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Fußball
Der TSV Aubstadt bleibt auch vor seiner dritten Saison in der Regionalliga Bayern demütig
Obwohl fast der komplette Kader zusammengeblieben ist, hat der Klassenerhalt in Aubstadt oberste Priorität. Sandro Wagner traut dem TSV aber deutlich mehr zu.
Mit diesem Kader geht der TSV Aubstadt in die Saison 2022/23 in der Regionalliga Bayern: Betreuer Peter Grunau (hinten von links), Athletiktrainer Max Rothkopf, Betreuer René Amberg, Andre Rumpel, Max Schebak, Michael Dellinger, Jannik Fippl, Ben Müller, Leon Heinze, Patrick Hofmann, Vorsitzender Herbert Köhler, dritter Vorsitzender Alexander Köhler sowie Physiotherapeut Christoph Freiherr von Andrian-Werburg (Mitte von links), Teammanager Günter Schirling, Moritz Gündling, Leo Dietz, Christian Köttler, Christopher Bieber, Steffen Behr, Marcel Volkmuth, Björn Schönwiesner, Trainer Victor Kleinhenz, Co-Trainer André Betz, zweiter Vorsitzender Stefan Abschütz und Physiotherapeutin Katrin Metz (vorne von links), Physiotherapeutin Ronja Raditsch, Jens Trunk, Ingo Feser, Timo Pitter, Maximilian Weisbäcker, Lukas Wenzel, Julian Schneider, Marvin Weiß, Leonard Langhans, Tom Kunert, Mannschaftsarzt Dr. Peter Trus, Mannschaftsarzt Dr. Veit Winkelbach.
Foto: Silvia Gralla | Mit diesem Kader geht der TSV Aubstadt in die Saison 2022/23 in der Regionalliga Bayern: Betreuer Peter Grunau (hinten von links), Athletiktrainer Max Rothkopf, Betreuer René Amberg, Andre Rumpel, Max Schebak, ...
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 10.02.2024 14:43 Uhr

Als der TSV Aubstadt 2019 in die Regionalliga Bayern aufgestiegen war, fragten sich Kenner der Szene, wo denn diese "Stadt" liegt, die keiner kennt. Nach den in drei Jahren absolvierten zwei Saisons kennt mittlerweile jeder das 750-Einwohner-Dorf und die spezifischen Strukturen des Clubs. Zum Beispiel, dass er seinen Kader überwiegend aus Spielern rekrutiert, die in weit größeren Vereinen ausgebildet wurden, in Aubstadt den nächsten Schritt zum Profifußball machen wollen, und solchen, die ihn nicht geschafft haben und heimatnah höherklassig spielen wollen. Heraus kamen dabei Platz fünf und Platz sechs, wobei ein Highlight das andere jagte und teils begeisternder Fußball gespielt wurde. In Abstiegsgefahr befand sich der TSV Aubstadt in den vergangenen drei Jahren nie.

Getoppt wurde das Abschneiden in der Liga durch das Erreichen des Totopokal-Finales, das allerdings äußerst unglücklich im Elfmeterschießen gegen den FV Illertissen verloren ging. Nach drei Wochen Pause und fast fünf Wochen Vorbereitung geht der Blick mittlerweile längst nach vorne auf die neue Spielzeit mit insgesamt 38 Ligaspielen. Der Startschuss fällt für den TSV Aubstadt am Samstag (17 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg II.

Die Vorbereitung

Obwohl die beiden letzten Testspiele gegen die Regionalligisten Kickers Offenbach und FC Carl Zeiss Jena jeweils mit 0:3 verloren gingen, zeigt sich TSV-Trainer Victor Kleinhenz mit dem Verlauf der Vorbereitung zufrieden. "Die Jungs haben in der Pause individuell gut gearbeitet, die Trainingseinheiten effektiv gestaltet und sind in einem sehr ordentlichen Fitnesszustand." In den letzten Tagen sei es darum gegangen, die notwendige Frische zu bekommen. "Die Mannschaft macht vom Kopf her einen sehr klaren Eindruck", sagt Kleinhenz. Nachlässigkeiten, die nach der starken Saison vielleicht beim einen oder anderen zu vermuten wären, seien überhaupt kein Thema gewesen. "Es wurde alles dafür getan, den Anspruch und die Erwartungshaltungen der Jungs an sich selber in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie gehen sehr reif und realistisch mit dem um, was in der Liga auf uns wartet, welche Werte und Regeln im Kader herrschen. Das hat richtig Spaß gemacht. Wir sind absolut auf dem richtigen Weg."

Für Trainer Victor Kleinhenz (im Bild) ist auch in seiner zweiten Saison in Aubstadt der Klassenerhalt das primäre Ziel.
Foto: Rudi Dümpert | Für Trainer Victor Kleinhenz (im Bild) ist auch in seiner zweiten Saison in Aubstadt der Klassenerhalt das primäre Ziel.

Die Torhüter

Auf dieser Position haben die Aubstädter aktuell überhaupt keine Sorgen. "Hier muss ich unserem Torwarttrainer Christian Mack wirklich ein Riesenkompliment aussprechen", sagt Kleinhenz. Mack, in Mellrichstadt aufgewachsen und in Aubstadts Nachbarort Waltershausen verheiratet, wurde in Schweinfurt ausgebildet, kam 2005 nach Aubstadt und war 15 Jahre lang Stammtorhüter beim TSV. Nach Beendigung seiner Laufbahn übernahm er das Amt des Torwarttrainers. "Wie er das mit den drei Jungs macht, ist einfach fantastisch", hat Kleinhenz beobachtet. "Es ist ein richtig gutes Viererteam geworden, mit Fairness und Respekt untereinander. Wir haben zu Lukas Wenzel und Julian Schneider mit Maxi Weisbäcker einen Pfundskerl mit richtig guter Qualität dazubekommen. Es war uns wichtig, dass jeder ungefähr gleich viel Spielzeit in der Vorbereitung bekommt und sich präsentieren kann. Nun wird es unsere Aufgabe sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen, was die Rangliste der drei Torhüter angeht."

Die Abwehr

Nach elf Jahren in der ersten Mannschaft spielt der langjährige Abwehrchef Dominik Grader ebenso wie Lennart Seufert künftig nur noch in der zweiten Mannschaft, der im Mai der Aufstieg in die Kreisliga Rhön gelang. "Es war uns wichtig, dass wir die frei gewordene Position in der Innenverteidigung mit einem Linksfuß besetzen, weil es dadurch in der Spieleröffnung die eine oder andere Möglichkeit mehr gibt", sagt Kleinhenz. Mit dem gebürtigen Coburger Jannik Fippl wurde ein Linksfuß gefunden, der beim FC Pipinsried in der vergangenen Saison bereits Regionalliga-Erfahrung sammeln konnte. Da Kleinhenz eine Viererkette präferiert, seien die vier Positionen "doppelt besetzt, mit extremer Qualität und Dichte. Das passt, da ist ein richtig gutes Niveau hinten drin". Die Innenverteidiger Tim Hüttl, Christian Köttler und Steffen Behr waren im Laufe der Vorbereitung allerdings abwechselnd mit kleinen Blessuren angeschlagen. Wer letztlich den Sprung in die erste Elf am Samstag schafft, entscheidet sich kurzfristig. Das gelte aber eigentlich bei allen Positionen. "Es hat sich in den letzten Jahren bewährt: Es gibt bei mir im Kopf weder eine Traumelf noch eine Wunschaufstellung. Wir schauen danach, wie ist der Spieler in Form, wie hat er trainiert, was macht der Gegner und was ist gefordert?"

Das Mittelfeld

Verletzungsbedingt muss der TSV Aubstadt im Juli und August auf Kapitän Ben Müller verzichten, der in der vergangenen Saison auf der Sechserposition gesetzt war. Auch Jens Trunk hatte im Laufe der Vorbereitung einige Blessuren. "Er wird hoffentlich schnell wieder fit", sagt Kleinhenz. Mit Leon Heinze und Nils Piwernetz, einem ehemaligen U-18-Nationalspieler, der vom Drittliga-Absteiger TSV Havelse gekommen ist, gibt es zudem zwei Außenverteidiger, die auch im Zentrum spielen können. Hinzu kommen die beiden Neuzugänge Marvin Weiß und Tom Kunert, die in Fürth bzw. Nürnberg bestens ausgebildet wurden. "Wir werden die nächsten Wochen schauen, wie sie auch defensiv in unserem System funktionieren, was die Zweikampfhärte angeht. Ich glaube, an den beiden Jungs werden wir noch richtig viel Spaß haben." Einen ganz dicken Stein im Brett hat bei seinem Trainer Marcel Volkmuth: "Es ist kein Geheimnis, dass Volle sich die letzten zwei Jahre zum absoluten Leistungsträger entwickelt hat. In dieser Rolle soll er natürlich weiter wachsen."

Mittelfeldspieler Marcel Volkmuth (im Bild) hat in den vergangenen zwei Jahren eine rasante Entwicklung genommen und ist aus der Mannschaft des TSV Aubstadt nicht mehr weg zu denken.
Foto: Rudi Dümpert | Mittelfeldspieler Marcel Volkmuth (im Bild) hat in den vergangenen zwei Jahren eine rasante Entwicklung genommen und ist aus der Mannschaft des TSV Aubstadt nicht mehr weg zu denken.

Der Angriff

Nach seinem Achillessehnenriss unmittelbar vor dem Pokalfinale in Illertissen wird Michael Dellinger dem TSV Aubstadt in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen. Dieses Thema wird nach Ansicht von Victor Kleinhenz "langsam allerdings etwas zu hoch gehängt". Dass Dellinger ein außergewöhnlich wichtiger Spieler sei, "ist uns bewusst. Wir haben aber auch ohne ihn extrem viel Qualität in den vorderen Mannschaftsteilen. Es sind mehrere Spieler dabei, denen ich zutraue, zweistellig zu treffen. Jetzt lassen wir uns mal überraschen, wie, mit welchen Alternativen, welchem Personal und welcher Ausrichtung wir in die Saison starten". Routinier Christopher Bieber ist die erste Option für die Position im Sturmzentrum. In den Vorbereitungsspielen hat Kleinhenz zudem immer wieder mal mit einer zweiten Spitze agiert. Im Kollektiv wolle man den Ausfall von Dellinger bestmöglich kompensieren.

Das System

"Von der Grundordnung her nennen wir es ein 4-2-3-1. Aber das ist ja auch nur eine gewisse Zahlenkombination", erklärt Kleinhenz. "Wie wir es defensiv machen, hängt immer davon ab, in welcher Formation der Gegner spielt und in welcher Höhe wir verteidigen. Da werden wir flexibel bleiben." Viel wichtiger sei jedoch, dass die Muster, die sich die Spieler in verschiedenen Phasen gegen den Ball und im Umschaltspiel erarbeitet hätten, auf den Platz gebracht werden. "Dann wird unser Spiel auch eine ordentliche Handschrift haben. Alle werden sich wohlfühlen und jeder kann sein Leistungsmaximum abrufen", ist sich Kleinhenz sicher.

Die Konkurrenz

Wie Umfragen ergeben haben, wird der TSV Aubstadt weiterhin höchstens im sehr erweiterten Kreis der Außenseiter gesehen. Eine Ausnahme bildet Unterhachings Trainer Sandro Wagner, der im TSV Aubstadt sogar einen Titelkandidaten sieht. Das verdeutlicht, dass sich die Aubstädter mittlerweile einen gewissen Respekt erarbeitet haben. Wenn es um die Verteilung der Hauptrollen geht, werden in erster Linie allerdings Bayern München II, SpVgg Unterhaching, Würzburger Kickers, FC 05 Schweinfurt, Türkgücü München und FV Illertissen genannt. Bliebe maximal Platz sieben. "Ich sehe das genauso", gesteht Trainer Victor Kleinhenz. "Die Liga hat an Qualität noch einmal dazugewonnen. Die vier Großen Bayern, Haching, Schweinfurt und Würzburg werden die Meisterschaft unter sich ausmachen, weil sie die besten Rahmenbedingungen und die stärksten Kader haben. Dazu kommen zwei ganz starke U-23-Mannschaften von Augsburg und Nürnberg, die punktgleich Meister in der U-19-Bundesliga geworden sind. Türkgücü hat noch einmal zwei Toptransfers bestätigt. Hinzu kommen Illertissen und Burghausen. Es sind an die zehn Mannschaften mit herausragender Qualität."

Das Saisonziel

Das Saisonziel formulieren in Aubstadt gewöhnlich die Spieler, die Trainer und die Verantwortlichen in Absprache während des Trainingslagers. Victor Kleinhenz scheut sich nicht, zu wiederholen, "dass unser primäres Ziel der Klassenerhalt ist". Dem werde alles untergeordnet. "Je früher wir es erreichen und Planungssicherheit für die nächste Saison haben, desto eher können wir uns über das eine oder andere Ziel mehr unterhalten. Wir sind grundsätzlich bereit, immer mehr mitzunehmen, wenn was geht. Aber wir arbeiten es Schritt für Schritt ab. Wenn wir das Gefühl haben, in der Winterpause nachzujustieren, dann werden wir das gerne machen." Seine Spieler hätten im Trainingslager einen interessanten Satz formuliert, der ihm sehr gut gefallen habe: "Wir vergessen nicht, wo wir her kommen, aber auch nicht, wo wir hin wollen."

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