
Für Claudia Schmitt und Margarete Burtz war es ein sehr emotionaler Moment, als sie am Freitag ihre letzten Schüler verabschiedeten. Mit der Zeugnisausgabe am letzten Schultag endete in Frickenhausen eine Stück Schulgeschichte.
Fast zur gleichen Zeit entschied die Versammlung des Schulverbands dessen Auflösung. Claudia Schmitt war seit 1984 an der Schule tätig, seit 2004 als dessen Leiterin. Margarete Burtz verbrachte 22 Jahre ihres Berufslebens dort. „Ein paar Taschentücher hab ich schon verbraucht“, erzählt Claudia Schmitt, „und es werden wohl noch einige hinzukommen.“
34 Schüler waren dort zuletzt in zwei jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet worden. Die Frickenhäuser Grundschule galt damit als die kleinste Unterfrankens. Mit öffentlichem Protest und einer Unterschriftensammlung hatten sich Eltern vergeblich gegen ihre Schließung gewehrt. Im Frühjahr fiel die Entscheidung des Gemeinderats, die Schule und damit den Schulverband aufzulösen.
Neben Schülern aus Frickenhausen waren dort auch Kinder aus den Ochsenfurter Ortsteilen Zeubelried und Erlach unterrichtet worden. Stattdessen will Frickenhausen dem Schulverband Eibelstadt beitreten, dem schon Sommerhausen und Winterhausen angehören. Der Schulverband wäre dann deckungsgleich mit der Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt.
Widerstand
Doch die Schule wird noch gebraucht, drei Jahre zumindest. So lange soll die Generalsanierung des Eibelstadter Schulhauses dauern. Die beiden dritten und die beiden vierten Klassen sollen während dieser Zeit in Frickenhausen unterrichtet werden. Doch dagegen regt sich Widerstand aus dem Eibelstadter Elternbeirat.
Bei einer Besichtigung in Frickenhausen hatten die Eibelstadter Eltern verschiedene Sicherheitsmängel kritisiert. „Das Gebäude ist weit weg von einem für die Kinder angenehmen Zustand, von der Verkehrssicherheit ganz zu schweigen“, sagt Lars Kraus, einer der Väter. So gebe es an verschiedenen Gefahrenstellen keine ausreichende Absturzsicherung. Die Außentreppen seien aufgefroren, die Schwingfenster nicht ausreichend unfallgeschützt.
Schlechter Zustand
In der Tat ist es um den baulichen Zustand der Schule nicht zum Besten bestellt. Eine fällige Sanierung schiebt die Gemeinde angesichts knapper Kassen und einer ungewissen Zukunft seit Jahren vor sich her. Von eklatanten Sicherheitsmängeln allerdings könne keine Rede sein, sagt Bürgermeister Reiner Laudenbach und versichert: „Wir machen alles, was nötig ist, um der Sicherheit gerecht zu werden.“
Für die Kinder, die ab dem kommenden Schuljahr den Schulort wechseln müssen, bedeutet die Auslagerung einen erheblichen Zeitverlust. Eine Dreiviertelstunde sind die Erst- und Zweitklässler aus Frickenhausen künftig nach Eibelstadt unterwegs. Gleiches gilt für die älteren aus Eibelstadt, die mit dem Bus nach Frickenhausen fahren müssen.
„Das ist für uns nicht das Hauptproblem“, sagt die Eibelstadter Elternbeiratsvorsitzende Katrin Dornberger. Schwerer wiegt für sie, dass die Eltern bisher nur unzureichend informiert worden seien und man ihre Vorschläge ignoriert habe.
So habe der Elternbeirat im Frühjahr schon darum gebeten, mit der Auslagerung der Klassen zu warten, bis tatsächlich mit den Bauarbeiten begonnen wird. Erst in seiner letzten Sitzung Mitte Juli habe der Bauausschuss des Stadtrats endgültig über einen geplanten Anbau ans Eibelstadter Schulhaus entschieden.
Jetzt werden die Eingabepläne erarbeitet und zur Genehmigung vorgelegt. Im Frühjahr 2017 soll Baubeginn sein. So lange zumindest hätte man mit der Verlagerung warten können, meint die Elternbeiratsvorsitzende. Inzwischen habe auch das Schulamt auf Anfrage erklärt, dass ein Umzug während des Schuljahres möglich wäre.
Taube Ohren
Im Eibelstadter Rathaus aber sei der Elternbeirat mit diesem Vorschlag auf taube Ohren gestoßen, sagt Dornberger und ärgert sich: „Als Elternbeirat wird man gern gesehen, wenn man zum Schulfest Kuchen backt und Kaffee ausschenkt, aber bei wichtigen Entscheidungen einbeziehen will man uns nicht.“ Andernorts sei dies üblich. Bürgermeister Markus Schenk war dazu am Freitag nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Im ehemaligen Schulverband Frickenhausen hat man inzwischen vollendete Tatsachen geschaffen und die Selbstauflösung beschlossen. Schulleiterin Claudia Schmitt war der finalen Verbandsversammlung fern geblieben – „Was soll ich da noch sagen“, meint sie.
Zusammen mit ihrer Kollegin Margarete Burtz hatte sie zuletzt die beiden Klassen unterrichtet. Was der Schule angesichts ihrer geringen Größe an Möglichkeiten fehlte, versuchten sie durch viel Zuwendung und eine beinahe familiäre Schulatmosphäre wettzumachen. Und das hätte auch gut noch weitere Jahre so funktioniert, sagt die Schulleiterin. Die Prognosen für die Schülerzahlen der nächsten Jahre seien stabil.
Zu einer kleinen Feier am Donnerstag waren sogar viele ehemalige Schüler gekommen, um sich bei ihren Lehrerinnen zu verabschieden. Nach Feiern ist ihnen am letzten Schultag nicht zumute. Beide werden ab dem kommenden Schuljahr als mobile Reserve tätig sein, Claudia Schmitt mit Sitz an der Grundschule Gaukönigshofen, Margarete Burtz von Aub aus. Ihnen war angeboten worden, an die Grundschule Eibelstadt zu wechseln und so möglicherweise weiter in Frickenhausen tätig zu sein, aber: „Das hätte ich schon rein emotional nicht gekonnt,“ so Schmitt.
Pläne fürs Schulhaus
In Frickenhausen macht man sich inzwischen Gedanken, was mit dem Schulhaus passieren soll, wenn es nach der Generalsanierung in Eibelstadt nicht mehr gebraucht wird. Bürgermeister Reiner Laudenbach will es demnächst öffentlich zum Verkauf anbieten und hofft auf einen Interessenten, der das Gebäude zu Wohnungen umbaut.
Bauliche Maßnahmen seit 1992
Neubau von 4 zusätzlichen Klassenzimmern. Brandschutz für Schule und Turnhalle. Neue Fenster mit 3-fach Verglasung. Energetisch wurde die gesamte Schule mit einer Dämmung verkleidet. In der Turnhalle wurde ein neuer Sportboden eingebaut und die Beleuchtungsanlage erneuert. Nachdem Die gesamte Schule energetisch Aufgerüstet wurde kann eine kleinere Heizung eingebaut werden. Dies war im Haushalt 2014 vorgesehen und sollte in den Großen Ferien eingebaut werden.
All diese Maßnahmen wurden durchgeführt um die Schüler aus Frickenhausen sofort aufzunehmen.
Heinz Koch Eibelstadt
In Frickenhause, wie anderswo herrscht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Ein privater Investor für wirklich sozialen Wohnraum wird sich kaum finden lassen. Frickenhausen ist permanent finanzschwach.
Wann endlich begreift auch der letzte Bürgermeister & d. Letzte Gemeinderat, dass ein weiterwursteln in dieser Konstellation nicht mehr möglich ist. Wenn die Frickenhäuser schon nicht mit (was naheliegend wäre) Ochsenfurt zusammengehen wollen, dann wäre doch die Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Eibelstadt ein Auffangbecken nicht nur für Frickenhausen um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.