
Für die einen ist es das nächste "Millionenloch", für die anderen dringende Notwendigkeit: Die Diskussion um die Multifunktionsarena bewegt die Würzburger Stadtgesellschaft seit Jahren. In den letzten Monaten sind die Forderungen danach jedoch lauter geworden, und die Planungen haben wieder an Schwung gewonnen. So hat sich am späten Donnerstagnachmittag auch der Würzburger Stadtrat in einer langen Debatte bis in den Abend hinein erneut mit dem Thema befasst und einen konkreten Plan zur Umsetzung der Multifunktionsarena beschlossen.
Kämmerer hebt positive Effekte einer Multifunktionsarena vor
Stadtkämmerer Robert Scheller nahm ebenfalls Bezug auf die Arena und hob in seiner Haushaltsrede die positiven Effekte hervor. Er betonte unter anderem, dass die Investition nicht nur die kulturelle und sportliche Attraktivität Würzburgs steigern werde, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile für die Stadt und die Region mit sich bringe. Laut einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München (dwif) könnte die Arena jährliche Umsätze von rund 11,67 Millionen Euro generieren, die größtenteils der lokalen Wirtschaft zugutekämen. Zudem würde sie direkte und indirekte Arbeitsplätze schaffen.
Dennoch mahnte der Kämmerer: "Angesichts der geschilderten Haushaltslage und der bereits benannten Investitionen werden wir solche Beiträge nicht einfach im Haushalt herbei priorisieren können." Ohne eine vorübergehende Erhöhung der Gewerbesteuer, die erste seit 33 Jahren, sei eine solide Finanzierung nicht möglich. Nur so könne ein verlässlicher Finanzierungsplan aufgestellt werden.
Lange Diskussion um mögliche Erhöhung der Gewerbesteuer
Die mögliche Erhöhung der Gewerbesteuer war dann auch großes Diskussionsthema im Stadtrat. Sollte es Finanzierungslücken geben, so stand es in der Beschlussvorlage, würde die Stadt zum ersten Mal seit 1991 die Gewerbesteuer vorübergehend erhöhen. Diese Anpassung würde so lange gelten, bis das Projekt genug zusätzliche Einnahmen für die Stadt generiert, um die Kosten auszugleichen.
Josef Hofmann, Chef der FW-FWG-Stadtratsfraktion, ist schon von Beginn an ein lauter Befürworter der Halle. "Jetzt stehen wir kurz davor, jetzt können wir endlich mal runter von der Bremse und müssen Gas geben", sagte er. Doch der Ansatz mit der Gewerbesteuer sorgte bei ihm für Unmut. Sein Vorschlag: Die Beschlussvorlage an die Bedingung zu knüpfen, dass die Erhöhung der Steuer nur kommt, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Ähnlicher Meinung war auch CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth und sprach damit für die gesamte Stadtrats-CSU: "Bei uns ist die Arena auf der Prioliste auf Platz eins, deswegen werden wir alles tun, was notwendig ist, dass die Arena kommt. Derzeit nicht enthalten ist aber die Gewerbesteuererhöhung."
Die Grünen und die SPD halten die Arena grundsätzlich für notwendig, machen sich jedoch vor allem Sorgen um andere Zukunftsprojekte. Eine Zustimmung sei kein Freibrief, sagte Matthias Pilz (Grüne). Seine Bedingung sei, dass die Arena nicht auf Kosten der Linie 6, der Wärmewende oder der Sanierung städtischer Gebäude geht. Zudem betonte er, dass die Arena kein Ersatz für die Posthalle sein könne.
Stadt beschließt Finanzierung von weiteren 18,5 Millionen Euro
Nach zweieinhalb Stunden Debatte machte Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Vorschlag, die Beschlussfassung zu ändern und die Anhebung des Gewerbesteuerhebesatzes zurückzustellen, bis der finanzielle Beteiligungsrahmen dritter Personen feststeht. Mit 40 Stimmen dafür und fünf Stimmen dagegen (Grüne: Trost, Miethaner-Vent, Haberer; ÖDP: Binder; Linke: Meyer) gab der Stadtrat seine Zustimmung zum Vorschlag der Verwaltung, wie die Stadt ihren Anteil an den rund 85 Millionen Euro Projektkosten für die Multifunktionsarena leisten wird.
So wird die Stadt weitere 18,5 Millionen Euro zusätzlich zu den bereits beschlossenen 16 Millionen Euro in das Projekt, das die erste klimaneutrale Veranstatungsarena bundesweit sein soll, investieren. Diese Gelder sollen jedoch noch durch private Mittel und andere externe Quellen reduziert werden, um die finanzielle Belastung für die Stadt gering zu halten.
Die Stadt erwartet, dass insgesamt ein Betrag von mehreren Millionen Euro durch zusätzliche Spenden und Unternehmensbeteiligungen akquiriert werden kann. Einen wichtigen Beitrag sollen dazu bekannte Würzburger Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich für das Sammeln von Geldern engagieren, leisten.
Thomas Oehler, der zuvor ausführlich dem Stadtrat einen Statusbericht und das Beteiligungsmodell erneut erläuterte, zeigte sich zuversichtlich, dass so im nächsten Jahr eine Baugenehmigung erwirkt werden kann. "Dann wäre ein Baubeginn 2026 und eine Eröffnung im Herbst 2028 möglich", sagte der Geschäftsführer der Arena Würzburg Projektgesellschaft.
Der Bau der Multifunktionsarena ist seit über zehn Jahren in der Diskussion. Warum braucht Würzburg die Halle und wie soll das Millionenprojekt finanziert werden? Reden Sie mit beim StadtGespräch von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus am Dienstag, 22. Oktober, 19 Uhr in der Theaterhalle am Dom. Auf dem Podium diskutieren Christian Schuchardt (OB), Wolfgang Heyder (Baskets-Gesellschafter), Benedikt Stegmayer (Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferent), Judith Roth-Jörg (Sportbürgermeisterin), Jochen Bähr (Baskets-Gesellschafter), Wolfgang Thiel (Konzertveranstalter) und Thomas Oehler (Geschäftsführer Arena Würzburg Projektverwaltung). Der Eintritt ist frei.
Es gibt ja bereits eine ganze Reihe anderer Veranstaltungsorte in Würzburg. Wie stark sind sie ausgelastet? Was wird durch diese Multifunktionsarena erreicht, das mit den anderen Veranstaltungsorten nicht erreicht werden kann? Rechtfertigt das Aufwand / Kosten für Herstellung und laufenden Betrieb einer zusätzlichen Multifunktionsarena?
Anton Sahlender
PS: Sebastian Roth hat zu seiner Zeit als Stadtrat eindringlich vor den Unwägbarkeiten der (geplanten) (Teil-)Finanzierung durch die Stadt gewarnt.
Oder nicht informiert ist.
Dem Stadt gebührt ein Lob für diese weitsichtige Entscheidung. Wenn man immer gewartet hätte, dass die Finanzierung zu 100% steht, wäre vieles nicht entstanden.
Dass die Kopplung an eine Erhöhung der Gewerbesteuer ausgegeben wurde, halte ich für einen Generalfehler. Ich hätte die, die am meisten von einer Multifunktionsarena profitieren, schon auch an den Kosten beteiligt.
die gekostet haben? Der Krug geht bekanntlich solange zum Brunnen bis er bricht. Ihr Würzburger habt ja diese Stadträte gewählt. Dann zahlt auch schön!!