Die Abstimmungen im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (PUMA) sind ein klares Zeichen: Die ersten Maßnahmen des Konzepts "Besser leben im Bischofshut" wurden im Puma von der Koalition aus Grünen, Linken, Freien Wählern, FDP/Bürgerforum und ÖDP beschlossen – darunter auch die Erhöhung der Parktarife in der Innenstadt und die Bewirtschaftung der Talavera.
Diskutiert wurde über insgesamt neun Tagesordnungspunkte knapp eineinhalb Stunden, beschlossen wurde unter anderem die Planung eines Park & Ride-Parkhauses an der Feggrube und die mittelfristige Einführung eines 12-Minuten-Takts auf allen Straßenbahnlinien. Langfristig sollen die Strabas an Werktagen sogar im 10-Minuten-Takt fahren.
Am längsten ging es um die Neustrukturierung der Parkzonen, die mit einer Erhöhung der Tarife um bis zu einem Drittel für Oberflächenstellplätze in der Innenstadt einher gehen. Die Entscheidung dafür fiel denkbar knapp mit neun zu acht Stimmen. Wenn auch der Stadtrat in seiner Sitzung am 20. Januar zustimmt, sollen die neuen Tarife bereits ab dem 1. Juni gelten. Auch die Preise der von der WVV-Tochter SVG bewirtschafteten Parkhäuser und Parkplätze werden dann im Innenstadtbereich um bis zu 30 Cent und außerhalb des Ringparks um bis zu 50 Cent pro Stunde steigen.
Heilig: Parkgebühren in Würzburg im Vergleich niedrig
Nachdem die Parktarife in Würzburg in den vergangenen Jahren kaum erhöht wurden und laut Umwelt-Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) bisher zu den niedrigsten aller bayerischen Großstädte gehören, soll die Steigerung "auch die Fairness zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln wieder herstellen", betonte Heilig. Die ÖPNV-Tickets werden jedes Jahr teurer.
Kontrovers wurde vor allem über die geplante Bewirtschaftung der Talavera, wo das Parken bisher kostenlos ist, diskutiert. Das Parken soll dort pro angefangene halbe Stunde 50 Cent kosten. Als Tageshöchstpreis sind 12 Euro vorgesehen. Diese Kosten sollen laut Martin Heilig Berufspendler aus dem Würzburger Umland motivieren, statt dem Auto den ÖPNV zu nutzen.
Die Idee ist nicht neu: Schon 2018 hatte sich der Ausschuss des Stadtrats für die Bewirtschaftung der Talavera ausgesprochen. Die CSU nannte sie jetzt "unsozial". Der bisher kostenlose Parkplatz werde unter anderem von Berufspendlern genutzt, die im Einzelhandel oder in der Pflege arbeiten und sich bis zu zwölf Euro Parkgebühr pro Werktag nicht leisten können, betonte CSU-Stadträtin Nadine Lexa. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth verwies zusätzlich auf "Menschen, die im Schichtdienst arbeiten und deshalb nicht die Möglichkeit haben, mit dem ÖPNV zur Arbeit zu fahren."
Kämmerer braucht die zusätzlichen Einnahmen
Christine Bötsch (CSU) befürchtet außerdem, dass Arbeitskräfte aus der Gastronomie oder des Einzelhandels als Folge der Abschaffung von Innenstadt-Stellplätzen und Tariferhöhungen abwandern könnten. Als Antwort verwies Bürgermeister Heilig auf die gemeinsame Stellungnahme der Würzburger Wirtschaftsverbände, die die im interfraktionellen Konzept geplante Stadt- und Verkehrsentwicklung ausdrücklich begrüßt haben.
Kämmerer Robert Scheller sprach sich ebenfalls dafür aus, die Parktarife zu erhöhen und auch durch die Verpachtung der Talavera an die SVG einen Teil der Gelder einzunehmen, die für die Umsetzung anderer Vorhaben aus dem Bischofshut-Konzept benötigt werden. Wie bei SVG-Parkhäusern und -plätzen üblich, kann der Talavera-Parkschein dann als kostenloses ÖPNV-Ticket in der Würzburger Großwabe verwendet werden.
Raimund Binder (ÖDP) und Udo Feldinger (SPD) brachten noch einen anderen Aspekt ins Spiel: Die Stellplätze auf der Talavera werden vor allem abends und nachts auch von Zellerauern genutzt, die trotz Anwohner-Parkausweisen häufig keinen wohnortnahen Parkplatz finden. Eine mögliche Erweiterung der Bewohnerparkzone in der Zellerau soll daher nach Einführung der Talavera-Bewirtschaftung zumindest geprüft werden. Nicht durchsetzen konnte sich Feldinger mit dem Antrag, die Parktarife nicht sofort, sondern erst dann zu erhöhen, wenn auch die geplante Taktverdichtung der Straßenbahn kommt.
Wir werden gezwungen sein, weniger Auto zu fahren. Jetzt damit anzufangen und echte Alternativen zu schaffen (die Konzepte für besseren ÖPNV im Landkreis haben wir schon vorgelegt, im April wird abgestimmt) ist erheblich sinnvoller, als nichts zu tun.
Auf dem Land fährt nicht alle 6 Minuten ein Bus. Und in die Stadt ziehen, wo es eh keine bezahlbare Wohnungen gibt, ist auch keine Alternative.
Der Parkplatz wird ja nicht abgeschafft. Man kann halt nur nicht kostenfrei unbegrenzt mitten in der stadt parken, wo kommt diese Vorstellungen eigentlich her?
Übrigens war mal z.B. an der Endhaltestelle der Straba am Klärwerk ein P&R-Haus geplant und wo ist es?
Erst machen wir uns alleine im SUV so richtig gemütlich mit günstigen Spritpreisen, breiten Straßen und kostenlosen Parkplätzen. Und danach kommt der ÖPNV dran.
Hoppala, da haben wir gerade gemerkt das man Gelder nur einmal ausgeben können. Super
Aber ich würde auch alle Autos in die Stadt lassen und keine Parkgebühren. Wer keinen Platz bekommt, steht halt im Stau...
https://www.autozeitung.de/stau-ranking-deutschland-195922.html
Wo kommt die Vorstellungen eigentlich her, man müsse fast kostenlos auf öffentlichen Grund direkt vor dem Haus Parken können?
Ich stimme dem zu, nein ich fordere das! Und um dem Shitstorm gleich zu antworten: Es gibt auch viele Hauseigentümer die bei Neu- oder Umbauten die evtl. baulich nicht möglichen Stellplätze teuer ablösen, also bezahlen mussten. Mit der Ablöse sollten dann auf öffentlichem Grund die Stellplätze für die Anwohner bereitgestellt werden.
Ein anderer Aspekt: Früher wurde eine Bewirtschaftung der Talavera abgelehnt, da der Platz mit öffentlichen Mitteln und zweckgebundenen Zuschüssen hergestellt wurde und eine Bewirtschaftung zu einer Rückzahlungsverpflichtung führen würde. MP, bitte mal recherchieren, entweder war das damals geflunkert oder es wird heute nicht bedacht.
Es gibt offenbar viele Menschen, die immer noch wie in den 1970er und 1980er Jahren meinen, eine stadt wäre besonders attraktiv, wenn sie besonders autogerecht ist. Wie „attraktiv“ der autogerechte Umbau unsere Städte in dieser Zeit gemacht hatten, wissen wir jetzt aber auch alle. Und wie schlecht es dem Einzelhandel im so günstigen Parkplatz-Paradies schweinfurt geht, auch.
Also jetzt alle wegen mir noch einmal weinen und dann verabschieden Sie sich bitte von den Weltbildern des letzten Jahrtausends.