Die Resonanz ist beachtlich, die Würzburg-DVD nimmt Konturen an: Schon zahlreiche Leser und Institutionen haben sich an dem außergewöhnlichen Main-Post-Projekt beteiligt und alte Filmspulen zur Verfügung gestellt. Damit entsteht bis Jahresende ein einzigartiges filmisches Stadt-Porträt.
Wir sprachen mit Bernd Nebeling, Geschäftsführer der produzierenden Filmfirma „art & weise“ über Auswertung, Highlights und fehlendes Material.
Frage: Herr Nebeling, Sie produzieren die Würzburg-DVD mit dem Filmmaterial unserer Main-Post-Leser. Sind Sie mit der bisherigen Beteiligung zufrieden?
Bernd Nebeling: Mehr als das! Bereits jetzt ist klar: Es entsteht eine bezaubernde Zeitreise.
Wieviele Filmspulen wurden denn bereits eingereicht?
Nebeling: Bis jetzt haben wir über 60 Einreichungen vorliegen. Neben Filmspulen wurden aber auch DVDs, Videokassetten und – ja, die Zeiten ändern sich – sogar Daten-Sticks eingereicht.
Können Sie wirklich alle Spulen sichten?
Nebeling: Außer einem Videoformat konnten wir alles sichten und waren begeistert. Denn es kommt ja nicht nur auf die Menge an, sondern auch die Qualität muss stimmen.
Beteiligen sich ausschließlich Privatleute oder sind auch Institutionen und Unternehmen dabei?
Nebeling: Sowohl als auch! Das hängt auch damit zusammen, dass wir bzw. die Main-Post beispielsweise Traditionsbetriebe oder Archive direkt ansprechen. Wer erst jetzt davon erfährt und noch historisches Material hat, sollte nicht zögern!
Welchen Zeitraum deckt denn das vorliegende Material ab?
Nebeling: Der älteste Film stammt aus dem Jahre 1934. Vom Würzburg vor der Zerstörung im Krieg werden wir einen Eindruck vermitteln können. Die 40er, 50er bis in die 70er Jahre sind sehr breit vertreten. Wahrscheinlich werden wir mit Bildern der Landesgartenschau 1990 enden.
Welche Themen haben die Hobbyfilmer besonders intensiv festgehalten?
Nebeling: Wir haben bis dato Filmmaterial zu 30 Themen. Viele Aufnahmen zeigen die schönsten Ecken Würzburgs und die fassen wir zum Thema „Stadtansichten“ zusammen. Auch der Straßenbahnverkehr und Kiliani wurden intensiv auf Film festgehalten. Aus den Archiven der Amerikaner haben wir umfangreiche Dokumentationen der Zerstörung Würzburgs aber auch des Wiederaufbaues bekommen.
Und wozu vermissen Sie noch Aufnahmen und wären froh über weiteres Material?
Nebeling: Gerade das alltägliche Leben wurde meist wenig dokumentiert – was schade ist. Vielleicht wurde dieses Material noch nicht eingereicht, weil Ihre Leser solche Filme nicht als besonders erachten. Bitte tun Sie dies! Für folgende Themen benötigen wir noch händeringend Material: Markttreiben, Handwerk in den 50er Jahren, alles rund um den Weinanbau, Fasching und Hochwasser. Auch der Sport ist noch nicht vertreten! Vielleicht gibt es sogar noch weitere Filme zu den autofreien Sonntagen in den 70ern oder zu Klinik und Universität – das wäre super!
Das heißt, unsere Leser können noch Filme nachreichen?
Nebeling: Ja, unbedingt. Schön wäre es, wenn wir die Filme noch im Mai erhalten könnten. Wer dies nicht schafft, sollte sich trotzdem melden.
Was kommt denn tatsächlich in den Würzburg-Film? Nach welchen Kriterien entscheiden Sie?
Nebeling: Das Gefilmte sollte natürlich von allgemeinem Interesse sein. Es handelt sich ja meist um Amateurmaterial und da muss man schon mal Abstriche machen. Bei der Auswahl versuchen wir dann ein möglichst breites Spektrum an Themen abzudecken – auch was die Stadtteile betrifft. Es bedarf etwas Gespür für die Wünsche und Interessen der Würzburger.
Und wenn Sie deutlich mehr Material als für eine DVD hätten...?
Nebeling: Wir haben jetzt schon so viel Material, dass eine DVD nicht reichen wird – wir also mindestens zwei DVDs erstellen können.
Haben Sie schon Highlights oder absolute "Müsser" für den Film entdeckt?
Nebeling: Wunderschön sind die Zuckerseiten von Würzburg: das Käppele, die Altstadt und die Ausflugsziele in der näheren Umgebung. Informativ sind die Filme über die Entstehung der neuen Stadtteile Lindleinsmühle und Heuchelhof. Witzig wird es beim Fischerstechen oder dem Dreikönigsschwimmen auf und im Main und traurig und bewegend sind die Bilder des kriegszerstörten Würzburgs und später der Abriss des Buchnerschen Palais'. Da wird dann jeder Zuschauer sein eigenes Highlight entdecken.
In dem Film sollen ja auch Würzburger Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts zu Wort kommen. Wie finden Sie diese?
Nebeling: Ja, erst diese machen den Film lebendig und geben durch die eine oder andere Anekdote die richtige Würze. Wenn sich Leser angesprochen fühlen, können sie sich schon jetzt bei der Main-Post melden – wir werden aber, wenn wir den ersten Rohschnitt erstellt haben, uns in einem Aufruf noch einmal an Ihre Leser wenden. Dann können wir gezielter die Themen abrufen. Die Filmeinreicher selbst sind darüber hinaus auch eine Quelle.
Das heißt, Sie stehen auch in direktem Kontakt mit den Film-Einreichern?
Nebeling: Richtig, das ist zum Teil schon geschehen. Die Film-Einreicher helfen uns auch tatkräftig bei der Einordnung des Gezeigten.
Sie arbeiten mit Ihrer Filmfirma zwar von Marburg aus, haben aber auch einen persönlichen Bezug zu Würzburg...
Nebeling: Meine Frau ist eine gebürtige Würzburgerin. Zwar sind ihre Eltern bereits nach einem Jahr in Richtung Nürnberg verzogen, doch meine Frau hat es 1989 nach Würzburg zurückgezogen – beruflich hat es sie dann später nach Marburg verschlagen. Übrigens studiert meine Tochter Psychologie – in Würzburg!
Liegen Sie im Zeitplan? Wann kommt die historische Würzburg-DVD heraus?
Nebeling: Geplant ist, den Würzburgern ein Weihnachtsgeschenk zu machen! Dazu liegen wir gut im Zeitplan. Je schneller wir jetzt die noch vorhandenen Lücken füllen können, desto wahrscheinlicher wird es eine „schöne Bescherung“ geben.
Ihr persönlicher Beitrag zum Würzburg-Film
Wer eigene Filmausschnitte für das DVD-Projekt beisteuern möchte, kann die Bänder oder Filmrollen bei der Main-Post abgeben, am besten direkt in der Würzburger Lokalredaktion: Schönthalstraße 6 (1. Stock), 97070 Würzburg oder in unserer Geschäftsstelle in der Plattnerstraße 14. Auch eine Zusendung per Post ist möglich – bitte gut geschützt in einem wattierten Umschlag.
Verarbeitet werden können alle heute gängigen und die meisten der früher üblichen Film- (Super 8, Normal 8, 9,5 oder 16 mm) und Video-Formate (U-Matik, Video8, Hi8, VHS-C, S-VHS, DV, DVCAM Betacam-SP). Die Firma „art & weise“, die das Projekt für die Main-Post umsetzt, trägt Sorge, dass das Material sorgfältig aufbewahrt, pfleglich behandelt wird und zurückgelangt.
Wer Aufnahmen zur Verfügung stellt, sollte darauf achten, dass er dem Film ein Freigabedokument (erhältlich von der Main-Post) und eine Kurzbeschreibung hinzufügt, aus der hervorgeht, welche Besonderheit zu sehen ist und an welcher Stelle. Wichtig ist auch ein möglicher Hinweis auf Sequenzen, die keinesfalls veröffentlicht werden sollen.
• Fragen? Ansprechpartner in der Würzburger Lokalredaktion der Main-Post:
Andreas Jungbauer, Tel. (0931) 6001-780, E-Mail: andreas.jungbauer@mainpost.de
Karl-Georg Rötter, Tel. (0931) 6001-160, E-Mail: karl-georg.roetter@mainpost.de