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Würzburg/Iphofen
Würzburgs Landrat zum Konflikt Knauf-Bergwerk und Trinkwasser: Wieso dauert es mit dem Wasserschutzgebiet so lange?
Bayerns größtes Bergwerk und zweitgrößtes Wasserschutzgebiet: Die Vorhaben im Landkreis Würzburg schließen sich eigentlich aus. Das sagt Landrat Thomas Eberth zum Konflikt.
Der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) sagt: 'Natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde uns einschränken.'
Foto: Johannes Kiefer | Der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) sagt: "Natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde uns einschränken."
Angelika Kleinhenz
 und  Natalie Greß
 |  aktualisiert: 23.03.2025 02:28 Uhr

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Wird zuerst Bayerns größtes Bergwerk im Landkreis Würzburg genehmigt? Oder wird Bayerns zweitgrößtes Trinkwasserschutzgebiet im selben Gebiet vorher ausgewiesen?

Gipsweltmarktführer Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will Ende des Jahres mit dem Bau seines geplanten Bergwerks bei Altertheim beginnen. Auch die Erweiterung des Wasserschutzgebiets für die Würzburger Trinkwasserversorgung (TWV) ist auf der Zielgeraden

Bringt das den Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) in einen Interessenkonflikt? 

Als Politiker und oberster Repräsentant des Landkreises will der Landrat die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden fördern. Dazu wäre Rohstoffabbau dieser Größenordnung durchaus geeignet. Als Behördenleiter im staatlichen Auftrag ist der Landrat dazu verpflichtet, die Trinkwasserversorgung Würzburgs zu sichern. Denn das Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt liegt im selben Gebiet.

Die Leiterin des Umweltamts des Landkreises, Edith Schulz, muss die Verordnung zum neuen Wasserschutzgebiet rechtlich prüfen und am Ende erlassen. Sie sagt, sollte eine Verordnung aufgrund von Fehlern - gleich, ob beim förmlichen Verfahren oder bei der rechtlichen Würdigung - unwirksam sein, gelte sie nicht. Deshalb würde das Umweltamt jetzt besonders darauf achten, dass keine Fehler passieren. Weil das Schutzgebiet "eine immense Dimension" habe, sei das Verfahren mit "enormem Verwaltungsaufwand" verbunden.

Dauert die Erweiterung des Wasserschutzgebiets "Zeller Quellen" deshalb so lange? Und wie geht Thomas Eberth mit seiner Doppelfunktion als staatlicher und politischer Landrat um? Im Interview spricht der 49-Jährige aus Kürnach über "die zwei Herzen", die beim Thema Wasserschutzgebiet und Knauf-Bergwerk in seiner Brust schlagen.

Frage: Herr Eberth, warum dauert die Erweiterung des Wasserschutzgebiets so lange?

Thomas Eberth: Unsere Behörde gibt beim Wasserschutz nur den rechtlichen Rahmen vor. Der Inhalt wird von der Trinkwasserversorgung Würzburg geliefert und vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg überprüft. Hunderte Bürgerinnen und Bürger, ein Dutzend Gemeinden und zahlreiche Träger öffentlicher Belange haben Stellung genommen. Das macht das Verfahren so komplex.

Mischen Sie sich in die Arbeit der Leiterin des Umweltamts, Edith Schulz, ein?

Eberth: Ja und nein. Als staatlicher Landrat werde ich dafür sorgen, dass das Verfahren rechtstaatlich, ordnungsgemäß und fehlerfrei abgearbeitet wird. Seit 100 Jahren ist beim Thema Trinkwasserschutz Zeller Quellen nicht so viel passiert. Deshalb kommt es mir jetzt auch nicht auf ein paar Monate mehr an. Wir müssen mit dem nötigen Nachdruck, aber auch mit der nötigen Sauberkeit arbeiten, damit das Ganze für die Bürgerinnen und Bürger plausibel ist und vor Gericht standhält - sollte jemand dagegen klagen.

Und als politischer Landrat?

Eberth: Als politischer Landrat und Vertreter der Bürgerinnen und Bürger sehe ich schon zwei Herzen in meiner Brust schlagen: Trinkwasserschutz ist wichtig, die wirtschaftliche Entwicklung aber auch. Dazu gehören die geplante Deponie der Firma Beuerlein und das geplante Gipsbergwerk der Firma Knauf. Wir als Landkreis tragen in der Energie- und der Nahrungsmittelversorgung, der Holzproduktion, der Naherholung oder dem Trinkwasserschutz die Last der Stadtbevölkerung mit. Das tun wir gerne. Da ergänzen wir uns. Aber natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde die Gemeinden und die Bürger dort erheblich einschränken. Und die meisten Landkreisgemeinden beziehen ihr Trinkwasser nicht einmal aus dem eigenen Gebiet, sondern von der Fernwasserversorgung Mittelmain aus dem Landkreis Main-Spessart oder von der Fernwasserversorgung Franken aus verschiedenen Grundwassergewinnungsanlagen aus weiten Teilen Bayerns.

Sie werben für einen finanziellen Ausgleich, den der Landkreis von der Stadt bekommen sollte. Bekommt denn der Landkreis Main-Spessart einen finanziellen Ausgleich vom Landkreis Würzburg für den Trinkwasserschutz?

Eberth: Nein, aber im Landkreis Main-Spessart fallen die Trinkwasserschutzgebiete auch wesentlich kleiner aus. Die Einschränkungen sind derzeit wesentlich geringer, doch die Landwirte bekommen zum Beispiel kleine Entschädigungen für die Einschränkungen auf ihren Flächen. Wir reden im Landkreis Würzburg von 66 Quadratkilometern, dem zweitgrößten Trinkwasserschutzgebiet in Bayern. Deshalb schaue ich als politischer Landrat sehr kritisch auf die Wasserschutzgebietsverordnung und hinterfrage: Welches Verbot macht Sinn, welches macht keinen Sinn?

 
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  • Johannes Bätz
    Wie so dauert es so lang . . . oder wieso soll man Trinkwasser schützen . . . Für mich gibt es da keine Frage oder Alternaive und auch kein warum so lange - denn da gibt es nur ein klares ja und zwar sofort, denn man muss Trinkwasser schützen, denn Wasser ist die Grundlage jeden Lebens. Wer der Meinung ist, dass das Trinkwasserschutzgebiet nicht nötig ist, kann ja sein Trinkwasser in jedem Supermarkt kaufen. Hoffentlich kommt dieses dann wenigstens rein und ohne Belastung in die Flasche.
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  • Martin Neuner
    Zweit größtes Wasserschutzgebiet, zweitgrößte Stadt Würzburg?
    Trinkwasserschutz ist lebensnotwendig, Arbeitsplätze nicht. Zahlt der Staat.
    Keine Gefährdung des Trinkwassers. Gibt es nicht, da Straßenverkehr, Wohnungen, Menschen, Industrie, Landwirtschaft usw. im Wasserschutzgebiet noch vorkommt. Es müssten die Auflagen für die Nutzer so hoch sein, dass keine Nutzung und kein Zugang mehr möglich.
    Warum werden im Stadtgebiet Industrie- und Wohngebiete ausgewiesen und keine Wasserschutzgebiete.
    Die Landkreis Gemeinden und Bewohner werden unentgeltlich mit Auflagen überhäuft. Wasser sparen wäre auch möglich.
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  • Isabelle Götz
    Puh, was ist das für eine Argumentation?

    Trinkwasserschutz ist ja nicht Trinkwasser sparen, wobei das eine das andere nicht ausschließt.

    Soll es heißen mir egal, ob das Wasser potentiell nicht sauber ist, praktisch könnt ihr ja Flaschenwasser trinken?
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  • Christiane Dehmer
    Wenn in Herrn Eberths Brust zwei Herzen schlagen, weiß er wohl, dass Bergwerk und Deponie das Trinkwasser sehr gefährden würden.

    Er ist als Landrat für die Bürger verantwortlich, nicht der Industrie verpflichtet.
    Mit einer Deponie, die leicht belastete Abfälle in den Landkreis und in ein Trinkwassereinzugsgebiet bringt, hilft er den Bürgern nicht.
    Das Bergwerk in der Altertheimer Mulde würde der Firma Knauf (im nicht zum Würzburger Landkreis gehörenden Iphofen) helfen, aber nicht den Bürgern.
    Kann es einem Landrat egal sein, ob die Stadtbevölkerung und einige Orte im Landkreis genug sauberes Trinkwasser haben? Trinkwasser ist lebenswichtig, Gips nicht.
    Die Bevölkerung entscheidet über die Wiederwahl eines Landrats, nicht die Industrie.

    Alte Steinbrüche, bei denen kein Trinkwasser gefährdet wird, sind als Deponie geeignet. In Trinkwasser-Einzugsgebieten, ganz egal ob sie schon als Wasserschutzgebiet ausgewiesen sind oder nicht, dürfen keine Bergwerke oder Deponien errichtet werden!
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  • Frank Stößel
    Wann hört man etwas zum Gutachten des Bayerischen Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg?
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  • Armin Genser
    Ebert: Die Landkreisgemeinden beziehen ihr Trinkwasser über die Trinkwasserversorgung Mittelmain aus "keineren" Wasserschutzgebieten aus weiten Teilen Bayers.

    In diesen Wasserschutzgebieten müssen die Menschen stellvertretend für die "Landkreisler" eben auch Einschränkungen hinnehmen.

    Nebenbei, andere Bundesländer haben viel größere Flächen geschützt und leben ganz gut damit. Trinkwasserschutzgebiete machen in Bayern nur ca. 5% der Landesfläche aus.
    In Nordrhein-Westfalen sind es rund 12%, in Niedersachsen rund 11%, in Mecklenburg-Vorpomern rund 15%. In Baden-Württemberg mehr als 26% u. in Hessen knapp 30%.
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  • Isabelle Götz
    Interessant, Trinkwasserschutz scheint eine massive Abwägungssache zu sein.

    Flächengrössen werden gegenübergestellt ohne auf geologische Differenzen einzugehen. Schade, dass da die Mainpost nicht nachgehakt hat.
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  • Barbara Fersch
    man wird schon was finden, um das Projekt zu stoppen......man hat auch was gefunden um Frau Vietinghoff-Scheel anzuschwärzen. Leider kann das der Bürger nicht prüfen, doch mit rechten Dingen schien das alles nicht gelaufen zu sein!
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  • Martin Deeg
    Sich alles offenhalten und so wabernd zu formulieren, dass zwar die eigene Person im Mittelpunkt steht - eine tragische Figur mit „zwei Herzen“ - gleichzeitig aber für nichts Verantwortung zu übernehmen ist eine Kunst, die dieser Herr beherrscht.
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