
Am 8. Oktober wird der Zaun, der das Gelände säumt und der bei so manchem Besucher Baustellengefühle hervorrief, das sein, was viele in ihm in den vergangenen Wochen sahen: ein Baustellenzaun. Am Tag nach dem Abschluss der Landesgartenschau in Würzburg werden die 27 Hektar Ausstellungsfläche wieder gesperrt für die Öffentlichkeit. Das Gelände wird einmal mehr wieder für Wochen zur Baustelle – und der Rückbau beginnt.
Einpacken, Zelte abbrechen, zurückbauen
„Alle temporären Dinge müssen weg“, sagt Landesgartenschau-Geschäftsführer Klaus Heuberger bei einem der letzten Rundgänge. „Zelte, Pavillons, Ausstellungen werden zurückgebaut.“ Bis Mitte November haben die Aussteller Zeit, ihre Sachen zu packen. Bis Januar sollen Kabel, Wasser- und Abwasserleitungen, die nicht mehr gebraucht werden, verschwunden sein. Dann wird das ganze Gelände an die Stadt übergeben.
Heuberger: „Das Gelände ist top in Schuss“
„Es hat sich sehr gut entwickelt“, sagt Heuberger über das Areal, auf dem sich die Besucher seit 12. April mit dem neuen Würzburger Stadtteil vertraut machen konnten. Der Geschäftsführer lässt vom Tower, dem kleinen Ausblicksturm aus, der künftig eine Zweigstelle der Stadtbücherei beherbergt, den Blick über die grünen Wiesen und Blumenrabatte schweifen: „Das Gelände ist top in Schuss. Die Gärtner haben hier bis zum Ende unglaublich gute Arbeit geleistet.“

Die Wissensgärten werden in den nächsten Wochen verschwinden, die Sinnesgärten bleiben und werden Park. Was abgebrochen wird: die alte Tankstelle von 1952, die während der Landesgartenschau den Charme einer Service-Station irgendwo im Mittleren Westen der USA vermittelte und einen American Diner beherbergte. „Schlechte Bausubstanz“, sagt Heuberger. Zur Kulisse für die Landesgartenschau hatte es noch gereicht, jetzt aber muss das Relikt der Amerikaner weg.
An seine Stelle kommt Grün, der Park wird erweitert: Von der Rottendorfer Straße aus werden sich hier künftig die Sinnesgärten und der Terrassenpark mit dem Wasserspielplatz bis zum Streuobsthang nach hinten strecken. Die Ausstellungsstücke der „Gartenoase“ werden weggeräumt. Für die Tiny Houses, die in den vergangenen Monaten vom Wohnen der Zukunft erzählten, können sich noch Interessenten melden.
Ab 13. Oktober ist die Rottendorfer Straße offen

Apropos Straße: Dass an der Rottendorfer Straße nach der Landesgartenschau gleich der Bauzaun wegkommt und die Durchgangsstraße ab dem 13. Oktober geöffnet und nach Fahrbahnarbeiten ab 29. Oktober endgültig freigegeben ist, freut die Anwohner der neuen Stadtbauhäuser auf dem Gelände und die Anwohner im benachbarten Gerbrunn gleichermaßen. Die Zeit der Umwege ist vorbei, jetzt geht's direkt zum neuen Nahversorgungszentrum am Hubland.
OB Schuchardt: „Unseren eigenen Zielen voraus“
„Die LGS hat bis 2018 das Tempo vorgegeben, um eine so weitgehende Stadtentwicklung bis heute zu erreichen“, sagt Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt zur Entwicklung am Hubland. „Sie war Schrittmacher der Transformation und hat sie damit beschleunigt.“ Auf der Haben-Seite sieht Schuchardt neben dem „straffen Rückbau-Management“ auf der Konversionsfläche „die Ansiedlung passender Betriebe und segensreicher Einrichtungen für den neuen Stadtteil“. Die Vermarktung des Stadtteils laufe „schneller als erwartet“, so Schuchardt. „Hier sind wir unseren eigenen Zielen auf der Zeitachse voraus“. Die Infrastruktur sei vorbildlich, aus den ersten Hubland-Pionieren seien kleine Nachbarschaften geworden. „So kann es weitergehen.“
Was bleibt, was verschwindet?

Wie geht es auf der Landesgartenschau weiter? Bleiben werden die Infostelen, die von der Geschichte des Geländes erzählen, das so viel Wandel hinter sich hat. Erst Kartoffelacker, dann Galgenberg Würzburgs, Startbahn von Flugpionieren und schließlich viele Jahre Stützpunkt der US-Streitkräfte. Dem Gelände selbst wird man künftig die wechselvolle Geschichte kaum ansehen – umso besser, dass die 15 erklärenden Tafeln an den Spazierwegen stehen bleiben.
Der LGS-Geschäftsführer zeigt hinüber zur Blumenhalle, in der seit April Floristen ihre Handwerkskunst und Kreativität demonstrierten. Der ehemalige Hangar wird wieder transformiert in das, was er zuletzt für die US-Streitkräfte war: Sporthalle. Der Platz davor, auf dem jetzt knallrote Schirme auf knallgrünem Rasen stehen und sich Besucher vom Geländemarsch auf Sitzsäcken erholen, wird bebaut werden. Hier kommt ein Ärztehaus hin, nach dem Ende der Landesgartenschau wird damit begonnen.
Der Wiesenpark bleibt Wiesenpark

Heuberger blickt die lange Rasenfläche hinauf, zum Belvedere, und hinunter, Richtung Festung: „Der ganze Wiesenpark bleibt als Frischluftschneise, als grünes Band bestehen.“ Die Anmutung, die die 21 Hektar große Hochebene durch die Landesgartenschau jetzt schon habe, werde sich nicht mehr wesentlich verändern. Der metallene Zeppelin darauf, über den allmählich die Kletterpflanzen ranken, wird bleiben, ebenso die fest eingebauten Spielgeräte, die kleine Tribüne der US-Soldaten und Trinitatis, die dreieckige Kapelle der christlichen Kirchen.
Auch dauerhaft aufgestellt sind die Fitness- und Bewegungsstationen im „Alten Park“, der verwunschenen kleinen Grünanlage, die die Amerikaner anlegten. Weiterwachsen wird das Klimawandelwäldchen. „Das entwickelt sich ja erst“, sagt Heuberger. 36 Inseln mit je 50 Setzlingen sind hier bepflanzt – um herauszufinden und zu zeigen, welche Bäume mit den ansteigenden Durchschnittstemperaturen und der zunehmenden Trockenheit in Würzburg zurechtkommen.
Inklusionscafé unter der geschwungenen Brücke
Noch ein Blick hinauf, ans andere Ende des Parks, zur schwungvollen Brücke, genannt „Belvedere“. „Wir haben den Raum für Gastronomie genutzt“, sagt Heuberger, „das hat sich bewährt.“ Das Provisorium wird nun richtig ausgebaut, hinein kommt ein Inklusionscafé.
Vorläufige Bilanz: sehr gemischt

Neun Tage Landesgartenschau noch – gefragt nach seiner vorläufigen Bilanz, sagt Heuberger: „Wir sind rechtzeitig fertig geworden mit allem, wir sind bei den Baukosten voraussichtlich unter Plan geblieben, von der Durchführung her ist es für uns ein Erfolg. Aber ein Teilziel, die Besucherzahlen, haben wir nicht geschafft.“ Heuberger spricht von einem „Wermutstropfen“, der nicht eine, sondern ganz viele Ursachen habe. „Das hat mit der Eigenart des Geländes zu tun, mit Erwartungen der Besucher, mit einer Art Generalkritik in den ersten Wochen.“
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Was CSU-Stadtrat Wolfgang Roth gesagt habe, stimme: „Wir haben die Herzen der Würzburger nicht erreicht.“ Vielleicht auch weil das Gelände, das verwandelt wurde, durch die Größe herausfordernd sei: „Wir sind oben am Berg, aus den Augen aus dem Sinn. Die positive Grundstimmung haben wir nicht geschafft.“
Und die Kritik? „Wir fragen uns ja selber kritisch, wo haben wir was falsch gemacht“, sagt Heuberger. Einfache Antworten gebe es nicht, „mir würde es leichter fallen, wir hätten zwei, drei handfeste Gründe“. Für das Team sei es umso schwieriger, „die unreflektierte Kritik wegzustecken“. 90 Prozent der Besucher äußerten sich zufrieden. 90 Prozent derer, die nicht da waren, würden die gehörte Kritik weitertragen.

Dass 22 000 statt wie erwartet 15 000 Dauerkarten verkauft wurden, verringert das Minus im Durchführungshaushalt: „Eine halbe Million Mehreinnahmen“, sagt Heuberger. Am Food Court vorbei, der mal das Kopfgebäude der ehemaligen US-Mall war, geht‘s zurück zum Ausgang. Die Mall ist schon weg, auch der Gebäuderest wird nach dem 7. Oktober platt gemacht für grünen Rasen. Auch das ist Transformation: Als die Mall vor 20 Jahren, am 1. Oktober 1998, eröffnet wurde, war sie die größte Shopping-Mall für amerikanische Soldaten außerhalb der USA.
Noch ein kleiner Abverkauf zum Schluss
Und sonst? Am 7. Oktober, dem Abschlusstag, wird die Fahne an Ingolstadt, die Landesgartenschaustadt 2020, übergeben. Die beiden gemieteten Bähnchen, über die die Besucher froh waren, gehen zurück an den Hersteller. Stühle, Schirme und sonstige mobile Gerätschaften werden am 13. Oktober von 10 bis 14 Uhr bei einer kleinen „Abverkaufsveranstaltung“ feilgeboten. Und dann, dann sind die 28 Hektar, die mal Kartoffelacker, dann Flugplatz, dann Kaserne, schließlich Landesgartenschau waren, erst einmal wieder Baustelle. Wenn alles zurückgebaut ist, ist der Park offen für alle, ohne Zaun und dauerhaft.
Stand der Transformation am Würzburger Hubland
Themenwoche Transformation: Besondere Veranstaltungen in der Schlusswoche
• Am vergangenen Sonntag wegen des Sturms abgesagt, jetzt nachgeholt: Feuerwerksmusik! Am Sonntag, 30. September, spielt ein Gemeinschaftsorchester unter Leitung von Ernst Oestreicher ab 19 Uhr am Belvedere, gegen 20.30 Uhr erklingt Händels populäres Werk – mit Feuerwerk.
• Wie läuft Transformation im Tierreich ab? Am Sonntag, 29. September, hält der Biologe Dr. Dieter Mahsberg um 14 Uhr in der Library einen Vortrag über „Verwandlung als Chance“.
• In der Library ist täglich von 9 bis 19 Uhr zu sehen, wie es hier weitergeht: Die Fachabteilung Stadtumbau und Stadtentwicklung zeigt die prämierten Entwürfe des Wettbewerbs HUB27+. Nach der Landesgartenschau werden der ehemalige Flugzeughangar und das benachbarte ehemalige Mannschaftsgebäude zu einem Zentrum für Soziales, Kultur, Bildung und Sport entwickelt.
• Am letzten Tag der Landesgartenschau, 7. Oktober, sind von 11 bis 15.30 Uhr auf dem gesamten Gelände die Stelzenläufer von „Artisteonstilt“ unterwegs. Dann ist auch die Fahnenübergabe an die Landesgartenschau Ingolstadt 2020.




Dankeschön
Schade, dass sie am 7.Oktober bereits endet.
Viele Kritik, die ich gehört habe, stammte von Leuten, die überhaupt nicht dort waren.
Unabhängig LGS: Negative Aussagen werden 12x weitergetragen, positive nur 1x.