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Würzburg
Defizit bei der Landesgartenschau: Würzburger Oberbürgermeister ist verärgert
Die Landesgartenschau erfüllt die Erwartungen nicht. OB Schuchardt kritisiert die Arbeit der Münchner Landesgartenschau Gesellschaft. Was ist schief gelaufen?
Die ehemalige Landebahn: Ein schöner Anblick, aber auch ein weiter Weg. Foto: Thomas Obermeier
| Die ehemalige Landebahn: Ein schöner Anblick, aber auch ein weiter Weg. Foto: Thomas Obermeier
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:00 Uhr

Die Landesgartenschau (LGS) zieht ein knappes Drittel weniger Besucher an, als kalkuliert und wird die Stadt damit mehr als zwei Millionen Euro mehr kosten. Woran lag das und wer hätte es besser machen können?    

Für das Wetter kann niemand etwas. Dass die Hitze Besucher gekostet hat, ist klar. Deshalb hoffen auch alle, dass bis 7. Oktober noch viele kommen. Es gibt aber auch andere Gründe.   

"Auch ohne die Hitze hätten wir das Ziel von 950 000 Besuchern nicht geschafft“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat, Wolfgang Roth. Als Mitglied des Aufsichtsrats der Landesgartenschau war er seit 2013 an Vorbereitungen und Durchführung beteiligt. Roth findet die LGS zwar richtig gut und wesentlich besser als ihren Ruf, räumt aber ein: „Sie hat die Herzen der Würzburger nicht erreicht.“

Die beiden Geschäftsführer der Landesgartenschau: Claudia Knoll und Klaus Heuberger. Foto: Patty Varasano
| Die beiden Geschäftsführer der Landesgartenschau: Claudia Knoll und Klaus Heuberger. Foto: Patty Varasano

"Die Erwartung lag mehr bei einer traditionellen Blumenschau", sagt Fraktionsvize Hans Werner Loew für die SPD. Die Entstehung eines Stadtteils habe dagegen nicht so sehr interessiert. Dass man diese Besonderheit der Würzburger LGS ständig wiederholt hat, habe das nicht ändern können. "Es wurde verkannt, dass ein Gericht nicht dem Wirt gefallen, sondern dem Gast schmecken muss." Weitere "konzeptionelle Schwachstellen" seien weite Wege, anfangs zu wenig Blumen und zu wenig Schattenplätze.   

Diese Bedingungen hat allerdings die Stadt selbst geschaffen,als sie sich 2009 mit dem Konzept auf dem kahlen Gelände über der Stadt für die Landesgartenschau 2018 bewarb.  "Wir haben geliefert, was bestellt wurde", sagt der Vorsitzende der Bayerischen Landesgartenschau Gesellschaft Roland Albert.  Gepflanzt habe seine Gesellschaft sogar mehr als bei anderen Gartenschauen. Und nach anfänglicher Kritik noch einmal nachgepflanzt. Aber auf dem riesigen Gelände würden Stauden und Blumen unter gehen.

Veranstaltet wird die LGS von der Stadt und der Bayerischen Landesgartenschau Gesellschaft gemeinsam. Die Leute der Münchner Gesellschaft sind die Profis, die jedes Jahr mit einer anderen Kommune eine Schau auf die Beine stellen. Sie wird von gärtnerischen Berufsverbänden getragen, vom Freistaat unterstützt und hat ein Dutzend Mitarbeiter. Laut Auskunft der Stadt, sind die Münchner für das Event von Mai bis Oktober hauptverantwortlich. Die Stadt dagegen für die Vorbereitung des Geländes. Die Landesgartenschau Gesellschaft bekommt von der Stadt rund 1,3 Millionen Euro für die Durchführung - die Summe hängt von den erzielten Einnahmen ab. 

Für Kinder war auf der Landesgartenschau viel geboten. Foto: Dita Vollmond
| Für Kinder war auf der Landesgartenschau viel geboten. Foto: Dita Vollmond

Reibungslos klappt diese Zusammenarbeit nicht. Das findet zumindest einer der beiden Partner. OB Schuchardt: "Ich bin verärgert darüber, dass viele Anregungen des Aufsichtsrates teilweise schlecht oder nur mit großem Zeitverzug umgesetzt worden sind." Mehr will der OB angesichts der noch laufenden Gartenschau  nicht sagen.

Kritik von der SPD

Geschäftsführerin Knoll von der Landesgartenschau Gesellschaft meint dagegen, dass man "viel diskutiert hat und Ideen und Erfahrungen der kommunalen Vertreter im Aufsichtsrat aufgenommen wurden". Der OB ist Leiter des Aufsichtsrats der LGS, der aus fünf Mitgliedern des Stadtrats und fünf der Landesgartenschau Gesellschaft sowie einem Vertreter des Landwirtschaftsministeriums besteht.

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Vorsitzender ist Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Der Aufsichtsrat legt Grundlagen fest, wie beispielsweise Eintrittspreise und Öffnungszeiten, und gibt Anregungen für das Tagesgeschäft, das die Geschäftsführer Klaus Heuberger (Stadt) und Claudia Knoll (Landesgartenschaugesellschaft) leiten.

Die Arbeit von OB und Aufsichtsrat wird von der SPD kritisiert. "Bereits im Mai lagen die Besucherzahlen 25 Prozent unter den Erwartungen", sagt Loew. Daraufhin habe die LGS-Geschäftsführung versprochen, mit einem "Plan B" gegenzusteuern. "Dass dieser nicht greift, hätte auch der Aufsichtsrat erkennen müssen."

Viele Vorschläge gemacht

Die Stadtratsmitglieder im Aufsichtsrat sagen, dass sie genau das gemacht hätten. Als Nachbesserung hat der OB zum Beispiel das "Bähnchen" durchgesetzt, um Besucher den Fußweg entlang der Landebahn zu ersparen. Erwartet hätte Schuchardt aber, dass die Profis aus München diese Idee selbst und von Anfang an gehabt hätten, damit das Bähnchen schon bei der Eröffnung da gewesen wäre.

"Wir haben viele Vorschläge eingebracht", sagt Jojo Schulz (SPD).  Barbara Lehrieder, Fraktionsvorsitzende der Grünen, schränkt ein: "Kamen aber oft damit nicht durch". Für Lehrieder ist das besonders schade, weil sie die LGS prinzipiell toll findet. "Und die Dauerkartenbesucher sind auch begeistert."  

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Als Beispiel nennt sie ihren Vorschlag, in den letzten Wochen ein verbilligtes Nachmittagsticket anzubieten. Doch die Landesgartenschau Gesellschaft habe das abgelehnt. Warum? Gesellschaftsvorsitzender Albert will dazu nichts sagen, weil die Sitzungen nicht öffentlich sind.

"Es war frustrierend", sagt Aufsichtsratsmitglied Jürgen Weber. Vergeblich hätten die kommunalen Vertreter versucht, die LGS etwas mehr "würzburgerisch" zu machen, sprich: besser den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. So habe er sich für die Beteiligung Würzburger Gastronomen, für einen Biergarten an einem Standort mit besserer Aussicht oder längere abendliche Öffnungszeiten eingesetzt. Der WL-Stadtrat und Alt-OB kritisiert: "Die Vertreter der Landesgartenschau Gesellschaft wollten keine Würzburger Lösungen, sondern eine Gartenschau von der Stange."

Auch Bäume ohne Blätter gibt es auf der LGS: Der CityTree ist eine Wand, die mit Moos bepflanzt ist. Foto: Patty Varasano
| Auch Bäume ohne Blätter gibt es auf der LGS: Der CityTree ist eine Wand, die mit Moos bepflanzt ist. Foto: Patty Varasano
 
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  • blueeyes
    War neben Kitzingen auch auf den LGS in Berlin und der Havel (BRB). Da ist WÜ kein Vergleich selbst zum beschaulichen KT. Die Umsetzung war generell schlecht, da braucht man nix zu beschönigen. Wäre viele mal anderorts in der Republik gewesen, würde würde das Urteil noch vernichtender ausfallen. Alle meine Freund und Bekannten die dort waren, sind maßlos enttäuscht. Der Stadtteil wird schön, aber die LGS hätte man sich sparen können.
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  • Laeufer61
    Hätte man, @blueeyes...

    ...sich "die LGS gespart" wäre auch der neue Stadtteil nicht so schnell und vor allem mit diesen Möglichkeiten entstanden.

    Der größte Fehler war m.M.n. der Verzicht auf die Straba 6. Diese Linie wäre vom Hbf aus von viel mehr Menschen genutzt worden als die anfangs übervollen 29er Busse. wer einmal als Älterer vom Bhf bis LGS-Süd nur einen Stehplatz hatte, wird ohne Dauerkarte kein zweites Mal diese Strapaze auf sich nehmen. Die "Flexibilität" der WVV war hanebüchen: Stieg eine größere Gruppe am Bhf zu, war ab da schon der Bus voll. Der nächste fuhr dann erst 30 min später! Es gab keinen Einsetzer um alle Leute zufriedenstellend zu befördern.
    Auch das "LGS-Bähnle" über das weitläufige Gelände hätte von Beginn an mehr Besucher gezogen.

    Es gibt aber trotzdem viele positive Aspekte, die meine Frau und mich immer wieder aufs Hubland gelockt haben - und das immer noch tun!

    MfG
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  • Souldream
    Eine Landesgartenschau hat sich die letzten Jahre selbst überholt. In Zeiten wo es überall Parks, Grünanlagen etc. gibt, ist sowas völlig überholt. Im weiteren Sinne wollen die Leute auch das sehen was der LGS verinnerlicht, nämlich einen Gartenschau wie der Name schon sagt und nicht ob da mal Amerikaner stationiert waren etc. Selbst im Oktober wenn das Gelände für alle offen zugänglich ist, besteht bei uns kein Interesse oder Bedürfnis diese zu besichtigen, wir haben genug Parks und Gartenanlagen rund um Würzburg, die zu jeder Jahreszeit ein Highlight sind.
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  • dottore
    Die LGS ist so oder so ein Erfolg für Würzburg - den neuen Stadtteil kann uns keiner mehr nehmen. Und das wiegt schwerer als der kurze Erfolg einer Blumenschau.
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  • Arcus
    Viele Köche verderben den Brei. Hätten sich die Würzburger „Besserwisser“ um ihr Geschäft (Eintrittspreise: die eindeutig zu hoch waren, etc) gekümmert und den Profis das überlassen, was sie nun mal besser können (als ein neugscheiter Stadtrat oder BM)
    Hätte die LGS durchaus ein Erfolg werden können.
    Mal gespannt ob das mit der Linie 6 auch so läuft.
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  • fischle
    Vergesst die LG, wenn ich mir das Titelbild ansehe, die Baum reihe links, da kommt ein Fußweg und Fahrrad weg hin, links vom jetzt Fußweg kommen Parkplätze hin, die ehe malige Landebahn kommen Häuser hin ( ob ein Familien oder zwei drei vier Parteien Häuser hin . Das Areal wird irgendwann zu gebaut die Bäume in 10-20 Jahren werden gefällt das bisschen Park was übrig bleibt verkommt wie der Rest, was regt ihr euch auf, ich denke das alles so geplant und gewollt ist von seiten der Stadt die LG war nur ein versuch Zuschüsse zu bekommen
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  • giacomo
    Naja, es hagelte schon sehr frühzeitig Kritik!!! Diese wurde aber von den/dem Verantwortlichen mit einer unglaublichen Arroganz zurückgewiesen! Siehe Kommentare zu Berichten kurz nach der Eröffnung. So wurde den Kritikern, die sich negativ zur LGS äußerten, quasi unterstellt sie wären zu blöd um das LGS-Konzept zu verstehen. Wer so mit Besuchern umspringt statt noch frühzeitig zu reagieren, braucht sich nicht darüber zu wundern, dass sich das schlechte Image rumspricht. Der extrem heiße Sommer kommt da als Ausrede für die Verantwortlichen gerade recht. Die Gastronomie ist einfach schlecht. Dafür aber sehr teuer. Die Würzburger Gastronomen blieben leider außen vor. Wenn das Wetter über Wochen zu heiß ist, hätte man übrigens schnellstens Abhilfe schaffen können. Aber wahrscheinlich sind die Besucher nicht nur zu blöd, sondern auch noch zu hitzeempfindlich. Stattdessen reden sich die Verantwortlichen die LGS einfach selbst schön. Arroganter geht es nicht mehr.
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    Hallo ralfeberhardt ! ! !
    Da muß ich Dir rechtgeben.
    Wir suchen schnell mal den
    Schwarzen Peter bei Anderen !
    Verantwortung übernehmen
    für viele ein wie du schon
    geschrieben hast ein Fremdwort.
    Das ganze Gejammere bringt
    überhaupt nichts denn man
    hätte eher handeln müßen.
    Jetzt in den letzten paar
    Tagen bringt das nichts mehr.
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  • ralfeberhardt
    Die Beurteilung der LGS ist in jedem Fall subjektiv. Hier meine subjektive Meinung: im Sinne der Stadtentwicklung gelungen. Das müsste einen OB freuen. Wenn nicht: mich freuts. Alles andere ist in der heutigen Zeit Allgemeingut geworden: der Schwarze Peter wird immer jeweils bei Anderen gesucht. Und Verantworung übernehmen ist für Viele ein Fremdwort geworden.
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  • marent1@hotmail.de
    Ist jetzt ein bisschen spät zu jammern , oder? Wenn die LGS Gesellschaft nicht hört, hätte doch auch der OB ein Machtwort sprechen können ,oder?
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  • lanalando
    Leute es war halt wieder mal ein Fehlschuss wie so oft der Stadt und jetzt mal Schluss mit nervigen Thema LGS
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  • ra.kellermann@gmx.de
    Grund dürften auch die Preise sein. Manche Familien können sich diese einfach nicht leisten, auch wenn sie für andere angemessen erscheinen. Es ist doch wie beim Bäcker: Kuchen ist ziemlich teuer geworden, wäre er billiger, würden ihn wohl auch mehr kaufen und die Einnahmen wären evtl. höher. Aber so kalkuliert halt keiner...
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  • Ausgerechnet an einem der kühleren Tage war ich, mit einer Dame im Rollstuhl und weiterer Begleitung dort. Nach ca. 4 Stunden machten wir eine auswärtige Pause, das Essensangebot entsprach nicht so ganz den Wünschen. Ich kehrte danach allein nochmal zurück. Dabei besuchte ich das alte Obstbaugebiet: Dieses, moderne Wassergärten und das Kartoffelanbaugebiet, sowie die Skulpturen fand ich am besten. Weniger gut war das Wettbewerbsareal. Für den Betrachter fast gleiche amerikanische Vorgärten. Das mag für Fachleute richtig sein, jedoch weshalb die Preisvergabe den einen oder anderen traf, blieb unklar. Auch die Zukunftshalle war sehr abstrakt, zwar interessant, doch man will sich doch erholen. Die Halle mit den Blumengestecken sah aus, wie ein Lager. Die Preise waren für viele abschreckend. Wenn man von außerhalb zu einem Tagesbesuch kommt, muss man die Fahrt-, Parkkosten und 18 Euro tragen, die sich manchmal um 2 Euro reduzierten. Dann kann man evtl. nur 4 bis 7 Stunden dort sein.
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  • blueeyes
    Ja die Halle mit den Blumengestecken waren nett gesagt "lieblos" und emotionslos eingerichtet....wie im Großmarkt auf der Palette. Das wort liebevoll wäre befremdlich
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