Gegen die geplante Bewirtschaftung der Talavera formiert sich Widerstand, bereits kurz nach dem Beschluss des Stadtrates wurde ein Bürgerbegehren initiiert. Einer der Kritikpunkte: Erst müssten für Berufspendler Alternativen in Form von P&R-Parkplätzen in der Peripherie geschaffen werden. Immer wieder hört man dabei von Befürwortern der Bewirtschaftung aber das Argument: "In welcher Stadt kann man denn sonst noch kostenlos so nah an der Innenstadt parken?". Die Frage ist schnell beantwortet: In Augsburg.
Dort gibt es den sogenannten Plärrer, einen Talavera-ähnlichen Volksfestplatz mit rund 800 Stellplätzen, ebenfalls keine 15 Minuten Fußweg von der Innenstadt entfernt und direkt an einer Straßenbahnlinie. Lediglich während des Augsburger Christkindlesmarktes muss man dort bereits fürs Parken bezahlen, wochentags zwei Euro, samstags und sonntags 2,50 Euro.
Augsburg: Überlegungen, den Plärrer ebenfalls kostenpflichtig zu machen
Noch. Denn auch in Augsburg gibt es Überlegungen, den Plärrer ganzjährig kostenpflichtig zu machen. "Aktuell befinden wir uns in der Planungsphase, in welcher Form diese Bewirtschaftung möglich ist", heißt es in der schriftlichen Antwort aus dem Augsburger Rathaus auf eine Anfrage dieser Redaktion. Die Anregung dazu sei im Rahmen der Überprüfung durch den Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband gekommen.
Eine mögliche Bewirtschaftung solle den ÖPNV stärken, indem mehr Bürgerinnen und Bürger auf den außenliegenden P+R-Parkplätzen parken und den ÖPNV nutzen, um in die Innenstadt zu kommen, heißt es weiter. Die Antwort aus dem Augsburger Rathaus zählt außer dem Plärrer noch fünf weitere P&R-Plätze im Stadtgebiet mit Straßenbahnanbindung und zwei weitere außerhalb des Stadtgebietes auf, die an Straßenbahn-Endhaltestellen liegen.
In der Öffentlichkeit gebe es Argumente sowohl für und gegen die Bewirtschaftung des Parkplatzes, heißt es aus Augsburg. Welche Kompromisse hier möglich seien, werde die genauere Untersuchung der Optionen zeigen. "Die letzte Entscheidung über die Bewirtschaftungsfrage liegt jedoch beim Stadtrat", wird Gerd Merkle, Baureferent der Stadt Augsburg zitiert.
Aber wie in Würzburg soll auch das Parken in der Augsburger Innenstadt teurer werden, es soll zukünftig anstelle zwei Euro dann 2,60 Euro pro Stunde kosten und die sogenannte Semmeltaste, die bislang kostenloses Parken bis zu 30 Minuten erlaubte, wird entfallen. Allerdings stehe die Entscheidung noch aus, in welchem Bereich die neuen Gebühren gelten würden und ab wann, heißt es.
Kritik kommt laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen (AA) vor allem aus den Reihen des Handels und der Wirtschaft. Sinkende Umsatzzahlen würden auf ein Ausbleiben der Menschen aus der Region hindeuten, die in Corona-Zeiten Busse und Bahnen meiden würden, heißt es. Eine Erhöhung der Parktarife in der Innenstadt sei dabei nicht hilfreich.
Im Bamberg sind P&R-Parkplätze und Shuttle-Busse komplett kostenlos
Auch in Bamberg mit knapp 77 600 Einwohnern gibt es bereits P&R-Plätze, berichtet Jan Giersberg von den Stadtwerken. "Wir haben eine P&R-Anlage im Norden in der Kronacher Straße mit über 400 Stellplätzen und eine zweite am Heinrichsdamm im Süden mit über 800 Plätzen." An beiden gebe es auch Elektroladesäulen. "Zu den Hauptzeiten fahren die Busse im Viertelstundentakt in die Innenstadt", so Giersberg. Die Fahrtzeiten: sieben und zehn Minuten.
Seit Anfang 2020 seien das Parken und die Busfahrt kostenlos. Nur an Sonn- und Feiertagen koste der Tag 1,20 Euro. Um Dauerparker zu verhindern, müsse man aber einen Parkschein ziehen. "Eine Hälfte legt man unter die Windschutzscheibe und die andere dient als Busticket. Das wird kontrolliert und bei Verstoß sanktioniert", berichtet Giersberg.
Dieses Angebot koste die Stadt einen sechsstelligen Betrag im Jahr durch den Wegfall der Parkgebühren und den Busbetrieb. "Aber es wird sehr positiv angenommen und genutzt", sagt er. "Wir betreiben aber auch weiterhin innerstädtische Parkhäuser, von denen es teils nur einen Steinwurf in die Fußgängerzone hinein ist." Da koste die Stunde zwei Euro, wobei es auch Rabattkarten gebe.
Regensburg: 90 Cent pro halbe Stunde in der Innenstadt - P&R seit 20 Jahren
"In Regensburg gibt es zwei größere P&R-Anlagen, die wir als Stadtwerke betreiben", sagt Martin Gottschalk, Leiter Kommunikation der Stadtwerke. Eine auf der eingehausten Stadtautobahn mit rund 350 Stellplätzen gebe es bereits seit Anfang der 2000er Jahre, eine zweite mit rund 600 P&R-Plätzen sei im vorigem Sommer beim Fußballstadion des SSV Jahn Regensburg geschaffen worden.
Von beiden fahren alle zehn Minuten Busse in die Innenstadt. Das Parken am Stadion kostet inklusive Busticket je nach Zahl der Mitfahrer zwischen einem und 7,50 Euro. Die Busfahrt ins Zentrum dauert etwa zehn Minuten. Auf dem Autobahndeckel kostet es je nach Zahl der Mitfahrer und Tarifzonen zwischen drei und 7,50 Euro am Tag. Von dort dauert die Fahrt ins Zentrum fünf Minuten.
In der Innenstadt betreiben die Stadtwerke drei große Parkhäuser mit zusammen rund 1500 Stellplätzen. In zwei davon sei im Moment noch die erste Parkstunde kostenlos, das werde aber zum 1. April abgeschafft. "Dann kostet dort die halbe Stunde 90 Cent", so Gottschalk. Die Tagesgebühr beträgt maximal elf Euro. "Und die Parktickets der Innenstadtparkgaragen gelten gleichzeitig als Busticket in der Innenstadtzone für bis zu fünf Personen", sagt er.
Daneben ergibt eine Internet-Suche noch zahlreiche weitere Parkmöglichkeiten, teils kostenlos, teils privat betrieben, wie zum Beispiel im Parkhaus der Regensburg-Arcaden am Bahnhof mit 1600 Stellplätzen. Dort gibt es auch Dauerparkplätze zu mieten, die Tarife beginnen bei knapp 60 Euro/Monat.
Ingolstadt: Parkticket ist auch Busticket für bis zu fünf Personen
"Wir betreuen alle Tiefgaragen und Parkplätze im Innenstadtbereich. Drei davon sind auch P&R-Parkplätze", berichtet Maximilian Mayer von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Ingolstadt, die die Parkflächen für die Stadt verwaltet und betreibt. Diese P&R-Parkmöglichkeiten lägen ein bisschen außerhalb des Innenstadtbereiches, wie der Festplatz mit 1437 Stellplätzen oder das Parkhaus am Nordbahnhof mit 252 Stellplätzen, von wo es drei Haltestellen zum zentralen Omnibusbahnhof beziehungsweise zum Rathausplatz seien, so Mayer weiter.
Am Nordbahnhof kostet das Tagesticket 2,50 Euro, am Festplatz unter der Woche ebenfalls 2,50 Euro und am Wochenende 1,30 Euro. Als dritte P&R-Möglichkeit gibt es noch die Tiefgarage Reduit Tilly mit 436 Stellplätzen, da kosten die ersten beiden Stunden jeweils 1,80 Euro, danach wird der Tagespreis von vier Euro fällig. "Bei allen dreien gilt das Parkticket auch als Busticket für bis zu fünf Personen in die Innenstadt jeweils bis zum zentralen Busbahnhof oder dem Rathausplatz und zurück", so Mayer.
Die zentralste Tiefgarage in der Ingolstädter Innenstadt sei die am Theater mit 590 Stellplätzen, dort seien die ersten 30 Minuten zunächst kostenlos, ab der 31. Minute kosten die ersten beiden Stunden ab Einfahrt jeweils zwei Euro, dann gebe es Staffelpreise bis zu einem Tageshöchstpreis von elf Euro, berichtet Mayer.
In Würzburg hatte der Stadtrat im Jahr 2018 die Verwaltung beauftragt, an acht Orten im Stadtgebiet P&R-Möglichkeiten zu schaffen oder Standorte für den ÖPNV zu erschließen. Zugleich sollten die bis dato kostenlosen Parkplätze auf der Talavera und am Dallenberg-Bad dann als P&R-Plätze von der SVG bewirtschaftet werden. Bislang soll aber nur die Talavera etwas kosten.
ich würde den Parkplatz in "Hans-Scholl Parkplatz" umbenennen, und mit Rücksicht auf meine liebe Community doch sehr gerne auf das Eintreiben nuttiger Standgebühren verzichten wollen. Sollte Genosse Heilig hier etwa anderer Ansicht sein?
Somit entstehen „Mindereinnahmen“ die an anderer Stelle, wie z.B. dem Ausbau des ÖPNV fehlen.
Es gibt verschiedene Untersuchungen die zwar zu unterschiedlichen Zahlen kommen, jedoch kommen Alle zu dem Schluss dass die Kosten deutlich über den Einnahmen liegen.
Eine relativ gute Erklärung:
https://www.buergerticket-wuppertal.de/der-mythos-von-den-melkkuehen-der-nation
Wird auch nirgendwo behauptet.
Der Mythos lautet: Autofahrer zahlen mehr als sie an Kosten verursachen.
Das Gegenteil ist der Fall.
Um seine Funktionen wahrnehmen zu können braucht der Staat Steuereinnahmen.
Dass es eine erhebliche Steuerungerechtigkeit gibt hat nur bedingt mit der jahrzehntelangen Subventionierung des Autoverkehrs zu tun.
Die Zahlung von Bußgeldern kann man umgehen in dem man sich an Regeln hält.
Das gilt für alle Arten von Bußgeldern.
Menschen mit ganz schmalem Geldbeutel können sich überhaupt kein Auto leisten, tragen die von Autofahrern verursachten Kosten aber trotzdem.
Es gibt viele Beispiele dafür dass ÖPNV gut funktionieren kann wenn es politisch gewollt ist.
Das ist das normalste der Welt.
Dadurch wird eine viel sachlichere Meinungsbildung und Diskussion möglich.
Und manche meinen dafür lohnt es sich nach Schweinfurt zu ziehen, dort kostenlos zu parken und den Leerstand in der Stadtgalerie bewundern.
Gleich mal früh herzlich gelacht - danke dafür.
Mag sein, dass sie sich wünschten, Würzburg wäre ein Dorf, in dem man mit dem Pkw überall Vorfahren kann. Ist es aber nicht.
Lediglich in Augsburg. Noch.
Wird gerade geändert.
Demnach in ganz Bayern kein ähnlicher unbewirtschafteter Platz.