Es mag schon emotionalere und mitreißendere Eröffnungskonzerte beim Würzburger Hafensommer gegeben haben. Es mag schon lauere und wärmere Auftaktabende für die musikalischen Open-Air-Wochen am Kulturspeicher gegeben haben. Aber zumindest ist dies das Jahr, in dem im Vorfeld der Hafensommer so üppig Schlagzeilen machte . . . Am Freitagabend ging's also los - und endlich um die Musik: Classic Night mit dem Philharmonischen Orchester und der Sängerin und Gitarristin Gaby Moreno, traditionell gesponsert von der Sparda-Bank und deshalb traditionell mit voller Bühne und vollen Publikumsreihen. Und ja, traditionell sehr, sehr schön!
Dicht und gedrängt: Großes Ensemble auf der schwimmenden Bühne am Alten Hafen
Denn das Philharmonische Orchester, die schwimmende Bühne von der Kante bis in den letzten Winkel voll ausfüllend und geleitet vom Ersten Kapellmeister Gábor Hontvári, zeigte sich plastisch, differenziert, fein und flott wie geschätzt und gewohnt. Erst gab es spielerisches Spanisches mit Nikolai Rimski-Korsakows Capriccio Espagnol und vielen solistischen Passagen von der ersten Geige übers Englischhorn bis zum Schlagzeug.
Dann kam Gaby Moreno, Singer-Songwriterin aus Guatemala, dazu - und die Classic Night wurde kurzzeitig feurig mit Gerónimo Giménez' Intermezzo aus "La boda de Luis Alonso". Beim zarten Cucurrucucú Paloma, dem bekannten mexikanischen Lied, kreisten zwar keine Tauben, dafür zogen aber die Schwalben über dem Hafenbecken am Kulturspeicher ihre Loopings und Kreise.
Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke hatte sich bemüht, bei der Begrüßung amüsant zu sein - er hoffe, man möge das Programm dieses Musikfestivals "als Bereicherung empfinden, nicht als Bevormundung". Ein "Insider", scherzte er, die Anspielung auf Kritiker im Vorfeld wollte er sich doch nicht verkneifen. Und so wünschte Könneke nicht nur "viel Spaß" bei den nächsten beiden Festivalwochen, sondern auch "guten Appetit".
Kulturreferent, Generalmusikdirektor, Zukunftsfragen: Stoff für pausenfüllende Gespräche
Apropos - in der halbstündigen Pause gab es reichlich Gesprächsstoff für die Gäste. Weniger kulinarisch als kulturpolitisch. Ob der Posten des Kulturreferenten nach Könnekes Ausscheiden wohl weitergeführt werde? Und wohin Generalmusikdirektor Enrico Calesso, dessen Abschied vom Mainfranken Theater zwei Tage zuvor verkündet worden war, wohl dann in 2025 gehen wird?
Wie auch immer - musikalisch war der Abend ungestört harmonisch. Gaby Moreno wärmte mit sanftem Gesang, variabler Stimme und eleganten wie flotten Arrangements in der kühlen Abendbrise die Seele. Und Würzburgs Philharmonisches Orchester war ihr - in Hälfte zwei ohne Bläser und Schlagwerk - ein farbenreich-kraftvoller Begleiter. Cross over: gelungen.