Fast immer vor der Winterpause kommt die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach so richtig ins Rollen, erinnert sich deren Stürmer Marcel Kühlinger, der seit 2017 im Verein ist. Warum das so ist, weiß er allerdings auch nicht. Vielleicht ist es einfach nur Zufall. Auch dieses Jahr läuft es in Richtung Jahresende in der Landesliga Nordwest richtig gut für die DJK, mit zuletzt 17 Punkten aus sieben Spielen und mittlerweile Tabellenplatz drei. Zum Rückrundenauftakt empfängt der Hinrundendritte am Sonntag den Tabellenletzten FC Sand.
Auch für den 24 Jahre alten Angreifer läuft es derzeit fast traumwandlerisch gut. 15 Mal traf er in der Hinserie. Nur Coburgs Aykut Civelek und Dominik Popp von der FT Schweinfurt trafen mit jeweils 17 Treffern häufiger. Kühlinger, früher Jugend- und zweite Mannschaftsspieler des FC 05 Schweinfurt, profitiert vom guten Lauf seines Teams, erklärt er. "Dann bekommst du vor dem Tor einfach ein Selbstverständnis. Dann funktionieren auch mal Dinge, die sonst nicht funktioniert haben."
Ein Traumtor aus über 40 Metern
Wie vor kurzem beim 3:0-Sieg im Derby gegen die FT Schweinfurt etwa, als er aus über 40 Metern ein Traumtor erzielte. Zeit zum Abheben ist dennoch keine. Der Sportmanagement-Student blickt realistisch auf die Dinge, die um ihn herum passieren. Aufstiegsträume mit der DJK möchte er erst gar nicht bedienen. Erstmal gelte es – am besten bis zur Winterpause – genug Punkte zu sammeln, um den Klassenerhalt zu sichern und damit frühzeitig Planungssicherheit zu haben.
Das Tabellenbild könne nämlich schnell trügerisch sein in einer Liga, in der fast jeder jeden schlagen kann. Der Vorsprung auf die Abstiegsrelegationsränge beträgt nur zehn Punkte für den Dritten, der Rückstand auf den Zweiten acht.
Spagat zwischen Landesliga, Jugendtrainer und Studium
"Ein gesundes Selbstbewusstsein und eine gesunde Selbsteinschätzung sind wichtig", sagt der technisch begabte Offensivmann. Das gilt auch für seine persönlichen fußballerischen Ambitionen. Seine Ballbehandlung, die Abschlussstärke und sein Spielverständnis sollten ihn doch eigentlich für mehr als Landesliga qualifizieren. Oder? "Reizen würde mich eine höhere Spielklasse schon, aber es wäre einfach zeitlich extrem schwer zu vereinbaren", erklärt er.
Derzeit schafft er sehr gut, den Spagat zwischen DJK-Torjäger, U-19-Trainer beim FC 05 und Studium mit Blick auf den Bachelor voranzutreiben. Für einen Wechsel müsste schon ganz vieles zusammenkommen, findet er. Er fühlt sich "pudelwohl" in Schwebenried: "Hier sind meine ganzen Freunde, mit denen ich seit Jahren zusammenspiele."
Auch auf dem Platz genießt Marcel Kühlinger derzeit die optimale Konstellation für sein Spiel, mit Sommer-Neuzugang Sebastian Lehmann an der Seite – seinem pfeilschnelle Sturmpartner. Das eröffnet Kühlinger, der sich, verschont von Verletzungen, auch fit wie nie fühlt, für sein Spiel ganz neue Möglichkeiten, mehr Raum und eine bessere Bindung zum Spiel.
Und was die Träumereien vom höherklassigen Fußball angeht, wie sie dem ein oder anderen Stürmer in der Liga nachhängen, sagt der 15-Tore-Mann: "Profis werden wir, glaube ich, alle nicht mehr. Da ist es, denke ich, einfach das Schlaueste, sich auf den Job zu konzentrieren."
Die persönliche Bestmarke von Marcel Kühlinger wackelt
Er selbst trainierte in der Vergangenheit immer mal wieder, dadurch dass er seit Jahren auch auf verschiedenste Weise im Verein tätig ist, bei den FC 05-Profis mit, wenn dort jemand gebraucht wurde. Fußballerisch könne er dort durchaus mithalten, berichtet er. Mit dem Tempo eines starken Regionalligisten komme er allerdings gar nicht klar. "Es hat jeder irgendwie seine Schwächen, wegen denen es für höher nicht reicht. Man sollte einsehen, wo die eigenen Grenzen liegen."
Innerhalb der Landesliga braucht sich Marcel Kühlinger aber wahrlich keine Grenzen zu setzen. Dort gehört er ganz klar zu den stärksten Offensivspielern. Seine eigene Landesliga-Bestmarke, mit 17 Treffern (in 30 Spielen) aus der Saison 2018/19, dürfte er schon bald knacken. Vielleicht schon am Wochenende gegen Schlusslicht FC Sand. Aber auch hier zeigt sich der gebürtige Grafenrheinfelder demütig: "Im Hinspiel war es schwierig gegen sie zu gewinnen." 3:0 siegte die DJK im Juli im Sander Seestadion – allerdings ohne Tor von Marcel Kühlinger. Ab da war ja auch noch kein Herbst.
Landesliga Nordwest, 20. Spieltag
Samstag, 5. November, 14 Uhr:
SV Friesen – FT Schweinfurt
TuS Röllbach – SV Alemannia Haibach
TSV Mönchröden – FC Coburg
FC Lichtenfels – SV Vatan Spor Aschaffenburg
FC Fuchsstadt – TSV Rottendorf
TG Höchberg – TSV Karlburg
Sonntag, 6. November, 14 Uhr:
TuS Frammersbach – TSV Gochsheim
ASV Rimpar – DJK Dampfach
DJK Schwebenried/Schwemmelsbach – FC Sand