Fehlt in der Region der politische Wille, das Trinkwasser der Würzburger Bevölkerung zu schützen? Wird bei der Neu-Ausweisung des Wasserschutzgebietes für die "Zeller Quellen" auf Zeit gespielt? Zählen wirtschaftliche Interessen mehr als die langfristige Sicherung des Grundwassers für die Allgemeinheit? Diese Fragen stellte Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutzes (BN) in Bayern an diesem Mittwoch bei einem Pressetermin in Würzburg.
Mit Armin Amrehn, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg, dem BN-Regionalreferent für Unterfranken, Steffen Jodl, dem Zeller BN-Vorsitzenden Norbert Herrmann sowie Andrea Angenvoort-Baier, Sprecherin des Agenda-21-Arbeitskreises "Wasser am Limit", fordert Mergner einen Stopp laufender Projekte.
Der Hintergrund: Während sich die Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes für die "Zeller Quellen", die mehr als 65.000 Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg mit sauberem Trinkwasser versorgen, hinzieht, schreiten Großprojekte und Bauvorhaben im westlichen Landkreis Würzburg voran. Allen voran das geplante Gipsbergwerk von Knauf in der Altertheimer Mulde. Zuletzt erst sagte der Würzburger Landrat Thomas Eberth: "Die Ansiedlung der Firma Knauf und damit die Sicherung heimischer Rohstoffe mit kurzen, ökologisch sinnvollen Wegen, haben oberste Priorität."
Die Naturschützer sind empört. Sie fordern ein sofortiges Moratorium für alle Projekte, die in bereits ausgewiesenen Trinkwasserschutzgebieten in Bayern normalerweise verboten sind - und zwar so lange, bis das große Schutzgebiet bei Würzburg tatsächlich gilt. Mit dieser Forderung wendet sich Richard Mergner auch an Unterfrankens Regierungspräsidenten Eugen Ehmann sowie an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Im Interview erklärt er warum.
Richard Mergner: Wir müssen jetzt schnell handeln! Seit über 30 Jahren ist klar, dass das Trinkwasserschutzgebiet für die Zeller Quellen vergrößert werden muss, um das Grundwasser zu schützen. Passiert ist nichts. Doch nun werden immer mehr Ansprüche auf das Gebiet im westlichen Landkreis Würzburg erhoben. Da ist die Firma Beuerlein, die bei Helmstadt eine Deponie der Klasse 1 plant. Da ist die Firma Knauf, die Bayerns größtes Bergwerk bei Altertheim errichten will.
Mergner: Was wir wollen, ist ein Moratorium für alle geplanten Eingriffe im künftigen Trinkwasserschutzgebiet, die ein Risiko für das Wasser darstellen. Das betrifft das Bergwerk, aber auch die Deponie, die B26n und vieles mehr. Zuerst muss der Schutz unserer natürlichen Grund- und Trinkwasservorkommen gesichert werden. Alle anderen Ansprüche sollten zurückstehen. Die Trockenperioden im Zuge der Klimakrise zeigen uns, dass Wasserschutz und Trinkwasserversorgung in Bayern Vorrang haben müssen.
Mergner: Ja, das hat er gesagt. Und auch, wie wichtig es ist, diesen Schatz, den wir in Bayern haben - nämlich saubere Wasservorkommen- zu schützen. Wenn es aber um die Umsetzung geht, wird dieser Grundsatz oft nicht berücksichtigt. Dann haben der Abbau von Bodenschätzen oder Straßenprojekte Vorrang. Viele Trinkwasservorkommen in Bayern sind belastet durch zu hohe Nitratwerte oder Pflanzenschutzmittel. Viele Quellen mussten geschlossen werden. Wir müssen unser Wasser vor Ort besser schützen. Wir dürfen uns nicht auf Fernwasser verlassen. Sonst kommen wir irgendwann in eine Situation wie in vielen anderen europäischen Ländern, in denen man sauberes Trinkwasser nur noch im Laden in Flaschen abgefüllt kaufen kann.
Mergner: Wir haben in Mittelfranken erlebt, dass die Aischquelle versiegt ist, obwohl vorher gesagt wurde, der Rohstoffabbau habe keinerlei Auswirkungen. Wir brauchen generell ein Umdenken bei unserem Ressourcenverbrauch: Wir können nicht immer mehr Rohstoffe mit entsprechendem Energieaufwand aus der Erde holen. Wir müssen Baustoffe wiederverwenden und recyceln.
Mergner: Dass Knauf so argumentiert, ist nicht verwunderlich. Doch das Geschäftsmodell eines Unternehmens kann kein Argument dafür sein, nicht nach neuen Wegen zu suchen. Die Baustoffindustrie muss sich ebenso wie die Autoindustrie dem Prozess der Veränderung stellen: einer drastischen Verringerung ihres Energie-Einsatzes und der daraus resultierenden Emissionen sowie einer drastischen Verringerung ihres Ressourceneinsatzes. Gips steht wie alle anderen Rohstoffe nicht unendlich zur Verfügung.
Mergner: Ein rechtlich festgesetztes Trinkwasserschutzgebiet würde Eingriffe in das sensible Gebiet nicht grundsätzlich ausschließen, aber doch erheblich erschweren. Jede Behörde müsste dann abwägen: Was hat Priorität - der Grundwasserschutz für die Allgemeinheit oder wirtschaftliche Interessen? Hier liegt auch ein Grund, warum die Ausweisung von Trinkwasserschutzgebieten in Bayern so lange dauert. Betroffene Gemeinden meinen, sie würden in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt, etwa wenn es um die Ausweisung neuer Gewerbegebiete geht.
Mergner: Die Behauptung, Gemeinden hätten keine Entwicklungsmöglichkeit weil sie für den Trinkwasserverbrauch der Städte aufkommen müssen, ist grundfalsch! Es käme ja auch niemand auf die Idee, Krankenhäuser oder Universitäten in den Städten nur für Stadtbewohner zuzulassen und Landbewohner auszuschließen. Natürlich braucht es einen Interessensausgleich. Aber wir dürfen kein Schwarzer-Peter-Spiel spielen. Gerade nach diesem Dürre-Sommer müsste doch jedem in Unterfranken klar sein, dass wir nur gemeinsam das immer knapper werdende Wasser in Nordbayern für kommende Generationen sichern können. Deshalb ist die Erweiterung des Wasserschutzgebietes "Zeller Quellen" nicht nur für den Würzburger Raum, sondern bayernweit relevant.
aus dem Jahr 2011 jedes Naturdenkmal und Wassergraben beurteilt wurde, diese geplante Erweiterung aber nicht erwähnt wird.
Unter Zellingen kann man lesen: Die geplante Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes wurde berücksichtigt.
Von Würzburg ist nur ein Antrag auf Sperrung der Hettstadter Steige erwähnt.
Irritierend ist auf den Plänen, dass das Schutzgebiet 10 km weiter in den westlichen Landkreis ausgedehnt wird, während Flächen in unmittelbarer Nähe der Quellen im Ortsbereich Zell, heraufallen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wasser über 12 km von Altertheim nach Zell strömt und aus1 km Entfernung nicht.
Klar dürfte auch sein, dass die Stadt Würzburg langfristig ihre Quellen im risikoreichen Bahnhofsbereich aufgeben möchte und der Dallenberg als Bauland interessanter ist als er es als Wasserschutzgebiet ist.
Jeder einzelne Dörfler darf hier gerne selbstlos beschenken wollen...
Geht an Herrn Mergner die aktuelle EU-weite Auflagenpolitik u.a. etwa ignorant absolut vorbei, nicht selten getoppt von Bund, absteigend unseren einzelnen Bundesländern bis hin zu den Städten und Gemeinden!?
Im übrigen können wir getrost auf die B26n verzichten. Denn die steht ja auf der Liste der unsinnigsten Strassenneubprojekte ganz oben und die Stromtrasse kann oberirdisch gebaut werden.
Diese geplante Straße ist laut landesplanerischen Beurteilung Teil des Militärstrassennetzes,
und da werden zur Zeit nicht mal mehr die (Bundes)Grünen dagegen sein.
Nicht dass man den Eindruck gewinnen muss, prinzipiell gegen die FA Knauf zu sein, aber den Auschgrund hier heranzuziehen ist schlicht die Leserschaft für dumm zu verkaufen! Tagebau und Abbau in der Tiefe, noch dazu weit unter der Grundwasserschicht ist unlauter!
Es wird versucht mit Polemik und Ideologie die Behörden zu beeinflussen und die Bevölkerung aufzuwiegeln!