
Das vom Knauf-Konzern geplante Gipsbergwerk im Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt Würzburg schlägt weiter hohe Wellen. Im Mittelpunkt der Kritik steht ein vom Iphofener Unternehmen in Auftrag gegebenes Gutachten. Die Ingenieurgesellschaft DMT, Tochterfirma des TÜV-Nord in Essen, kam im September 2024 darin zum Ergebnis: Das geplante Bergwerk stelle keinerlei Gefahr fürs Wasser dar.
Dem widersprechen der Trinkwasserversorger der Stadt Würzburg und die Landkreisgemeinde Waldbrunn. Sie fürchten die Gefährdung des Trinkwassers durch den Rohstoffabbau in der Altertheimer Mulde. Dabei stützen sie sich auf massive Zweifel ihrer eigenen Gutachter am Ergebnis von DMT. Die Gemeinde Waldbrunn hatte ein Ingenieurbüro zurate gezogen, die Stadt Würzburg gleich vier verschiedene Gutachter-Büros beauftragt, darunter Bergbau-Experten aus Freiberg.
Das sagen die Firma Knauf und die Gesellschaft DMT zu fünf Befürchtungen und Kritikpunkten an ihrem Gutachten.
1. Verschiedene Gutachter kommen zu verschiedenen Ergebnissen in Sachen Bergwerk - also ist das Risiko fürs Trinkwasser zu hoch.
DMT betont, vier Jahre lang anhand von 19 Bohrstellen das Gebirge ober- und unterhalb des geplanten Bergwerks untersucht zu haben. Das Ergebnis: ein Gutachten von mehreren Hundert Seiten. Das sei nicht vergleichbar mit Stellungnahmen, die die Trinkwasserversorger dazu jetzt abgegeben hätten.
DMT-Gutachter Holger Kories sagt, für die Untersuchungen habe man sich "über die gesamte Bearbeitungszeit" mit der Trinkwasserversorgung Würzburg (TWV) und den Behörden "eng abgestimmt". In einigen Punkten seien DMT und die Gutachter der TWV unterschiedlicher Meinung.
"Offenbar ist es dort auch zu einigen Missverständnissen und Fehleinschätzungen gekommen", so Kories, der vor seiner Zeit bei DMT mehr als 40 Jahre lang für die Zentralstelle des Deutschen Steinkohlebergbaus tätig war. "Wir haben jedenfalls sehr sorgfältig gearbeitet und alles sehr genau angeschaut."
2. Würzburgs Trinkwasserversorger befürchtet einen Wasserverlust von bis zu 13 Prozent bei den Zeller Quellen - das gefährde die Versorgungssicherheit der Stadt.
Knauf und DMT widersprechen: Zwischen dem Grundwasser und dem unterhalb des Grundwasserleiters geplanten Bergwerk liege eine mindestens neun Meter mächtige Tonschicht. Sie reagiere plastisch, sodass sich keine Klüfte öffnen könnten. "Bei den 13 Prozent Wasserverlust wird aber suggeriert, es gäbe solche Klüfte", sagt DMT-Gutachter Kories. Er schließe aus, dass es zu einem so großen Wasserverlust kommen könnte, wie Würzburgs Trinkwasserversorger befürchtet. Im Knauf-Gutachten gehen die Bergbauexperten von maximal einem Prozent Wasserverlust nach 60 Jahren aus.
3. Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg hält das Knauf-Gutachten für plausibel - sieht aber ein Restrisiko, dass doch mehr Wasser ins Bergwerk sickern könnte.
Der Einschätzung des Wasserwirtschaftsamtes widersprechen Knauf und DMT nicht. Man könne im Vorfeld nicht das gesamte Gestein vollständig erkunden. Dafür müsste man das Gebirge in der Altertheimer Mulde abtragen. "Aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Unternehmenssprecher Matthias Link. Die 19 Bohrungen seien repräsentativ.
"Sollten wir während des Abbaus merken, dass sich die Verhältnisse signifikant ungünstiger darstellen als es die bisherigen Auswertungen nahelegen, werden Maßnahmen ergriffen", sagt der Sprecher. "Für das Restrisiko gibt es ein Monitoring-Konzept und einen Maßnahmenplan."
DMT-Gutachter Kories sieht die Überwachung des Grundwassers als "eine Ewigkeitsaufgabe". Der Konzern werde da "nicht drumherum kommen - auch wenn der Gips längst abgebaut ist".
4. Trinkwasserversorger erwarten die größte Gefahr fürs Wasser nach dem Ende des Gipsabbaus - wenn das Bergwerk mit Wasser vollläuft.
Nach 260 Jahren werde das Bergwerk mit Wasser vollgelaufen sein - so lautet ein Zukunftsszenario aus dem Knauf-Gutachten. Zur Sicherheit sollen dann technische Barrieren, sogenannte Schotts, unterirdisch eingezogen werden. Dadurch werde der Wasseraustausch zwischen dem vollgelaufenen Bergwerk und dem darüber liegenden Grundwasser reduziert, so Knauf.
Welche Gefahr droht dann dem Trinkwasser? "Keine", sagt DMT-Gutachter Kories. Für die Standsicherheit des Bergwerks sei das "laut der Experten der TU Freiberg sogar gut". Es gehe dann "auch kein Wasser verloren".
5. Trinkwasserversorger befürchten, das Bergwerk könnte die Qualität des Trinkwassers gefährden - etwa durch erhöhte Sulfatbelastung.
Sulfat kommt im Grundwasser vor, sagt Knauf. Das DMT-Gutachten habe errechnet, dass "selbst im ungünstigsten Fall die Sulfatkonzentration im Grundwasser um maximal 0,8 Milligramm pro Liter bezogen auf das Einzugsgebiet der Zeller Stollen steigen würde" - und dies "erst nach 260 Jahren".
Erst in der Phase nach dem Abbau, wenn das Bergwerk vollständig mit Wasser gefüllt sei, könne eine geringe Menge sulfatgesättigten Wassers durch die Ton-Sulfat-Wechsellagerung, also die trennende Schicht, in den Grundwasserleiter übertreten. Der Grenzwert für Sulfat im Trinkwasser liegt nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt bei 250 Milligramm pro Liter.
Dieser Datengrundlage lässt keine Statistik zu, ist nicht exakt und unbrauchbar für Risikobewertungen.
Es kommt nicht auf die Seitenzahl der Gutachten an, sondern auf die Seriösität, Präzision und Wahrheitsgehalt.
Weil man den sensiblen, zerklüfteten Untergrund nie brauchbar im Voraus erkunden kann (wie auch der Knauf-Sprecher sagt), sollte man in diesem Bereich auch niemals ein Bergwerk errichten.
Auch wenn das Wasserschutzgebiet noch nicht ausgewiesen ist, dieser Bereich ist und bleibt das Trinkwassereinzugsgebiet für Altertheim, Waldbrunn, und die Zeller Quellen für Würzburg, Gerbrunn, Zellingen & Zell am Main.
Haben Sie bedacht, dass es in diesem Beispiel nicht um den Schutz eines seltenen Vogels geht, sondern um sauberes und ausreichendes Wasser für 100000 Bürger, darunter viele Kinder.
In früheren Beiträgen wurde ja schon aufgezeigt, dass die Firma Knauf mögliche Alternativen finden könnte.
Viele Grüße
Im weiteren Knauf hob bei der Präsentation in der Stadtratssitzung, dass die Stützen, welche das Bergwerk tragen, eine Sicherheit von 2 aufweisen. Dies ist allerdings genau die Sicherheit, welche (ohne etwaige Betrachtungen hinsichtlich Trinkwasserschutz) für die langfristige Sicherheit der Tragfähigkeit gefordert werden. Die Ausnutzung der Stützen liegt somit bei quasi 100%. Gibt es nun Abweichungen in den Eingangsdaten ungünstiger Art, so ist diese gesamte Berechnung als nicht erfolgreich zu werten. Es besteht also die Gefahr des Versagens der Tragstruktur.
(2)
Quelle: Eingabeunterlagen KNAUF
Zu 4 wie genau technisch sicher entsprechende Barrieren eingezogen werden, darüber schweigt sich KNAUF in den Eingabeunterlagen aus. Es ist also bis dato nicht bewertbar, ob die vorgesehenen Planungen valide sind.
Zu 5, das Bergwerk wird, auch nach den Unterlagen von KNAUF, festlegen. Vor Ort geplant ist ein Abbau im Voll-Diesel-Betrieb. Es ist in meinen Augen davon auszugehen, dass sämtliche toxischen Ablagerungen durch Abgase, "kleinere Unfälle" u.ä. sich im Bergwerk wiederfinden. (1)
Hauptsache es findet sich ein Schublade!
Das der "Ottonormalverbraucher" die Argumente u. Zusicherungen von Knauf für nicht schlüssig hält, kann nach ihrer Meinung nicht sein. Ja, viele haben sich informiert u. möchten mitreden. Letztlich ist Mitbestimmung ein zentraler Bestandteil einer Demokratie. In China wird so etwas anders geregelt.
Und NEIN, früher war nicht alles besser.
Beispiel: Flurbereinigung. Es wurde ein immenser Aufwand betrieben, Niederschläge durch Drainagen, begradigte Bäche, Kanäle usw. so schnell als möglich abzuleiten. Heute wissen wir es besser u. machen diese Fehler (leider zu selten) mit enormen Aufwand rückgängig.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/schlampereien-an-der-steige-art-6048316
und jetzt will Knauf . . . da stellt sich für mich die Frage ? läuft das genauso ab wie damals bei der Sanierung der Hettstädtersteige. Aber es ist immer das gleiche - Firmen und Gutachter weisen dann ihre Verantwortung einfach ab, man kann ja nicht alles wissen. Hoffe das man aus der Sache "Hettstädtersteige" gelernt hat,dass jetzt wenigstens die Firma Knauf dazu verdonnert wird - für zukünftige Störfälle voll und ganz einstehen "MUSS",falls es eine Genehmigung geben sollte - ich hoffe dass es diese zum Schutz unseres "Wassers"nicht gibt.
Niemand behauptet, Knauf sei für die Ausführung der "Betonwanne" an der Hettschter Steige verantwortlich.
Es geht um die Verantwortung bzw. die Kostenübernahme bei Schäden oder Folgekosten durch das Bergwerk. Es geht darum, dass Knauf dafür aufkommen muss u. nicht der Steuerzahler. Beispiele dafür, dass Folgekosten auf die Gesellschaft ("den Steuerzahler") abgeladen wurden gibt es genug, z.B. in der Nähe, in Segnitz. Maßnahmen: über 10-jährige Grundwassersanierung mit Austrag von ca. 10 t Arsen, Bodenaushub von ca. 100.000 t arsen- u. kupferbelastetem Boden,Austrag von ca. 60 t Arsen aus dem Boden...
Die Verursacherfirma hatte etwa 70 Jahre vor Sanierungsbeginn die Tore geschlossen. Sicher ein drastisches Beispiel.
Welche Sicherheiten gewährt Knauf für den Worst Case?
Es gibt noch nicht mal eine konkrete Planung für die Nachbergbauphase.
Die Sicherung der Wasserversorgung ist
für "die Ewigkeit" zu gewähren, so der Knauf-Gutachter.
Na dann...
Das Bergwerk darf nicht gebaut werden. Knauf muss sich endlich mit Alternativen zum Gips auseinandersetzen. Zeit genug war. Daß die Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke wegen der hohen CO2 Emissionen möglichst zügig abgeschaltet werden müssen und dann auch kein REA Gips mehr zur Verfügung steht, ist ewig lang bekannt. Wer zu spät neue Entwicklungen zur Gipsalternative anstößt, kann nicht damit rechen, daß ihm Behörden mit einem, die Trinkwasserversorgung gefährdenden Bergwerk, aus der Patsche hilft.
Eine Verweigerung der Genehmigung wäre auch ein Zeichen an andere Unternehmen. Setzt euch auf den Hosenboden und arbeitet an zukunftsfähigen Technologien.
Aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, hier Fake News zu verbreiten. Vielleicht hilft Ihnen ja ein Faktencheck
https://correctiv.org/faktencheck/2023/04/20/recycling-von-windraedern-sockel-bleiben-nicht-im-boden-und-rotorblaetter-duerfen-nicht-vergraben-werden/
Windräder können nach Erreichen ihrer Lebensdauer zu ca. 90% recycled werden. Schwierig ist tatsächlich das Recycling der Rotorblätter, das diese Verbundwerkstoffe nur schwer zu trennen sind. Deshalb werden sie zum größten Teil geschreddert und als Füllstoffe verwendet - oder thermisch in Zementwerken verwertet. Wie dabei eine Grundwasserbelastung entstehen soll ist Ihr Geheimnis.
Die thermische Verwertung hat auch z.B. bei den Autoreifen einen hohen Anteil. PRO JAHR fallen in D ca. 600.000 t Altreifen an. Es wird geschätzt, dass in den NÄCHSTEN 20 JAHREN insgesamt 400.000 t an Rotorblättern anfallen, die entsorgt werden müssen…
wenn es Alternativen zu Gips gibt, gibt es auch Alternativen zu Zement.
Für jeden Gutachter gilt natürlich, dass er schon weiß, wer ihn bezahlt.
Es ist doch eigentlich ganz einfach: Wir machen die Herrschaften, die jegliche Gefährdung des Trinkwassers streng wissenschaftlich ausschließen, juristisch vollumfänglich für Folgen einer möglichen Fehleinschätzung haftbar. Und schauen dann köstlich amüsiert zu, wie sie eine Versicherung für DIESES Risiko suchen...
"Sollten wir während des Abbaus merken, dass sich die Verhältnisse signifikant ungünstiger darstellen als es die bisherigen Auswertungen nahelegen, werden Maßnahmen ergriffen", sagt der Sprecher. "Für das Restrisiko gibt es ein Monitoring-Konzept und einen Maßnahmenplan."
„DMT-Gutachter Kories sieht die Überwachung des Grundwassers als "eine Ewigkeitsaufgabe". Der Konzern werde da "nicht drumherum kommen - auch wenn der Gips längst abgebaut ist".“
Das heißt mit anderen Worten, dass es ein Restrisiko gibt!!
Sollen 100000 Menschen diesem ausgesetzt werden?
Wie sehen Garantien und Massnahmen aus von Seiten der Firma Knauf, falls es zu Unfällen kommen würde, die sich nachteilig auf das Trinkwasser auswirken würden?
Eine Abwägung privater Interessen (Gewinne) gegenüber der Daseinsfürsorge der Stadt Würzburg ist nicht akzeptabel!
Das würde auf nahezu alle Betriebe dieses Planeten wohl zutreffen.
Und zu ihrem ersten Satz im Teil zwei sei nur so viel angemerkt, dass sie hier genau den selben Argumenten, wie die gesamte Gegnerschaft folgen, dass sie behaupten, es bestünde ein Risiko.
Ich kann genauso behaupten, dass kein Risiko vorliegt. Und dass das Trinkwasser nicht gefährdet ist.
Und wenn man den Berichten und mit dem Vortrag in der Stadtratssitzung aufmerksam gefolgt ist, Wurde klar und deutlich ein Wahrscheinlichkeitsszenario im worst Pace dargestellt, welches keine Auswirkungen haben wird. Ebenso kann man physikalische Gesetze und geologische Vorgaben beziehungsweise natürliche Vorkommen von Gesteinserd oder Tonarten nicht ignorieren Und mit Angst kolportieren.
Es wird nur versucht, Ängste zu schüren und mit Halbwissen zu arbeiten.