
Lange war im Gemeinderat um die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens in Frickenhausen gestritten worden. Zur Einweihung des "Kinderhauses Mainzwerge" hat sich dieser Zwist offenkundig in Wohlgefallen aufgelöst. Bürgermeister Günther Hofmann nennt den neuen Kindergarten "ein gelungenes Werk" und "etwas Großes und Wichtiges für die Gemeinde und ihre Bürger". Stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer spricht von einem "wunderbaren Ort mit super Außengelände". Zufrieden mit dem Werk zeigt sich auch Benjamin Rösch, der Vorsitzende des Elternbeirats, der die Bauphase kritisch begleitet hatte.
Für die finanzschwache Gemeinde sind die 2,5 Millionen Euro, die das Projekt gekostet hat, ein gewaltiger Kraftakt; trotz der staatlichen Zuschüsse, die rund die Hälfte der Baukosten betragen. Der Eigenanteil entspricht einem Vielfachen der freien Finanzspanne, die der Gemeinde im Durchschnitt der letzten Jahre zur Verfügung stand. Das ist auch der wesentliche Grund, warum die Sanierung des Kindergarten schon seit vielen Jahren auf der Warteliste stand.
Alter Kindergarten war heutigen Anforderungen längst nicht mehr gewachsen
Die Baugeschichte lässt Architekt Christian Küster Revue passieren. Sie beginnt im Jahr 1908 mit dem Bau der ersten "Kinderbewahranstalt". 1961 entstand ein moderner Anbau, an dem sich seither wenige verändert hatte. "Räumliche und pädagogische Defizite wurden immer größer", so Küster, "der energetische Zustand war völlig ungenügend." Ansprüchen an die frühkindliche oder die Mittagsbetreuung wurde der Kindergarten längst nicht mehr gerecht. Schnell sei klar geworden, dass der Abriss des alten Anbaus die sinnvollste Lösung sei.

Bürgermeister Hofmanns Vorgänger Reiner Laudenbach nahm die Sanierung endlich in Angriff. Der Gemeinderat entschied sich damals für einen erweiterten eingeschossigen Anbau. Nach der Kommunalwahl 2020 verwarf die Mehrheit des neuen Gemeinderats die Pläne wieder und beschloss einen zweistöckigen Anbau auf der Grundfläche des Vorgängergebäudes. Grund dafür sei unter anderem die Nähe zum Mainufer, sagt Bürgermeister Günther Hofmann. Das Wasserwirtschaftsamt habe deutlich gemacht, dass eine weitere Bebauung im Ausdehnungsbereich des Mains nicht genehmigungsfähig sei, weil dadurch die Folgen eines Hochwassers verschärft würden.
Der Neubau wurde nun so konzipiert, dass er einem 20-jährlichen Hochwasser standhält und mit montierbaren Verschlüssen vor den Fenstern auch vor einer 100-jährlichen Flut geschützt werden kann. Nur für den Altbau sei ein umfassender Hochwasserschutz nicht realisierbar gewesen, so Hofmann.
Kindergarten zog für eineinhalb Jahre in die Grundschule um
Beim Bau kam der Gemeinde das leerstehende Grundschul-Gebäude gelegen. Nachdem die Frickenhäuser Grundschule vor einigen Jahren aufgegeben wurde, diente das Gebäude am Rand der Weinberge hoch über dem Dorf zunächst vier Jahre lang als Ausweichquartier für Klassen der Grundschule Eibelstadt, die zu der Zeit saniert wurde. Nach den Grundschülern zog der Kindergarten ein.
Die reine Bauzeit habe so auf eineinhalb Jahre begrenzt werden können, sagt Bürgermeister Günther Hofmann. Sein Dank gilt dabei vor allem den Mitarbeiterinnen der Kita und den Eltern, die den Umzug in die Grundschule und zurück maßgeblich bewerkstelligt haben. Im November 2022 konnte der neue Kindergarten bereits bezogen werden. Das Außengelände wurde erst kürzlich fertiggestellt, vor allem durch die Mitarbeiter des Gemeindebauhofs, was Kosten gespart hat.
Die Kinderkrippe ist nun im Altbau untergebracht, zwei Kindergartengruppen im neuen Anbau, dazu noch Büros für die Mitarbeitenden, ein Turnsaal und ein Speiseraum mit Verteilküche. Insgesamt Platz für 62 Kinder bietet das neue Kinderhaus Mainzwerge, sagt Leiterin Iris Schweizer. 48 davon seien aktuell belegt. Die Trägerschaft für den Kindergarten hatte die Gemeinde vor Jahren schon der Arbeiterwohlfahrt übergeben.
Kindergarten als Grundstein für Bildung und soziale Kompetenz
Christine Haupt-Kreutzer erinnert in ihrem Grußwort an die Bedeutung des Kindergartens für die Gemeinde. Hier werde der Grundstein für Bildung und soziale Kompetenz der Kinder gelegt, sagt sie. "Wir können dabei die Herausforderung des Personalmangels nicht ausblenden, aber ein ansprechendes Gebäude ist auch hier sicher hilfreich", so Haupt-Kreutzer.
"Kinder sind die Zukunft eines Ortes und hier hat Frickenhausen sicher die Weichen richtig gestellt", sagt Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib. Zugleich erinnert er daran, welche gewaltige Herausforderung der Bau eines Kindergartens für eine finanzschwache Gemeinde darstellt. Zwar habe sich die Förderung von Bau- und Betriebskosten in jüngerer Zeit verbessert, dennoch meint Halbleib: "Hier hat die Politik in Bayern noch Hausaufgaben zu leisten."