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Würzburg/Zell
Am Weltwassertag: Der entscheidende Schritt zum riesigen Trinkwasserschutzgebiet bei Würzburg nach 30 Jahren
An diesem Dienstag geht es um die Zukunft der Trinkwasserversorgung in Würzburg. Und um Großprojekte der Region - wie Bayerns größtes Gipsbergwerk, das Knauf plant.
Im Wasserwerk Zell sollen an diesem Dienstag, am Weltwassertag, die Antragsunterlagen der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH zur Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes der Zeller Quellen übergeben werden.
Foto: Thomas Obermeier | Im Wasserwerk Zell sollen an diesem Dienstag, am Weltwassertag, die Antragsunterlagen der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH zur Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes der Zeller Quellen übergeben werden.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

30 Jahre lang haben Wasser-Experten und Geologen auf diesen Moment hingearbeitet. An diesem Dienstag, dem diesjährigen Weltwassertag, ist es soweit: Um dem geplanten 66 Quadratkilometer großen Trinkwasserschutzgebiet westlich von Würzburg einen entscheidenden Schritt näher zu kommen reicht die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) die Antragsunterlagen beim Landratsamt Würzburg ein. Damit kann das Amt das Verfahren zur Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes für die Zeller Quellen nach drei Jahrzehnten hydrogeologischer Untersuchungen und zahlreicher Gutachten offiziell eröffnen.

Im Westen von Würzburg soll das zweitgrößte Trinkwasserschutzgebiet in Bayern entstehen. Es könnte zahlreiche Großprojekte und Bauvorhaben in der ganzen Region beeinflussen.

Ein Beispiel ist die geplante Deponie der Klasse 1 der Firma Beuerlein in Helmstadt, über die das Bergamt Nordbayern in Bayreuth in Kürze entscheidet. Sie wäre die einzige Deponie für toxisch belasteten Bauschutt der Klasse 1 in Unterfranken. "Sollte sie kommen, fordern wir, dass ihr Betrieb selbst bei einem unwahrscheinlichen Störfall beherrschbar bliebe und das Grundwasser nicht gefährdet", sagt Alfred Lanfervoß, Abteilungsleiter der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH.

Gips-Vorkommen im künftigen Trinkwasserschutzgebiet

Ein anderes Beispiel ist das größte Gipsbergwerk Bayerns, das der mainfränkische Familienkonzern  Knauf im hügeligen Dreieck zwischen Altertheim, Helmstadt und Waldbrunn gerade plant. Denn mittendrin im unterirdischen Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen liegt ein riesiges Rohstoffvorkommen, auf das der größte Gipsveredler der Welt mit 40.000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten und über 12 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Auge geworfen hat. Auch was die geplante Grube von Knauf angeht, steht die abschließende Beurteilung, ob sie das Grundwasser gefährden würde, noch aus.

"Wir kennen die Größe des unterirdischen Wassereinzugsgebiets. Wir wissen, was zu schützen ist. Doch der Handlungsdruck um konkurrierende Nutzungen ist groß."
Alfred Lanfervoß, Abteilungsleiter der TWV

Trinkwasser für die Hälfte der Bevölkerung Würzburgs

"Wir kennen die Größe des unterirdischen Wassereinzugsgebiets. Wir wissen, was zu schützen ist. Doch der Handlungsdruck um konkurrierende Nutzungen ist groß", sagt Alfred Lanfervoß von der TWV. Joachim Meinhardt, Geologe und privater Sachverständiger für Geothermie, hält die Erweiterung des Wasserschutzgebietes angesichts der geplanten Projekte im Westen von Würzburg für dringend nötig. Er sagt: "Es ist eine Vorsorge für die Zukunft. Wir müssen das Wasser auch für nachfolgende Generationen sichern." Denn südwestlich von Würzburg, zwischen Zell am Main und Altertheim, gibt es reiche Grundwasserströme. Jeder Tropfen Wasser aus diesem Gebiet fließe in Richtung Zeller Quellstollen, sagt Meinhardt.

Seit über 100 Jahren sprudeln die Quellen bei Zell am Main. Sie versorgen die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Würzburg mit Trinkwasser, rund 65.000 Menschen. Auch die Trinkwasserbrunnen der Landkreisgemeinden Waldbrunn und Altertheim liegen im unterirdischen Wassereinzugsgebiet.

Gemeinden fürchten strengere Auflagen und höhere Kosten

Sauberes Trinkwasser wollen alle, das geplante riesige Trinkwasserschutzgebiet westlich von Würzburg in seiner Dimension allerdings nicht. Das Schutzgebiet würde von acht auf 66 Quadratkilometer erweitert und damit zehn Mal so groß werden wie jetzt. Gerade die Landkreisgemeinden Helmstadt, Altertheim, Waldbrunn, Eisingen, Waldbüttelbrunn, Höchberg, Hettstadt, Greußenheim, Zell am Main und die Gemeinde Großrinderfeld im Main-Tauber-Kreis fürchten dadurch strengere Auflagen und höhere Kosten.

"Es ist eine Vorsorge für die Zukunft. Wir müssen das Wasser auch für nachfolgende Generationen sichern."
Joachim Meinhardt, Geologe der TWV

Eingriffe in den Untergrund, Kläranlagen, Straßen, Industriegebiete, Erdwärme, Windkraft oder Landwirtschaft wären, wenn sie die Trinkwassergewinnung gefährden, je nach Lage nicht oder nur unter Auflagen möglich. Für ein Einfamilienhaus bräuchte es keine Ausnahmegenehmigung. Für die geplante Trasse der B26n zwischen Hettstadt und Greußenheim oder die geplante Leitung der Gemeinde Kist zur neuen Kläranlage nach Waldbüttelbrunn allerdings schon.

Am Weltwassertag: Der entscheidende Schritt zum riesigen Trinkwasserschutzgebiet bei Würzburg nach 30 Jahren

Ist es also wirklich nötig, das gesamte unterirdische Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen als Trinkwasserschutzgebiet auszuweisen? In Bayern ist das nicht üblich. Während in Baden-Württemberg etwa 30 Prozent der Landesfläche als Wasserschutzgebiete ausgewiesen sind, sind es in Bayern gerade mal fünf Prozent. Doch die Geologen von TWV und Wasserwirtschaftsamt sind davon überzeugt, dass es in diesem Fall nötig ist.

Fast 60 Prozent der Bodenschichten haben geringe Schutzfunktion

Denn im Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen bieten nur etwa zehn Prozent aller Bodenschichten dem Grundwasser ausreichenden Schutz. Fast 60 Prozent der Deckschichten haben eine sehr geringe bis geringe Schutzfunktion. Gerade in den tiefen Tälern schützt der Muschelkalk das Grundwasser nur wenig, das Sickerwasser kann innerhalb weniger Tage das Grundwasser erreichen. Dazu kommt ein so genannter Kluft- und Karstgrundwasserleiter. Diesen Untergrund kann man sich wie einen Emmentaler Käse vorstellen. Dort fließt das Wasser mit enormer Geschwindigkeit. Schadstoffe, die ins Grundwasser gelangen, können schnell weiter transportiert werden.

Doch bis zur Neuausweisung des Trinkwasserschutzgebiets sind einige Hürden zu nehmen. Ist das Verfahren eröffnet, können sich Behörden, Bürger, Gemeinden, Landwirte und andere Betroffene dazu äußern und ihre Einwände vorbringen. Jedes Wasserschutzgebiet ist mit Einschränkungen verbunden, Eigentums- und Nutzungsrechte werden berührt. Die Entscheidung könnte jetzt also ganz schnell gehen und noch in diesem Jahr fallen - oder sich noch einmal über Jahre hinziehen.

Trinkwasserschutzgebiete

In Bayern gibt es rund 3200 Wasserschutzgebiete (WSG). Sie umfassen laut Bayerischem Umweltministerium mit insgesamt circa 3500 Quadratkilometern rund 5 Prozent der Landesfläche. Größtes Trinkwasserschutzgebiet in Bayern ist das der Karstquellen bei Ranna (Nürnberger Wasserversorgung) mit 78,8 Quadratkilometern.
Unterfranken hat rund 500 Wasserschutzgebiete. Das größte derzeit ist das der Stadtwerke Bad Kissingen mit einer Fläche von 39,7 Quadratkilometern, das kleinste ein Gebiet in Lohr am Main mit etwa 7880 Quadratmetern.
Quelle: akl
 
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Kommentare
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  • klafie
    endlich mal ein projekt für die zukunft. wasser ist ja unser aller lebenselixier! was geschieht wenn kein wasser da ist, sehen wir in der ukraine, wo das wasser immer knapper wird durch die
    bombadierung dieses irren! dafür lohnt es sich auch einen "weltwassertag" einzuführen.
    andere tage aber sind zum teil nonzenz, die man nicht braucht, wie gestern!
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  • rasputin32
    ES scheint nicht ganz zu stimmen, dass seit 30 Jahren intensiv an dieser Erweiterung gearbeitet wurde.
    In der Landesplanerischen Beurteilung und Umweltverträglichkeitsprüfung zur B 26n ist dieses Vorhaben -fast- nicht erwähnt.
    in diesem 217 Seiten starken Gutachten der Regierung Unterfranken ist jedes Bodendenkmal, Naturschutz- und FFH Gebiet, Wassergraben , Flora und Fauna ausführlich erfasst, das Hofgut Lumee-Sophia in Greussenheim sogar vertiefend.
    Während bei Zellingen zu lesen ist "die geplante Erweiterung des Trinwasserschutzgebietes wurde berücksichtigt" wurde beim Wasserschutzgebiet Würzburg "die beantragte Verlegung der Hettstadter Steige abgelehnt".
    Ich fragge michob die Gemeinde Höchberg von diesem Vorhaben wusste, als sie die riesigen Flächen am Erbachshof als Gewerbegebiet kaufte?
    Über Einschränkungen und Auflagen, die dann tatsächlich kommen kann man sich ja beim größten Wasserschutzgebiet bei Nürnberg informieren.
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