
Fast 20 Jahre ist es her, dass die Außenstelle der Rupert-Egenberger-Förderschule von Frickenhausen nach Sommerhausen verlegt wurde. Nun soll die Förderschule für mindestens zwei Jahre wieder an den alten Standort zurückkehren. Das beschloss der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung. Für die finanzschwache Gemeinde Frickenhausen bedeutet der Deal eine gewaltige finanzielle Entlastung und verschafft ihr zugleich Zeit für die Suche nach einer Folgenutzung für das ehemalige Grundschulgebäude.
Die Verlagerung nach Sommerhausen im Jahr 2004 hatte der damalige Bürgermeister Fritz Steinmann als politischen Sieg gefeiert. Nach Schließung der dortigen Hauptschule suchte er nach einer Nachnutzung für das verwaiste Schulhaus und fand im Landkreis Würzburg, dem Träger der Förderschule, einen potenten Mieter. Die Klassen waren zuvor in Frickenhausen teilweise in einem Behelfsbau aus den 1970er Jahren untergebracht, der als nicht mehr sanierungsfähig galt.
Die Gemeinde Sommerhausen hat den Mietvertrag mit dem Landkreis Würzburg gekündigt
2021 hatte die Gemeinde Sommerhausen allerdings ihrerseits Eigenbedarf an dem Gebäude angemeldet und den Mietvertrag gekündigt. Ende des laufenden Schuljahrs musste die Förderschule, in der rund 60 Schülerinnen und Schüler unterrichtet wurden, ausziehen.
Als Reaktion auf die Kündigung hatte der Kreistag 2021 beschlossen, in Gaukönigshofen eine neue Förderschule zu bauen. Die Kostenschätzung lautete damals auf rund 9,3 Millionen Euro. Die Förderschule in Sommerhausen und eine weitere Außenstelle in Gelchsheim sollten in dem neuen Schulhaus unweit der Mittelschule Gaukönigshofen vereint werden.
So schnell, wie ursprünglich erhofft, kam der Neubau allerdings nicht zustande. Frühestens im Herbst des Jahres 2026 soll das neue Schulgebäude in Gaukönigshofen bezugsfertig sein. Bis dahin, so der ursprüngliche Plan, sollten die Förderklassen in einem Containerbau unterkommen, der auf einem Parkplatz an der Ochsenfurter Berufsschule errichtet werden sollte. Dass sich mit dem Frickenhäuser Schulhaus nun eine andere Lösung aufgetan hat, bezeichnet Landrat Eberth als "echte Win-win-Situation" und "sehr sinnvolle, schöne Alternative zur Containerlösung".
Die Grundschule Frickenhausen wurde 2016 geschlossen
Die Grundschule in Frickenhausen war 2016 nach einer kontroversen Diskussion in der Bevölkerung geschlossen worden. Die Grundschulklassen mussten in die Grundschule Eibelstadt umziehen, die ihrerseits vor einer Generalsanierung stand. Deshalb nutzten zwei Jahrgänge bis zum Ende der Sanierung weiterhin das Schulgebäude in Frickenhausen.
Nach dem Auszug der Grundschüler zog im Frühjahr 2021 der Kindergarten Frickenhausen in das Ende der 1960er Jahre errichtete Schulgebäude, weil die Kindergartengebäude ihrerseits saniert und erweitert werden sollten. Seit Ende der Sanierung im Herbst 2022 steht die Grundschule wieder großenteils leer. Lediglich Aula und Turnhalle werden regelmäßig von örtlichen Vereinen genutzt. Ein Verkauf oder eine andere wirtschaftliche Nutzung kamen bislang nicht zustande.
Bürgermeister Günther Hofmann nennt es deshalb einen Glücksfall, dass der Landkreis Interesse an dem Schulgebäude bekundet hat. "Wir sind froh, dass wir dem Landkreis und der Förderschule helfen können und gleichzeitig als Gemeinde davon profitieren", so Hofmann gegenüber der Redaktion. Obwohl der Umzug erst zum Beginn des Schuljahrs 2024/25 geschehen soll, gilt der Mietvertrag bereits ab dem 1. November 2023.
Dem Landkreis Würzburg kostet die Nutzung der Frickenhäuser Grundschule knapp 600.000 Euro
Das Gebäude sei zwar insgesamt in einem guten Zustand, müsse aber den Bedürfnissen der Förderschule angepasst werden, teilte der Liegenschaftsverwalter des Landratsamts, Andreas Lober, in der Kreistagssitzung mit. So müssten beispielsweise neue Toiletten eingebaut und eine Fluchttreppe installiert werden. Auch Internetanschlüsse für die Klassenzimmer und die Anbindung ans Behördennetz seien erforderlich. Die geplanten Kosten für Ertüchtigung und Umzug schätzt Lober auf rund 300.000 Euro.
Insgesamt biete das Schulgebäude 2400 Quadratmeter Mietfläche. Bei einem Mietpreis von 3,33 Euro pro Quadratmeter entspräche das für die Gemeinde Frickenhausen monatlichen Mieteinnahmen von 8000 Euro oder 288.000 Euro für die gesamte dreijährige Mietdauer. Auch den Bauunterhalt und die Nebenkosten will der Landkreis während dieser Zeit übernehmen. Außerdem soll es den Vereinen erlaubt sein, die bisher zur Verfügung gestellten Räume weiterhin zu nutzen.
Umscheid: Die Anmietung der Grundschule ist deutlich günstiger als eine Containerlösung
Trotz Gesamtkosten von knapp 600.000 Euro, die die Anmietung der Grundschule Frickenhausen dem Landkreis kosten wird, sei dies, verglichen mit der geplante Containeranlage, die deutlich günstigere Lösung, teilt der Leiter der Kreisverwaltung, Martin Umscheid, auf Anfrage der Redaktion mit. Dies sehen offenbar auch die Kreistagsmitglieder so, die den vereinbarten Modalitäten geschlossen zustimmten.