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Würzburg
Würzburger Multifunktionsarena beim StadtGespräch der Main-Post: Halle soll den Bau der Linie 6 nicht gefährden
Um das Thema der Multifunktionsarena in Würzburg ging es am Dienstag beim StadtGespräch der Main-Post und des Rudolf-Alexander-Schröder-Hauses. Worüber diskutiert wurde.
Diskussion über die geplante Würzburger Multifunktionsarena beim StadtGespräch in der Theaterhalle am Dom (von links): Moderator Tim Eisenberger, Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg, OB Christian Schuchardt, Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferent Benedikt Stegmayer, Thomas Oehler (Geschäftsführer der Arena Projektgesellschaft), Baskets-Gesellschafter Wolfgang Heyder und Moderator Torsten Schleicher.  
Foto: Silvia Gralla | Diskussion über die geplante Würzburger Multifunktionsarena beim StadtGespräch in der Theaterhalle am Dom (von links): Moderator Tim Eisenberger, Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg, OB Christian Schuchardt, Kultur-, ...
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 27.10.2024 02:29 Uhr

Seit Jahren wird sie diskutiert, die Verwirklichung dieses Traumes der Stadtplaner rückt immer näher: eine Multifunktionsarena für Sportveranstaltungen, Konzerte und Kongresse. Erst am vergangenen Donnerstag hatte der Würzburger Stadtrat mit 40 zu fünf Stimmen für eine Erhöhung des städtischen Anteils an der Finanzierung des 82-Millionen Projekts gestimmt, an diesem Dienstag war die Halle Thema beim StadtGespräch von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus.  

Auf dem Podium in der Theaterhalle am Dom debattierten sieben Gäste aus Politik, Sport und Kultur, ob die Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke ein unerfüllbarer Wunschtraum oder eine dringend benötigte Einrichtung für Würzburg und die Region sein wird. Dies waren für die Stadt Würzburg Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Sportbürgermeisterin Judith Roth-Jörg und Benedikt Stegmayer, seit 1. August städtischer Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferent, für den Sport die beiden Fit One/Baskets-Gesellschafter Wolfgang Heyder und Jochen Bähr, für die Veranstaltungsbranche Wolfgang Thiel vom c.o.p.-Concerts und als Vertreter der bei den Plänen federführenden "Zukunftsstiftung für Würzburg" Thomas Oehler, Geschäftsführer der Arena Projektgesellschaft. Moderiert wurde der Abend vom Leiter der Würzburger Redaktion, Torsten Schleicher, und dem Main-Post-Sportredakteur Tim Eisenberger.

Es sollten auch offene Punkte des Hallenprojektes besprochen werden

Zentraler Ansatz der Veranstaltung war, offene Punkte des Großprojekts zu besprechen und auch kritische Fragen der Bürgerinnen und Bürger, die diese im Vorfeld über die sozialen Medien einbringen konnten, zu beantworten. Eines dieser Themen war der Standort. Es gebe zu wenige Parkplätze für eine innerstädtische Halle, die bis zu 7000 Personen fassen könne, hieß es. 

Mitreden war ausdrücklich erwünscht beim StadtGespräch zur Multifunktionsarena Würzburg. 
Foto: Silvia Gralla | Mitreden war ausdrücklich erwünscht beim StadtGespräch zur Multifunktionsarena Würzburg. 

Es gebe in Deutschland keine andere Halle, die so gut an den ÖPNV angebunden sei. "Ich laufe acht Minuten vom Hauptbahnhof zum Westeingang an der Grombühlbrücke", entgegnete Oehler. Auch sei ein umfangreiches Verkehrskonzept erarbeitet worden.

Fotoserie

So gebe es im Umkreis von 750 Metern rund um die Halle mehrere Parkhäuser, die nach Erhebungen zu den üblichen Veranstaltungszeiten zu 80 Prozent leer stünden. Da sei geplant, dass man zusammen mit einem Veranstaltungsticket bereits ein Parkticket für ein Parkhaus kaufe. Wer dies nicht tue, brauche die Parkhäuser in der Umgebung der Arena gar nicht erst anzufahren. "Der wird vom Verkehrsleitsystem abgewiesen." Auch würden alle Veranstaltungstickets, wie jetzt schon die Tickets der Baskets und der Würzburger Kickers, als Fahrschein für den ÖPNV im gesamten Bereich des Verkehrsverbundes Mainfranken gelten. "Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Verkehrschaos ausbleibt", versicherte Oehler.

Hatte viel zu erklären: Thomas Oehler, Geschäftsführer der Arena Würzburg Projektverwaltung (mit Wirtschaftsreferent Benedikt Stegmayer, links, und Baskets-Gesellschafter Wolfgang Heyder.)
Foto: Silvia Gralla | Hatte viel zu erklären: Thomas Oehler, Geschäftsführer der Arena Würzburg Projektverwaltung (mit Wirtschaftsreferent Benedikt Stegmayer, links, und Baskets-Gesellschafter Wolfgang Heyder.)

Befürchtungen, die Halle werde sich als Millionengrab für die Stadt erweisen, wies Wolfgang Heyder zurück. Der Oberfranke hat mit der Brose Arena in Bamberg bereits ein ähnliches Projekt realisiert, für das die Stadt Bamberg dann mit vier Millionen Euro in die Bresche springen musste. Dies sei auf eindeutige Fehlentscheidungen des Hauptgesellschafters zurückzuführen gewesen, so Heyder. Mit einer professionellen Betreibergesellschaft könne dies ins Würzburg nicht passieren, war er sich sicher. 

"Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Verkehrschaos ausbleibt"
Thomas Oehler, Geschäftsführer Projektgesellschaft Arena Würzburg

Eine weitere Sorge ist, dass durch den Anstieg des städtischen Anteils an den Baukosten von 16 auf nun 34,5 Millionen Euro andere große Projekte in der Stadt, genannt wurden der Bau der Straßenbahn-Linie 6 ans Hubland oder die Verlängerung der Linien 1 und 5 in Grombühl, gefährdet werden würden. Dies sei für sie der Grund gewesen, als eine von fünf Stadträtinnen und Stadträten gegen das jetzige Vorgehen zu stimmen, erläuterte Grünen-Stadträtin Simone Haberer, die im Publikum saß, auf eine vorher besprochene Frage von Torsten Schleicher.

"Ich habe nicht gegen die Multifunktionsarena gestimmt, sondern gegen die Finanzierung", betonte Haberer am Saalmikrofon. Sie halte das Konzept einer fast energieautarken Halle für richtungsweisend, so die Stadträtin. "Aber", fuhr sie fort, "was für mich in die falsche Richtung geht, ist die Finanzierung. Denn tausende Menschen im Hubland warten auch auf die Linie 6", erinnerte sie auch unter Applaus aus dem Publikum.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Man müsse beide Projekte voneinander entkoppelt betrachten und könne nicht sagen, dass zum Beispiel die Stadtbücherei wichtiger sei als die Feuerwehr, erwiderte der Oberbürgermeister. Bei der Linie 6 warte man derzeit auf den Förderbescheid des Bundes, erläuterte Schuchardt den Sachstand.

Die Halle wird mit privatem Geld und einem städtischen Zuschuss gebaut

Der Stadtratsbeschluss sei ein Arbeitsauftrag, dieses Projekt nicht zu Lasten von Schulsanierungen oder Straßenbahnplänen zustande zu bringen, so Schuchardt. Die Halle werde mit privatem Geld und einem städtischen Zuschuss gebaut, der so abgesichert sei, dass er nicht auf Kosten anderer Zuschüsse für kleine Vereine oder Organisationen gehen werde. Da stehe man bei den bald anstehenden Haushaltsberatungen mit dem gesamten Stadtrat in kollektiver Verantwortung, bekräftigte der OB.

"Wir haben gerade Riesenthemen im schulischen Bereich vor der Brust", bestätigte Judith Roth-Jörg. Im Schulbereich belaufe sich der Sanierungsstau auf rund 460 Millionen Euro. "Aber es ist für mich ein 'sowohl als auch'. Wir können nicht sagen, wir bauen die Arena nicht und schneiden uns damit einen wirtschaftlichen Re-Invest ab", erläuterte sie. "Ich gehe davon aus, dass wir durch die Halle neue Gäste in die Stadt bekommen und den Tourismus weiter beleben, dass wir dadurch das Kongresswesen erweitern und neues Geld in die Stadt bringen", so Roth-Jörg. 

Pläne, die Gewerbesteuer zeitweilig zu erhöhen, finden nicht bei allen Fraktionen Unterstützung 

Die Halle sei ja letztlich ein Wirtschaftsförderungsprojekt, erläuterte auch Benedikt Stegmayer auf die Frage von Tim Eisenberger, was er von den Plänen halte, den Mittelstand durch eine zeitweise Erhöhung der Gewerbesteuer an der Finanzierung der Halle zu beteiligen. Ein Plan, den die CSU-Fraktion wie auch die FW/FWG und FDP im Stadtrat strikt ablehnen, wie Judith Roth-Jörg zuvor bereits deutlich betont hatte.

Stegmayer erwähnte die sogenannte Umwegrendite, die laut einer Studie jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen der Gewerbetreibenden der Stadt spülen würde. "Wenn die Halle mit ihren Konzerten und Veranstaltungen die Attraktivität der Stadt so steigern kann, dass Studenten, die bislang nach ihrem Studium weggezogen sind, dann bleiben und hier arbeiten oder selber gründen, dann profitiert doch die ganze Stadt davon", so der Referent. Zudem könne man im Messe- und Tagungsbereich eigene Formate entwickeln, wobei die angestrebte Klimaneutralität der Halle eine große Bedeutung spielen werde.  

Der Standort Würzburg war vor 30 Jahren für die internationale Musikszene noch "höchst attraktiv"

Auch die Vertreter von Sport und Veranstalterseite waren positiv gestimmt. "Ich bin tief davon überzeugt, dass das Projekt für die Stadt notwendig ist", sagte Jochen Bähr. Er erinnerte daran, dass die Basketballer nach Ligavorgaben bis 2028 mindestens 4000 Zuschauerplätze nachweisen können müssten, um eine Lizenz zu bekommen, bis 2032 seien es sogar 4500 Plätze.  

Konzertveranstalter Wolfgang Thiel erinnerte daran, dass der Standort Würzburg vor 30 Jahren für die internationale Musikszene "höchst attraktiv" gewesen sei und listete Name wie Bryan Adams oder Deep Purple auf, die Gastspiele in Würzburg gegeben hätten. Davon sei aber nichts mehr übrig. "Die Tectake-Arena genügt heutigen Ansprüchen bei weitem nicht mehr", sagte er. Mit einer neuen Arena werde sich dies wieder ändern und die großen Namen in die Stadt zurückkehren, war er sich sicher.

Einen Live-Blog des Abends gibt es auf mainpost.de zum Nachlesen, eine Aufzeichnung des Streams vom Abend kann im Kanal der Main-Post auf youtube.com angesehen werden. Diese Redaktion wird sich in den kommenden Wochen noch eingehender mit den Themen des Abends, darunter das Betreibermodell und das ÖPNV- und Parkkonzept, befassen und berichten.

 
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  • Klaus B. Fiederling
    Auch wenn sich manche jetzt wieder aufregen, wenn ich sage, dass diese 82 Mio. Euro nicht reichen werden, ihr werdet euch in ein paar Jährchen an mich erinnern, dass daraus schnell mal 100 und mehr Mille werden, aber man muß ja um alles in der Welt diesen Protzbau hinstellen.
    Egal ob dieser in das räumliche Stadtbild passt oder nicht. Schuster bleib bei deinen Leisten so heißt auch ein altes Sprichwort, was sich die Würzburger eigentlich hinter die Ohren schreiben könnten. Wie groß ist München mit seiner Bayern-Arena, wie klein ist Würzburg??
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  • Helmut Vierneusel
    Da ist er wieder, der zum Xten Male alles negiert was hier in WÜ geschieht.

    Da Sie ja irgendwo im Lkrs. leben könnten Sie sich vielleicht einmal um die politischen Extratouren des/der Landratsämter befassen.

    Wenn wir schon das Thema „Schuster bleib bei deinen Leisten“ strapazieren, dann könnte man genauso zig Gemeinden/Dörfer hinterfragen, weshalb bei z.Bsp. bei Ortssanierungen, dermaßen mit Steuer-/Fördermittel geklotzt wird, daß die Schwarte kracht.

    Aber bevor Sie jetzt Schnappatmung bekommen. Solche Fälle sind mir auch persönlich aus der Rhön aber auch im Lkrs. Wü bekannt.
    Alle jammern, es ist kein Geld vorhanden, aber mit Fördergeldern da lässt man es dann richtig krachen.
    Auch diese Wohltaten werden von Steuerzahlern aus Städten erbracht und nicht nur von denen vor Ort.
    Letztendlich braucht WÜ bei seiner Größe und Umfeld endlich eimal eine vernünftige Veranstaltungshalle ohne „ Wenn und Aber“.
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  • Patrick Hanft
    Ich glaube, Herr Fiederling, Ihr Argument hätte weniger an Überzeugungskraft eingebüßt, hätten Sie eine Veranstaltungshalle nicht in erster Linie zum "Protzbau" erklärt, der angeblich nicht ins Stadtbild passt.

    Tatsächlich fällt mir wenig ein, das besser in die direkte Nachbarschaft der Bahnlinie passt und durch sie weniger beeinträchtigt würde. Sie wird nicht hässlicher werden, als die gegenwärtigen Brachflächen und auch wenn Sie mit einer derartigen Veranstaltungslocation anzufangen wissen, gilt das für etliche andere Menschen nicht.

    Da Sie den Vergleich aufwerfen: München ist elf- bis zwölfmal so groß wie Würzburg und seine beiden größten Veranstaltungsorte, die beiden Stadien, sind ziemlich genau um diesen Faktor größer, wie die geplante Multifunktionsarena hier.

    Ich glaube, viele Würzburger sind sich gar nicht bewusst, wie einmalig diese Lage in einer dt. Stadt dieser Größe wäre und welch unglaubliche Chancen sich böten – selbst wenn sie teurer wird, wovon ich auch ausgehe.
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