Es könnte jetzt schnell gehen. Wenn es "sportlich läuft", könnte im Frühjahr 2023 das 66 Quadratkilometer große und damit zweitgrößte Trinkwasserschutzgebiet in Bayern im Westen von Würzburg bereits ausgewiesen sein. Dies sagte Mara Hellstern, die Leiterin des Umweltamts am Würzburger Landratsamt in der Mai-Sitzung des Umweltausschusses. Das Schutzgebiet könnte sich auf Großprojekte und Bauvorhaben in der ganzen Region auswirken.
Es könnte aber auch ganz anders laufen, dämpft Landrat Thomas Eberth (CSU) in seiner Funktion als Leiter der Kreisverwaltungsbehörde die Erwartungen. Dann nämlich, wenn Einwendungen und Klagen das Ganze noch 30 Jahre in die Länge ziehen sollten. Denn, so sagt er: "Ein Projekt dieser Dimension stößt nicht nur auf Begeisterung. Doch wir müssen schauen, wie wir das kostbarste und lebenswichtigste Gut, nämlich das Wasser, bestmöglich schützen und zu den Menschen bringen."
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum geplanten Trinkwasserschutzgebiet:
Nein. Weder geht der Bevölkerung in Würzburg das Trinkwasser aus, noch ist die Wasserqualität schlechter geworden. Seit über 100 Jahren sprudeln die Quellen bei Zell am Main. Sie versorgen die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Würzburg mit sauberem Trinkwasser, also rund 65.000 Menschen.
Warum soll dann das Trinkwasserschutzgebiet neu ausgewiesen werden? Es gibt doch schon eines.
1978 setzte die Regierung von Unterfranken das heute geltende acht Quadratkilometer große Trinkwasserschutzgebiet für die Zeller Quellen fest. Doch schon 1992 war klar: Das oberirdisch ausgewiesene Schutzgebiet ist zu klein, das unterirdische Grundwassereinzugsgebiet ist wesentlich größer. Das Landratsamt forderte den Wasserversorger auf, das Gebiet zu ermitteln, das nötig ist, um das Grundwasser vor schädlichen Einträgen von der Oberfläche zu schützen.
Warum wurde in den vergangenen 30 Jahren nicht schon ein größeres Schutzgebiet ausgewiesen?
Dazu gibt es verschiedene Antworten - je nachdem, wen man fragt. Landrat Thomas Eberth kritisiert, in dem Verfahren sei in 30 Jahren so gut wie nichts vorangegangen. Joachim Meinhardt, der Geologe, der im Auftrag der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) arbeitet, sagt, das Wassereinzugsgebiet sei sehr groß, im Untergrund herrschten komplexe hydrogeologische Verhältnisse, man habe zirka 400 Grundwassermessstellen auswerten und das Risiko aller Bauvorhaben im Westen Würzburgs bewerten müssen. Gesetze hätten sich geändert. Es sei immer komplizierter geworden. Einerseits wolle man den besten Grundwasserschutz, andererseits müsse dieser verhältnismäßig sein.
Fakt ist: Seit 2019 sind die Grenzen des 66 Quadratkilometer großen Wassereinzugsgebiets bekannt. Seitdem geht es vor allem um die Frage, wo die unterschiedlichen Schutzzonen verlaufen sollen.
Warum sehen viele Gemeinden das geplante Wasserschutzgebiet so kritisch?
Die Landkreis-Gemeinden Helmstadt, Altertheim, Waldbrunn, Eisingen, Waldbüttelbrunn, Höchberg, Hettstadt, Greußenheim, Leinach, Uettingen sowie Großrinderfeld und Werbach im Main-Tauber-Kreis fürchten strengere Auflagen und höhere Kosten durch das Schutzgebiet. Eingriffe in den Untergrund, Kläranlagen, Straßen, Industriegebiete, Erdwärme, Windkraft oder Landwirtschaft sind, wenn sie die Trinkwassergewinnung gefährden, je nach Lage nicht oder nur unter Auflagen möglich.
Welche Gemeinden müssen mit strengeren Auflagen rechnen?
Mit Auflagen rechnen müssen erstmals die Gemeinden und Grundstückseigentümer, die bisher noch nicht im Trinkwasserschutzgebiet lagen. Dies betrifft die Gemeinden Waldbrunn, Eisingen, Altertheim, Greußenheim, Helmstadt, Leinach, Uettingen (alle Lkr. Würzburg), gemeindefreies Gebiet im Irtenberger Wald sowie Großrinderfeld und Werbach (beide Main-Tauber-Kreis). Allerdings soll für diese Gebiete die "weitere Schutzzone IIIB" gelten, in der die meisten Bauprojekte unter Auflagen erlaubt sind. Für die Stadt Würzburg und die Gemeinde Zell am Main, die heute schon im Trinkwasserschutzgebiet liegen, ändert sich kaum etwas.
In Hettstadt, Waldbüttelbrunn und Höchberg (alle Lkr. Würzburg) könnten künftig mehr Gebiete von Wasserschutzgebietsauflagen betroffen sein als heute. Während durch Waldbüttelbrunn die engere Schutzzone II und die weiteren Schutzzonen IIIA und IIIB verlaufen sollen, sind es in Hettstadt nur IIIA und IIIB und in Höchberg nur IIIB. Der zuständige Sachbearbeiter für Wasserrecht im Landratsamt, Stefan Klose, sagt: "Viele Verbote sind im Einzelfall überwindbar."
Warum ist ein Schutzgebiet in dieser Größe überhaupt nötig?
Geologe Joachim Meinhardt erklärt: Im Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen bieten nur etwa zehn Prozent aller Bodenschichten dem Grundwasser ausreichenden Schutz. Zum Beispiel das Keupergestein bei Waldbüttelbrunn. Bis hier das Wasser hindurchfließt, dauere es zehn bis 25 Jahre. Fast 60 Prozent der Deckschichten im Einzugsgebiet dagegen schützen das Grundwasser nur sehr gering bis gering. Das Sickerwasser könne innerhalb weniger Tage das Grundwasser erreichen.
Und Schadstoffe, die ins Grundwasser gelangen, würden im "Kluft- und Karstgrundwasserleiter", durch den das Wasser wie durch einen Emmentaler Käse hindurchfließe, sehr schnell weitertransportiert. Deshalb sei es wichtig, das ganze Wassereinzugsgebiet als Schutzgebiet auszuweisen. Er sagt: "Wir müssen das Wasser auch für nachfolgende Generationen sichern."
Warum wird das Wasserschutzgebiet gerade jetzt so dringlich gemacht?
Am 22. März hat die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) die Unterlagen für die Erweiterung des Wasserschutzgebiets beim Landratsamt Würzburg eingereicht. "Wir wissen, was zu schützen ist. Doch der Handlungsdruck um konkurrierende Nutzungen ist groß", sagt Abteilungsleiter Alfred Lanfervoß. Und meint damit einige Großprojekte und Bauvorhaben, die im Westen von Würzburg gerade geplant werden.
Ein Beispiel: Der mainfränkische Familienkonzern Knauf will im hügeligen Dreieck zwischen Altertheim, Helmstadt und Waldbrunn das größte Gipsbergwerk Bayerns errichten. Mittendrin im unterirdischen Wassereinzugsgebiet der Zeller Quellen liegt ein riesiges Rohstoffvorkommen, auf das der größte Gipsveredler der Welt mit 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf allen Kontinenten und über 12 Milliarden Euro Jahresumsatz ein Auge geworfen hat. Was die geplante Grube von Knauf angeht, steht die abschließende Beurteilung, ob sie das Grundwasser gefährden würde, noch aus.
Zweites Beispiel ist die geplante Deponie der Klasse 1 der Firma Beuerlein in Helmstadt, über die das Bergamt Nordbayern in Bayreuth in Kürze entscheidet. Sie wäre die einzige Deponie für toxisch belasteten Bauschutt der Klasse 1 in Unterfranken. "Sollte sie kommen, fordern wir, dass ihr Betrieb selbst bei einem unwahrscheinlichen Störfall beherrschbar bliebe und das Grundwasser nicht gefährdet", sagt Alfred Lanfervoß.
Wird die DK1-Deponie genehmigt, bevor das Wasserschutzgebiet ausgewiesen ist?
Dass noch in diesem Jahr Fakten geschaffen werden, befürchten die Landtagsabgeordneten der Grünen, unter ihnen Kerstin Celina, mit Blick auf die geplante DK1-Deponie, die in einem bereits ausgewiesenen Trinkwasserschutzgebiet nicht erlaubt wäre. Sie sagt: "Ich glaube den Ämtern, dass sie versuchen, einen extrem hohen Schutz zu gewährleisten. Doch ich traue diesem Schutz nicht über mehrere Jahrzehnte hinaus."
In den Hausmülldeponien der 70er Jahre wisse heute auch niemand mehr, welche chemischen Prozesse dort noch abliefen. Es gehe hier um eine von zwei Wasserquellen der Trinkwasserversorgung der Stadt Würzburg. Sie könne nicht nachvollziehen, warum man "ausgerechnet dieses sensible Gebiet" als Deponie-Standort nehmen wolle, sagt Celina.
Wird das Bergamt die DK1-Deponie genehmigen?
Auf Nachfrage teilt das Bergamt Nordbayern der Regierung von Oberfranken mit, das Genehmigungsverfahren für die DK1-Deponie laufe noch. Aktuelle Erkenntnisse des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg und des Würzburger Trinkwasserversorgers würden berücksichtigt. Sollte die Deponie genehmigt werden, werde das Grundwasser auch während ihres Betriebs und auch nach ihrer Stilllegung "bis zum Ende der Nachsorgephase" überwacht.
Gibt es andernorts in Bayern eine DK1-Deponie in einem Trinkwasserschutzgebiet?
In ganz Bayern gibt es eine einzige Deponie der Schadstoffklassen 1 und 2 in einem Wasserschutzgebiet, teilt das Landesamt für Umwelt auf Nachfrage mit. Es ist die Deponie Gosberg im Landkreis Forchheim (Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 1977). Laut dem Wasserwirtschaftsamt Kronach ist dort das Grundwasser bislang in Ordnung.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina überzeugt das nicht. Für Windräder gebe es Vorranggebiete, in denen diese erlaubt sind. Für Deponien nicht. "Warum nicht?", fragt Celina. "Ich halte eine Deponie für gefährlicher als ein Windrad."
sickert offenbar allgemein durch, dass es nur eine Frage der Zeit sein kann, bis uns unsere ressourcenverschwendende rücksichtslose Lebensweise im Kern trifft - nämlich beim Trinkwasser.
Wer sich darüber mokiert, hier werde wohl der Stadt:Land-Gegensatz geschürt, möge bitte mal drüber nachdenken, ob das Wasser in den Landgemeinden vielleicht vom Mond fällt. In viele Orte wird Fernwasser über große Entfernungen geliefert - dumme Frage: was passiert, wenn dieses Wasser verschmutzt wird oder die Orte an dessen Ursprung es selber behalten wollen? Ach hätte man doch... tja, so ein Pech aber auch.
Entweder die Menschheit schafft (ganz schnell) das St.-Florians-Prinzip ab oder (auf die längere Sicht) sich selber. Wird Zeit die Augen aufzumachen und was zu unternehmen.
Dabei ist Würzburg nur die siebtgrößte Stadt Bayerns ohne nennenswerte Industrie.
In der Umweltverträglichheitsprüfung der Regierung von Unterfranken zur geplanten B26 n, die 6bis7 km durch das Gebiet führt, wurde diese Planung mit keinem Wort erwähnt, wobei an anderer Stelle geschrieben ist: " Die geplante Erweiterung des Wasserschutzgebietes Zellingen wurde berücksichtigt".
Ob die Gemeinde Höchberg beim Kauf der Flächen für ein Gewerbegebiet bei Eisingen /Erbachshof von diesen Plänen wußte?
Für mich ist schwer zu glauben, dass das Grundwasser bis zu 15 km von Unteraltertheim/Werbach über Berg und Tal bis nach Zell zurücklegt. Haben da vielleicht andere Experten eine andere Meinung?
Und das gerade im Ortsbereich Zell und Zellerau, praktisch an der Quelle, Flächen aus dem bisherigen Schutzgebiet herausfallen?
Dem Schutz des Trinkwassers muß höchste Priorität eingeräumt werden. Im Zweifel muß der Schutz vor anderen Interessen vorgehen.
Dieser Kollateralschaden ist schlichtweg geduldet!?
In Zeiten wie diesen ein peinliches Spiel mit dem Feuer, meine ich jedenfalls...
"Nach 18 zu trockenen Jahren von 2003 bis 2020 fehlen Unterfranken laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) inzwischen mehr als 350 Liter neues Grundwasser pro Quadratmeter. "Es ist ein Defizit, das einzelne nasse Monate nicht ausgleichen können", sagt Axel Bauer. Und es wird noch trockener. Bis 2035 werden die Quellschüttungen in Unterfranken um bis zu 15 Prozent, das Wasserdargebot der Brunnen um fünf Prozent nachlassen. Zu diesem Ergebnis kommen Experten des LfU in der "Fallstudie Rhön"."
(https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/klimawandel-und-fehlende-infrastruktur-geht-unterfranken-schon-2035-das-wasser-aus-art-10765764)
Weitblickendes Handeln im Interesse künftiger Generationen ist also dringend vonnöten. Kurzfristige wirtschaftliche Interessen müssen hintanstehen - sonst werden unsere Enkel uns zu Recht verfluchen!
Talavera, Parkplätze, Wasser was kommt noch um die Störenfriede aus den umliegenden Landkreisen zu vergraulen.
Die meisten ehemaligen Zollhäuser an den Einfallstraßen stehen ja noch vielleicht sollte man in den diversen Würzburger Ausschüssen über einen Wegezoll nachdenken.
Demnächst folgt dann die Umbenennung in "Oase Würzburg".
In Bälde gibt es dort wohl erheblich mehr Freiräume - die Nahrungsmittelerzeugung muss regional systematisch eingedämmt werden, damit die städtischen Nobel-Blechkarossen allwöchentlich ihre trinkwasserreichen Streicheleinheiten erhalten können...
"Ich denke nie an die Zukunft - sie kommt noch früh genug! "(Einstein)
Wie unerwartet schnell, erfahren wir gegenwärtig zwangsläufig alle, während sich Einzelne in abstruse Projekte geradezu verbissen haben, ohne beherzten Blick nach vorn!
Nach dem Brexit hat "Little Britain" gelernt, die Auslagen mit ansprechend aufgehübschten Bildern zu bestücken, damit die gähnende Leere nicht derart frustrierend anmutet.
Die Stadt Würzburg tritt die Not mit Füßen und erntet dafür in fernerer Zukunft vielleicht Nahrungsmittelchaos, das man sodann verwalten muss.
Was, wenn die erzürnten Dörfler die Energiezufuhr zu kappen wissen. Dann, ja dann, macht Stadtluft wirklich frei...
Zwischen Parkplätzen auf der Talavera und Trinkwasserschutz ist ja wohl ein himmelweiter Unterschied.
Bitte macht den bisherigen Kapitaleinsatz in dieser Thematik öffentlich!
Das Wasserwirtschaftsamt sollte einmal großflächig die bereits existierenden Wasserschutzzonen im etwas weiteren Umfeld für den unbedarften Laien allesamt ausweisen. Wird man selbiger gewahr, muss man zu dem letztendlichen Schluss gelangen, dass im Sinne einer Gleichberechtigung aller(!) Flächeneigentümer jeder Quadratmeter in eben dieser Art und Weise zu schützen ist. Dieses Prozedere frisst nur unnötig gigantische Summen fremdes Geld.
Derart brutale Maßnahmen können dato nur die Übersatten unserer Gesellschaft, befreit von jedweder Ethik und Moral verantworten wollen.
Nachvollziehbar sind die Ergebnisse dieser Geld verschwendenden Untersuchungen jedenfalls nicht; ausgewiesene schwache Überdeckungen sollten noch einmal äußerst kritisch hinterfragt werden. Jeder Verkehrsteilnehmer, der am Straßenrand innerhalb selbiger Areale künftig seine Notdurft verrichtet, begeht mithin eine Straftat, da sie schon am nächsten Tag im Zeller Becken nachweisbar sein müsste.