
Der Gipsweltmarktführer Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) möchte bei Altertheim im Landkreis Würzburg Bayerns größtes Bergwerk inmitten des geplanten Trinkwasserschutzgebiets "Zeller Quellen" errichten.
Die Krux: Das Bergwerk würde unterhalb eines der größten Grundwasservorkommen in Unterfranken gebaut werden. Das Wasser, das von Altertheim im westlichen Landkreis bis nach Würzburg fließt, versorgt die halbe Stadt sowie einige Umlandgemeinden mit Trinkwasser.
Noch während die Fachbehörden das Bergwerks-Vorhaben und die Erweiterung des Schutzgebiets prüfen, sagte Landrat Thomas Eberth in einem Social-Media-Video des Knauf-Konzerns, "Kernaussage" müsse "immer" sein, dass Trinkwasserschutz und Bergbau "zusammengehen kann". Unsere Autorin kritisierte die fehlende Zurückhaltung des Landrats.
Nun hat der Landrat auf den Vorwurf geantwortet:
Sehr geehrte Frau Kleinhenz,
am vergangenen Samstag habe ich mit Verwunderung Ihren offenen Brief an mich zur Kenntnis genommen. Durch den Text und das Foto vermitteln Sie den Eindruck eines vermeintlich abgehobenen und überheblichen Politikers, der sich angeblich über die Interessen der Menschen in der Region hinwegsetzt. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.
Als Landrat setze ich mich immer für meine Mitbürgerinnen und Mitbürger und den Landkreis Würzburg ein. In dieser Funktion bin ich nie neutral und beziehe mit Blick auf das Gemeinwohl natürlich Stellung. Ich wurde gewählt, um für die Menschen da zu sein. Bei Bedarf muss ich Kante zeigen und mögliche Konsequenzen von politischen und rechtlichen Entscheidungen aufzeigen. Wenn es um die Zeller Quellen und das Knauf-Bergwerk oder die Deponie geht, habe ich den Schutz von Umwelt, Natur und Trinkwasser im Auge, aber auch die notwendigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese ermöglichen soziale, kulturelle und sportliche Angebote – genauso wie beispielsweise Wohnungsbau, Jugendhilfe, öffentlichen Nahverkehr, Krankenhausleistungen und Trinkwasserversorgung.
Eberth: "Nicht ich als Landrat lege fest (...), ob ein Bergwerk errichtet werden darf"
Sie stellen richtigerweise fest, dass ich kein Wasserexperte bin. Dies muss ich auch nicht sein. Dafür habe ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über die notwendige Expertise verfügen. Dort, wo diese fehlt, wird das Wissen gutachterlich in Verfahren beigezogen. Auch Sie als Journalistin können die Gutachten nicht selbst bewerten. Von der Main-Post wünsche ich mir, dass die Verfahren objektiv, unvoreingenommen und ergebnisoffen begleitet werden. Ich hoffe, dass auch Sie sich auf alle Aussagen von Expertinnen und Experten verlassen und diesen Glauben schenken. Derer viele sind in den Verfahren, die das Wasserschutzgebiet betreffen, beteiligt. Die zuständigen Behörden haben auf Grundlage der Gutachten zu entscheiden, was im Rechtsrahmen zulässig ist und was nicht. Nicht ich als Landrat lege fest, wie groß ein Wasserschutzgebiet ist, ob eine Deponie betrieben oder ein Bergwerk errichtet werden darf.
Dies tun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den verschiedensten Stellen unserer Verwaltungen. Sie entscheiden unparteiisch, sachbezogen und im Rahmen der Rechtsordnung. Hierauf habe ich glücklicherweise keinen Einfluss. Solche Entscheidungen können dann in weiteren Verfahren einer rechtlichen Überprüfung durch unabhängige Gerichte unterzogen werden. Es ist mir sehr wichtig, dass hier nicht ein anderer Eindruck erweckt oder behauptet wird.
Als Verbandsrat der Fernwasserversorgung Franken und als Verbandsvorsitzender der Fernwasserversorgung Mittelmain bin ich für die Lieferung sauberen Trinkwassers in Nordbayern mitverantwortlich. Daher weiß ich, wie eine Trinkwasserschutzverordnung gestaltet ist und wie Verfahren ablaufen, um ein Trinkwasserschutzgebiet auszuweisen. Dies geschieht im Fall der Zeller Quellen bei uns im Landratsamt objektiv, faktenbasiert und frei von Emotionen.
Eberth: "Man erwartet von einem Landrat, dass er sich um (...) die Zukunft einer Region kümmert"
Regelrecht voreingenommen unterstellen Sie mir, einseitig Partei zu ergreifen, obwohl Ihre demokratische Aufgabe eine objektive und ergebnisoffene Berichterstattung wäre. Schließlich sind die vorliegenden Gutachten höchst komplex und sollten für Ihre Leserinnen und Leser aufbereitet werden, damit diese sich eine Meinung bilden können und nicht eine vorgefertigte Meinung präsentiert bekommen.
Hat es etwa auch einen faden Beigeschmack und einen Werbeeffekt, wenn ich Brose in Würzburg oder Danone in Ochsenfurt meine Aufwartung mache, um mich für die Rettung der Standorte und der Arbeitsplätze einzusetzen? Im Gegenteil: Man erwartet von einem Landrat, dass er sich um die Menschen und die Zukunft einer Region kümmert.
Sie schreiben richtigerweise, dass ich im Fall des Bergwerks keine Entscheidungskompetenz habe. Sie wissen also um meine Aufgaben und Funktionen im Verfahren. Sie wissen auch, dass ich eben nicht nur Leiter einer nachgeordneten Behörde bin, über der fachlich als Mittelbehörde noch die Regierung von Unterfranken steht und darüber das zuständige Fachministerium. Ich bin eben auch kommunal gewählter Landrat und Politiker. Erwarten Sie, dass ich diese politische Funktion in diesem Kontext nicht ausübe? Sie haben als Medium auch verschiedene Rollen – Berichterstattung und Meinung. Mir gestehen Sie diese Doppelrolle nicht zu.
Eberth: "(...) im ganzen Landkreis unterwegs, um von Unternehmerinnen und Unternehmern zu erfahren, wo der Schuh drückt"
Selbstverständlich bin ich im ganzen Landkreis unterwegs, um von Unternehmerinnen und Unternehmern zu erfahren, wo der Schuh drückt, und ihnen meine Unterstützung zuzusichern, insbesondere in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ich mache keinen Hehl daraus, wenn ich mit meinen Führungskräften aus dem Landratsamt kleine Handwerksbetriebe besichtige – genauso wenig, wenn ein Besuch beim Global Player Knauf ansteht, um vor Ort Informationen aus erster Hand zu erhalten, auch wenn wir keine originäre Zuständigkeit haben. Das ist nichts Anrüchiges, sondern eine Notwendigkeit. Genau das sollte man von einem Landrat und seiner Behörde erwarten. Übrigens habe ich bei einer Gemeindebegehung in Zell auch die Zeller Quellen besichtigt. Sind Sie etwa auch der Meinung, ich habe dadurch unzulässigerweise für die Trinkwasserversorgung Partei ergriffen?
Sie behaupten in Ihrem Brief, dass ich auch dank meiner CSU-Kollegen im Umweltausschuss des Landkreises Würzburg Einfluss genommen hätte. Das ist unwahr. Als Journalistin müssten Sie wissen, dass es in diesem Ausschuss keine Fraktion gibt, die eine absolute Mehrheit hat. Sie wissen hoffentlich auch, dass es in besagter Sitzung des Ausschusses eine umfassende Diskussion mit zahlreichen Abstimmungen gab. In Summe waren es 15 Abstimmungen in der Sitzung mit unterschiedlichsten Voten. Teilweise wurde einstimmig abgestimmt, aber auch Abstimmungsergebnisse von 6 zu 8 kamen vor. Die Schlussabstimmung über die formelle Behördenbeteiligung des Landkreises erfolgte mit 11:3 Stimmen.
Der Umweltausschuss hat 15 Mitglieder. Die CSU-Fraktion stellt davon sechs Mitglieder. Vor dem Hintergrund dieser Faktenlagen: Warum stellen Sie eine solche Behauptung in den Raum? Was wollen Sie hiermit bezwecken? Wie erklären Sie sich die weiteren vier Personen, die bei der abschließenden Abstimmung dem Beschlussvorschlag zugestimmt haben? Wie erklären Sie den demokratisch legitimierten Mitgliedern des Ausschusses, dass Sie diese zu Handlangern eines Landrates erklären?
Eberth: "Wenn durch das Bergamt festgestellt wird, dass Trinkwasserschutz und Bergbau zusammengehen, dann ist es gut für die Region"
Was mir an dieser Stelle aber viel wichtiger ist: Das Wasser fließt nicht nur durch unseren Landkreis, es wird auch hier gewonnen. Deswegen muss die Trinkwasserschutzgebietsverordnung in meinen Augen für die davon betroffenen 16.000 Menschen im Landkreis nachvollziehbar und frei von Widersprüchen sein. Ich bin kein Wasserexperte, aber ich bin meinen Bürgern verpflichtet und erkläre, welche Konsequenzen, welche Bürokratie und welche Nachteile eventuell aus der Trinkwasserschutzgebietsverordnung durch die Erweiterungen entstehen. Das ist mein klarer Auftrag.
Wasser ist neben reiner Luft das wichtigste Gut der Menschen. Es zu schützen, ist selbstverständlich meine Aufgabe. Unbeeindruckt von Unterstellungen und einseitiger Einflussnahme – ganz gleich, ob von Unternehmen, Medien oder anderen Stellen.
Ich bleibe dabei: Wenn durch das Bergamt festgestellt wird, dass Trinkwasserschutz und Bergbau zusammengehen, dann ist es gut für die Region. Wenn die Gutachtenbetrachtung und die Risikoanalyse anders ausfallen, dann ist das zu akzeptieren. Mal ganz offen, wenn ich mir eine Frage erlauben darf: Wäre das bei Ihnen auch so, Frau Kleinhenz?
Ich sehe es auch als meine Aufgabe, Güter wie Wasser und Luft im vorhandenen Rechtsrahmen bestmöglich zu schützen. Vertrauen in einen Rechtsstaat fußt auch immer darauf, dass Recht und Gesetz eingehalten werden und Entscheidungen gerichtlich überprüfbar sind. Meinung ist dabei nicht gefragt. Es zählen Fakten. Ich würde mir wünschen, dass dies für alle Beteiligten in der Sache gilt.
Wie Sie wissen, stehe ich jederzeit für ein Gespräch auch mit der Redaktion der Main-Post zur Verfügung und hätte mich vor der Veröffentlichung des Samstagbriefes über einen gemeinsamen Austausch zur Erläuterung meiner Meinung gefreut.
Mit lieben Grüßen im Sinne der Menschen des Landkreises Würzburg
Thomas Eberth Landrat
Zudem bleibt die Frage offen, wer im Landratsamt während der Einwendungsfrist am Jahresbeginn der Stellungnahme zum Bergwerks-Antrag zugestimmt hat, wenn der Umweltausschuss seit Mai 2024 nicht getagt hat
Gern würde ich erfahren, wer Herrn Eberth mit entsprechender fachlicher Expertise geholfen hat, die zum Bergwerk vorgelegten Gutachten dahingehend zu überprüfen, ob das Bergwerk im Trinkwassereinzugsgebeiet Schaden für das Trinkwasser anrichten kann.
Dann würde er nicht mehr meinen, dass „Trinkwasserschutz und Bergwerk zusammengehen müsse“, sondern er wüsste, dass nicht nur die 16.000 Menschen im Landkreis, sondern auch die 130.000 Menschen der Stadt Würzburg weniger und schlechteres Trinkwasser hätten, wenn das Bergwerk käme.
Das ist alles nicht vergleichbar mit Brose oder Danone.
Die Mainpost informiert sehr gut und objektiv. Vielen Dank.
Die Gutachten haben nachgewiesen, dass es nicht weniger Wasser geben wird.
Und zum anderen wird es auch kein schlechteres Trinkwasser geben!
Und der Sinn hinter ihren Pseudo oder Suggestivfragen ist doch auch klar!
Schauen Sie mal über Tellerrand und informieren Sie sich umfassend. Dann erübrigen sich Ihre "seltsamen" Kommentare.
Befassen Sie sich einmal mit dem Gutachten der Stadt bzw. der TWV.
Selbst Knauf schließt Risiken nicht aus und räumt einen Wasserverlust ein. Ebenso räumt Knauf eine Erhöhung der Sulfatwerte ein.
Das Gutachten der TWV zeigt Mängel und Defizite des Knaufgutachtens auf.
Wenn man deshalb zu einer anderen Einschätzung der Sachlage kommt, ist das weder Käse noch Lüge.
Und sprechen sie bitte nicht immer von einem unabhängigen Gutachten in Bezug auf Knauf. Es ist ebenso unabhängig wie das Gutachten der TWV.
Ich habe das als einer der wenigen erstens gelesen, zweitens zugehört und drittens nachgefragt.
Zudem ist das Gutachten des TWV nicht unabhängig und "beauftragt".
Die Risiken, die Sie vorbringen hat Knauf bzw. die unabhängigen Gutachten, im Worst Case mit unter einem Prozent beziffert. Wo bitte ist das dann keine Lüge?
Welche Mängel zeigt also das sog. TWV Gutachten auf? Das ist konstruiert und nicht belegbar.
Der generelle Unterschied zwischen den Gutachten ist ganz einfach erklärt!
Knauf beauftragte anerkannte Institute und Lehrstühle ( Grundlagenforschung ) ergebnisoffen und nicht wie das THV Ei ausgesuchtes mit einer bestimmten Aufgabenstellung! Von daher kann es niemals unabhängig sein!
Ist das eines ihrer Lieblingsargumente?
Auch die Gutachtenanalyse liegt jetzt, natürlich ohne irgendeinen Hinweis auf Einfluss, komplett beim Bergamt.
Herr Eberth ist doch mit seinen Aussagen selbst das Fähnchen im Wind und „rudert jetzt zurück“ allerdings nicht ohne der Mainpost Parteilichkeit zu unterstellen. Hier muss ich sagen, dass ich mich von der Mainpost halt einfach eher gut informiert gefühlt habe. Danke hierfür an die Redaktion.
Meine Meinung: Wer im Zeitalter von digitaler Kommunikation derart sich selbst ins Rampenlicht mit bereits vorgefassten Aussagen stellt, darf sich nicht wundern wenn kritischer Gegenwind kommt. Auch dass dieses konstruktiv und kritisch.in der Mainpost aufgearbeitet wird, zeugt doch eher von Professionalität.
Und er geht offen und klar mit der Angelegenheit um!
Es zeigt zudem, dass die MP mit den "Meinungen" nicht immer richtig liegt und die sollte es unterlassen die Menschen zu spalten und gegeneinander ausspielen!
Eine sachliche und politisch neutrale Berichterstattung wäre absolut wünschenswert!
Auf mich wirkt die Antwort des Herrn Landrat auch nicht arrogant.
Tatsächlich kommt Herr Eberth hier sehr dünnhäutig und unsouverän rüber. Als Person öffentlichen Interesses in dieser Position muss man sowas aushalten können. Offensichtlich kann er das nicht.
Souverän wäre gewesen, die Sache einfach auf sich sitzen zu lassen.
Warum glaubt er denn, sich rechtfertigen zu müssen? Gegen eine Meinung einer Journalistin? Wie sagten sie so schön: was interessiert es die alte Eiche, ...
Souverän ist anders und sein Verhalten zeugt nicht gerade von besonderen Führungsqualitäten.
Der Samstagsbrief ist eine Meinungsäußerung des Verfassers, ein Kommentar. Deswegen muss dieser weder objektiv, unvoreingenommen noch ergebnisoffen sein.