Würzburgs Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) steht für die Verkehrswende: Seine Fraktion hat gemeinsam mit anderen des Würzburger Stadtrats ein Konzept beschlossen, das die Innenstadt grüner und attraktiver für Fußgänger und Radfahrer machen, den ÖPNV verbessern und Parkplätze am Rand der Innenstadt schaffen soll.
Schon am Anfang gibt es Ärger: Die im Januar beschlossene Einführung von Parkgebühren für die bislang kostenlose Talavera führte zu einem Bürgerbegehren dagegen und polarisierte die Stimmung: Landbevölkerung gegen Städter, Autofahrer gegen Umweltschützer, Sozial- gegen Klimapolitik. Hat der 46-jährige Umwelt- und Klimareferent der Stadt Fehler gemacht und steht jetzt die Verkehrswende auf der Kippe?
Martin Heilig: Die Bewirtschaftung ist ja nicht die erste Maßnahme, die umgesetzt wird. Gleichzeitig damit haben wir ein ÖPNV-Bonusprogramm für Kunden des Würzburger Einzelhandels initiiert und 100 000 Euro für günstigere Jobtickets bereit gestellt.
Heilig: Bestimmt hätten wir unser Verkehrskonzept professioneller kommunizieren können. Aber es wird immer Widerspruch geben, wenn man in einem polarisierten Politikfeld wie diesem so weitreichende Maßnahmen einführt. Daran hätten längere Diskussionen nichts geändert. Was ich bedauere, ist, dass wir die Einzelhändlerinnen und -händler im Vorfeld zu wenig von den Vorteilen unseres Konzepts überzeugen konnten. Denn die Innenstadt wird attraktiver werden.
Heilig: Die Bewirtschaftung des Talavera-Parkplatzes bringt Einzelhandel und Gastronomie Vorteile, weil man das Ticket für die Straßenbahn nutzen kann und zwar für alle Insassen eines Autos. Für eine vierköpfige Familie kostet das Parken für drei Stunden 1,80 Euro. Das ist wesentlich günstiger als am Residenzplatz oder anderen Parkmöglichkeiten der Innenstadt und ohne langes Suchen finden viele auf der Talavera einen freien Stellplatz.
Heilig: Sicher bringen die Talavera-Parkgebühren für Einzelne Belastungen, auch wenn es weiter kostenlose Stellplätze wie am Dallenbergbad gibt. Jede Preiserhöhung trifft Menschen, die wenig Geld haben. Das ist bei der Erhöhung der ÖPNV-Tarife auch so. Härten versuchen wir zum Beispiel mit dem Sozialticket für den ÖPNV abzufedern. Aber wir haben 56.000 Einpendlerinnen und Einpendler und die Talavera hat auch heute nur 1000 Parkplätze, die wir ja nicht wegnehmen, sondern bepreisen. Das tun wir auch, um Menschen einen Impuls zu geben, ohne ihr Auto in die Stadt zu kommen. Im Moment subventionieren wir indirekt jedes Auto, das kostenfrei dort parkt. Das müssen wir ändern, wenn wir die Erde für künftige Generationen erhalten wollen.
Heilig: Wir haben den guten ÖPNV in Würzburg mit der jüngst eingeführten Taktverdichtung verbessert und zusätzliche Stärkungen beschlossen. Auch der Landkreis ist im Umkreis von zehn Kilometern und überall, wo man mit der Bahn fahren kann, gut angebunden. Natürlich sind weitere Verbesserungen, wie zum Beispiel Schnellbusse nötig, das ist gemeinsam mit dem Landkreis schon geplant und lässt sich schnell umsetzen. Von Höchberg aus fährt ja zum Beispiel schon der Bus auf einer eigenen Spur am Stau vorbei. Trotzdem fahren von dort viele Menschen weiter alleine im Auto in die Stadt.
Heilig: Die geäußerte Wut bewegt mich und ich nehme sie ernst. Ich kann gut nachvollziehen, dass man verärgert ist, weil eine gewohnte kostenfreie Parkmöglichkeit genommen wird. Deswegen ist es mir sehr wichtig, ins Gespräch zu kommen. Ich will niemandem etwas wegnehmen. Es geht darum, einen Impuls für mehr Lebensqualität in der Innenstadt zu geben und um Fairness bei der Wahl des Mobilitätsmittel.
Heilig (überlegt länger): Obwohl die CSU sich mit den anderen Fraktionen des Würzburger Stadtrats einig war, dass die Bewirtschaftung kommen muss, hat sie dann so getan, als ginge mit der Einführung das Abendland unter. Das ist in der politischen Auseinandersetzung vielleicht noch nachvollziehbar. Aber deren Härte und die Emotionalität waren nicht verhältnismäßig und schädlich für die öffentliche Auseinandersetzung. Demokratische Parteien sollten Debatten möglichst sachlich und ohne Polemik führen und auch Positionen anderer respektieren. Das nutzt allen und stärkt den Diskurs.
Heilig: Mir war schon vorher klar, dass ich mit Gegenwind und persönlichen Angriffen rechnen muss, weil ich für Veränderung stehe. Ändern kann ich an meinem Stil etwas, da nehme ich interne Kritik an. Aber meine Ziele werde ich umso nachdrücklicher weiterverfolgen. Ich will Klimaschutz und Klimaanpassung konsequent vorantreiben und Würzburg noch lebenswerter machen. Dazu gehört leider auch, dass man lernen muss, mit solchen persönlichen Angriffen umzugehen. Zum Glück habe ich neben professionellem Coaching in solchen Situationen den Rückhalt meiner Fraktion und privat meine Familie, die mir sehr viel gibt.
Heilig: Es war für sich betrachtet eine dumme Aussage, die man falsch interpretieren konnte. Deswegen habe ich mich dafür entschuldigt.
Heilig: Zu 60 Prozent bewege ich mich mit dem Rad. Ich versuche meinen Teil zum Klimaschutz zu leisten, aber ich bin kein Heiliger. Wenn ich zu spät dran bin, einen Stapel Aktenordner dabei habe oder es in Strömen regnet, fahre ich Auto. Den Dienstwagen habe ich in den letzten drei Monaten keine zehnmal benutzt - allerdings gab es durch Corona natürlich weniger Termine.
Heilig: Nein. Als Fan der Demokratie finde ich es gut, wenn die Bürger über die Talavera entscheiden können. Ich glaube, dass wir die Mehrheit der Stadtgesellschaft vom Sinn der Sache überzeugen können. Aber wenn nicht, wäre das auch nicht schlimm. Die Talavera ist nur ein kleiner Teil vom beschlossenen Gesamtkonzept, das mit Hochdruck umgesetzt wird.
Heilig: Erst wenn Ersatz durch Parkhäuser am Rand geschaffen ist, werden Parkplätze begrünt, für Fuß- oder Radwege genutzt. Außerdem wird man zwar nicht mehr vor der Praxis parken, aber dort leichter halten können und es wird ausreichend Parkplätze für Anwohner und Anwohnerinnen sowie Menschen mit Handicap geben. Wir sind mit den Verbänden im Gespräch und werden, bevor es konkret wird, Bürgerbeteiligungen organisieren. Ich glaube nicht, dass es dann ähnlich emotionale Debatten geben wird.
In einer früheren Version dieses Artikels waren Ausgaben für Jobtickets von einer Million Euro genannt. Das wurde korrigiert: Es sind 100 000 Euro.
kritischen Fragen gestellt werden , bzw. mal etwas genauer hinterfragt wird.
Da stellt man einen Umwelt Bürgermeister ins rechte Licht , welcher noch nichts geändert
bzw. verbessert hat . Es werden sehr oft nur einseitig die Autofahrer verteufelt ,
wobei der öffentliche Nahverker auch noch stark zu wünschen übrig lässt , Radfahrer
in den Himmel gehoben werden , aber nicht jeder kann täglich und immer nur radfahren
oder als Fußgänger durch Würzburg schlendern .
Auf diese wartet Wü schon seit Jahrzehnten.
Auch E-Fahrzeuge brauchen Parkplätze und entwickeln Emissionen.
Es gibt Menschen die müssen jeden Euro umdrehen - interessiert aber
Grün anscheinend nicht.
Das Bürgerbegehren kostet die Stadt rund 300.000€, wurde aber nicht von Heilig, sondern einer Initiative gestartet. Um Ihren Kommentar also weiterzuspielen: Sie fordern also, dass die Initiative dies bezahlt?
Aber ein " Seher"! Er sieht in den Raum "Bischofshut " und sieht an dessen Rand " geeig-
neten Raum für Parkplätze der Innenstadt, die das WÜer Stadtklima * retten !*
Ich ..., der das gesamte Stadtgebiet grösstenteils zigfach zu Fuss abgelaufen ist, weiss ehrlich geschrieben nicht, wo es in der heutigen Zeit - Innenstadtnah - einen solchen Raum gibt.
Aber ich gestehe..... ich bin in "Augenärztlicher Behandlung! Trotzdem sehe ich noch: "wir
WÜer Stadt- und Landbürger, Touris und Sonstige - ALLEINE - retten das Weltklima nicht !
"Heilig " hin oder her...! Und ich gestehe weiterhin, "ich fahre meist mit den Bus in die Innen-
stadt. Das ist in der Gesamtwürdigung heutiger Verkehrsprobleme in WÜ, die beste Lösung.
Neue, kommende Probleme mit 7.000 Besucher am Rand des "Bischofhutes mit der *Multi-
funktions-Halle, machen diese " neue WÜer *Verkehrspolitik gewiss nicht besser. Das ist auch absehbar.
Nehmen Sie mal an, Sie wohnen in Giebelstadt, und müssen täglich um 7:00 Uhr Ihre Arbeit in der Verwaltung der UNI-Würzburg aufnehmen?
Sie fahren vielleicht noch mit dem eigenen Auto nach Würzburg, und stellen das am Dallenberg ab. Dann steigen Sie in die Linie 3 der Straßenbahn ein und juckeln durch die halbe Stadt, bis sie einen geeigneten Umsteigepunkt zum Hubland finden. Von Giebelstadt zur Talavera fahren sie mit dem eigenen Auto vielleicht 15 Minuten. Doch von da ab beginnt das Grauen!
Mit dem Auto braucht man vom Wohnort bis zum Hubland vielleicht 25 Minuten. Mit dem neuen Konzept ca. 2 Stunden (in eine Richtung! Denn abends passiert ja dasselbe!!)
So wird aus einem 8-Stunden-Job mal ganz schnell ein 12-Stunden-Job!
Sie, als Bürgermeister, müssen sich über das Parken sicherlich nie Gedanken machen!
Sie werden sogar nach 11:00 Uhr durch die Fußgängerzone kutschiert...
Ihr Weg führt sie auch mit dem Auto nicht durch die Innenstadt und die Uni unterhält selbst Parkplätze am Gelände am Hubland. Sie würden auch heute nicht auf der Talavera parken.
Für alle anderen, die über Gerbrunn in die Stadt pendeln wollen wir ein P&R Parkhaus am Hubland schaffen. Das funktioniert aber erst, wenn die Straßenbahn fährt. Das wird leider noch dauern.
Lukas Weidinger, Mitglied im Stadtrat