Würzburg im Jahr 2029: Die Posthalle ist seit vier Jahren Geschichte, die Baskets, im Jahr zuvor noch Deutscher Basketballmeister, dürfen in der Liga ab sofort nicht mehr antreten, weil sie keine Halle mehr haben, in der sie spielen könnten. Die Tectake Arena, in der sie bislang vor maximal 3140 Zuschauern gespielt haben, ist nach den Vorgaben der Liga dann nicht nur zu klein, sie muss auch seit Jahren dringend saniert werden. Geschätzte Dauer: eineinhalb bis zwei Jahre.
Für alle maßgeblichen Musikveranstalter ist Würzburg ein weißer Fleck auf der Landkarte
Größere Musikveranstaltungen finden schon seit einigen Jahren in Würzburg ohnehin nicht mehr statt, für alle maßgeblichen Musikveranstalter des Landes ist Würzburg ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die Multifunktionsarena an der Grombühlbrücke wurde nie gebaut, das von Oberbürgermeister Christian Schuchardt 2024 propagierte "Zeitfenster" hatte sich nie mehr geöffnet. Einzig die Fußballer der Würzburger Kickers freuen sich. Weil es keine Mitbewerber auf sportlicher Ebene mehr gibt, konnten sie alle Sponsorengelder auf sich vereinen und spielen jetzt in der 2. Bundesliga.
Nur ein Hirngespinst? Leider nein. Wolfgang Thiel, Chef der Würzburger Veranstaltungsagentur c.o.p.-Concerts, macht sich große Sorgen. 2023 organisierte er 38 Veranstaltungen in der Stadt, in Vor-Corona-Spitzenzeiten waren es bis zu 80 pro Jahr. Das wird es so schnell nicht mehr geben, denn: "Wir steuern da gerade auf ein extremes Vakuum zu", befürchtet er, "und ich kann das auch sachlich begründen".
Die Tectake Arena in der Sanderau, 1981 als städtische Mehrzweckhalle und Sporthalle für die benachbarten Schulen eröffnet, erfülle die aktuellen Anforderungen an Spielstätten nicht mehr, sagt Thiel. "Der Sportservice der Stadt Würzburg, der für die Verpachtungen der Halle zuständig ist, macht einen super Job", lobt er. "Die versuchen alles nur Mögliche zu tun, damit wir in dieser Halle überhaupt noch Veranstaltungen machen können".
Die Dachlast der Halle genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr
Was ihm wirklich Sorgen macht, ist die Halle an sich: So genüge zum Beispiel die Dachlast nicht mehr für die technische Ausstattung der heutigen Produktionen. Es gebe keinen direkten Bühnenzugang, alles müsse rund 60 Meter durch den Haupteingang in die Halle transportiert werden – wenn die Ausstattungsteile überhaupt durch die maximal 2,80 Meter hohen Türen passen würden. Zudem würde Stromanschlüsse, Garderoben oder Backstage-Räumlichkeiten für die Künstler fehlen.
Diese Mängel kenne man bei der Stadt und bemühe sich, sie zu kompensieren. Aber es habe sich in der Szene bereits herumgesprochen. "Teilweise muss man die Tourveranstalter schon mit Engelszungen oder über persönliche Kontakte davon überzeugen, dass sie noch kommen", sagt Thiel. "Und es gibt schon Künstler wie zum Beispiel die Ärzte, Kraftclub oder Crow, die werden definitiv nicht mehr in dieser Halle spielen."
Zudem sei die Kapazität viel zu gering. Selbst bei den bislang maximal knapp 4500 möglichen Zuschauern rechneten sich die meisten Produktionen nur noch ganz schwer, sagt er. Dazu sorge mittlerweile die Jahre gekommene Belüftungsanlage für Einschränkungen. Sobald eine Veranstaltung zum Beispiel länger als drei Stunden dauere, werde die zulässige Anzahl der Besucherinnen und Besucher reduziert, berichtet er. Und mit Einlassphase, Vorband, Umbau und Hauptact komme man locker über die drei Stunden. "Da ist es dann endgültig vorbei, die Aufbaukosten bleiben ja dieselben", stellt er fest.
"Dabei haben wir vom Besucherbereich, zum Beispiel von den Toiletten, ja noch gar nicht gesprochen", sagt Thiel. Alternativen sieht er keine. In die Posthalle würden maximal 3000 Gäste passen, rechnet er vor. "Aber auch da sprechen wir ja von einem endlichen Szenario", weiß Thiel. Denn 2025 wird der Mietvertrag der Posthallenbetreiber mit der Beethovengruppe enden. Das CCW könne nur bestuhlt und mit bis zu 1400 Personen bespielt werden, die Mainfrankensäle in Veitshöchheim hätten nur 900 Sitzplätze. "Und für eine Heavy-Metal-Band oder eine Hip-Hop-Nummer in den Mainfrankensälen fehlt mir sowieso irgendwie das Vorstellungsvermögen", sagt er.
"Deswegen bin ich ein brennender Fan der Multifunktionsarena", gibt er zu. An dieser habe er auch beratend mitgearbeitet. Die Idee sei, diese Arena so zu gestalten, dass man dort auch Veranstaltungen mit 2500 oder 3000 Gästen machen könne, sagt der Konzertveranstalter: "Das trägt ja auch zu einer hohen Auslastung bei, die sie zu einer Wirtschaftlichkeit braucht." Wenn diese Halle stünde, könne auch die Tectake Arena saniert werden. "Da muss bald etwas passieren", sagt er. "Wir haben als Veranstalter ja auch eine Vorlaufzeit, ich plane teilweise schon für das Jahr 2026."
Peter Pracht hält eine Multifunktionsarena ebenso wie Thiel für notwendig
Ins selbe Horn stoßen Friederike und Peter Pracht, die mit ihrer Argo-Konzertagentur seit 40 Jahren im Geschäft sind. "Wir sind der gleichen Auffassung, wie der Wolfgang Thiel", sagt sie. "Die Situation und die technische Ausstattung rund um die Tectake Arena ist mehr als unbefriedigend." Da habe es auch bei Argo schon Beschwerden gegeben.
Ihr Mann Peter Pracht hält eine Multifunktionsarena ebenso wie Thiel für notwendig. "Es würde ja mittlerweile nicht mal mehr ein Peter Maffay nach Würzburg kommen", weiß er. Und Künstler wie Sting würden nicht nur auf dem Residenzplatz, sondern auch in einer großen Halle spielen, so es eine in Würzburg gebe. Früher habe es im Umland keine Konkurrenz gegeben, fügt Friederike Pracht hinzu. "In den 1980er und 90er Jahren haben in Würzburg alle großen Künstler gespielt. Mittlerweile sind die aber alle nach Nürnberg oder Frankfurt abgewandert."
Halle Westfalen Kapazität 12 300 Einwohner 21 000
Riesa Kapazität 10 000 Einwohner 29 000
Kempten Kapazität 9000 Einwohner 70 000 (selbst schon Konzerte dort besucht)
Göttingen Kapazität 7500 Einwohner 118 000
Bamberg Kapazität 6900 Einwohner 80 000
Flensburg Kapazität 6300 Einwohner 92000
Hof Kapazität 6200 Einwohner 46000
Neu Ulm Kapazität 6000 Einwohner 61 000
Schwerin Kapazität 6000 Einwohner 98 000
Trier Kapazität 5900 Einwohner 112 000
Göppingen Kapazität 5599 Einwohner 59 000
Regensburg Kapazität 5500-7700 Einwohner 157 000
Ludwigsburg Kapazität 5325 Einwohner 94 000
Viele Hallen würden auch von Gönnern oder Firmen gebaut bzw. die Städte wurden großzügig unterstützt.
Im Umkreis würde es eigentlich genug Gönner geben wenn sie wollten.
Flyeralarm, S Oliver, Brose, König und Bauer, Knauf, Renkhoff usw.
Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass eigentlich gar nicht klar ist, was genau gewollt bzw. gebraucht wird. Das sollte man erstmal klären, bevor man den nächsten Schritt macht.
Und dann kommt es ja noch drauf an ob eine Veranstaltung bestuhlt ist im Innenraum oder unbestuhlt.
Übrigens wird hier völlig verschwiegen, dass die Halle doch eh überwiegend privat finanziert wird (von der Zukunftsstiftung Würzburg). Es geht lediglich um die Frage, welchen Beitrag die Stadt DAZU leisten kann.
Und für alle die, die sagen, dass es früher auch ohne ginge: Ja. Früher sind die Menschen auch an eitrigen Zahnwurzeln gestorben.
Warum soll immer der Steuerzahler alles richten?
weil nämlich "kommerzielle Investoren" ein Interesse daran haben, dass sich ihre Investitionen auch auszahlen. Wenn dagegen die öffentliche Hand sowas macht (s. BER, s. "ElPhi"), gehen gerne mal Kosten und Bauzeit durch die Decke (die Gründe dafür detailliert auszudiskutieren, dürfte hier aber den Rahmen sprengen).
Besonders beliebt ist natürlich die Variation "öffentlich bauen lassen und selber kassieren", denn das bedeutet im Endeffekt Null unternehmerisches Risiko - wobei es einen dann auch nicht kratzt, wenn man den Veranstaltungsort wg. unbefriedigenden Ergebnisses ganz links liegenlassen kann statt die Leerstandskosten tragen zu müssen.
Leider blöd sind halt beide Varianten für die "dummen Leute", die das zwar über ihre Steuern mitbezahlen, aber sich die Eintrittspreise eher nicht leisten können...
Alle Fans haben dies überlebt.
Weiter so mit immer strengeren Vorschriften und Auflagen.
Einer vor Monaten veröffentlichten Studie zufolge könnte allein die Stadt Würzburg nach aktuellem Stand mit jährlichen Mehreinnahmen von 20 Millionen Euro rechnen. Da erübrigt sich jegliches Zaudern und Zögern. Die künftig umfasse4nde Multifunktionshalle ist unverzichtbar!
das ist schon eine beeindruckende Zahl.
Man muss dem aber mMn zwei Dinge entgegenhalten:
1. das ist eine Schätzung, und je nachdem, wer die in Auftrag gegeben hat - Sie wissen schon: traue keiner Statistik die Du nicht selber usw.
2. wenn man berücksichtigt, wieviel Geld die Stadt WÜ in die Infrastruktur investieren müsste (w.z.B. Park+Ride-Parkhäuser mit ÖPNV-Anbindung, Organisation von Shuttle-Verkehr, etc.), um den Kollaps (und entsprechende Negativ-PR) bei jeder größeren Veranstaltung zu vermeiden, relativiert sich das doch sehr.
Was hat man sich z. B. nicht seinerzeit alles vom Nautiland versprochen, und was ist daraus geworden? Ein riesengroßes Sparschwein (Defizit lt. MP aus 2019: über eine Mio. €/ Jahr).
Ach ja, und dann das runderneuerte Theater... OK: Wieviele von der Sorte will sich WÜ noch leisten und dafür bei allen möglichen Leuten betteln gehen w.z.B. die Eltern der Schüler/innen bzgl. der Schulgebäudeunterhaltung anzuschnorren?
Wenn ich an das Nautiland denke , nützt dies der Allgmeinheit
und auch den Kindern um Schwimmen usw. zu erlernen.
Schaue ich mir das Theater an , ist das Klientel bei weitem geringer und trotzdem hat man unwahrscheinlich viel Geld
dort investiert .
Ohne ein bißchen Mut geht leider nichts und hätten unsere
Vorfahren dies nicht bewiesen , würden wir immer noch in der Steinzeit leben .