das heißt: Wenn er selbst als Spieler auf den Platz geht, erinnert er sich vorher noch mal an seine letzten Tore. "So hole ich mir ein gutes Gefühl fürs Spiel." Am Saisonende aber ist für Kühlinger Schluss mit dem Fußball bei der DJK, für die er in der vergangenen Saison 29 Tore erzielte und mit der er in dieser unbedingt die Klasse halten will. "Was soll dort sportlich noch für mich kommen? Und eine Liga höher, schaffe ich aktuell auch zeitlich gar nicht."
Kühlinger will sich vielmehr außerhalb des Platzes eine Karriere aufbauen: "Ich will unbedingt die A-Lizenz machen und so breit wie möglich aufgestellt sein." Für Aufgaben im Trainer- oder Managementbereich. "Ich will auf jeden Fall was im Fußballbereich machen. Und wenn das in Schweinfurt möglich wäre, ist das natürlich mein Traumszenario."