Kaum Regen und hohe Temperaturen: Der Klimawandel zeigt deutlich, wo die Reise hingeht. Das trifft auch die Bäche und Flüsse im Landkreis und in der Stadt Würzburg. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hatte die Regierung von Unterfranken Anfang August die "Warnung" für den Main ausgesprochen. Generell ruft die Bezirksregierung zur sparsamen Verwendung von Wasser auf und empfiehlt, auf das Rasensprengen zu verzichten.
Was bedeutet das für die Bäche in und um Würzburg?
Der "Alarmplan Main – Gewässerökologie" der Regierung von Unterfranken, der die Beschränkung von Wasserentnahmen regelt, habe auch "Signalwirkung für die kleineren Gewässer im Landkreis", teilt das Umweltamt des Landkreises Würzburg auf Anfrage mit. Die Situation werde täglich neu bewertet. Dabei ist auch die Einschätzung des Wasserwirtschaftsamtes maßgeblich. "Entsprechende Verbote würden dann über eine Allgemeinverfügung verhängt", so das Landratsamt. Stand Mittwoch ist das nicht der Fall, doch die Frage ist, wie lange das noch so bleibt.
Wie ist der Zustand der Bäche in und um Würzburg?
Bachpate Matthias Hampl macht sich große Sorgen um die Bäche in und um Würzburg, gerade um die Kürnach und Pleichach. "Die seit Monaten anhaltende Trockenheit und große Hitze lässt die Bäche zu Rinnsalen verkümmern", sagt er. "Die Kürnach führt noch ausreichend Wasser, wobei es auch immer weniger wird, wenn man genau hin sieht. An der Pleichach hingegen sieht es ganz anders aus und die Lage spitzt sich mit jeder weiteren trockenen Woche gefährlich zu."
Wenn die Fische sich in den verbleibenden tieferen Bereichen im Bach sammeln, können sie einander laut Hampl nicht ausweichen oder sich verstecken. Die Folge: Überlebenskampf. Auch wegen des Sauerstoffmangels im Wasser durch die Wärme seien die Wasserlebewesen in großer Gefahr. "Ich weiß nicht, wie lange ein Leben in unseren Bächen noch weiter existieren kann. Auch ein heftiges kurzfristiges Regenereignis würde nichts an der kritischen Situation ändern", so die Einschätzung des Bachpächters in Würzburg.
Auch dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg, das für Würzburg zuständig ist, bereitet die anhaltende Trockenheit und die dadurch niedrigen Abflüsse der Bäche "größere Sorgen", schreibt der Abteilungsleiter für Würzburg Stadt und Land, Christoph Kormann, auf Anfrage dieser Redaktion. Aktuell sei "aufgrund der sich verschärfenden Situation" beabsichtigt, die erlaubnisfreien Wasserentnahmen einzuschränken. "Wir werden den Kreisverwaltungsbehörden kurzfristig vorschlagen, eine Allgemeinverfügung zu erlassen, in welcher der Gemeingebrauch eingeschränkt wird", so Kormann.
Welche Wasserentnahme ist erlaubt?
Noch ist erlaubt, für den sogenannten Gemeingebrauch Wasser aus den Bächen zu entnehmen. Das regelt das Bayerische Wassergesetz. Unter den Gemeingebrauch fallen das Schöpfen mit Handgeräten, also Eimern und Gießkannen, und der Gebrauch von Handpumpen. Wer mehr Wasser entnehmen will, also etwa mit einer elektrischen Pumpe, braucht dafür immer eine Genehmigung durch die Stadt oder das Landratsamt, die eine Beurteilung durch das Wasserwirtschaftsamt einholen.
Wie viele Genehmigungen gibt es aktuell in Stadt und Landkreis Würzburg?
Aktuell gibt es im Landkreis drei solcher Genehmigungen im Umfang von maximal 50 bis 400 Kubikmetern jährlich, wie das Landratsamt mitteilt: "Die tatsächlichen Entnahmemengen sind zum Teil viel geringer." Die Genehmigungen haben Sportvereine, Privatpersonen und Betriebe inne. Im Stadtgebiet Würzburg gibt es an der Pleichach aktuell eine, an der Kürnach drei Entnahmeerlaubnisse. "Davon werden nur noch drei genutzt, die alle neben der Entnahme auch die Wiedereinleitung des Wassers nach Speisung von Teichen vorsehen", teilt die Stadt Würzburg auf Anfrage mit. Diese Genehmigung nutzen die Privatpersonen und eine Wohnungsbaugesellschaft demnach für die Fischzucht und ein Naherholungsangebot.
Welche Auflagen haben diese Genehmigungen typischerweise?
Jede Erlaubnis zur Wasserentnahme wird durch die zuständige Behörde grundsätzlich befristet und mit Auflagen erteilt, teilt das Landratsamt mit. Diese Auflagen betreffen die Beschränkung der maximalen Entnahmemenge, die Meldung der Entnahmemengen an die Behörde, verschiedene Aufzeichnungspflichten sowie Anforderungen an die technischen Entnahmevorrichtungen. Außerdem können die Untere Naturschutzbehörde oder die Fischereifachberatung weitere Auflagen mitgeben. "Es muss in jedem Fall sicher gewährleistet sein, dass für die Gewässerorganismen, vor allem für die Fische, genügend Wasser als Lebensraum zur Verfügung steht", so Christoph Kormann vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg.
Wie wird die Einhaltung von Genehmigungspflichten und Auflagen kontrolliert?
Nach Angaben des Landratsamtes wird die Einhaltung des Gemeingebrauchs nur stichprobenartig kontrolliert, durch "zufällige Ortseinsichten". Auch die Stadt Würzburg spricht von stichprobenartigen Kontrollen. Bei einem Besuch dieser Redaktion an der Pleichach in Versbach wurde ein Kontrolleur des Wasserwirtschaftsamts angetroffen.
Außerdem würden Hinweise aus der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen, denen "unverzüglich nachgegangen" werde, so das Landratsamt. Aktuell gibt es zwei Bußgeldverfahren wegen Pumpenverwendung im Landkreis Würzburg, über die aber noch nicht entschieden ist. Bei Verstößen gegen die Regeln oder Auflagen kann ein Bußgeld bis zu 50.000 Euro verhängt werden.
Man sieht beim Vorbeifahren die privaten Schläuche, die in den Bach laufen und hört den Betrieb der Pumpen. Von wegen Genehmigung!
Aussage vom Amt des Wassers:
" ist nicht nachgewiesen nach die Bachniederstände mit der Grundwasser Entnahme zusammenhängen"
mein Enkel glaubt noch an den Nikolausi,
Das Desaster stellt sich in dieser kritischen Zeit meist erst am Abend dar, wenn mit Sicherheit keine Behörden-Mitarbeiter/Kontrolleure unterwegs sind. Warum? Weil die vielen Gärten am Lauf der beiden Bäche erst abends gegossen werden. Und hierzu werden im Landkreis und auch bis Versbach oder Lengfeld kleine Staue errichtet, aus denen die Anwohner dann ihr Gieß-Wasser entnehmen.
Würde mich daher nicht wundern, wenn da abends ab 19.00 Uhr gar nichts mehr fließt.
Traurig ist auch, dass die Hauptzuflüsse wohl überwiegend durch eingeleitetes Kläranlagenwasser bestehen.
Wenn es solche Idealisten wie Matthias Hampel nicht gäbe, so würde diese ökologische Tragödie wohl niemand mitbekommen. Und wir haben jetzt erst Anfang August, der September wird noch kritischer.
Und überall sterben schon die Fische ??
p.s.: für alle, die's nit verstehe: Ironie!!