Die Nachricht vom März dieses Jahres hat in der Würzburger Kulturszene Aufsehen erregt, jetzt sorgt sie auch für Befürchtungen: Am 15. März hatte Würzburgs Kulturreferent Achim Könneke angekündigt, nach seiner sechsjährigen Amtsperiode, die im Juni 2024 zu Ende geht, nicht erneut für die Funktion zu kandidieren. Könneke hatte private Motive und den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung als Gründe genannt.
Bereits damals hatten sich Würzburger Kulturschaffende auf Social Media bedauernd zu der Entscheidung geäußert. Inzwischen fürchtet man aber vor allem in der freien Kulturszene, dass mit dem Weggang Könnekes gleich auch der Referentenposten im Rathaus wegfallen könnte. "Es kursieren Gerüchte, dass die Stelle des Kulturreferenten nicht neu besetzt werden soll", heißt es im Entwurf eines offenen Briefes, der in der Szene die Runde macht und in dem Wiederbesetzung des Postens nach Könnekes Weggang gefordert wird. "Es braucht eine professionell ausgebildete und im Kulturbereich ausgewiesene Persönlichkeit, die die Interessen der Kultur auf Augenhöhe mit anderen Referent:innen vertritt", heißt es darin.
Interessengemeinschaft: Kultur darf nicht Anhängsel sein
Initiiert hat den offenen Brief, der am Mittwoch veröffentlicht werden soll, eine Interessengemeinschaft "Pro Kulturreferat", der der Dachverband freier Würzburger Kulturträger sowie "namhafte Förderer der Würzburger Kultur, Kulturjournalisten und kulturaffine Personen der Stadtgesellschaft angehören", wie es heißt. "Entsprechende Befürchtungen gab es schon kurz nach der Nachricht, dass Achim Könneke nicht mehr antritt. Vor vier bis fünf Wochen hat sich das dann noch mal verdichtet", sagt Dachverbands-Vorsitzender Ralf Duggen. Im Kern gehe es um die Sorge, das Kulturreferat könne einem anderen Referat der Stadt zugeschlagen werden. Die Kultur, so die Befürchtung, würde dann einen geringeren Stellenwert im Rathaus haben. "Kultur darf nicht mitverwaltet werden, sie darf nicht irgendwo Anhängsel sein – die kulturelle Stadtentwicklung der Universitätsstadt Würzburg muss weiterhin ernsthaft und professionell gestaltet werden", heißt es dazu im Briefentwurf.
"Die Bedeutung eines Referenten zeigt sich manchmal erst, wenn er nicht mehr da ist. Da passiert viel im Hintergrund", sagt Duggen. "Ich glaube, dass es gerade in Zeiten kommender knapper Kassen elementar ist, dass man da jemanden hat, der um Geld für die Kultur kämpft. Manche Arbeiten kann sicher auch ein guter Kulturamtsleiter leisten. Hauptjob eines Referenten ist es aber, Interessenvertreter der Kultur zu sein, und das auf allen Ebenen, in allen Situationen."
Über eine Umgestaltung des Kulturreferats und eventuell weiterer Referate wird im Rathaus indes tatsächlich nachgedacht. "Derzeit gibt es verschiedene Überlegungen, die bestehenden Referate neu zuzuordnen", heißt es so in einer Stellungnahme von Wolfgang Roth, die der CSU-Fraktionschef auf eine entsprechende Nachfrage an Ralf Duggen übersandt und der Redaktion zur Kenntnis gegeben hat. Das Kulturreferat, so Roth, solle "auch in Zukunft sehr gut geleitet" werden und "ebenso wie die anderen Referate" in der Referentenrunde vertreten sein.
Auf Nachfrage der Redaktion sagte Roth, dass es nicht darum gehe, den Referentenposten abzuschaffen, sondern dass der neue Referent oder die neue Referentin neben der Kultur weitere Aufgaben erhalte. Roth verwies dabei auf den Zuschnitt des Referats bis 2020, als Achim Könneke neben der Kultur auch für Schule und Sport zuständig war. Derzeit gehört zu Könnekes Aufgabenbereich nur noch der Tourismus.
OB Schuchardt hält Kulturreferat für "außerst bedeutsam"
Ähnlich äußert sich gegenüber der Redaktion auch OB Christian Schuchardt: "Ich werde nach den Sommerferien dem Stadtrat vorschlagen, das Kulturreferat mit erweiterter Aufgabenstellung neu zu besetzen." Hintergrund sei, dass nach der Herausnahme der Aufgabenbereiche Schule und Sport aus dem Kulturreferat "ein erhebliches Ungleichgewicht zwischen den Referaten hinsichtlich der Arbeitsbelastung" entstanden sei. Bei einem selbständigen Kulturreferat solle es aber bleiben, dies sei "äußerst bedeutsam für die Kulturstadt Würzburg".
Ralf Duggen, der alle Fraktionen angeschrieben hatte und nach eigener Aussage neben der CSU noch von SPD, Linken und ZfW eine Antwort erhielt (alle sind für den Erhalt des Postens), will die weitere Entwicklung erst einmal abwarten. Die Aussagen von Wolfgang Roth und OB Schuchardt "lassen viel Spielraum zu", sagt er . An der geplanten Veröffentlichung und den Forderungen des offenen Briefes halte man fest. Wie Duggen sagte, hätten den Brief innerhalb eines Tages rund 570 Personen unterzeichnet.
Derweil und es äußern sich Personen, die in ihrem persönlichen Interessenspektrum wenig mit Kultur am Hut haben. Entweder man wickelt das Referat endgültig ab oder man schafft eine hoffnungsvolle Perspektive mit Profil und Durchsetzungskraft. Kultur in Würzburg, wie der Region darf keine Notlösung sein.