Am 12. April hat sie begonnen – und sie läuft noch bis zum 7. Oktober. Längst aber ist klar, dass die Landesgartenschau in Würzburg deutlich weniger Besucher anzieht, als kalkuliert. Für die Durchführung der LGS waren 13 Millionen Euro veranschlagt.
Sie sollten über die Eintrittsgelder refinanziert werden, knapp neun Millionen Euro waren aus dem Ticket-Verkauf kalkuliert. Geschäftsführerin Claudia Knoll rechnet nun nur noch mit 700.000 Gästen – rund ein Viertel weniger als gedacht. Als Hauptgrund nennen die LGS-Macher die Hitzewochen nach einem schon außergewöhnlich warmen Frühjahr. Aber ist das alles?
Frau Knoll, seit wann wissen Sie denn, dass Sie die erwartete, erhoffte Besucherzahl von einer Million nicht erreichen werden?
Claudia Knoll: Naja, wir haben ja mit 950.000 Besuchen gerechnet. Die eine Million war nie unser Ziel. Als dann der Hitze-Einbruch kam, war schon klar, dass das miteinander zusammenhängt. Man sieht es an den beiden Kurven ganz deutlich: Je heißer die Tage, desto weniger Besucher. Im Juni war es schon sehr warm, im Juli ging es richtig los. An den extrem heißen Tagen hatten wir dann weniger als 1000 Besucher auf der Landesgartenschau.
Wie sind Sie auf 950.000 gekommen? Die Zahl ist ja nicht willkürlich.
Knoll: Da fließen erst einmal die Erfahrungen der anderen Gartenschauen mit ein. Im Durchschnitt 4000 bis 4500 Besucher am Tag, das war die Erwartung.
Bayreuth vor zwei Jahren hatte 900.000, Bamberg vor sechs Jahren fast 1,2 Millionen. Warum kamen in Bamberg so viele Besucher – und in Würzburg nicht?
Knoll: Das ist eine gute Frage. Die Antwort kann ich Ihnen tatsächlich nicht geben, auch wenn es genauso meine Gartenschau war wie jetzt die in Würzburg. Bamberg hatte natürlich den Charme, sehr nah an der Stadt zu liegen und Wasser zu haben. Da fällt ein heißer Tag schon mal nicht so ins Gewicht. Wenn die Kinder im Flussbett spielen können, ist man da extra auf die Landesgartenschau gegangen, um Kühle zu finden. Hier in Würzburg kamen an den heißen Tagen die Dauerkartenbesitzer, abends.
Wie viele Dauerkarten haben Sie verkauft?
Knoll: Etwas über 22.000. Das ist im üblichen Rahmen.
Heißt das, es kommen vor allem Würzburger und Besucher aus dem nahen Umland? Ist die LGS bekannt genug außerhalb?
Knoll: Am Anfang haben wir den Spessart, die Aschaffenburger Gegend nicht erreicht. Da haben wir mit Marketing nachgelegt. Jetzt können wir wirklich sagen, dass der Besuch aus dem 200 Kilometer-Umkreis passt, absolut. Wo wir immer noch Schwierigkeiten haben, ist mit Besuchen von weiter weg. Da wird uns sehr oft gesagt: Es gibt in Würzburg keine Kapazitäten, wir bekommen nichts. Diejenigen, die mit dem Bus anreisen und übernachten wollen, finden keine Unterkünfte. Einige Busunternehmer aus dem Allgäu machen zwar tatsächlich Tagesfahrten hierher, aber das ist für die Gäste nicht ideal. Die fehlenden Bettenkapazitäten – da muss ich ehrlich sein, das hat uns schon überrascht.
Wie ist aktuell der Stand – wie viele Besucher waren bislang da?
Knoll: Wir liegen momentan bei 550.000.
Oh, da muss sich in den nächsten 40 Tagen aber noch was tun, wenn Sie jetzt 700 000 erreichen wollen.
Ja, aber der September wird schön. Man merkt es auch: Seit es auch nur annähernd in der Frühe etwas kühler ist, läuft es wieder.
Sie sprechen viel über die Hitze. Andere Gartenschauen hatten auch nicht immer das perfekte Wetter. Ein Sommer kann völlig verregnet und kühl sein.
Knoll: Regen macht den Besuchern weniger aus, dagegen kann man sich mit Kleidung schützen. Gegen Hitze hilft wirklich nichts. Das hat uns wirklich getroffen. Mir tut das leid: Wir haben unendlich gewässert und nachgepflanzt. Rein gärtnerisch ist es jetzt gerade auf dem Gelände wirklich schön, ein Traum.
Wenn Sie mit 950.000 kalkuliert haben, jetzt noch von 700.000 Besuchern ausgehen – was heißt das finanziell? Klingt nach roten Zahlen.
Knoll: Das ist der Punkt, an den ich jetzt noch nicht ran möchte. Man muss unterscheiden zwischen den Besucherzahlen und den finanziellen Ergebnissen. Wir haben noch viele Karten bei Drittanbietern als Kommissionsware im Umlauf, abrechnen können wir wirklich erst zum Schluss. Wir haben einen ganz guten Puffer durch den Dauerkarten-Verkauf aufgebaut. Aber wenn ich jetzt eine Zahl sage, da kann ich nur daneben liegen.
Vor einer Woche kamen 9000 Leute zum Lichterfest– bei gelöster, schöner Stimmung. Hätten Sie so einen Publikumsrenner einfach schon viel früher gebraucht?
Knoll: Im Nachgang ist das immer schwierig zu sagen. Hätte – die Frage stellt man sich als Gartenschaumacher, die Frage stellen sich die, die das Kulturprogramm gemacht haben auch. Wir hatten ein schönes Programm, die Abendveranstaltungen waren alle attraktiv. Wenn man auf dem Gelände ist: Die Stimmung ist toll, die Besucher sind insgesamt eher zufrieden. Wir haben hier einen Park mit einer unheimlichen Ausstrahlung. Das ist schon unser grundsätzliches Thema: Wir sind ziemlich modern mit diesem Park. Die einen verstehen es, die anderen möchten lieber eine Blumenschau im Rosenschloss.
Der stimmungsmäßig, sagen wir es vorsichtig, wirklich nicht gerade gute Start...
Knoll: ...der hat uns den Anfang schwer gemacht, ja. Dass wir aufgrund der optimalen Weinlage zwei Wochen früher begonnen haben als bei anderen Landesgartenschauen, war durch den Schnee Ende April dann schon ein Problem. Das hat uns kalt erwischt.
Die Stimmung hat sich gehalten, die Kritik ließ nicht nach.
Knoll: Wir empfinden das anders, und erleben auch, dass sich viele Besucher jetzt begeistert bei uns äußern. Allein die beiden Bähnchen– die machen den Besuchern einfach Freude. Was man sagen muss: Die Diskussionsforen werden grundsätzlich durch Social Media immer offener, immer unkalkulierbarer. Mir tut das leid für Würzburg, es ist einfach ein so traumhafter Park.
Machen Sie jetzt noch Extra-Anstrengungen? Versuchen, die Landesgartenschau außerhalb doch bekannter zu machen?
Knoll: Wir sind jetzt schon noch mal sehr in Hessen aktiv und gehen auf Busunternehmer zu. Wir sind auch mit der Stadt Würzburg im Gespräch und versuchen, zu reagieren. Einige Delegationen werden noch hierherkommen, wir wollen Würzburger Starköche einbinden und – auch für die Auswärtigen – die Stadt von ihrer kulinarischen Seite zeigen. Wir versuchen schon noch, die Zahlen nach oben zu bekommen. Den Ehrgeiz haben wir.
So beliebt waren Bayerische Landesgartenschauen
2018 Würzburg: ursprünglich kalkuliert 950.000 Besucher, jetzt erhofft 700.000 Besucher
2016 Bayreuth: 900.000 Besucher
2014 Deggendorf: 805.000 Besucher
2012 Bamberg: 1,1 Millionen Besucher
2010 Rosenheim: 1,04 Millionen Besucher
2008 Neu-Ulm: 800.000 Besucher
2006 Marktredwitz mit Cheb/Eger (Tschechien): 525.000 Besucher
2004 Burghausen: 910.000 Besucher
2002 Kronach: 630.000 Besucher
2000 Memmingen: 1,3 Millionen Besucher
1990 Würzburg: 2,5 Millionen Besucher; die fünfte Landesgartenschau seit der Premiere 1980 hält immer noch deutlich den Besucherrekord.
Aber nur, weil ich die ehemaligen Leighton Barracks und zukünftige Nutzung kannte, und dadurch die Konzeption kenne und verstehe.
Nur die wenigsten "Auswärtigen" kannten anfangs diese Konzeption und erwarteten eine klassische Blumenschau. Vieles, was von Anfang an hätte da sein sollen, wurde erst im Laufe der Zeit nachgebessert: Speisen-Preise, -Angebot, -Menge; Erläuterungen zum Konzept; Öffnungszeiten; "`s Bähnle"; Parkgebühren; Einbeziehung des "Towers" ins LGS-Gelände; etc.
Wenn der aktuelle Stand (Erläuterungen, das Bähnle (wegen technischer Probleme fährt nur eine, die andere ist ausgefallen), besseres Speisenangebot, bessere Information, längere Öffnungszeiten - gerade bei der Gastronomie) von Anfang an angeboten worden wäre, wären die Besucherzahlen sicher besser ausgefallen.
Was immer wieder moniert wird und sich kaum noch ändern wird: es fehlt Schatten, vor allem bei Wetter wie in den letzten Wochen.
Zuletzt hört man aber nicht mehr viel von ihm. Anscheinend hat man Ihn ob seiner an den Tag gelegten Arroganz aus der ersten Reihe zurückgezogen....
Ich finde den Eintrittspreis sehr hoch. Vor allem gibt es keine Feierabendtickets. Außerdem hätte ich den Hafensommer in diesem Jahr in die LGA verlegt. Würzburg macht sich kulturell ständig selbst Konkurrenten.
von daher kommt nie Freude auf, wenn sinnlos unser aller Geld verbrannt wird