zurück
WÜRZBURG
Würzburg-DVD: Wie eine Stadt wieder zu Leben erwacht
Der zweite Teil der Würzburg-DVD, der überwiegend die Jahre von 1956 bis 1970 behandelt, zeigt Szenen aus dem städtischen Leben, vom aufstrebenden Handwerk, von Weinbau und Kiliani. Ein Kapitel ist der Straßenbahn in der Stadt gewidmet.
Foto: Screenshot: AUW | Der zweite Teil der Würzburg-DVD, der überwiegend die Jahre von 1956 bis 1970 behandelt, zeigt Szenen aus dem städtischen Leben, vom aufstrebenden Handwerk, von Weinbau und Kiliani.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:17 Uhr

Die erste dreier DVDs mit Filmaufnahmen aus Würzburgs 20. Jahrhundert, die die Produktionsfirma „art & weise“ in Kooperation mit der Main-Post Anfang November veröffentlicht hat, ist ein Riesenerfolg: Weit über 6000 Exemplare wurden von Teil eins bisher verkauft.

Unter 15 deutschen Städten ist dies für die Filmfirma die bislang beste Resonanz. Am Sonntag hatte nun die zweite Würzburg-DVD im Central-Kino Premiere. Sie widmet sich im wesentlichen den Jahren 1956 bis 1970.

Spannung und Vorfreude auf den zweiten Teil

Geladen waren wie beim ersten Mal die Filmleihgeber und 42 Zeitzeugen, die in den Filmen sehr persönlich über „ihr“ Würzburg erzählen. Zu spüren waren Spannung und Vorfreude auf das Werk, das sie auf der Leinwand zu sehen bekämen.

Das Besondere an der DVD-Serie – Teil drei erscheint im Sommer – ist nämlich, dass der überwiegende Teil der Aufnahmen aus Privatbesitz stammt und vorher noch nie gezeigt wurde. Die Main-Post hatte Leserinnen und Leser dazu aufgerufen, das Filmmaterial leihweise für die Produktion zur Verführung zu stellen.

Folge zwei zeigt Normalisierung und Erleichterung im Würzburger Alltag

Vergleicht man die erste mit der zweiten DVD, so könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Im ersten Teil ging es um die Jahre 1929 bis 1956. Also um jenen Zeitabschnitt, in den der tragischste Tag in der Stadtgeschichte, die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg am 16. März 1945, fiel. Natürlich sind die Filmaufnahmen und Zeitzeugenaussagen zu diesem Geschehen dramatisch, erschütternd, berührend.

Ganz anders nun Teil zwei. Der Wiederaufbau in der Stadt ist schon weit fortgeschritten und ins Alltagsleben kehrt wieder Normalität ein. Beispielsweise in der Schalterhalle der Städtischen Sparkasse neben dem Neumünster (heute Café am Dom und verschiedene Geschäfte). Dort herrscht Hochbetrieb und weckt bei Älteren nostalgische Gefühle, wenn sie die Blech-Spardosen sehen, die in den 50er- und 60er-Jahren an die Kinder verteilt und am Weltspartag geleert wurden.

Erinnerungen an das Handwerk und den Grünen Markt

Eine Filmsequenz aus dem Echter-Verlag zeigt, wie Bleisatz in Druckereien funktionierte, was heute, fünf Jahrzehnte später, schon wieder so antiquiert wirkt wie ein Besuch bei Johannes Gutenberg, als dieser im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfand.

Ein weiteres Filmkapitel zeigt den Grünen Markt, der damals noch hinter dem Dom stattfand. Dort gab es Obst und Gemüse – natürlich aus dem Würzburger Umland. Genauso wie beim Fischmarkt in der Karmelitenstraße nur Tiere aus dem Main angeboten wurden „und nicht aus Marokko oder Südafrika“, wie Zeitzeuge Ado Schlier feststellt. Die Würzburger liebten und lieben ihren Markt aber nicht nur deswegen, sondern auch deshalb, weil man dort fast immer jemand für einen „Tratsch“ treffen kann.

Auch Szenen zum Schmunzeln gehören zum Film

Das Handwerk hat in Würzburg schon vor dem Krieg eine große Rolle gespielt, aber auch danach fasste es schnell wieder Fuß, musste doch die Stadt neu aufgebaut werden. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass dies ohne hochmoderne Maschinen und Computer möglich war.

Büttner, Bildhauer, Kunstschmiede sind in kurzen Szenen zu sehen. Und die Vermesser in ihren Knickerbocker-Hosen sind einfach nur zum Schmunzeln.

Streifzeug durch die Würzburger Straßenbahn-Geschichte

Würzburg und seine Straßenbahn – das ist ein Kapitel für sich. In der Realität und im Film. Von den alten halboffenen Wagen bis zum Start der Linie 5 zum Heuchelhof 1989 reicht der filmische Streifzug durch die Straba-Historie.

Und was heute kaum noch jemand weiß, berichtet Egon Kitz, der damals bei der WVV tätig war: Die Linie 5 wurde bei einer Informationsfahrt des Stadtrats nach Freiburg aus der Taufe gehoben, das damals als vorbildlich für seinen ÖPNV galt. Auf dem Schauinsland, dem Freiburger Hausberg, rief der damalige OB Klaus Zeitler spontan den Aufsichtsrat zusammen und der Bau der Linie 5 war beschlossene Sache. So einfach kann's gehen.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Von der schweren Arbeit in den Weinbergen

Wie beschwerlich die Arbeit in den Weinbergen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war, zeigen historische Aufnahmen. Mit dem Pferdefuhrwerk zog man los, und die Männer mussten in Holzbütten die Trauben die steilen Hänge hinab schleppen. Auffällig: die Frauen trugen damals fast alle Kopftücher.

Hinter die Kulissen der Poliklinik lässt eine andere Filmsequenz blicken. Der heutige Betrachter schaut mit Staunen auf die medizinischen Geräte und hört interessiert zu, wenn Klinikchef Othmar Strik berichtet, dass damals Zigarettenautomaten in den Krankenhäusern eine Normalität waren.

Auch die Sonntagsausflüge der Würzburger sind ein Thema

Dass neben dem Weinanbau auch das Bierbrauen in Würzburg Tradition hat, zeigt die DVD am Beispiel der Würzburger Hofbräu. Eine der beliebtesten Beschäftigungen in den Nachkriegsjahren waren Wochenendausflüge. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Personenschiffen auf dem Main. Steinbachtal und Guttenberger Wald waren ebenso beliebt wie ein Schiffausflug nach Veitshöchheim.

Premierenfeier am Sonntag im Central-Kino (von links): Main-Post Redakteur Andreas Jungbauer, Rainer Schlereth, Main-Post-Verantwortlicher für den Shop-Bereich, und Produzent Bernd Nebeling  präsentieren Teil zwei der Würzburg-DVD.
Foto: Johannes Kiefer | Premierenfeier am Sonntag im Central-Kino (von links): Main-Post Redakteur Andreas Jungbauer, Rainer Schlereth, Main-Post-Verantwortlicher für den Shop-Bereich, und Produzent Bernd Nebeling präsentieren Teil zwei ...

Kiliani und wie sich das Fest über die Jahrzehnte verändert hat

Und was wäre Würzburg ohne sein Kilianifest? Rutschbahn, Kettenkarussell oder Kasperletheater waren die Attraktionen. Erinnert wird auch an die Verkaufsmesse auf der Juliuspromenade. Zum Kilianifest gehörte traditionell auch ein Reitturnier, das die zweite Würzburg-DVD beschließt.

Für die gab es im Kinosaal großen Applaus und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake sprach vielen der anwesenden Zeitzeugen aus der Seele, als sie bemerkte: „Ich habe mich zeitweise in meine Kindheit und Jugend zurückversetzt gefühlt.“

Die dritte Würzburg-DVD erscheint im Sommer

Im Sommer geht es dann weiter mit der filmischen Zeitreise, wenn der letzte Teil der von Bernd Nebeling konzipierten und produzierten DVD-Trilogie erscheint. Dann wird es unter anderem um das Käppele, den Fasching, die Amerikaner und die Landesgartenschau 1990 gehen.

Die DVDs gibt es zum Preis von 19,95 Euro in allen Main-Post-Geschäftsstellen sowie übers Internet: shop.mainpost.de

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Karl-Georg Rötter
Aufnahmen
Buchdruck
Dom
Echter Verlag
Filmaufnahmen
Handwerk
Johannes Gutenberg
Kiliani
Klaus Zeitler
Marion Schäfer-Blake
Sommer
Spannung
Szenen
Weinberge
Würzburger Hofbräu
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • LadyCoco
    Dass dieser Film in allen Geschäftsstellen der Main Post zu haben ist, stimmt so leider nicht! Die Geschäftsstelle in Bad Neustadt wusste weder etwas von diesem Film noch hatte man ihn dort vorrätig! Schade!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten