zurück
Würzburg
Arena in Würzburg: Wie Corona den Bau der Multifunktionshalle trifft
Die Pandemie hat auch die Errichtung einer Multifunktionshalle in Würzburg gestoppt. Doch am Ziel halten die Beteiligten unverdrossen fest. Was der aktuelle Stand ist.
Eine Visualisierung der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg von der Projektgesellschaft, die mit dem Bau beauftragt ist und für die Bauherrin Zukunftsstiftung Würzburg handelt.
Foto: Arena Würzburg Projektgesellschaft | Eine Visualisierung der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg von der Projektgesellschaft, die mit dem Bau beauftragt ist und für die Bauherrin Zukunftsstiftung Würzburg handelt.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:20 Uhr

Ja, sie leben noch. Die Pläne für eine moderne Multifunktionshalle in Würzburg mögen derzeit vielleicht am Tropf hängen, vielleicht sogar an der Herz-Lungen-Maschine - aber es gibt noch (und wieder) Lebenszeichen. Die Zukunftsstiftung Würzburg, die die Halle bauen will und die zuvorderst von s.Oliver-Eigentümer Bernd Freier ins Leben gerufen worden war, hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt und den Stadtrat in einem mehrseitigen Schreiben über den Stand der Dinge informiert. Der Brief liegt dieser Redaktion vor - und ihm zufolge bedeutet die Wasserstandsmeldung: Die Bestellung eines Bestatters für dieses Projekt wäre derzeit verfrüht.

Das Coronavirus und die Folgen haben auch die Pläne für zigmillionenschwere Großprojekte ins Stocken gebracht. Seit Jahrzehnten wurde immer wieder großspurig von vielen, die sich an so einem Projekt versucht haben, angekündigt, in Würzburg eine multifunktionale Arena zu bauen - und genauso regelmäßig wurden diese Ankündigungen stets im möglichst kleinen Kreis ganz still wieder beerdigt.

"Ohne Corona würde sich die Arena mit großer Sicherheit nun in der Bauphase befinden."
Thomas Oehler, Geschäftsführer der "Arena Würzburg Projektgesellschaft"

Vor ziemlich genau einem Jahr aber verkündete Thomas Oehler, Geschäftsführer der von der Stiftung mit dem Bau beauftragten "Arena Würzburg Projektgesellschaft", die Verhandlungen mit zukünftigen Betreibern seien derart vorangeschritten, dass der Vertrag mit einem Bewerber fast unterschriftsreif sei und die Bagger bald anrollen würden.

Dann nahm Sars-CoV-2 die Welt in den Würgegriff. "Ohne Corona würde sich die Arena mit großer Sicherheit nun in der Bauphase befinden", sagt Oehler heute.

In dem Schreiben an die Stadt betont die Stiftung nun vor allem die Rolle des gewünschten Betreibers, der "pandemiebedingt seine mehrere hundert Spielstätten (Arenen, Stadien, Theater) weltweit geschlossen hat und vorerst keine verbindlichen Entscheidungen hinsichtlich eines derart umfangreichen Engagements in ein völlig neues Projekt wie der Arena Würzburg treffen kann". Was so viel heißt wie: Kein seriöses Unternehmen dieser Branche nimmt derzeit eine zweistellige Millionensummen in die Hand, um ein Experiment zu wagen - jedenfalls nicht, wenn es nicht weiß, wann es mit Veranstaltungen (und damit dem Geldverdienen) beginnen kann.

Standort der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg.
Foto: Grafik Projektgesellschaft | Standort der geplanten Multifunktionsarena in Würzburg.

Der von den Würzburgern favorisierte Kandidat ist nach Recherchen dieser Redaktion SMG, ein Unternehmen, das schwerpunktmäßig in den USA und in Großbritannien bedeutsame Arenen betreibt und vermarket. Die Firma mit Muttersitz in Philadelphia gilt seit über 30 Jahren als der weltweit angeblich größte und erfahrenste „Full-Service-Dienstleister“. Der Branchenjargon bedeutet nichts anderes, als dass SMG sich um alles kümmert. Das Unternehmen managt über 200 Stadien, Arenen, Messe- und Kongresszentren weltweit.

SMG soll nicht nur Betreiber sein, sondern seine branchenspezifischen Extrawünsche  - Regelung des Besucherstroms, Küchenausstattung, Ausbau der Räumlichkeiten und mehr - letztlich auch selbst bezahlen. Durch solche Extrawünsche waren die anfangs auf etwa 35 Millionen Euro kalkulierten Baukosten der Arena auf dann fast doppelt so hohe Gesamt-Projektkosten gestiegen. "Das hohe Interesse an einer Zusammenarbeit mit unserer Projektgesellschaft und dem Standort wurde von dem potenziellen Betreiber trotz der Pandemie nicht infrage gestellt", sagt Stefan Rühling, Vorstandsvorsitzender der Zukunftsstiftung. Im Gegenteil, so Rühling: "Er bekräftigt weiterhin den Wunsch nach einer Realisierung der Arena Würzburg."

Und was sagt die Stadt, die ja zugesagt hatte, auf Dauer zwölf bis 15 Millionen Euro zuzuschießen, durch Infrastrukturmaßnahmen und die Übernahme von Zins und Tilgung eines Darlehens, das die Projektgesellschaft trotz der Stiftung für den Bau aufnehmen muss? Ende 2020, als es zuletzt öffentlich um das Projekt ging, gaben sowohl der OB als auch sein Kämmerer und der Stadtrat ein mehrheitlich klares Bekenntnis für die Arena ab. Es wird spannend sein zu sehen, wie OB und Stadtrat auf das aktuelle Schreiben reagieren.

Die Hoffnung: Womöglich gelingt es, in Würzburg die vielleicht erste Pandemie-sichere Veranstaltungsarena in Deutschland, vielleicht sogar in Europa, zu bauen. Denn sämtliche Hygienevorgaben derzeit fließen direkt in die Planungen ein. Diese sehen auch vor, dass die Halle "frühestens Ende 2023/Anfang 2024 eröffnet werden" könnte, wie es in dem Brief an die Stadt heißt. Und sie soll aufgrund der schwierigen Pandemie-Situation auch etwas abgespeckt werden: Statt den zunächst vorgesehenen 8000 Menschen bei Konzerten ohne Innenraumbestuhlung sollen jetzt noch 7000 Besucher Platz finden, mit Stühlen 5500 statt 6000. Und beim Basketball soll die Arena 6000 Menschen fassen können.

Zusätzlich sind die Extra-Wünsche teils reduziert worden. Ein eigens geplantes Konferenz-Center für Firmen soll wegfallen, dafür sollen die "großzügigen Hospitality-Bereiche" genutzt werden. Also jene Räume, in denen sich in modernen Arenen und Stadien die sogenannten ganz wichtigen Personen (VIPs) und Sponsoren tummeln.

Visualisierung eines Basketballspiels in der geplanten Arena.
Foto: Arena Würzburg Projektgesellschaft | Visualisierung eines Basketballspiels in der geplanten Arena.

"Für eine verbindliche Ausgestaltung der Verträge muss das Ende der Pandemie in greifbare Nähe rücken und eine klare Perspektive für eine wirtschaftliche Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs gegeben sein", sagt der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, Thomas Oehler. 

Derzeit ist die geplante Halle nahe des Hauptbahnhofs, östlich der Grombühlbrücke, also in einer Art Moratorium. So steht es auch im Brief an die Stadt, und es bedeutet nichts anderes als: Etwas wird aufgeschoben. Man könnte also auch sagen: Das Projekt Multifunktionsarena in Würzburg hat aktuell offenbar noch eine Galgenfrist.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Thomas Brandstetter
Multifunktionsarena Würzburg
Bau
Bernd Freier
Branchenzugehörigkeit
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Christian Schuchardt
Gewissen
Kämmerer
Nordamerika
Pandemien
Stadträte und Gemeinderäte
Städte
Tilgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • S. T.
    Ein Veranstaltungsort für mittlerere Acts (400-1000) als integrierte kleinere Halle wäre eine sinnvolle Ergänzung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. T.
    Galgenfrist? Oh my...
    Das Wort verkehrt ja den kompletten Artikel bzw. die beschriebene Lage ins Gegenteil!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich freue mich auf die Halle, Würzburg würde diese gut zu Gesicht stehen. Allerdings fehlt mir ein entsprechendes Parkkonzept...
    Oder es ist mir entgangen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Nicht nur am Autos denken, es gibt noch Fußgänger, Fahrrad, E-Roller, ÖPNV, Park&Ride, usw. Auto nutzt Parkaum sehr ineffizient und versiegelt große Flächen.

    https://www.zukunft-mobilitaet.net/78246/analyse/flaechenbedarf-pkw-fahrrad-bus-strassenbahn-stadtbahn-fussgaenger-metro-bremsverzoegerung-vergleich/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Jetzt erst Recht! Es kommen auch wieder bessere Zeiten und WÜ benötigt die Halle. Sei es für die Baskets, "Wölfe" und endlich wieder mal KONZERTE! grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. N.
    Aber nur mit Impfung und vorzeigen des Impfpasses. Sonst geht das doch nicht,so wollen es unseren Damen und Herren doch haben. Über den Eingang hängt dann ein Schild: Einlass nur für Geimpfte.
    An was errinnert mich das bloß? Kein Einlass für ........!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. T.
    Vollkommen ohne Zusammenhang...
    An was erinnert mich das nur?Ah...jetzt...Weltverschwörung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten