
Man hört sich zu, bildet sich fort und unterstützt sich gegenseitig: In zahlreichen Krebs-Selbsthilfegruppen in der Region finden Betroffene Rat und seelische Kraft. Was zeichnet die Gruppen aus? Wie unterscheiden sie sich? Und wer kann teilnehmen? Wir stellen in unserer großen Serie zum Thema "Krebs" hier stellvertretend acht Angebote zur Selbsthilfe vor.
Selbsthilfegruppe Deutsche ILCO
Sie ist nicht nur Anlaufstelle für Patienten mit Krebserkrankung – aber häufig ist ein Tumor die Ursache, wenn Menschen einen künstlichen Darm- oder Blasenausgang brauchen. Die Selbsthilfegruppe Deutsche ILCO ist in Unterfranken mit einem regionalen Ableger Schweinfurt-Main-Rhön vertreten. Ihr Name wird abgeleitet von Ileo- und Colostomie (Dünn-/Dickdarmausgang). Regionalsprecher Karlheinz Illig aus Schweinfurt war vor 20 Jahren selbst doppelter Krebspatient mit Karzinomen in Dickdarm und an der linken Niere. Einmal im Monat trifft sich die Regionalgruppe normalerweise - in Zeiten ohne Corona-Pandemie - zum Austausch und zu Vorträgen. Auch Angehörige sind eingeladen. Daneben gehören ein Besucherdienst bei Patienten im Darmzentrum des Schweinfurter Leopoldina-Krankenhauses sowie Gruppengespräche in Rehakliniken zum Programm.
Kontakt: Karlheinz Illig, Tel. (09721) 89148, E-Mail: killig@web.de, Homepage: www.ilco-schweinfurt-main-rhoen.de
Myelom Selbsthilfe Würzburg
Multiples Myelom – das ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Wolfgang Schäfer bekam die Diagnose 2004, er gründete später die Würzburger Selbsthilfegruppe. 60 Mitglieder zählt diese zur Zeit, willkommen sind Patienten genauso wie Angehörige. "Wir möchten einander Mut machen", sagt Schäfer. Es gehe aber auch darum, Erfahrungen auszutauschen oder Wissen über den Krankheitsverlauf und Therapien zu vermitteln. Vor Covid-19 traf sich die Gruppe alle vier bis sechs Wochen, ergänzend gab es Expertenvorträge und zwei Mal pro Jahr einen Patiententag zu neuen Entwicklungen in Therapie und Forschung. Derzeit bietet die Gruppe Online-Veranstaltungen als Ersatz.
Kontakt: Dr. Wolfgang Schäfer, E-Mail: info@myelom-selbsthilfe-wuerzburg.de, Homepage: myelom-selbsthilfe-wuerzburg.de
Selbsthilfegruppe Krebsnachsorge Schweinfurt
"Unsere Gruppe ist für jeden da, der an Krebs erkrankt ist", sagt Dorothea Traub. Sie hat die Selbsthilfegruppe Krebsnachsorge in Schweinfurt vor mehr als vier Jahrzehnten mit gegründet. Bis zu 25 Teilnehmer seien sie aktuell, auf dem Programm stehen gemeinsame Aktivitäten wie Wanderungen oder Theaterbesuche, Fachvorträge und vor allem Gesprächsrunden. "Wir geben uns allen gemeinsam Hoffnung", sagt Traub. Ihre eigene Erkrankung, Schilddrüsenkrebs, liegt lange zurück. Wichtig sei vor allem der Kontakt zwischen Neuerkrankten und Menschen, die den Krebs überwunden haben – denn diese Schicksale zeigten, dass man wieder gesund werden könne.
Kontakt: Dorothea Traub , Tel. (09721) 72950, E-Mail: dorothea-traub@t-online.de

Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V.
Die Elterninitiative ist mit mehr als 700 Mitgliedern mittlerweile ein eingetragener Verein. Bei den Angeboten willkommen sind nicht nur Mitglieder, sondern alle an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien und verwaiste Eltern. "Die Diagnose können wir nicht ändern, aber das gesamte Umfeld positiv beeinflussen", sagt die Vorsitzende Jana Lorenz-Eck. Deshalb gibt es -in Zeiten ohne Pandemie - wöchentliche Gesprächskreise für Eltern auf den kinderonkologischen Stationen im Uniklinikum Würzburg. Auch steht der Verein in engem Austausch mit den Behandlern und unterstützt Nachsorge- und ambulante Hilfsteams, veranstaltet Frühlings- oder Sommerfeste und stellt 13 Elternwohnungen bereit. Das Besondere: Ehemals selbst betroffene Eltern engagieren sich für akut betroffene Familien. Das Zusammengehörigkeitsgefühl sei dadurch hoch und der Umgang vertrauensvoll, sagt Lorenz-Eck.
Kontakt: Büro der Elterninitiative, Tel. (0931) 2994244, E-Mail: Info@stationregenbogen.de, Homepage: www.stationregenbogen.de
Selbsthilfegruppe Krebsnachsorge Bad Königshofen
Seit 1997 gibt es die vom BRK getragene Selbsthilfegruppe Krebsnachsorge Bad Königshofen. In Nicht-Corona-Zeiten treffen sich rund 20 Mitglieder einmal pro Monat – derzeit betreut die Sozialpädagogin und Gruppenleiterin Adriane Sovert telefonisch. Die Gruppe richtet sich an Krebspatienten und Angehörige. Bei den Treffen werden Erfahrungen ausgetauscht und Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und Beratungen angeboten. Gemeinsame Feiern, Theaterbesuche oder Ausflüge stärken laut Sovert den Zusammenhalt. Ziel: Ängsten und Isolation entgegenwirken und zusammen lachen. Der geschützte Rahmen sei entscheidend: Er fange Teilnehmer nach einer Neudiagnose auf, begleite sie aber auch "während Höhen und Tiefen der Erkrankung".
Kontakt: Adriane Sovert, Tel. (0171) 8083394, E-Mail: sozialarbeit@kvrhoen-grabfeld.brk.de, Homepage: www.kvrhoen-grabfeld.brk.de
Präventions- und Rehasportverein Karlstadt e.V.
Nimmt man es genau, ist die Rehasportgruppe keine Selbsthilfegruppe. Aber: Hilfreich für Krebspatienten sei ihr Angebot sicher, sagt Michael Gehret, Geschäftsführer des Präventions- und Rehasportvereins Karlstadt. Ziel sei es, die Kraft von Krebspatienten während oder nach ihrer Erkrankung zu stärken und Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern. Dabei ist Rehasport "eine vom Arzt verordnete Leistung, in der Regel für die Dauer von 50 Einheiten". Mitmachen kann jeder Krebspatient, wenn er 45 Minuten Bewegung schafft und die Freigabe des Mediziners dafür hat. Positive Aspekte des Gruppentrainings seien der Spaß und die gegenseitige Motivation, so Gehret. Teilnehmer bauen wieder Vertrauen in den Körper auf. Wermutstropfen: Wegen des Lockdowns pausiert die Gruppe seit November.
Kontakt: Michael Gehret, Tel. (0171) 2735511, E-Mail: info@rehasport-karlstadt.de, Homepage: www.rehasport-karlstadt.de
Frauenselbsthilfe Krebs e.V. Gruppe Würzburg
Zwei unter einem Dach sind die Frauenselbsthilfe Krebs mit rund 55 Mitgliedern und ihr "junger" Ableger Frauenselbsthilfe Young. "Es erkranken immer mehr junge Frauen an Brustkrebs", erklärt Gruppenleiterin Beate Beyrich. Und deren Bedürfnisse seien oft anders als bei älteren Patientinnen. Beide Gruppen richten sich explizit an Frauen, mit Brustkrebs oder frauenspezifischen Tumoren. In Gesprächsrunden diskutiert man über soziale Probleme und Therapieformen, geht zum Waldbaden oder Sport, es gibt Seminare, Ernährungsberatung, Patiententage oder Meditationsangebote. Alles, "um Lebenslust zu gewinnen und Angst zu bewältigen", sagt Beyrich. In der Gruppe könne "ohne Scham über alle Themen" gesprochen werden. Ein Fokus ihrer Arbeit liege auch auf der Begleitung nach Therapieende, dann fielen viele Frauen in ein "Therapieloch". Während der Pandemie tauscht sich die Gruppe vor allem digital per WhatsApp aus.
Kontakt: Beate Beyrich, Tel. (0177) 2727641, E-Mail: Beate.e.beyrich@gmail.com
Prostata Hilfe Deutschland e.V.
Der Verein wurde 2017 u.a. von zwei ehemaligen Prostatakrebs-Patienten in Würzburg gegründet und hat hier seinen Sitz. Zum aktiven Team gehören 15 überwiegend ehrenamtlich tätige Mitarbeiter, die berufliche Erfahrungen (medizinisch, journalistisch) einbringen. Die Prostata Hilfe betreibt ein Informationsportal im Internet mit mittlerweile 80 000 bis 100 000 Besuchern pro Monat. Beantwortet werden alle Fragen rund um Prostata-Erkrankungen. "Wir helfen Männern und Angehörigen bei der Entscheidungsfindung zu Früherkennung, Diagnose, Therapie, Reha und Nachsorge", sagt Mitbegründer Knut Müller. Dabei achte man auf eine gute Verständlichkeit der Informationen.
Kontakt: Dr. Knut Müller, E-Mail: kontakt@prostata-hilfe-deutschland.de, Homepage: www.prostata-hilfe-deutschland.de